Wie nimmt man neue Musik positiv wahr?

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Hey Leute,

ich hab jetzt keinen besseren Titel gefunden :redface:
Hoffe, dass mein Anliegen im folgenden deutlicher wird.

Ich habe letztens auch mit einem Kumpel lange darüber diskutiert, wie und wann man Musik positiv wahrnimmt und wir sind nicht wirklich zu einem Ergebnis gekommen. Hintergrund ist: ich habe mittlerweile sicherlich 500 CDs in meiner Sammlung. Leider würde ich locker 80% davon als Ausschussware ansehen oder zumindest höre ich das meiste einfach nicht mehr wirklich. Das soll aber eben nicht heißen, dass es Bands sind, die ich nicht mag oder dass es generell schlechte Musik ist und ich die CDs als Fehlkäufe ansehe. Im Gegenteil: viele CDs davon sind sogar Alben meiner Lieblingsbands oder CDs, die von diversen Fachmagazinen oder auch in Rezensionen von anderen Musiknarren als "Album des Jahres" oder "Album des Monats" tituliert wurden.
Wieso landen diese dann also im Schrank, obwohl ich es selber ja auch gerne anders hätte?

Meine Theorie ist, dass es 3 Situationen gibt, in denen wir Musik wahrnehmen:

1) mir geht es gerade sehr gut. In meinem Leben läuft es gerade bestens. Ich habe bspw. bald ein Date und bin voll innerlicher Vorfreude. Oder ich bin gerade befördert worden, beruflich läuft alles besten. Ein Urlaub steht an und ich kaufe ein Album am ersten Abend meines Urlaubs und kann es in vollen Zügen genießen.
Hier geht es mir wirklich oft so, dass dann auch Alben, die teils sehr schlecht rezensiert werden, total bei mir zünden.
Beispiel: ging mir jetzt gerade erst mit "Amaranthe - Maximalism" so. Was hat diese CD an negativen Bewertungen bekommen, das passt nicht auf eine Kuhhaut. Für mich ist es momentan das Album des Monats, weil ich grad in einer Hochphase bin.

2) Ich habe gerade weder ein Hoch noch ein Tief. Mein Leben läuft ganz ok, es gibt weder schlimme Erfahrungen noch sticht gerade etwas positiv heraus.
Hier laufen leider viele Alben so an mir vorbei, was sehr schade ist. Allerdings gibt es hier die Möglichkeit, dass ich dem Album später mal noch eine Chance gebe.
Beispiel: ging mir extrem so mit "36 Crazyfists - The Tide and its Takers". Ich habe davor "Bloodwork" sowas von abgefeiert und mir das neue Album blind gekauft. Dann war es der totale Reinfall. Als ich dann ein paar Jahre später für eine Hausarbeit in die Berge fahren musste, um etwas zu recherchieren (wundervolle Fahrt nach Tirol, geiles Wetter, tiefster Winter mit viel Schnee, einfach ein hammer Tag), habe ich für die Fahrt mal blind in mein CD-Regal gegriffen und dieses Album und noch ein, zwei andere mitgenommen. Als dann abends der Sonnenuntergang kam, bin ich über Serpentinen heimgefahren und hab das Album reingemacht. Was soll ich sagen? Hier greift wieder 1) --> Das Album hat plötzlich so gezündet, dass es mittlerweile eines meiner Top 5-Alben ever ist. Ich vergöttere die Band deswegen, auch wenn die nachfolgenden Alben eher Durchschnittsware sind.

3) Ich habe gerade ein Tief, mir geht es scheiße. Meine Freundin/mein Freund hat Schluss gemacht, mich kotzt gerade alles an. Ich bin gefeuert worden, was auch immer...
In solch einer Situation darf man sich keine CDs kaufen, habe ich mittlerweile festgestellt.
Beispiel: ich vergöttere Sepultura, es ist eigentlich die Band, mit der ich zum Metal gekommen bin. Ich werde die Cavalera-Brüder immer in hohen Ehren halten. Letzten Januar kam dann ja mit "Machine Messiah" deren neues Album heraus. Wurde schon im Vorfeld hoch gelobt, insbesondere, da die letzten Alben eher nicht so gut waren. Ich habe mir die CD in einer Zeit gekauft, wo alles grad mal scheiße war. Dementsprechend hat das Album überhaupt nicht zünden können, was mir sehr sehr leid tut, weil ich der Band gerne mal wieder eine Chance geben würde.

Klar gibt es natürlich auch noch andere Faktoren. Beispielsweise, dass eine Band seit Jahren nur Müll produziert hat oder man auf Amazon nur schlechte Bewertungen liest. Dann ist die Ausgangslage natürlich nicht so optimal. Aber auch hier greifen für mich wieder die Punkte 1-3. Diese anderen Faktoren mögen einen gewissen Einfluss darauf haben. Ich habe aber die Erfahrung gemacht, dass die momentane persönliche Situation (zumindest bei mir) definitiv den größten Einfluss darauf hat, ob ich ein Album gleich ins Regal stelle oder nicht.

Bevor jetzt einer sagt: 80% Ausschussware --> nach den drei Punkten zu urteilen müsste es mir ja ziemlich scheiße im Leben gehen. Nein, keine Angst, ich bin nicht kurz davor, mir den Strick zu holen :D
Es gibt schlichtweg auch einfach Alben, bei denen man aufs erste Hören denkt, dass die gut sind und sie sich dann einfach tatsächlich als Reinfall entpuppen (bspw. Attila oder FFDP). Aber nur so kann man dann eben auch seine Sahnestücke herausfinden :great:

Ok, ist vielleicht ein etwas psychologisch bzw. philosophisch angehauchtes Thema. Aber: geht es euch denn auch so? Oder liegt das an mir? :D
 
Eigenschaft
 
... mh, Musik und ihre Wirkung basiert auf Resonanz. Trifft ein Produkt deine Gefühlslage, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass du es magst.

Dauerbeschallung (und damit die extrem hohe Anzahl musikalischer Produkte, mit denen wir allerorts konfrontiert werden) ist ein Phänomen, das es erst so etwa seit den 70er Jahren in dem Umfang gibt, den wir heute kennen. Steig in die Zeitmaschine und frage jemanden in den 30er Jahren nach seiner Lieblingsmusik, und der Anteil nicht-zeitgenössischer Musik wird gravierend höher sein, als das tendenziell heute der Fall ist. Trotzdem gibt es vermutlich eine Prägungsphase im Laufe des Lebens, die die Eckwerte dessen bestimmt, was wir als angenehm empfinden und die unsere Geschmacksentscheidungen auch bei neueren Produkten mit trägt.

Es gibt durchaus ernsthafte Versuche, in Erfahrung zu bringen, was populäre Musik populär macht und wie das "technisch" funktioniert, m.W. gibt es da aber immer noch kein allgemeingültiges Geheimrezept ...
 
Zuletzt bearbeitet:
Trifft ein Produkt deine Gefühlslage, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass du es magst.

Das ist es eigentlich gar nicht. Die Musik muss nicht zwingend meine Gefühlslage treffen. Also, es gibt schon Musik, die in bestimmten Situationen gut funktioniert. Blödes Beispiel, aber wenn ich bspw. verliebt bin, dann feuert "Volbeat - Fallen" diese Gefühle noch ziemlich extrem an. Nicht, weil ich das in einer bestimmten Zeit gehört habe, das Lied kenne ich schon länger. Aber sind irgendwie die Tonlage, der Gesang und die Melodie der Gitarre nach dem Refrain, die da was in mir auslösen :nix:
Das ist es aber nicht, weil das Lied jetzt nicht unbedingt eines meiner absoluten Lieblingslieder und auch das Album von Volbeat nicht zwingend eines ist, was ich in Dauerschleife hören würde.
Mir gehts hier allgemein eher darum, wann Musik nicht gleich im Regal landet und was das auslöst :)

Deswegen: auch dein letzter Satz war nicht meine Intention. Es geht mir nicht darum, Musik populär zu machen. Mir geht es nicht um die Seite der Musiker, die ist hier mal komplett außen vor. Das Songmaterial steht für meinen oben gesetzten Fall eigentlich schon fix und soll nicht angepasst werden, um zu "funktionieren". Falls Musiker oder Produzenten da Einfluss drauf nehmen, weil das oder jendes gerade Erfolg zu versprechen scheint, dann würde ich dies unter die zusätzlichen Einflussfaktoren stellen.
 
Mir gehts hier allgemein eher darum, wann Musik nicht gleich im Regal landet und was das auslöst :)
... ich denke schon, dass Resonanz da der key bleibt. "Gefühlslage" in Bezug darauf bedeutet nicht zwangsläufig nur die aktuelle Befindlichkeit, der Begriff ist vielleicht nicht ganz optimal gewählt, zugegeben ;)
 

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