Hallo Pablo Gilberto,
ich könnte mir vorstellen dass Dich die Beiträge dieses Threads bisher nicht sehr viel weiterbrachten. Und obwohl ich Lite-MBs Meinung immer sehr schätze, viel gebracht hat sie hier meiner Meinung nach nicht.
Anfang der 90ziger stieg die Krall in Zürich in ein Taxi. Der Taxifahrer war zufälligerweise mein Freund Vince Benedetti. Vince war in den späten Siebzigern und Anfang der Achtziger Direktor der Swiss Jazz School in Bern. Er spielte unter anderem mit folgenden Leuten:
Pepper Adams, Chet Baker, Eddie "Lockjaw" Davis, Harry "Sweets" Edison, Roy Eldridge, Buddy de Franco, Stan Getz, Dizzy Gillespie, Dexter Gordon, Johnny Griffin, Scott Hamilton, Slide Hampton, The Heath Brothers, "Philly" Joe Jones, Hank Mobley, Sal Nistico, Shorty Rogers, Charlie Rouse, Art Taylor, swing vocalist Joséfine and Leo Wright.
Das liest sich fast wie ein Who is Who. Die musikalischen Ansprüche von Vince, so wie ich ihn aus meiner Schweizer Zeit kenne, waren immer sehr hoch.
Nun, die beiden kamen in diesem besagten Taxi ins Gespräch und daraus wurde Kralls erste belegte Studioaufnahme. Natürlich wurde diese Aufnahme damals nicht veröffentlicht. Wer will denn schon eine unbekannte Sängerin mit einem stilistisch an Bud Powell/ Ahmad Jamal orientierten Composer/Posaunist/Pianist produzieren?
Ich kenne nun Vince ziemlich gut. Er hätte das Projekt damals nie gestartet wenn an der Krall musikalisch nichts dran gewesen wäre.
Man darf sich manchmal von den äußeren Umständen nicht all zu sehr ablenken lassen. Wenn die Krall heutzutage die Royal Albert Hall füllt, sich fotogen auf ihren Covers zeigt und von aller Welt umschwärmt wird, heißt das noch lange nicht, dass sie nicht imstande ist guten Jazz zu singen/spielen. Auch wenn die Aufnahme Live in Paris meiner Meinung nach nicht an die Züricher vom Feeling her dran kommt, schlecht ist dieses Konzert auf keinen Fall. Ob man das nun Jazz nennt oder nicht.
Pablo, höre mal in alte Ahmad Jamal Platten rein. Er spielt da im Trio. Die bekannteste Platte von ihm heißt But not for me bzw. At the Pershing.
http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/B000002O8V/qid=1124141160/sr=2-2/ref=sr_2_11_2/302-3080525-3738402
Mit der war er 1958 wochenlang in den Billboard Charts. Ahmads Blues und einige andere von ihm wären auch noch zu empfehlen. Miles Davis schickte übrigens all seine Pianisten damals zu Jamal um Ideen zu sammeln.
Jamal war bei der so genannten Jazzpolizei jahrzehntelang als Weichspüler verpönt. Natürlich völlig zu Unrecht. Mit Sicherheit muss er unter den Jazzpianisten gleichauf mit Oscar Peterson genannt werden. Ich sah ihn dieses Jahr in Darmstadt live und es war, trotz seines hohen Alters, ein Trommelfeuer an Inspiration und Imagination.
An Vokaljazz könnte ich Dir noch die Sängerin Blossom Dearie empfehlen. Ich lernte sie durch meinen Freund Joe Hackbarth kennen, der in den Sechzigern mit ihr eine sehr schöne, leider vergriffene, Aufnahme in Heidelberg machte.
http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/B0000046OL/qid=1124141060/sr=2-1/ref=sr_2_11_1/302-3080525-3738402
CIAO
CUDO