Wie lerne ich es saubere Runs zu singen?

[jessavjo93]

Hallo zusammen,

ich (männlich) singe manchmal auf der Straße und würde momentan gern ein bisschen mehr Lieder, die in die RnB oder Jazz Richtung gehen singen.
Leider stoße ich dabei immer wieder an meine Grenzen. Hatte nie Gesangsunterricht und würde gerne mehr und komplexere Runs einbauen in meinen Gesang!
Meine Fragen:

1) Wie lerne ich es ein Lied so zu gestalten, dass ich passende Runs an den richtigen Stellen einbaue und es nicht übertreibe?
2) Wie übe ich Runs so dass sie clean klingen am besten?

Vielen Dank für eure Antwort!

 

[antipasti]

Willkomen,

was zur Hölle sind "Runs"? Ich werde wohl langsam zu alt.

 

[jessavjo93]

Ok vielleicht sollte ich ein paar Beispielvideos posten!

1)

2)

Also denke mal das nennt man so! Das heißt einfach, dass man nicht auf nem langen Ton liegen bleibt sondern den Ton variiert! Bei Video 1 ist zum Beispiel ab 0:50 nen klassischer Run auf "go"! Und ab 0:40 wie er das "hiding" singt finde ich z.B. auch ziemlich nice. Also bei mir klappt das auch vereinzelt aber halt nicht immer ganz sauber und teilweise auch nicht so organisch wie bei dem Sänger in Video 2.

In Video 2 ist ein Run zum Beispiel auf 0:56 auf "inside". Beide Videos zeigen so den Stil, den ich gerne mehr in meinen Gesang integrieren würde. Hoffe das ist verständlich ausgdrückt!
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Anderes Beispiel in diesem Video ab 1:16 auf "warm" - das ist für mich ein ganz klassischer Run. Und so was wird halt eher im Blues, Jazz, RnB Gesang benutzt und das würde ich gerne besser und professioneller in meinen Gesang einbauen. Gibt es dazu Übungen oder Hilfen?

 

[Shana]

Gibt es dazu Übungen oder Hilfen?

Erst raushören, welche Töne das sind, dann den ganzen Lauf in kleinere Teile zerlegen, diese einzeln langsam üben, zusammensetzen, allmählich schneller üben, dann wieder in den Song einfügen.. solange bis es klappt.

Außerdem viel ausprobieren, kreativ sein, mutig sein...

 

[antipasti]

Also denke mal das nennt man so!

Tatsächlich gab es vor fast fünf Jahren schon mal eine Frage danach, die ähnlich überrascht kommentiert wurde. So richtig durchgesetzt scheint sich der Begriff im deutschsprachigen Raum noch immer nicht zu haben. Verzeih also diese Wissenslücke.

Schon damals schrieb ich: Vocal runs/riffs sind gesangliche Variationen/Verzierungen aus all dem, was du hast und kannst. Sowohl tonal als auch technisch. Bestimmte Regeln gibt es nicht. Ein gutes Feeling und/oder Kenntnisse über Bluenotes oder Jazzharmonik sind aber vorteilhaft.

1) Wie lerne ich es ein Lied so zu gestalten, dass ich passende Runs an den richtigen Stellen einbaue und es nicht übertreibe?

In der Fragestellung stecken bereits die ausschlaggebenden Hinweise. "Gestalten", "passend", "nicht übertrieben": Läuft alles darauf hinaus, dass es was mit Stil und Geschmack zu tun. Ob man Geschmack lernen kann?

Vergleich es mit dem Malen. Du kannst dir diverse Maltechniken aneignen, mit unterschiedlichen Materalien wie Kreide, Ölfarben oder Aquarell arbeiten. Wie man aber "ein schönes Bild" malt, kann dich niemand lehren. Man kann sich höchstens was abgucken. Du könntest also damit anfangen, andere Kunstwerke abzumalen bzw. Ad-Libs (Runs) anderer zu imitieren, wie @Shana es vorschlägt.

 

[Abendspaziergang]

Im Instrumentalbereich ist der Begriff Run und auch sein deutsches Pendant Lauf vermutlich gebräuchlicher. Sie haben da aber meist den Charakter einer Überleitung und führen irgendwo hin, meist den Grundton des alten Akkords auf den Grundton des neuen (Basslauf). Fehlt dieser überleitende Charakter spricht man vermutlich eher allgemeiner von einem Riff oder einer Figur. Trennscharf und eindeutig definiert sind diese Begriffe aber vermutlich nicht.

 

[antipasti]

Lauf

Läufe, Koloraturen, Ad-Libs, Arpeggios, Variationen, Verzierungen. Lange, Improvistionen. Spannung erzeugende und auflösende Runs findet man häufig direkt vor und auf Schlussakkorden oder steigernde Fills.

Manche machen fast nichts anderes. Aguilera hält sich live kaum eine Zeile an die Grundmelodie / Grundphrasierung.

 

[Swingaling]

1) Wie lerne ich es ein Lied so zu gestalten, dass ich passende Runs an den richtigen Stellen einbaue und es nicht übertreibe?
2) Wie übe ich Runs so dass sie clean klingen am besten?

Ich habe so ein ähnliches Problem mit Fill-ins beim Gospelsingen (ich singe seit einigen Wochen die weibliche Solostimme im Gospelchor). Ich nehme an, dass du Covers singst? Bei den Fill-ins mache ich es so, dass ich mir entsprechende Vorbilder auf YouTube heraussuche und mir die Stellen, an denen die Variationen kommen, richtiggehend in den Noten notiere - auch wie lange die Variation dauert. Und das dann erst mal "nachsinge". Wenn ich das einigermaßen sicher kann, kommt quasi automatisch auch mehr Mut zum eigenen Improvisieren und auch ein besseres Grundgefühl dafür, wann und wie es passt. Ich kann übrigens nicht richtig Noten lesen, sodass ich rein nach Noten singen könnte, ich brauche das Hörbeispiel. Aber ich finde das Notenblatt zumindest hilfreich, um mich an der groben Notenlinie sowie an Pausen- und Wiederholungszeichen zu orientieren. Und um sich eben Notizen darin zu machen, die mir beim Üben helfen.

 

[turko]

Wie schon gesagt wurde:

1) Durch Nachahmen/Imitieren Deiner Vorbilder. Das heißt konkret: Genau anhören, und genau ABHÖREN, was die so singen.
Das Gehörte in seine Einzelteile (Töne) zerlegen. Bei Bedarf aufschreiben.
Das so Analysierte singen üben … erst ganz langsam in Zeitlupe, und Ton für Ton. Damit auch jeder Ton erst einmal richtig sitzt.
Dann ins Tempo gehen.

2) Wenn Du über das Nachahmen/Imitieren hinauskommen willst, wirst Du nicht darüber hinwegkommen, Studien anzustellen zum Thema "Grundlagen der Harmonielehre", in welcher Form auch immer. Das ist zum Finden der jeweils passenden Töne (oder einer passenden Tonauswahl) unbedingt nötig. Ein wesentlicher Grundbaustein dafür ist Gehörbildung.

LG
Thomas

 

[jessavjo93]

Vielen Dank für die Antworten. Genau das mit dem Nachahmen mache ich schon! Aber die Tipps mit Noten aufschreiben und erst langsam dann schneller und flüssiger lernen könnte ich auch mal ausprobieren, danke!
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@antipasti Ja, hast Recht mit dem Geschmack, der ist ja auch ziemlich unterschiedlich. Ich finde Christina Aguilera ist ein perfektes Beispiel wie ich Runs nicht einbauen möchte, weil ich das viel zu übertrieben und affektiert finde und auch irgendwie unkreati in der Notenwahl! Aber ja werde einfach andere Personen nachahmen!

 

[antipasti]

Dann hast ja schon mal einen Plan. Das ist gut.