Wie klingt ein underwound (low output) Humbucker in der Bridge Position?

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Ponti
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Hallo geehrte Gitarristengemeinde,

ich habe nur grobe Hör-Erfahrung mit Pickups und spiele gerade mit dem Gedanken einfach mal andere Humbucker in meine Gitarre zu bauen, um mal einen anderen Höreindruck zu bekommen.

Nun gibt es ja z.B. die Kombi, den Burstbucker #1 in die Neckposition zu setzen, und den Bb #2 der etwas mehr Output hat, die Bridge Position.

Durch das Lesen von Rezensionen kann ich mir grob eine Vorstellung davon machen, wie die jeweiligen Pickups in dieser Positionen klingen. Nur habe ich keine Vorstellung, wie ein Bb #1, also ein underwound Humbucker, in der Bridge Position klingt. Bevorzugt wird dafür wohl (siehe genannte Beispielkombi weiter oben) der Bb #2. Gehe ich richtig mit der Annahme, dass ein underwound Pickup in der Bridge Position etwas schrill werden kann?

Die Burstbucker habe ich hier nur mal als Beispiel genommen. Mir geht es speziell darum eine Vorstellung zu bekommen, wie ein Low Output Humbucker in der Stegposition klingt.

Das soll jetzt bitte kein Kaufberatungsthread werden.

Danke und viele Grüße
Ponti
 
Also ich nutze ausschließlich stark "unterwickelte" Humbucker in der Bridgepisition. Kurz zusammengefasst hat man da meist einen Schuss mehr Höhen im Klangbild und straffe, drahtige Bässe, während die Mitten nicht so dominant sind wie bei den meisten normalen Humbuckern. Man hat also unterm Strich etwas mehr Brillianz und Draht im Ton
 
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Mein Gitarrenspiel geht ja in die Richtung Blues/Rock der 60er/70er. Wäre deiner Meinung nach ein underwound Humbucker dafür geeignet?
Da ich meine Gitarre damals gebraucht gekauft habe, weiß ich nicht genau, welche PUs verbaut sind. Ich vermute ein 57 Classic in der Stegposition. Schon mit diesem Pickup wirken die Höhen ziemlich schrill auf mich. Ich finde allgemein die Stegposition auch bei anderen Gitarren immer etwas schrill. Ich weiss nicht ob es an meinem Gehör liegt, oder an der Tonabnehmerposition generell?;)
Vielleicht mal so gefragt: Käme ein underwound Humbucker "dem" typischen Vintagesound der 60er/70er näher, als ein klassisch gewickelter?
 
Gehe ich richtig mit der Annahme, dass ein underwound Pickup in der Bridge Position etwas schrill werden kann?

Ja und nein. Ein Underwound PAFstyle PU wird idR etwas klarer und höhenreicher klingen.

Ob das schrill wird hängt ab von
a) eigenem Geschmack
b) verwendetem Amp
c) einsatz des Tonepotis

Für vintagestyle PAFs ist 50s wiring + Einsatz des Tonepotis extrem wirkungsvoll,
um cleane und Bluesrockige Töne aus einer Les Paul o.ä. rauszuholen.
In underwound ist der Bridge PU eben noch was schlapper/leiser.
 
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Es liegt meiner Meinung nach eher am
persönlichen Geschmack.
Hast du schon mal versucht, den Abstand der vorhandenen Pickups zu den Saiten zu vergrößern?
Was ist mit einer Höhenrücknahme durch das Tonepoti?
 
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Ich finde allgemein die Stegposition auch bei anderen Gitarren immer etwas schrill. Ich weiss nicht ob es an meinem Gehör liegt, oder an der Tonabnehmerposition generell?;)
Vielleicht mal so gefragt: Käme ein underwound Humbucker "dem" typischen Vintagesound der 60er/70er näher, als ein klassisch gewickelter?

View: https://youtu.be/QhM6yLPsn2U?t=146

Wenn du Bridge PUs sowieso eher als schrill empfindest würde ich nicht noch weiter runtergehen von output her.
 
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Hast du schon mal versucht, den Abstand der vorhandenen Pickups zu den Saiten zu vergrößern?
Ja, ich habe schon mal damit rum gespielt. Und so frustrierend es für mich und mein Gehör ist, ich habe zu der Zeit wirklich keinen nennenswerten Unterschied gehört.
Aber jetzt wo du es erwähnst, probiere ich es nochmal aus. (y)
Wenn du Bridge PUs sowieso eher als schrill empfindest würde ich nicht noch weiter runtergehen von output her.
Okay, vielen Dank für den Hinweis! Das Video werde ich mir selbstverständlich auch noch ansehen. (y)

EDIT: Habe mir gerade das Video angesehen. Nochmals vielen Danke! Es war sehr aufschlussreich!
 
Zuletzt bearbeitet:
Die Burstbucker habe ich hier nur mal als Beispiel genommen. Mir geht es speziell darum eine Vorstellung zu bekommen, wie ein Low Output Humbucker in der Stegposition klingt.
Das kann sehr gut klingen, wird aber - bei heute üblichen Amps und Einstellungen, dazu unten mehr - tendenziell eher die ansprechen, die vorzugsweise Clean- und Crunchsounds spielen.

Schrill würde ich das Ergebnis dabei nicht zwangsläufig nennen. Ansonsten würde man eine Strat am Steg wohl auch immer schrill nennen können, aber es gibt eben auch angenehme starke Höhen und welche, die einem eher ins Ohr schneiden. Abgesehen vom Grundsound der Gitarre (Konstruktion, Hölzer, Hardware...) ist das alles natürlich auch eine Sache der Amp-Einstellungen und eventueller Effektgeräte. Rein klanglich - den Output mal außen vor - unterschieden sich Low Output-HB für mich vor allem durch die weniger starken Mitten und Tiefmitten. In dem Bereich, wo viel Wumms für die Zerre kommt, es aber noch nicht alles zumatscht, haben etwas heißere PUs meist mehr zu bieten. Die Höhen müssen bei schwachen HB nicht zwangsläufig unangenehmer sein, oft klingen sie sogar seidiger, weil die richtig scharfen Töne mehr in den Hochmitten liegen und diese PUs eben eine etwas höhere Resonanzfrequenz haben. Bei viel Zerre wird das aber wiederum oft nicht gewünscht, weil zu hoch liegende Höhen dann tendenziell "fizzy" klingen, was ich mal übersetzen will als einen etwas künstlich klingenden Höhenteppich, der eher wie Rauschen zischelt statt musikalisch angenehm klingt. Genau diese Höhen können unverzerrt oder wenig verzerrt aber auch als angenehm transparent wahrgenommen werden.

Der zweite Punkt ist, dass so ein PU ja nicht isoliert betrachtet werden kann. Höhen, Mitten und Bässe muss man ja immer im Verhältnis zueinander betrachten, und wenn ein PU weniger Bässe hat, aber am Amp die Höhen zurückhaltend eingestellt sind, kann das auch für einen funktionieren. Es gibt ja kein Gesetz, das vorschreiben würde, wie man einen HB zu bauen hat - hätte Seth Lover damals den PAF anders dimensioniert, hätte er weniger Wicklungen drauf und der Standard läge vielleicht bei nur 4 KOhm für einen HB. In dem Fall hätten sich vielleicht einfach die Verstärker und deren Eingangsstufen anders entwickelt. Ist also letztlich nur Zufall, dass man damals eher bei 8 KOhm landete. Umgekehrt heißt das aber auch, dass man das über den Rest des Equipments stark anpassen kann. Hat man zB einen bestimmten Lieblingszerrer, der alles tendenziell stark "andickt", da ist es vielleicht hilfreich, keine so fett klingenden PUs zu benutzen.

Das Problem, wenn man es denn so nennen will, liegt zu großen Teilen auch im Wechsel zwischen verschiedenen Gitarren - hat man einen Stall voll Gitarren mit fett klingenden Pickups, stellt man seinen Amp ja auch entsprechend ein. Ist dann eine wieder ganz anders bestückt, kann sie mit dieser Einstellung natürlich unangenehm schrill klingen.

Wer bisher Teles und Strats spielt, ist bei seiner ersten Les Paul wiederum durchaus gut beraten, eher Low Output-HB zu verwenden, auch am Steg, weil es sonst eben recht bedeckt klingen kann. Da muss man halt ein bisschen am EQ schrauben, wenn man die Gitarre wechselt, oder einen Booster mit Klagregelung oder gleiche einen EQ als Bodentreter vorschalten, mit dem man beim Wechsel der Gitarre eine Angleichung vornimmt. Noch kritischer sehe ich es auch mit der Abstimmung innherhalb der Gitarre, denn da kann man beim Umschalten der PUs ja schlecht die ganzen Knöpfe am Amp verdrehen, aber gleichzeitig mit dem Fuß umschlaten spare ich mir da auch lieber.

Ich habe mir das ganze etwas einfacher gemacht, indem ich HB mit eher gemäßigtem Output verwende, und dabei darauf achte, dass beim Umschalten an der Gitarre die positionsbedingten Unterschiede etwas nivelliert werden. Wobei es meinem Geschmack eher trifft, wenn der HalsPU nicht gar zu zahm ist. Lieber nehme ich am HalsPU das entsprechende Volume an der Gitarre etwas zurück, wenn wie bei der LP getrennte Volumes vorhanden sind.

Gruß, bagotrix
 
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Vielen Dank @bagotrix für deinen Beitrag!

Zur allgemeinen Info: Es handelt sich bei der zu bestückenden Gitarre um meine SG. Ich habe mich nun entschlossen, alleine schon um den Grundcharakter der Gitarre weitestgehend zu erhalten, einen underwound Pickup in die Neck Position und einen klassisch gewickelten Pickup an den Steg zu setzen. In den HiGain Bereich will ich mit der Gitarre sowieso nicht gehen. Eher soll sie den Bereich Blues/Rock abdecken.
Ich denke, ich habe jetzt eine Ahnung bekommen, wie ein underwound Pickup klingt. Vermutlich würde solch ein PU eher in die Stegposition einer Les Paul passen. Schon alleine wegen der technischen Specs der original alten Modelle.
Letztlich bin ich aber in der Hinsicht absoluter Laie. Daher bitte nicht bashen, wenn ich mit meiner Vermutung nicht richtig liege.;)

Vielen Dank für euren Input!

Viele Grüße
Ponti
 
Das sehe ich schon auch so. Eine SG klingt tendenziell eigentlich immer etwas schlanker als eine Paula. Ausnahmen bestätigen die Regel, aber fast immer sind die Tiefmitten etwas weniger ausgeprägt, wenn man den gleichen PU in einer SG einbaut. Neben der insgesamt viel steiferen Konstruktion am Halsansatz und dem dickeren Korpus liegt das auch an der Position der PUs. Beim HalsPU sieht man es recht deutlich, dass er in Richtung Bridge verschoben ist, aber auch der BridgePU selbst sitzt bei den üblichen SG-Modellen ein Stückchen näher am Steg.

Von daher würde ich auch für gemäßigte Sounds eher einen BB2 als einen BB1 am Steg einbauen - oder einen Classic '57 Plus, der mir persönlich eigentlich besser gefällt. Output ist ähnlich, aber die Classic bzw. Classic Plus klingen etwas weniger bissig, ohne deshalb matt zu sein.
Das soll jetzt bitte kein Kaufberatungsthread werden.
Den kannst Du ja gerne noch aufmachen, wenns ernst wird. Denn dafür sollte man dann auch wissen, was bisher in der Gitarre werkelt, wo Du Defizite bzw. Raum für Verbesserung siehst usw.. Und nicht zuletzt wie immer der Rat: Erstmal weiter experimentieren mit der Höhe der PUs, aber auch der Polschrauben, evtl. auch eine andere Verdrahtung.

Das Video von Joe Bonamassa hast Du ja schon angesehen, der ist ja gerade für Vintagesounds der Nerd schlechthin. Wenn Dir die Richtung gefallen hat: diese Soundschattierungen über die Gitarrenpotis bekommt man so auch nur mit dem sog. 50s Wiring hin (einfach mal googeln oder hier im Board danach suchen). Der Hauptunterschied besteht darin, dass mit der heute üblichen Verdrahtung die Höhen beim Zurückdrehen des Volume recht schnell verlorengehen, erst recht wenn man gleichzeitig den Tonregler zurücknimmt. Beim 50s Wiring lassen sich so dagegen die Mitten schön ausdünnen, ohne dass es gleich dumpf und matschig wird. So lässt sich auch die Verzerrung sehr schön von der Gitarre aus zurücknehmen. Gerade für Freunde von Clean und Crunch ist das also auf jeden Fall empfehlenswert. Ist auch kein großer Aufwand, dabei wird nur das Tonpoti am Ausgang des Volumepotis statt am Eingang angelötet.

Gerade diese Vielfalt an Sounds war wohl auch der Grund, weshalb die Verdrahtung geändert wurde. Es ist schon erstmal überraschend, wenn das Tonpoti eine deutlich andere Wirkung hat, wenn das Volume statt auf 10 nur auf 8 steht. Der Knackpunkt ist aber, dass in den frühen Jahren der E-Gitarre fast alle sehr stark mit den Potis an der Gitarre gearbeitet haben - und das sind genau die Sounds, die dann für Blues und Classic Rock typisch wurden. Ich persönlich finde, dass das auch mit etwas kräftigeren PAFs wie dem Pearly Gates oder dem BB3 noch sehr gut funktioniert. Ich hatte sogar mal eine LP Classic mit richtig heißen Ceramic-HB (Gibson 500T/496R) zur Generalüberholung bei mir, und ich war erstaunt, was für schöne Cleansounds ich aus diesen Lötbrennern nach dem Umlöten mit den Potis rausbekam.

Gruß, bagotrix
 
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Super @bagotrix , vielen Dank für die ganze Info! Ich werde mir deinen Beitrag über das 50s Wiring bestimmt noch mehrmals durchlesen, bis mein Hirn das alles aufgenommen hat.

Nochmals danke an alle für eure Beiträge! Der Thread hat mich schon ein ganzes Stück weiter gebracht!

Viele Grüße
Ponti
 

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