Wie ist das Roland JP-8000

draco
draco
Registrierter Benutzer
Zuletzt hier
06.11.06
Registriert
13.11.04
Beiträge
219
Kekse
38
Hi Leute!
Ich meld mich auch mal wieder zu Wort :)

Hab mich ein bischen auf dem Gebrauchtmarkt umgeschaut und mir ist da das Roland JP-8000 aufgefallen.
Bei eBay wird das Gerät für etwa 600-750€ gehandelt.

Das Ding hat mein Interesse geweckt und mich würde echt interessieren, was es so auf dem Kerbholz hat, ob es einer von euch besitzt und ob mir jemand etwas darüber erzählen kann. Wie sind die Sounds? Ich wäre da hauptsächlich an Leadsounds und Flächen interessiert. Wie ist die Tastatur? Was habt ihr für Erfahrungen mit dem Gerät gemacht? Positive? Negative? Vorteile? Nachteile?

Da das JP ja nicht mehr produziert wird, ist es schwer ein Gerät zum Anspielen zu finden :( Daher bin ich auf eure Erfahrungen angewiesen...
Mich würd echt interessieren, was ihr zu erzählen habt :) Dann schiesst mal los! :D

Danke schonmal und Gruß
draco
 
Eigenschaft
 
HI,
Antika hatte einen und kann sicher was dazu sagen.

Ich hab jetzt ein schönes Angebob für einen und werd ihn mir sicherlich holen. Kannst ihn dann gerne beim treffen antesten :)

Gruß
 
Sehr gerne wenn ich darf :)
Ich hoffe dann mal, dass sich Antika auch zu Wort meldet ;)

Gruß
draco
 
bei Live8 hat der keyboarder von Dido den Anfang von White Flag auf einem Roland JP 8000 gespielt wenn ich nicht ganz verkehrt liege.

mfg
Philipp
 
Hi draco,

ich hatte den JP ca. ein halbes Jahr und habe mich intensiv mit dem Gerät beschäftigt.

Erstmal zum Äußeren: Das Gehäuse ist aus Kunststoff, wirkt aber recht stabil. Die Potis sind z.T. sehr wackelig, vor allem wenn man sie viel benutzt. Da sind die Potis von einem Nordlead z.B. um einiges stabiler. Die Tastatur ist sehr leichtgängig und wirkt etwas billig, für Synthsachen ist die aber ok. Aftertouch gibts nicht. Nicht zu vergessen ist der Ribbon Controller.

Zum Inneren: Der JP ist meiner Ansicht nach der einfachste aller VA Synthesizer, sogar ein Nord Lead bietet da mehr Möglichkeiten. Es gibt zwei Oszillatoren, von denen der Erste 3 besondere Wellenformen hat: Supersaw (soll angbelich wie 7 Sägezähne klingen, klang in meinen Ohren aber eher nach Unisono bzw. sehr stark verstimmt), Triangle Mod (eine Dreickswelle, deren Form moduliert werden kann) und Feedback (Rückkopplungs-ähnliches Geräusch, macht den JP monophon). Ansonsten die Standardwellen Dreick, Säge und Rechteck mit PWM. Bei Oszillator 1 können jeweils 2 verschiedene Parameter pro Welle eingestellt werden, z.B. Form und Modulation. Oszillator 2 beglückt einen mit Rechteck, Säge und Dreieck. Oszillator-Sync sowie Cross- und Ringmodulation sind auch möglich. Filermäig kann man zwischen Bandpass, Highpass Lowpass wählen, jeweils 12/24db und mit Resonanz. Hüllkurven gibt es drei, zwei mal ADSR mit den festen Zielen Filter und Amp, sowie eine AD Hüllkurve für die Tonhöhe. Soviel zum eingemachten.
Es gibt auch noch eine Effektsektion mit Chorus/Flanger/Phaser sowie Delay und einen Arpeggiator, mit dem man auch sogenannte "Motion Sequences" aufzeichnen kann, da werden dann 1-8 Take lang Reglerbewegungen aufgezeichnet und das ganze kann dann wieder abgespielt werden.
Portamento gibt's auch, und als Voice-Modi stehen Poly, Legato oder Mono zur verfügung.
Soviel zu den Innereien des JP8000.

Modulationen: Da gibt es wenig, es gibt die festen Hüllkurven und 2 LFOs, wobei einer dem Modwheel vorbehalten ist und nur Filter, Amp oder Tonhöhe ansteuern kann. Der andere LFO kann Tonhöhe, Filter, Panning, die Oszillatorparameter und die Lautstärke modulieren. Mit Anschlagsstärke und Ribbon kann man alles modulieren, also auch in einen ganz anderen Sound morphen wenn man will.

Sound: Für Flächen sehr gut geeignet, da der Grundklang sehr weich ist, aber da kommt dann schon mein erster Kritikpunk: Chrous reindrehen ist bei Flächen fast schon Pflicht, da es sonst zu dünn klingt. Und selbst mit Chorus drin kommen sie nicht an die Breite und Wärme eines Oberheim Matrix ran, der für mich pers. die Referenz darstellt. Die Leads klingen ebenfalls sehr weich und daher fehlt es ihnen etwas an Durchsetzungsvermögen. Ich hatte ca. 20 Leads gebastelt und stelle das bei allen fest, am besten setzt sich immer noch der Feedback-Oszillator durch. Für jemanden der eher "weiche" Musik macht aber kein Problem. Es gibt zwar Leads die sich etwas besser durchsetzen, die klingen aber irgendwie sehr nach "Plastik".
Großartig komplexe Sound oder Effekte sind nicht die stärken des JP. Synthetische Orgeln und Pianos macht er ganz gut, die Bässe waren nicht mein Fall, auch da klang es sehr plastisch. Es kann einmal gesplittet oder gelayert werden.

Und noch eine persönliche Bewertung von mir: Das Soundbasteln ging sehr schnell, man hat seinen gewünschten Sound sehr fix wenn man weiß was man will. Es gab jedoch einige Details die mich gestört haben: Z.B. ist Oszillator 1 nicht stimmbar, sondern ist standardmäßig immer auf 8' eingestellt. Dazu die wenigen Modulationsmöglichkeiten, ich fand sehr schade, dass man das Modwheel nicht frei zuweisen konnte, gleiches galt für LFOs und Hüllkurven, denn damit hätte man mehr aus dem Gerät rausholen können. Als ich mir dann mal wieder verstärkt analoge Synths angehört habe hat mich der JP immer weniger überzeugt, vor allem aufgrund seines plastikhaften Sounds. Aber es war tortzdem eine schöne Zeit mit dem Gerät, meine Lieblingssounds habe ich mir mit meinem Kurzweil K2000 nachgebaut, was auch relativ gut funktionierte. Ich habe den JP bevorzugt für Hintergrundsachen eingesetzt, dafür war er mir dann irgendwann auch zu schade.

Kurz nochmal:
+ Weicher Klang
+ Gut bedienbar, übersichtlich (kommt aber trotzdem nicht ganz ohne Display aus)
+ Interessante Wellenformen für Osz. 1

- wenig ausgereifte Modulationsmöglichkeiten
- etwas plastikhafter klang (Geschmackssache)
- setzte sich nicht so gut durch (wenig "Biss")

Wenn ich eine Empfehlung aussprechen darf: Wenn Du nicht unbedingt den speziellen JP8000 Sound willst, gibt es auch Alternativen für ein wenig mehr Geld, z.B. einen Waldorf Q, der wirklich einiges mehr bietet (z.B: einen Oszialltor mehr, Wavetables, 3 LFOs, 4 Hüllkurven, unzählige Modulationsmöglichkeiten). Und dazu noch die Anmerkung, dass ich recht anspruchsvoll bin was den Sound eines Gerätes angeht, deshalb durften schon so einige Geräte gehen, jetzt verwende ich nur noch Analoge + meinen Kurzweil. Ich hab auch nichts gegen richtig digital klingende Flächen wie sie z.B. ein Waldorf Q liefert, aber die gehen mit dem JP8000 ja auch nicht, es konzentriert sich drauf Analoges nachzumachen, aber mit seinem Namensvetter Jupiter 8 hat er z.B. nix gemein. Schade eigentlich.
 
Wow, danke erstmal für die äußerst detailreiche Antwort!!
Vielleicht war die aber einen klitekleinen Ticken zu detailreicht, denn im Vergleich zu dir bin ich, was Synths und Sounddesign angeht, bei weitem nicht so informiert wie du. Daher kann ich mit einigen Begriffen (noch) nicht viel anfangen. Aber genau das ist unter anderem ein Grund wieso mich sowas wie der JP-8000 interessiert :)

Du hast selbst gesagt, du seist, was den Sound eines Gerätes angeht, recht anspruchsvoll. Da ich keine großen Erfahrungen im Synth-Bereich hab, kann ich nicht annähernd so anspruchsvoll sein, weil ich wenig Vergleichsmöglichkeiten habe.

Ich habe halt mehrfach ziemlich viel Positives über dieses Gerät gehört (z.B. gerade über die Supersaw Wellenform).
Weiterhin würde ich an den Roland (bzw. mein PC1X) dann auch weitere Expander anschließen mit denen ich die mankos der beiden Geräte kompensieren kann (z.B. mit einem K2000R und einem Motif Rack).

Ich persönlich denke, dass ich auf dieser Schiene relativ sicher fahre weil ich einigermaßen flexibel bleibe.
Ich hoffe nur, dass niemand den JP-8000 für einen absoluten fehlkauf hält, was ich aber schwer bezweifle... und vor allem die schönen Flächen interessieren mich ;)
Weil solang das Gerät nicht in irgendeiner Form absoluter Bockmist ist, bleibt der Sound ja Geschmackssache. Und für untrainierte Ohren wie meine sollte das kein Problem darstellen :) Oder habt ihr andere Meinungen?

Gruß
draco
 
Ob untrainiert oder nicht, Ohren haben auch einen Geschmack ;)
Ich kann Dir nur mal raten ein paar dieser Virtuell-Analogen anzutesten, da die alle etwas unterschiedlich klingen, war man auch als Ungeübter hört.
Wenn Du was für Flächen suchst, solltest Du auch mal über einen echten Analogen nachdenken, einen Roland Juno 60/106 z.B., der ist ziemlich bekannt für seine Flächen, Leads kann der auch. Kostet etwa die Häfte eines JP8000 und klingt in meinen Ohren besser.
http://www.amazona.de/content/musictools/bluebox/roland_juno60/juno60.htm

Ein Oberheim Matrix6 wäre auch noch was, da gibt es aber gewisse Bedienprobleme.
http://www.synthesizer.at/synthesizer/matrix6/matrix6.htm


Ich bin kein Gegner des JP, bin aber zu der Ansicht gekommen, dass man für das Geld auch bessere Dinge bekommen kann wie z.B. den genannten Q.
Übrings können weder ein Kurzweil noch ein Motif die "Makel" des JP8000 kompensieren.
 
Die Seite erinnert mich daran, dass mein Vater früher einen Jupiter 8 sein eigen nannte... als ich klein war fand ich das Gerät so lustig weil es so bunt war ^^

Irgendwie hätt ich bei den alten Geräten ein wenig angst... mal nebenbei: wieviel Programmspeicherplätze hat der Juno60 eigentlich?

Und ja, ich hab mich unglücklich ausgedrückt: Natürlich können die beiden Expander die Makel des Jp-8000 nicht kompensieren, da die Geräte ja eine andere Funktionsweise haben :)
Ich wollte damit nur erkläutern, dass ich Soundtechnisch fast alles was ich brauche abdecken kann :)

Gruß
draco
 
Ich glaube der Juno hat 64 Speicherplätze oder so. Aber bei solchen Geräten braucht man keine Angst haben, mir pers. sind keine Probleme mit den Junos bekannt, Probleme gibt es eher bei Geräten, an denen sehr viel dran ist.
 

Ähnliche Themen


Unser weiteres Online-Angebot:
Bassic.de · Deejayforum.de · Sequencer.de · Clavio.de · Guitarworld.de · Recording.de

Musiker-Board Logo
Zurück
Oben