Hi draco,
ich hatte den JP ca. ein halbes Jahr und habe mich intensiv mit dem Gerät beschäftigt.
Erstmal zum Äußeren: Das Gehäuse ist aus Kunststoff, wirkt aber recht stabil. Die Potis sind z.T. sehr wackelig, vor allem wenn man sie viel benutzt. Da sind die Potis von einem Nordlead z.B. um einiges stabiler. Die Tastatur ist sehr leichtgängig und wirkt etwas billig, für Synthsachen ist die aber ok. Aftertouch gibts nicht. Nicht zu vergessen ist der Ribbon Controller.
Zum Inneren: Der JP ist meiner Ansicht nach der einfachste aller VA Synthesizer, sogar ein Nord Lead bietet da mehr Möglichkeiten. Es gibt zwei Oszillatoren, von denen der Erste 3 besondere Wellenformen hat: Supersaw (soll angbelich wie 7 Sägezähne klingen, klang in meinen Ohren aber eher nach Unisono bzw. sehr stark verstimmt), Triangle Mod (eine Dreickswelle, deren Form moduliert werden kann) und Feedback (Rückkopplungs-ähnliches Geräusch, macht den JP monophon). Ansonsten die Standardwellen Dreick, Säge und Rechteck mit PWM. Bei Oszillator 1 können jeweils 2 verschiedene Parameter pro Welle eingestellt werden, z.B. Form und Modulation. Oszillator 2 beglückt einen mit Rechteck, Säge und Dreieck. Oszillator-Sync sowie Cross- und Ringmodulation sind auch möglich. Filermäig kann man zwischen Bandpass, Highpass Lowpass wählen, jeweils 12/24db und mit Resonanz. Hüllkurven gibt es drei, zwei mal ADSR mit den festen Zielen Filter und Amp, sowie eine AD Hüllkurve für die Tonhöhe. Soviel zum eingemachten.
Es gibt auch noch eine Effektsektion mit Chorus/Flanger/Phaser sowie Delay und einen Arpeggiator, mit dem man auch sogenannte "Motion Sequences" aufzeichnen kann, da werden dann 1-8 Take lang Reglerbewegungen aufgezeichnet und das ganze kann dann wieder abgespielt werden.
Portamento gibt's auch, und als Voice-Modi stehen Poly, Legato oder Mono zur verfügung.
Soviel zu den Innereien des JP8000.
Modulationen: Da gibt es wenig, es gibt die festen Hüllkurven und 2 LFOs, wobei einer dem Modwheel vorbehalten ist und nur Filter, Amp oder Tonhöhe ansteuern kann. Der andere LFO kann Tonhöhe, Filter, Panning, die Oszillatorparameter und die Lautstärke modulieren. Mit Anschlagsstärke und Ribbon kann man alles modulieren, also auch in einen ganz anderen Sound morphen wenn man will.
Sound: Für Flächen sehr gut geeignet, da der Grundklang sehr weich ist, aber da kommt dann schon mein erster Kritikpunk: Chrous reindrehen ist bei Flächen fast schon Pflicht, da es sonst zu dünn klingt. Und selbst mit Chorus drin kommen sie nicht an die Breite und Wärme eines Oberheim Matrix ran, der für mich pers. die Referenz darstellt. Die Leads klingen ebenfalls sehr weich und daher fehlt es ihnen etwas an Durchsetzungsvermögen. Ich hatte ca. 20 Leads gebastelt und stelle das bei allen fest, am besten setzt sich immer noch der Feedback-Oszillator durch. Für jemanden der eher "weiche" Musik macht aber kein Problem. Es gibt zwar Leads die sich etwas besser durchsetzen, die klingen aber irgendwie sehr nach "Plastik".
Großartig komplexe Sound oder Effekte sind nicht die stärken des JP. Synthetische Orgeln und Pianos macht er ganz gut, die Bässe waren nicht mein Fall, auch da klang es sehr plastisch. Es kann einmal gesplittet oder gelayert werden.
Und noch eine persönliche Bewertung von mir: Das Soundbasteln ging sehr schnell, man hat seinen gewünschten Sound sehr fix wenn man weiß was man will. Es gab jedoch einige Details die mich gestört haben: Z.B. ist Oszillator 1 nicht stimmbar, sondern ist standardmäßig immer auf 8' eingestellt. Dazu die wenigen Modulationsmöglichkeiten, ich fand sehr schade, dass man das Modwheel nicht frei zuweisen konnte, gleiches galt für LFOs und Hüllkurven, denn damit hätte man mehr aus dem Gerät rausholen können. Als ich mir dann mal wieder verstärkt analoge Synths angehört habe hat mich der JP immer weniger überzeugt, vor allem aufgrund seines plastikhaften Sounds. Aber es war tortzdem eine schöne Zeit mit dem Gerät, meine Lieblingssounds habe ich mir mit meinem Kurzweil K2000 nachgebaut, was auch relativ gut funktionierte. Ich habe den JP bevorzugt für Hintergrundsachen eingesetzt, dafür war er mir dann irgendwann auch zu schade.
Kurz nochmal:
+ Weicher Klang
+ Gut bedienbar, übersichtlich (kommt aber trotzdem nicht ganz ohne Display aus)
+ Interessante Wellenformen für Osz. 1
- wenig ausgereifte Modulationsmöglichkeiten
- etwas plastikhafter klang (Geschmackssache)
- setzte sich nicht so gut durch (wenig "Biss")
Wenn ich eine Empfehlung aussprechen darf: Wenn Du nicht unbedingt den speziellen JP8000 Sound willst, gibt es auch Alternativen für ein wenig mehr Geld, z.B. einen Waldorf Q, der wirklich einiges mehr bietet (z.B: einen Oszialltor mehr, Wavetables, 3 LFOs, 4 Hüllkurven, unzählige Modulationsmöglichkeiten). Und dazu noch die Anmerkung, dass ich recht anspruchsvoll bin was den Sound eines Gerätes angeht, deshalb durften schon so einige Geräte gehen, jetzt verwende ich nur noch Analoge + meinen Kurzweil. Ich hab auch nichts gegen richtig digital klingende Flächen wie sie z.B. ein Waldorf Q liefert, aber die gehen mit dem JP8000 ja auch nicht, es konzentriert sich drauf Analoges nachzumachen, aber mit seinem Namensvetter Jupiter 8 hat er z.B. nix gemein. Schade eigentlich.