"Belting" ist ein lautmalerischer Begriff, der entstand, um den (in der westlichen Musikszene bis dahin eher unbekannten / ungewohnten) lauten, intensiven Gesang der Afroamerikaner zu beschreiben. Wörtlich heißt es "schmettern". Gospel und Spiritual sind somit typischerweise die "Ur-"Genres, in denen gebeltet wird.
Aus dieser Historie entsteht das Definitionsproblem, denn heute wird versucht, den Begriff für eine Technik zu verwenden, obwohl er ursprünglich einen Klang beschrieben hat. Im Grunde wäre also jedweder "schmetternde" Gesang Belting.
Inzwischen wird der Begriff aber hauptsächlich für zwei Techniken verwendet:
1. Lautes, vollstimmiges Singen oberhalb des natürlichen Bruststimmbereiches (häufigste Verwendung)
Das ist das ans Rufen angelehnte Belting und zumindest in Europa die häufiger assoziierte Definition. Die Stimme
klingt dabei brustig, tatsächlich aber ist viel Kopfklang dabei.
Der Unterschied zur Mischstimme, die ebenfalls vollstimmiges, kopfiges Singen im oberen Bereich der Vollstimme bezeichnen kann, liegt in der Klangintensitität, dem starken Vordersitz und der dunkleren Färbung.
Typische Vertreter: Freddie Mercury, Christina Aguilera
2. Lautes, randstimmiges Singen mit starkem Twang oberhalb der Vollstimme (seltenere Verwendung, bisweilen als "Fake-Belt" bezeichnet, bei CVT als "Edge")
Diese Lautgebung hört man häufig in metallastigen Genres bei Männern, bei Frauen auch im (amerikanischen) Musical oder im Gospel. Es wird durch den Twang in der Randstimme ein vollsstimmiger Klang immitiert, die Färbung ist aber nicht so dunkel wie beim Rufbelt. Dieser Modus wird nur selten durchgehend eingesetzt, sondern mehr als Effekt in der oberen Lage
Typische Vertreter: Adam Lambert
(
Diese Seite hier geht noch weiter und unterscheidet fünf Arten von Belting, wobei ich mir noch nicht sicher bin, ob ich die jeweils so unterschreiben würde. Aber auch dort wird die Problematik der Definitionsunschärfe klar benannt und aufgezeigt, dass verschiedene Techniken alle als Belting bezeichnet werden.)
Um das Ganze weiter zu verkomplizieren: Für Männer ist der Unterschied zwischen klassischem Gesang und Belting wesentlich geringer als für Frauen, weil Männer in auch in der Klassik eigentlich durchgehend vollstimmig singen. Die Techniken sind näher verwandt. Bei Frauen hingegen wird die Vollstimme in der Klassik früh verlassen.
Noch zum Thema "untere Grenze": Es hat einfach wenig Sinn, im Bereich der natürlichen Bruststimme von "Belting" zu sprechen. Man singt zwar vollstimmig, aber es gehört auch nicht viel dazu, da die Stimme in dieser Lage sowieso so funktioniert.
Insofern ist die Frage, bis wohin nach unten man belten "sollte" hinfällig, da Belting eine Technik ist, um die Vollstimme mit in die Höhe zu nehmen und nicht umgekehrt.