Wie hängen Melodie und Harmonie miteinander zusammen?

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pssaiko
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Hi,

seit ich mich eigtl jetzt seit kürzerem mit Musiktheorie beschäftige stellt sich mir bereits genannte Frage. Ich hab ein Buch zum vierstimmigen Satz gekauft, aber mit dieser Kompositionstechnik kann man ja schwer Melodien bauen, von daher weiss ich jetzt ein bisschen was alles im Dur/Moll vorgeht aber eine richtige Antwort auf meine Frage hab ich nich...

Beispiel: Ich solle die Melodie von alle meine Entchen mit Akkorden unterlegen. Schön und gut, ich weiss das es cdur ist, ja aber wie platzier ich die Dinger eigtl jetzt? Oder anders, wir machen grad im Musikunterricht die 5. Sinfonie von Bruckner, und der spielt ja irgendwo sein Thema mit irgendeinem Instrument und die andern begleiten. Die Akkorde kann ich ja rauslesen, aber ich versteh nicht was für Regeln bzw. Mittel bestehen, eine Melodie die mit eigtl doch akkordfremden Tönen gefüllt ist richtig zu unterlegen mit nur einem Dreiklang. Und eventuell einer Septime aber mehr nicht. Ich hab halt dieses "Ich hab jetzt einen Gdur akkord, also darf ich auch nur ghd spielen.", alle anderen Noten wären "unerlaubt".

Kann mir vllt jemand Antworten auf meine Fragen geben wenn sie verstanden hat?^^
 
Eigenschaft
 
Ich glaube dein Ansatz ist falsch - die Melodie ist in der Regel zuerst da.
Löst das dein Problem, oder hab ich dich falsch verstanden?
 
...die Melodie ist in der Regel zuerst da.

Nö - da wird Dir jeder Jazzmusiker was anderes erzählen.;)

Die Begleitung einer Melodie kann vieles sein - besteht sie ja im Grunde selbst aus Melodieelementen.
Grundsätzlich ist sie für die harmonische Spannung zuständig, die ja in einem Musikstück normalerweise ständig in Bewegung ist - Spannung <=> Entspannung.

Was passend ist, ist vor allem von der Stilrichtung abhängig und diese bestimmt weiter die geltenden Regeln.
Im Jazz gelten andere Regeln als in der Klassik - Im Hiphop andere als im Volkstümlichen Schlager.

Man kann es mit einem Bild vergleichen: Melodie steht mehr oder weniger im Fokus, die Begleitung im Hintergrund. Die Begleitung bildet einen Ramen und ist für die Atmosphäre verantwortlich. Je nachdem, welche Wirkung man erzielen möchte, bildet sie einen Kontrast oder ist harmonisch. Grün auf Pink, Schwarz auf Weiß, Hellrot auf Dunkelrot...

Man kann einen Steinzeitmenschen vor der Skyline von Frankfurt abbilden oder ein paar Takte einer Bachfuge loopen und dazu einen Jazz-Saxophonisten dudeln lassen.

Du kannst "alle meine Entchen" mit einem Polkarhythmus aus drei Akkorden begleiten, nur mit einem Bordun aus der Quinte C und G oder spannungsvollere Jazz-Akkorde verwenden - mehr Dissonanz = mehr Kontrast.

Wäre ja traurig, wenn nur reine Konsonanz erlaubt wäre - also Melodieton = Akkordton.:rolleyes:
 
Ich glaube dein Ansatz ist falsch - die Melodie ist in der Regel zuerst da.
Löst das dein Problem, oder hab ich dich falsch verstanden?

Das ist ja mein Ansatz. Jetzt hab ich eine Melodie, und die muss nun harmonisiert werden und meine Frage ist nun was für Akkorde erlaubt sind und welche nicht. Genauso andersherum, ich hab eine Harmonie und darüber wird eine Melodie gespielt, nur welche Töne sind denn dann in der Melodie erlaubt?

Paradebeispiel: Paganini's moto perpetuo

Was gelten da für Regeln dass er bei diesen Riesen16telPhrasen auch akkordfremde Tne in die Melodie einbaut?
 
Jetzt hab ich eine Melodie, und die muss nun harmonisiert werden und meine Frage ist nun was für Akkorde erlaubt sind und welche nicht.

Um darüber zu reden, halte ich einige Definitionen und Grundlagen für wichtig...
  • harmonischer Rhythmus: der Rhythmus, in dem die Harmonien (Akkorde) wechseln
  • leitereigene Dreiklänge
  • Tonart
  • Hörgewohnheiten der westlich-abendländischen Musikkultur: der Minimalkonsens in unserer Musikkultur, was wir als konsonant bzw. organisch und als dissonant bzw. unorganisch empfinden
Die Vorgehensweise ist prinzipiell: Suche die Akkorde aus, die den Hörgewohnheiten und deinen ästhetischen Vorstellungen entsprechen.

Du wirst die passenden Akkorde mit großer Wahrscheinlichkeit unter den leitereigenen Drei- oder Vierklängen der Tonart der Melodie finden. Suche die Akkorde so aus, daß lange Töne eher als Konsonanzen harmonisiert werden und sich ein organischer harmonischer Rhythmus ergibt. Die Eckpunkte einer Melodie (Phrasenanfangstöne, Phrasenendtöne, Hochtöne, Tieftöne) sollten ebenso eher Konsonanzen sein.

Wie du siehst, gibt es viel Entscheidungsspielraum und Musiker mit unterschiedlichen musikalischen Sozialisationen werden garantiert zu bedeutend unterschiedlichen Ergebnissen kommen, weil ihre ästhetischen Ideale differieren.

Genauso andersherum, ich hab eine Harmonie und darüber wird eine Melodie gespielt, nur welche Töne sind denn dann in der Melodie erlaubt?

Lerne Jazz-Improvisation, das ist genau das Thema dort.

Harald
 
Ich denke, um weiterzukommen mußt du nicht unbedingt eine Reihe von Büchern über Grundlagen lesen und Jazz-Improvisation lernen o.ä.. Ich versuche mal eine einfache Antwort für einfache Verhätnisse zu geben.

Jetzt hab ich eine Melodie, und die muss nun harmonisiert werden und meine Frage ist nun was für Akkorde erlaubt sind und welche nicht.
Schau die bei einer Melodie an, welche Tönen auf einen betonten Taktteil fallen. Diese sollen als "erlaubt" gelten.

Beispiel "Alle meine Entchen" (C-Dur, die Bindestriche solle Taktzeichen darstellen, Melodie verkürzt):

CDEF-GG-AAAA-G-FFFF-EE-DDDD-C
Erlaubt sind die Töne:
CE-GG-AA-G-FF-EE-DD-C
Siehe: Nur D und F im ersten Takt sind "verboten". Sie sind nur unbetonte "Durchgangstöne" und stören für die Akkordbegleitung nicht weiter.

In C-Dur sind die wichtigsten Akkorde der C-Dur-Akkord, der G-Dur-Akkord und der F-Dur -Akkord. Diese drei Akkorde enthalten übrigens die Töne der gesamten C-Dur-Tonleiter.

Eine der naheliegenste einfachsten Harmonisierungen wäre mit folgenden Dur-Akkorden:

C-C-F-C-G-C-G-C

Warum? In diesen Akkorden sind all die o.g. "erlaubten" Töne enthalten. Außerdem werden nur die naheliegensten Akkorde in C-Dur verwendet (Tonika C, Dominante G und Subdominante F), die auch noch eine sog. "Kadenz" bilden. Wenn eine Kadenz gebildet wird, wird das als besonders "logisch" empfunden.

Genauso andersherum, ich hab eine Harmonie und darüber wird eine Melodie gespielt, nur welche Töne sind denn dann in der Melodie erlaubt?

Da kannst du genau umgekehrt vorgehen:

Erlaubt sind in betonten Takteilen nur die Melodietöne, die im jeweiligen Akkord enthalten sind. In unbetonten Taktteilen sind die anderen Töne der zugehörigen Tonleiter "erlaubt".

Wenn Du jetzt eine Vielzahl von Kompositionen nach diesen einfachen Reglen erstellt und das ganze verinnerlicht hast, wirst du vielleicht das Bedürfnis haben, mehr Komplexität in deine Kompositionen zu bringen. Dazu gibt es vielerlei Mittel:

Du kannst z.B. die o.g. Durchgangstöne auch mal auf einen betonten Takteil fallen lassen - als dissonanten "Vorhalt", der dann zu einem Ton des dazugehörigen Dreiklangs "aufgelöst" wird.

Du kannst z.B. auch andere Harmonien als die o.g. zur Begleitung verwenden, vorzugsweise andere Stufen der jeweiligen Tonart. Bei C-Dur z.B.:

Am (6.Stufe), Em (3.Stufe) oder Dm (2.Stufe).

Damit läßt sich schon recht variantenreiche Musik gestalten, die einen sehr großen Bereich der populären Musik abdeckt.

Ich hoffe, ich konnte dir weiterhelfen!

Gruß
Klaus
 
Siehe: Nur D und F im ersten Takt sind "verboten". Sie sind nur unbetonte "Durchgangstöne" und stören für die Akkordbegleitung nicht weiter.
Das hat mir gefehlt, das auf die 1 und 3 immer akkordeigene Töne kommen hab ich schon aus der Jazzimpro gelernt (versuch mich auch dran), nur hat mir keiner gesagt dass damit auch die in diese Zählzeit einfallenden Töne für die Harmonie unberücksichtigt bleiben können. Also gemeint ist jetzt im Fall Melodie -> passende Akkorde bringen

Da kannst du genau umgekehrt vorgehen:

Erlaubt sind in betonten Takteilen nur die Melodietöne, die im jeweiligen Akkord enthalten sind. In unbetonten Taktteilen sind die anderen Töne der zugehörigen Tonleiter "erlaubt".

Wie siehts denn dann eigtl mit Chromatik aus? Gibts dafür dann nochmals spezielle Regeln?
 
Wie siehts denn dann eigtl mit Chromatik aus? Gibts dafür dann nochmals spezielle Regeln?
Wenn die tonleiterfremden Töne (in C-Dur die schwarzen Tasten eines Keyboards) auf unbetonten Taktteile fallen gibt es normalerweise keine Probleme, sprich keine unverhältnismäßigen Dissonanzen.

Z.B. könntest du ohne Probleme zum C-Dur -Akkord folgende chromatische Tonfolge spielen und zwar als Achtel im 4/4-Takt:

c cis d dis e dis d cis - c

Die leiterfremden (schwarzen) Töne fallen in dem Beispiel alle auf unbetonte Taktteile. Im ersten Takt fällt auf 1 und 3 das c und das e. Im zweiten Takt auf 1 wieder das c.
Also alles Töne des C-Dur -Dreiklangs. Das Ganze klingt sehr harmonisch, trotz der chromatischen Tonleiter.

Im Laufe deiner musikalischen Entwicklung möchtest du dann vielleicht auch absichtlich gegen diese "Harmonie-Regeln" verstoßen und besondere Effekte erzielen, indem dissonante Töne auf betonte Taktteile fallen. Das ist dann ein anderes Kapitel.

Wenn du dich in deiner Musik eher an (Begleit-)Vierklängen orientierst, wie sie im Jazz und auch der populären Musik verbreitet sind, kannst du auch die Sexte oder Septime auf einen betonten Takteil fallen lassen. Das klingt in diesem Zusammenhang dann nicht unharmonisch.

Ich meine z.B. folgende Vierklänge mit leitereigenen Tönen :

g h d f (G7) hinzugefügte Septime
c e g a (C6) hinzugefügte Sexte
und ähnliches

Du solltest die Möglichkeiten im Laufe der Zeit erforschen, durch viel probieren und studieren von Stücken, welche dir gefallen.

Gruß
Klaus
 

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