@TE335: Was ist der Hintergrund Deiner Frage?
Heißt Deine Frage eigentlich: "Muss ich jeden Ton auf dem Griffbrett ad hoc wissen, um ein guter Gitarrist zu sein?" oder ist es nur reine Neugierde darüber, wie es andere machen ?
Im ersten Fall, gibt es wie oft kein klares Ja oder Nein.
Andererseits bin ich mir ziemlich sicher, dass der deutlich überwiegende Teil (sagen wir: >= 80%) guter bzw. auch bekannter Gitarristen alle Töne auf dem Griffbrett ad hoc kennt.
Ob es für DICH einen Nutzen hat, kommt sehr darauf an, was und wie Du spielst. Wenn es "nur" um gängige Blues/Rock-Akkordprogressionen (Rhythmus und Soloparts) geht und Du die damit einhergehenden Licks und Griffe spielst, dann geht das meines Erachtens, weitestgehend mit Muster/Patterns, die man eben so in verschiedenen Lagen über das Griffbrett verschiebt.
Bei den folgenden Beispielen, wirst Du jedoch, fast notgedrungen, lernen (müssen), die Noten auf dem Griffbrett zu kennen:
1. Akkordspiel, Arpeggios und Dreiklänge und deren Umkehrungen (Inversionen) in verschiedenen Lagen
Wenn Du z.B. einen G-Akkord nicht nur als offen Akkord bzw. Barregriff brauchst, sondern diesen in verschiedenen Lagen spielen willst bzw. wenn Du Dreiklänge (Triads) und deren Umkehrungen in Deinem Gitarrenspiel einbauen möchtest, dann wirst Du die einzelnen Noten der Dreiklänge auf Deinem Griffbrett finden müssen. Dabei hilft es dann sehr, wenn Du weißt, welche Noten auf Deinem Griffbrett sind.
Dreiklänge und Umkehrungen sind eine fortgeschrittene Spieltechnik sowohl bei Rhythmusparts als auch im Solospiel.
2. Melodisches Solospiel nahe an der Akkordprogression
Ich spiele Leadparts, wenn möglich, sehr gerne "nahe an der Akkordprogression", d.h. heißt ich kenne JEDEN Ton eines jeden Akkords und weiß, wann er in welchem Takt gespielt wird.
Die Noten diesere Akkorde sind sehr starke Noten für den Leadpart. Einzelne davon in das eigene Solospiel einzubauen schafft automatisch eine Verankerung des Solos IM Song und der Solopart klingt i.d.R. melodisch(er) als wenn man "nur" in der Tonart des Songs soliert.
Bei dieser fortgeschrittenen Spieltechnik ist es auch sehr hilfreich, alle Töne ad hoc auf dem Griffbrett zu kennen.
Wenn ich Skalen in verschiedenen Lagen übe, dann merke ich mir nicht nur die Patterns dazu, sondern sage mir "im Kopf" beim Spielen immer auch den Notenwert vor.
Manchmal übe ich auch Skalen mit geschlossenen Augen und kenne nur die Startnote. Auch dann stelle ich mir im Kopf das Griffbrett und den zugehörigen Notenwert vor, den ich spiele.
Ich selbst habe vor einigen Jahren auch gezielt "Noten auf dem Griffbrett finden" geübt.
Wenn man dann irgendwann in seinem eigenen Spiel auch derartige Spieltechniken wie die oben genannten integiert hat, dann geht das irgendwann auch automatisch ohne gezieltes "Notenwert auf dem Griffbrett"-Lernen.
EDIT:
Hier noch nachträglich ein, aus meiner Sicht gutes (englischsprachiges) Video, zum Thema Noten und die Notwendigkeit, Noten auf dem Griffbrett zu lernen:
Morgendliche Grüße aus Franken - wolbai