Wie geht Ihr mit subjektiver Kritik um?

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So langsam kriege ich den Eindruck, dass ich hier nur am Rumjammern bin :redface:
Aber erstmal hallo an alle, ich habe grade meine extrem "demotivierten fünf Minuten" und muss mal bisschen Dampf ablassen.

Ich wollte mal hören, wie es Euch in dieser Hinsicht geht. Was ich meine, ist zum Einen die Tatsache, dass jeder (aber auch wirklich jeder) meint, er könne Gesang beurteilen und dass subjektive Geschmacksfragen mit "Gesangstechnik bewerten können" verwechselt werden und zum Anderen, dass man ständig die unterschiedlichsten Meinungen hört und irgendwann überhaupt nicht mehr weiß, was nun los ist... Keine Ahnung, was mit meiner Stimme nicht stimmt, aber mein Gesang polarisiert derartig, dass mir (zumindest für die erwähnten "demotivierten fünf Minuten") echt die Lust am Singen vergeht. Die einen sind total begeistert und die anderen... "nicht kräftig genug", "zu agressiv", "bitte mit mehr Dynamik", "Vibrato total übertrieben", "zu tief", "zu hoch", "zu viel Emotion", "zu leblos", "zu klassisch", "lern zu singen!"... das so als Zusammenfassung der Aussagen aus dem letzten Jahr. Dazu muss ich sagen, dass ich schon sehr lange singe (12 Jahre) und seit knapp zwei Jahren klassischen Gesangsunterricht habe, meine Lehrerin ist sehr zufrieden mit mir :)D) und an guten Tagen liebe ich meine Stimme... wenn da nur nicht diese drolligen fünf Minuten wären, in denen man sich so komplett verunsichern lässt.

Ich denke (oder hoffe), dass es nicht nur mir so geht. Vor einiger Zeit hatte ich hier auch schon gelesen, dass nichts so subjektiv beurteilt wird wie Gesang. Und in meinen bisherigen Bands war es auch immer ich, die von den Leuten bestürmt wurde mit gutgemeinten Ratschlägen. Hier meine ich natürlich nicht konstruktive Kritik, für die ich absolut offen bin, denn nur so kann man sich weiterentwickeln und ich würde auch nie behaupten, dass ich die technisch perfekteste Sängerin bin, die sich Kritik verbittet. Aber diese subjektiven Meinungen von allen Seiten machen mich so müde...

Wie geht's Euch damit? Wie steckt man sowas am besten weg, ohne sich den Tag vermiesen zu lassen? Und wieso sind es immer die negativen Meinungen, die so im Gedächtnis bleiben? :rolleyes:
 
Eigenschaft
 
Hi Scorpiosa,

bin zwar kein Sänger, kann das aber gut nachvollziehen.

Richtiges Feedback geben ist gar nicht so einfach. Wenn´s Dich interessiert folge mal dem link in meiner Signatur.

Ich denke, es ist absolut wichtig für Dich, Feedback einordnen zu können.
Das, was Du anführst, unterscheidet sich in:

1. Feedback von Laien
Das sind im Prinzip die ZuhörerInnen, deren Ahnung vom Gesang nicht über das banale Alltagswissen hinausgeht. Das sind letztlich Geschmacksurteile.
Also: gefällt mir/gefällt mir nicht. Warum? Ach - so hoher/tiefer/dynamischer/gleichförmiger/klarer/rauher etc. Gesang gefällt mir generell nicht so.

Das solltest Du nur ernst nehmen als es einfach bedeuten kann, dass es vielen oder eben nicht so viel Leuten gefällt. Wie Musik halt generell.

Das ist keinesfalls ein Qualitätsurteil - sondern eben ein Geschmacksurteil.
Und bei Geschmacksurteilen steht Dir frei wie viel Du darauf gibst.

2. Feedback von "KennerInnen"
Also Leute, die selbst ausreichend Erfahrung mit dem Singen haben, Unterricht geben, professionell mit Musik umgehen.

Da sollte dann Feedback am besten verbunden sein mit konkreten Hinweise: Wenn Du mal das und das machst, dann erzielst Du dieses oder jenes Ergebnis etc.

Da solltest Du mehr drauf achten und gegebenenfalls auch aktiv nachfragen.

Leider gibt es unter diesen Fachleuten auch unangenehme Charaktere, die meinen, die Weisheit mit Löffeln gefressen zu haben, "objektiv" urteilen zu können - und oft spielt auch Neid und Wichtigtuerei eine Rolle.

Hier Ruhe bewahren und sich das möglichst nicht reinziehen - das zieht Dich dann wirklich nur runter.


Ich habe auch generell das Gefühl, dass in Bezug auf Gesang noch ein paar Vorurteile eine Rolle spielen:

A) Jeder meint, Gesang beurteilen zu können, weil er ja selbst einen Mund hat.
B) Jeder meint, Gesang beurteilen zu können, weil Musik ja aus dem Bauch kommt und nix mit Technik zu tun hat.

Das ist natürlich alles Quatsch mit Sosse.

Also ruhig Blut bewahren und eine gesunde Distanz zu Kritik und KritkerInnen aufbauen.
Lernen kannst Du nur, wenn Feedback vernünftig - das heißt bewußt - geäußert wird. Und wenn es entweder wichtige Leute (Geschmack - angepeilte Zielgruppe) oder kompetente Leute (qualitatives Urteil - konkrete Hinweise) tun - und dies auf eine angemessene Art.

Dass die meisten Leute das nicht können ist schade, aber halt eine Tatsache.

Herzliche Grüße,

x-Riff
 
es is wohl generell so das man sich negatives immer besser merkt als positives aber x-riff hat das schon sehr gut erklärt. also: positives merken und bei negativen kritikern probierst du das aus ==> https://www.musiker-board.de/vb/diverses/213255-grill-rezepte.html :p
ne eben bei negativen eben überlegen obs stimmt und wenn ja wars ja gutes feedback und sonst gleich wieder vergessen
 
Ich kann mich da x-Riff nur anschließen. Dasselbe hätte ich jetzt auch geschrieben. Ich singe zwar noch nicht so lange wie Du (bzw. wie man's nimmt, über sechs Jahre klassischer Unterricht, aber ansich gesungen schon immer, nur hat für mich das bewußte Singen eben erst mit dem Unterricht begonnen, da ich dadurch gelernt habe, wie ich meine Stimme einsetzen kann, welchen Effekt ich wie erreiche).

Ich gebe hier im Forum ja auch so dann und wann meine Kommentare zu Hörproben ab, aber dabei achte ich darauf, daß es eben nicht rein subjektiv ist (was sich aber nicht vermeiden läßt), sondern eben möglichst sinnbringend, d.h. wenn bei jemandem die Höhen nicht ganz sauber sind im klassischen Gesang, das man eben dahingehend Tipps gibt oder darauf verweist, daß man sich das mit dem eigenen Gesangslehrer nochmal genauer anschauen sollte.

Alles, was die Stimme ansich betrifft, d.h. ob lyrisch, dramatisch, etc., sind in meinen Augen auch Geschmacksurteile, denn jeder zieht etwas anderes vor, jeder findet bei Arie x das und jenes besser.

Es ist schwierig, so etwas wie die Stimme wirklich beurteilen können. Und zu viel Emotion kann's kaum geben, zumindest hab ich das noch bei niemandem wahrgenommen. Übertreiben ist allerdings wieder etwas anderes. ;-)

Und bei wirklich rein subjektiven Kritiken einfach auf Durchzug schalten.

Ich habe mal bei einer Band vorgesungen, die konnten mit mir beispielsweise gar nichts anfangen. Die fanden mich natürlich auch grottenschlecht. Das hat mich am Anfang auch runtergezogen, aber am Ende war das einfach nicht die Musik, die mir stimmlich liegt und menschlich hat's zusätzlich nicht gepaßt. Also insgesamt ein Urteil, auf das ich nichts geben muß, weil's vom Zwischenmenschlichen bestimmt war. Allerdings ist es auch für einen persönlich ein teilweise langer Weg, bis man seine Stimme akteptieren kann. Im Gegensatz zu "externen" Instrumenten ist sie einfach gegeben, die Wahl, ob Sopran oder Alt, lyrisch oder dramatisch hat man in der Regel nicht. Daher muß man erst die Musikrichtung finden, die stimmlich eben auch paßt. Daher jetzt auch die Frage: Was für eine Richtung singst Du denn?
 
Erstmal vielen Dank an Euch :)

Dass jeder glaubt, Gesang beurteilen zu können, hat x-riff ja schön auf den Punkt gebracht und auch die Einteilung von Feedback ist klasse. Und genau das ist es ja, was mich so ermüdet, im Moment fürchte ich mich regelrecht vor den nächsten Schlaumeiern, die mir neue und vermutlich wieder so gegensätzliche Meinungen zu meinem Gesang mitteilen müssen. Denn wie gesagt, ich habe kein grundsätzliches Problem mit Feeback und nehme Kritik auch sehr gerne an, aber manchmal ist es echt schwer, das noch einordnen zu können. Ich habe auch den Eindruck, dass viele nicht unterscheiden können zwischen "ich mag deine Stimme nicht" und "du kannst nicht singen"... ersteres ist ja nun wirklich Geschmackssache, das will ich auch niemandem aufzwingen, aber das dann gleichsetzen mit "nicht singen können" ist so nervig.

Wollte einfach hören, wie Eure Erfahrung damit ist, weil meine Stimme doch nun wirklich nicht so speziell sein kann, dass nur ich so widersprüchliches Feedback kriege. Müssen doch die anderen Schuld sein, lach...

@Ophelia: ich singe im (härteren) Rockbereich, zwar recht melodische Gesangslinien, aber gerne auch mit agressiverem Unterton (nein, keine Shouts, denn die Technik beherrsche ich noch nicht) - und immer bemüht, bei neuen Gesangslinien auch mehr von meinem Tonumfang einzubringen, das traue ich mich auch erst, seit ich Gesangsunterricht habe und auch hier noch sehr vorsichtig, aber ich merke den Fortschritt :D
Und wie gesagt, an guten Tagen bin ich der Meinung, dass ich das ganz gut hinkriege - wenn nur eben die Momente nicht wären, wenn man sich das Genörgel der anderen zu sehr zu Herzen nimmt...
 
Kennzeichnend ist, dass Du bei Deiner Zusammenfassung des letzten Jahres nur die negativen Urteile aufgeführt hast. Wie sieht es denn mit den Positiven aus...?

Natürlich lassen sich solche Dinge damit abtun, zu sagen, dass ja alles subjektiv ist, Laien-Meinungen sowieso nichts wert sind und jeder ja glaubt, Gesang beurteilen zu können und wir uns das deswegen nicht so Herzen nehmen sollten.

Dennoch sind wir Sänger Divas und davon abhängig, dass zumindest ein großer Teil uns gut oder - je nach Genre - wenigstens interessant und außergewöhnlich findet. Wir singen ja auch nicht nur für Profis, sondern für alle, die wir erreichen möchten... deswegen hat für uns natürlich auch jede Meinung eine Wirkung ... und das ist auch gut so. Eine Laie hat zwar keine Ahnung von Technik und weiß auch nicht immer, warum ihm etwas nicht gefällt. Trotzdem hat er eben eine Empfindungund kann auch ohne Wissen über die Materie äußern, ob ihm etwas gefällt oder nicht. Denn Musik ist für alle da, und nicht nur für einen erlesenen Kreis, dem die Gnade erwiesen wird, Musik zu beurteilen - es sei denn, man entscheidet sich bewußt für eine elitäre Avantgarde-Haltung.. Wenn 50% uns schlicht genial, einzigartig und wundervoll finden und die anderen 50% den letzten Dreck: OK. Wenn die subjektive Meinung von 80% aller Zuhörerallerdinigs negativ ist, dann ist das schlimm für uns. Ob subjektiv oder objektiv spielt dabei keine Rolle. Denn wir wollen gefallen: und wenn schon nicht jedem, dann wenigstens polarisieren.

Jetzt ne Frage:

Wie waren denn die Urteile vor Deinem Unterricht? Oft kann es sein, dass der Unterricht eine "Orientierungsphase" einläutet. Man durch das Einsetzen und Ausprobieren der neuen Techniken ein bißchen die Basis verliert und vieles "übertreibt", ohne es zu merken. Dadurch leidet die Authentizität der Stimme. Das neu Erlernte muss erst noch zur Selbstverständlichkeit werden, der richtige Einsatz erlent werden. Deine Äüßerungen "zu viel Vibrato, zu aggressiv, zu klassich" deuten an, dass Du die "richtige Portion" des Erlernten noch nicht gefunden hast. Das ist normal.

Wie ich selbst mit Kritik umgehe?
Unterschiedlich. Ich selbst bin - wie viele von uns - wohl mein empfindlichster Zuhörer und kann mich oft kaum selbst ertragen. Glücklicherweise behaupten die meisten was anderes - deswegen singe ich noch. An einigen Tagen mag ich mich auch selbst gerne hören. Es spielt scvhon eine Rolle für mich, WER die Kritik äußert. Bei einem Privatradiohörer, der "alles-quer-beet" hört und damit meint, er hat in seiner CD-Sammlung Joe Cocker UND TIna Turner, aber auch Bryan Addams, ist es mir ziemlich wumpe, was er sagt. Egal, ob es positiv oder negativ ist. Ich weiß, dass ich nicht jeden Song gut singen kann. Ich weiß, was mir liegt. Wenn mir aber über ein Jahr so viel Kritik wie Dir entgegengebracht würde - und das wohlmöglich von sehr unterschiedlichen Leuten, würde ich das zumindest beherzigen und probieren, etwas zu ändern. Kann ja nicht schaden. Was wäre denn so schlimm daran, testweise mit etwas weniger Vibrato, etwas weicher, ein klein wenig unklassischer zu singen?
 
... dass jeder (aber auch wirklich jeder) meint, er könne Gesang beurteilen und dass subjektive Geschmacksfragen mit "Gesangstechnik bewerten können" verwechselt werden ...
mal den Bogen weiter gespannt, selbst "Profi-Kritikern" und "Profi-Schreibern" passiert das leider viel zu oft, daß sie den persönlichen Geschmack mit Qualität, Anspruch, etc. verwechseln.

Betrachte mal die Sache von der psychologischen Seite, ganz viele Kritiken sagen vielmehr über den Kritiker aus, als über das zu Kritisierende!!
Und wenn du von dieser Seite an die Geschichte rangehst, dann bleibt von der meisten negativen Kritik an dir nicht mehr viel übrig!!

Und auf "gute" Kritiker und Analytiker zu hören schadet niemandem - das Kennzeichen guter persönlicher Kritik ist, daß sie letztendlich positiv ist und dich weiterbringt. Vergiß die Kritik, die dich nur runterzieht.
 
Und auf "gute" Kritiker und Analytiker zu hören schadet niemandem - das Kennzeichen guter persönlicher Kritik ist, daß sie letztendlich positiv ist und dich weiterbringt. Vergiß die Kritik, die dich nur runterzieht.

Da kann ich nur zustimmen!

Ist ein sehr heikles Thema, da man ja gerade beim Singen auch ein Stück von sich selbst preisgibt und da tut (vor allem ungerechtfertige) Kritik auch manchmal weh, und man fragt sich dann doch insgeheim, ob an dem Kritikpunkt nicht doch was dran ist.

Konstruktive Kritik natürlich jederzeit gerne, aber manchmal hat man ja doch das Gefühl, die Leute haben keine Ahnung von der Sache, müssen aber einfach irgendwie ihren Senf dazugeben.
Und von sowas sollte man sich auf keinen Fall runterziehen lassen.

Gerade gestern: Ich singe jetzt immer regelmässig alle paar Wochen als Gastsängerin ein paar Stücke bei einem bestimmten Anlass.
Ein Stammgast des Etablissements, der mir schon öfter das Ohr abgekaut hat (er redet irgendwie gerne... :rolleyes:) kam danach zu mir, schon leicht angetrunken, und meinte, die ersten beiden Stücke wären ja gar nicht gut gewesen, weil viel zu hoch für mich und ich müsse einfach einsehen, dass das nicht meine Stimmlage ist. Wenn ich tiefer singe sei ja alles wunderbar, nur die hohen Töne sollte ich doch tunlichst vermeiden.

Meine etwas ablehnende Reaktion darauf (was aber hauptsächlich daran lag, dass er sich ungefähr im Abstand von 20 cm zu mir postiert hatte und eben sichtlich angetrunken war - und da fühlte ich mich doch etwas bedrängt) wertete er dann in sofern, als dass ich keine Kritik vertragen würde und jetzt beleidigt wäre. Dann meinte er noch: Na ja, das muss man ja auch mal sagen, bringt ja auch nichts, wenn alle immer nur sagen, wie gut du singst. Die hohen Töne sind einfach nichts für dich..."

Auf mein Argument, dass sich man sich die Kopfstimme eben erarbeiten muss, ich mir durchaus bewusst bin, dass ich da noch Schwachstellen habe und es aber auch nichts bringt, diese Töne deshalb immer zu vermeiden (abgesehen davon, dass ich gar nicht wirklich hoch singen musste gestern, da ich mir meine Tonarten schon immer dementsprechend auswähle) wollte er sich dann gar nicht einlassen und hat mir dann irgendwelche wirren Geschichten einer befreundeten Opernsängerin erzählt, die drei Oktaven singen konnte.... blablabla.

Ich glaube, es ging ihm einfach darum IRGENDWAS zu sagen. Und von dieser Art "Kritik" sollte man sich wirklich nicht treffen lassen.

Hätte er mir jetzt als Musikkenner gesagt, hier und da hast du noch Schwachstellen, daran solltest du arbeiten oder: Sing das Stück doch lieber eine Tonart tiefer - kein Thema - aber mit dieser Art von "Kritik" konnte ich nun wirklich nichts anfangen, zumal es ja noch äusserst subjektiv ist.
Wenn man dann aber nicht drauf einsteigt, dann gilt man gleich als zickige Sängerin, die keine Kritik vertragen kann.

Liebe Grüsse
Luna
 
Der wollte Dich einfach angraben, angeben oder so, schätze ich mal.
 
Ja, das dachte ich mir auch.
Wie gesagt, er ist mir ja schon länger ein Dorn im Auge, weil er sich immer gerne selber reden hört.

Dennoch hat er ja Kritik an meiner Person geübt (als Sängerin), auch wenn er sich wohl nur irgendwie wichtig machen wollte.

Das ist sicherlich oft der Fall, dass Kritik nur ausgesprochen wird, weil sich jemand wichtig machen will, beweisen will, wieviel Ahnung er hat (auch wenns nicht stimmt), evtl. auch mit einem ins Gespräch kommen will oder natürlich teilweise auch aus Neid...

P.S. Dazu fällt mir ein, dass ich mich vor einem Jahr (als ich stimmlich noch nicht so weit war und bei Auftritten immer sehr unsicher) durch so eine Bemerkung vielleicht schon hätte verunsichern lassen....
 
Hallo Scorpiosa,
dear all,

mit subjektiver Kritik umgehen?!? - och, da tu ich mir verdammt schwer.
Vor allem, weil ich meist nicht einschätzen kann, wie subjektiv sie nun ist. Ob nicht doch objektiv, oder ob nicht doch was Wahres, Allgemeingültiges dran ist.

Wenn ich genau weiß, dass Krtik, die ich bekomme, einfach unqualifiziert ist, dann steck ich das weg. Ich denk zwar auch noch ein Weilchen drüber nach, aber es wurmt mich nicht ewig.

Aber wenn ich das Ganze eben nicht einordnen kann, dann werd ich unsicher. Und wenn ich unsicher werde, dann fang ich zu grübeln an. Und wenn ich mal grüble, dann gibts Weltuntergangsstimmung…

Oft ist es aber auch so, dass Feedback falsch ankommt, weil der Sprecher sich nicht eindeutig/richtig ausdrückt, und weil man selbst dann entsprechend weiterinterpretiert.
Zumindest hatte ich vor Kurzem erst wieder dieses Aha-Erlebnis.


Ich bekam zu hören, dass ich viel früher in die Kopfstimme wechseln soll. Mit dem tollen Zusatzkommentar: "Schrecklich".
Ich hab daraufhin alles in Frage gestellt: jegliche Fortschritte waren für mich plötzlich wegradiert, hab an meiner Stimmlage gezweifelt, mich gefragt ob sich der Lehrer auskennt, sämtliche Technik war plötzlich wieder Un-Technik, und und und

Tja - und letztlich stellte sich heraus: bei diesem Lied, bei dieser Phrase sollte ich früher in die Kopfstimme, weils besser klingt.
Und damit kann ich mich ja anfreunden u. mach das anders u. bin begeistert.
Meine Interpretation war: prinzipiell und immer und überhaupt.
Der Redner sagte weder das eine noch das andere. Die Interpretation blieb mir überlassen…

Ich habe draus gelernt und höre besser zu und frage gezielter nach, bevor ich "das Schlimmste" befürchte.

Vielleicht ist das ja bei Dir ähnlich? Einfach, dass Du's anders interpretierst und Dir das Leben selbst damit schwer machst?

LG saxycb
 
Mir persönlich geht Kritik erstmal am A... vorbei...es sei denn sie kommt von meinem Gesangslehrer, der kann es aber auch begründen oder sie kommt von einem Chorleiter den ich kenne, ich persönlich mag keine Laienkritik...besonders wenn Leute der Meinung sind Shouts hätten nicht mit Gesang zu tun...ich shoute schließlich nicht nur.
 
Hallo !
Ich selbst bin meine strengste Kritikerin ;)
Im Ernst, ich bin NIE zufrieden. Nach jeder fertigen Aufnahme, die ich mir dann daheim anhöre, würde ich am liebsten alles komplett neu einsingen, höre nur die Fehler und Schwächen (und finde auch überall welche). Es würde wahrscheinlich nicht viel nützen, die Aufnahme zu wiederholen, denn ich würde ja doch wieder nur Fehler hören und alles wieder neu aufnehmen wollen ;).

Nur auf der Bühne, da vergesse ich das alles und singe einfach nur. Natürlich denke ich hin und wieder nach einem Song "Uah, da war ja wohl nix!", aber da wird schon der nächste eingezählt... und weiter geht´s, und der nächste Song wird dann vielleicht ein Highlight.

Meine Latte hängt sehr hoch (so hoch, dass ich sie nie erreichen werde), aber das Gute an einer hohen Latte ist, dass man sich weiter entwickelt, sich neuen vokalistischen Herausforderungen stellt und sich nicht auf "alten Lorbeeren" ausruht.
Deshalb finde ich Kritk - sowohl von Dritten als auch Selbstkritik - sehr wichtig und sehr inspirierend, wenn der erste Schock erstmal verdaut ist. Irgendjemand hier hat es schon gesagt: oft ist tatsächlich etwas dran.
Als Sänger sind wir in der Regel das exponierteste Bandmitglied, und irgendetwas - sei es Extrovertiertheit, Mitteilungsbedürfnis, ein Schuss Narzissmus sicherlich auch - treibt uns ja dazu, uns da vorn hinzustellen und soviel von uns preiszugeben, und das ist auch gut so. Diese Exponiertheit hat aber eben eine Schattenseite, und zwar die, dass sie dei meiste Aufmerksamkeit, auch eben in Form von Kritik, auf sich zieht.
Mit destruktiver, einfach nur unqualifizierter Kritik lernen wir aber doch schnell umzugehen, oder ? Ich finde, die lernt man schnell von konstruktiver zu unterscheiden.
Es gibt allerdings selten etwas Peinlicheres als einen eitlen, aber bestenfalls mittelmäßigen Sänger/in, der völlig von sich überzeugt ist.
Deshalb hat Kritik oft einen ausgleichenden Effekt.
Entschuldigt bitte diese etwas hochtrabenden und wirren Gedanken. Bin mitten in einem intensiven gig-Wochenende ;)
schöne Grüße
Bell
 
Erstmal vielen Dank für die vielen Reaktionen... Werde jetzt mal versuchen, auf alle einzugehen und hoffentlich nichts auslassen und nicht zu weit auszuschweifen dabei ;)

antipasti - Positive Reaktionen gab es genug, könnte das jetzt nicht prozentual aufteilen, aber auf jeden Fall mehr als negative Kritik. Das ist ja der Punkt, der mich so stutzig macht, also dass ich nach positiven Reaktionen kurz mit stolzgeschwellter Sängerinnendivabrust umherstolziere, aber dass die negativen so viel mehr im Gedächtnis bleiben und mich so verfolgen.
Deine Anmerkung, dass neu Gelerntes evtl. anfangs übertrieben wird, ist sehr interessant, das hatte ich so bisher nicht gesehen. Wenn ich was neues umsetze, dann ist es anfangs immer noch relativ unsicher und experimentell, bis - wie Du sagtest - es zur Selbstverständlichkeit wird und die richtige Portion dessen da ist. Da sind ja immer meine Bandjungs die erste Instanz und dann gibt es auch gerne mal ein schräges Grinsen und den Kommentar "ähm, was war DAS denn grade??" Aber eben weil ich so überkritisch bin, muss sowas immer erst lange geübt werden, bis ich mich damit sicher fühle und der jeweilige Song dem Publikum vorgestellt wird. Demnach würde ich den Punkt fast ausschließen.
Die (negativen) Reaktionen vor dem Gesangsunterricht waren aus heutiger Sicht besser nachzuvollziehen, da war ich den Kritikern zu unscheinbar, so monoton, zu kraftlos. Wobei es aber auch da genauso viele gab, die meine Stimme toll fanden.
Und der Einwand, die negativen Kommentare zu beherzigen, fällt mir insofern schwer, weil sich hier doch auch die Frage stellt, auf wen man dann wirklich hören sollte. Diejenigen, denen ich zu klassisch bin, haben mich noch nie gehört, wenn ich mal wirklich (!) klassisch singe (ich habe klassischen Gesangsunterricht und übernehme wirklich nur Winzigkeiten davon in den Rock-Gesang, hier und da mal als kleinen Akzent vielleicht, mehr aber auch nicht) - ich bin sehr bemüht, den jeweiligen Songs eigene Umsetzungen zu geben und wenn ein Text agressiv gemeint ist, dann will ich den auch entsprechend singen, er kann dann meiner Meinung nach nicht so "weich" gesungen werden wie eine Ballade... Auf der anderen Seite gibt es natürlich auch Kritik, die ich gerne annehme und die dann auch umsetze, aber das richtig einzuordnen fällt mir immer so schwer, weil es zum Teil so gegensätzliche Meinungen sind. Im Moment habe ich übrigens auch wieder die selbstbewusste Phase und bin grade schön trotzig: "wenn es euch nicht gefällt, dann ist das eben so, ich find mich toll, ähtsch :D"

Was mich ja übrigens immer wieder überrascht, ist, dass Sänger sich selber nicht gerne hören... Ich höre bei mir zwar immer die winzigsten Fehler und bin auch extrem kritisch mir gegenüber, aber bin meistens total verliebt in meine eigene Stimme... Vielleicht ist das auch ein Grund, weshalb ich Kritik, die so undifferenziert und unklar daherkommt, so persönlich nehme... :confused: Damit wären wir ja wieder bei der empfindlichen Gesangsdiva, lach...

WilliamBasie - Genau diese Betrachtungsweise hatte mir meine Lehrerin grade vor ein paar Tagen empfohlen. Sie meinte auch, man solle nie vergessen, dass viele auch einfach nur neidisch sind, weil sie sich selber nie auf die Bühne trauen würden. Ich denke nur, dass man da aufpassen sollte, nicht zu sehr in die Arroganz abzudriften...

Luna - Genau diese Art und Weise meine ich, wenn so Leute ankommen und dann so gönnerhaft wirken "so Mädchen, ich erzähl dir jetzt mal, wie's richtig geht"... Und dann aber wirklich abschätzen zu können, ob an der Kritik was dran ist oder ob man sie einfach ignorieren sollte... Mich nervt das immer, dass man sich einen eigentlich guten Auftritt davon vermiesen lässt, weil man dann doch noch ewig drüber nachdenkt.

saxycb - Das denke ich auch manchmal, also dass man - weil man eh schon so überkritisch ist und so hohe Ansprüche an sich selber hat - in eine Aussage viel mehr interpretiert, als eigentlich drin steckt. Das Problem ist hier auch immer, dass ein gemeinsames Vokabular fehlt - derjenige, der mir sagte, ich hätte zuviel Vibrato - ich habe da mal nachgefragt und es stellte sich heraus, dass er nicht mal genau wusste, was ein Vibrato ist. Und das trägt sicher sehr zu diesen Verwirrungen bei, das die Leute irgendeinen Begriff fallen lassen und was anderes meinen, als ich darunter verstehen würde...

Ich fürchte, am Ende bleibt doch nur: Bei negativer Kritik genauer nachfragen, wenn es denn möglich ist, also was genau gemeint ist - und wenn es gerechtfertig ist, evtl. versuchen, es zu berücksichtigen oder darauf vertrauen, dass man schon aus der Band geflogen wäre, wenn der Gesang nicht gut wäre :D Beziehungsweise wenn es nur negative Kommentare gäbe. Gibt ja noch genug positive, vielleicht sollte man sich die schönsten auf kleine Post-Its schreiben und überall verteilen, damit das Ego gefälligst auch stabil bleibt, grins...

Vielen Dank Euch allen!
 
...WilliamBasie - Genau diese Betrachtungsweise hatte mir meine Lehrerin grade vor ein paar Tagen empfohlen. Sie meinte auch, man solle nie vergessen, dass viele auch einfach nur neidisch sind, weil sie sich selber nie auf die Bühne trauen würden. Ich denke nur, dass man da aufpassen sollte, nicht zu sehr in die Arroganz abzudriften...
ich würde das eher von der anderen Seite sehen - man sollte darauf achten, daß genug "Selbsterhaltungstrieb" übrigbleibt - selbst wenn der einen leicht arroganten Zug hätte...

Aber bei einem selbstkritischen Menschen, der lernwillig in die Zukunft geht, sehe ich das Problem der Arroganz eigentlich nicht - eher die Cleverness aus möglich vielem einen positiven Kern rauszuziehen, der einem weiterbringt.
 
also, ich bin ein listenfreund. ich habe in meinem computer eine große liste, dort schreibe ich alles auf, was über die band oder mich als sängerin gesagt wird. und siehe da: auch wenn man das gefühl hat, dass alle gerade auf einem rumhacken, ist die positiv-liste meistens doch länger, als man sie in erinnerung hatte...
wenn sich kommentare ähnlicher art häufen, lohnt es sich darüber nachzudenken.

aber generell finde ich: gerade bei stimmen ist individualität sooo wichtig! sachen, die andere bei dir bemängeln, können auch irgendwann einfach ein markenzeichen sein. ich bin gegen die perfektion der stimme! gerade, weil sie ein sensibeles organ ist und sich so wunderbar dafür eignet, das auszudrücken, was in einem steckt. nico haben bestimmt viele erzählt, dass sie emotionslos singt und ihr englisch ziemlich mies ist...
es gibt da noch tausende andere beispiele. natürlich ist es schön, wenn man ahnung von seinem instrument hat, aber man sollte seine ohren nicht vernachlässigen. natürlich gilt das nur für uns pop-perlen. in der klassik oder bei musicals sollte man wohl so perfekt sein, wie´s geht...
die meisten leute, die meinen, sie müssten jetzt auch mal was sagen, sehen viel mehr sich selbst als dich. "wie viel sachverstand kann ich beweisen, wenn ich diesen und diesen fehler finde?"
generell finde ich so viele stimmen schön, und oft sind einfach die richtigen bedingungen noch nicht geschaffen worden, um "schlechte" stimmen zum klingen zu bringen. vielleicht fehlt die erfahrung, die selbstsicherheit, der monitor ist mist? vielleicht passte die stimme nicht zur musikrichtung? natürlich will man glänzen, aber ich glaube, der richtige weg ist der, wenn man berührt, nicht beeindruckt.

kopf hoch und trotz in die stimme! die ist eben einzigartig und sollte es auch bleiben...
lieber gruß!
 

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