Wie das geht

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Mondluchs
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Mal ein Text von mir, bitte durchlesen, darüber Gedanken machen, irgendwas antworten.

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Stil: Ruhige Gitarre (mit Funny van Dannen im Ohr entstanden)
-------------

Wie das geht

STROPHE
Leben scheint immer so einfach zu sein
im Fernsehen und im Kino
Familie und Kinder haben
Jeden Sonntag ein Besuch im Zoo
Ein Job, den man mag
Und Freizeit für sich
Ein Hobbykeller
und, ach, was weiß ich

REFRAIN
Aber wenn ich das so vor mir sehe
dann wird es schon ziemlich spät (und so)
oft ich darüber nachdenke
weiß ich noch immer nicht, wie das geht

STROPHE
Ich habe gute Freunde gefragt
verheiratet mit Kind
wie sie das, was sie werden wollten
auch wirklich geworden sind
Manche sagten, sie hatten einfach Glück
andere haben auch was getan
Doch die meisten lächelten traurig
und sahen mich kopfschüttelnd an

Und wenn ich das so vor mir sehe
dann wird es schon ziemlich spät
doch nach einem betrunkenen Abend
weiß ich noch immer nicht wie das geht

REFRAIN INSTRUMENTAL

BRIDGE
Vielleicht gibt es kein Geheimnis,
wie manche immer sagen,
vielleicht reicht atmen, essen, trinken
und sich mit Behörden rumschlagen
manchmal ein bisschen Liebe
und manchmal vielleicht sogar Sex
kleine Feiern mit guten Freunden
und ein starker Schnaps auf Ex

STROPHE
Vielleicht hat nie jemand leben gelernt,
auch die nicht, die es behaupten
vielleicht malen wir unsere Kokoons an
und sagen "Wir sind Schmetterline, nicht Raupen!"
Es kann mir auch egal sein,
was bei den anderen geschieht
ich bin eigentlich schon glücklich, wenn ich singe
zum Beispiel dieses Lied


Und wenn ich so vor mich singe,
dann wird es schon ziemlich spät,
und nach einem tiefruhigen Schlaf
weiß ich vielleicht auch mal, warum es nicht geht

© Sebastian Feurstein 2010
---------------


Er ist noch in Arbeit, deswegen freue ich mich sehr über jegliche Kritik, Anregung, usw. ;)
 
Eigenschaft
 
Tja, "irgendwas" antworten?!

Wie geht das?
Mich störte bei der ersten Lektüre schon diese lässige Unbeteiligtheit des LI.
Ich mochte ihn sofort nicht- diesen sich über alle bürgerlichen Ideale und spießigen Lebensziele erhebenden Freigeist- Musikanten, der zwar noch "tiefruhigen" (???) Schlaf findet aber meistens nicht, jedoch zumindest manchmal weiß, warum Leben nicht geht.
Seine Expeditionen ins Reich seiner guten verheirateten Freunde mit Kind (Reihenhaus, Bausparvertrag, ca. 2500 netto, ziemlich sicher beamtet) haben ihm genauso wenig neue Erkenntnisse gebracht, wie Besuche im Zoo oder in der Ausnüchterungszelle.

Und dann ist alles schon wieder ziemlich spät. Genug Leistung für einen "tiefruhigen Schlaf"
Ohnehin ist das alles irgendwie scheinbar relativ egal, global gesehen und so weiter, Toleranz und peace for all.

Lieber Mondluchs,
ich finde deinen Text bezüglich Thematik- Aufbau- Struktur- Spannungsbogen ganz gut. Es sind interessante Botschaften darin, und man merkt, dass du beim Texten schon große Sorgfalt walten lässt.
Also formal find ichs gut.
Aber die Haltung, die der Text vermittelt, bringt mich auf die Palme.

Sorry, vielleicht ist es ja nur ne Geschmacksfrage und ich bin der Doofe.
Aber mein Gefühl ist etwa so: Da will mir einer ganz sanft und mit weichen Gitarrenklängen untermalt etwas durchs Ohr ins Hirn meißeln.
Da will mich einer anregen, mal 'n bisschen tiefer zu gehen. Wobei er ja auf keinen Fall drängelich 'rüberkommen will. ( Nach dem Motto: Wir bleiben Freunde, auch wenn du 'n Spießer bleiben willst! Schläfst du eigentlich gut?)

Also Mondluchs, die Intention kann ich verstehen- die Umsetzung find ich nicht überzeugend. Wenn man, wie du und ich (so ein Angeber! :D) mit Anspruch auf höherem Niveau schreibt, soll das Feedback ungefiltert sein. Ich hoffe, du siehst das ähnlich.

Grüße
willy
 
> wo sie Familie und Kinder haben
> Jeden Sonntag ein Besuch im ZooWer geht jeden Sonntag in den gleichen) Zoo? (nur mal ne Frage am Rande :) )

> Und wenn ich das so vor mir sehe
> dann wird es schon ziemlich spät
> doch nach einem betrunkenen Abend
> weiß ich noch immer nicht wie das geht
Finde ich persönlich nicht so gut. ich würde den ersten Refrain wiederholen

> und manchmal vielleicht sogar Sex
vielleicht manchmal hört sich besser an. Vllt sogar auch sowas wie "Und zwischendurch ein bischen Sex"

> auch die nicht, die es behaupten
auch nicht die, die es behaupten hört sich besser an

> Wir sind Schmetterline, nicht Raupen!
Schmetterlinge, keine Raupen!

Fazit: Ich finde den Text an sich sehr gut gelungen. Hier und da vllt wirklich ein wenig teilnahmslos wirkend... aber da es um eine bestimmte Lebensfrage geht, wüsste ich im Mom auch nicht, wie man da mehr Initiative reinbringen sollte. Mir gefällt der Text auf jeden Fall.
 
Lieber Mondluchs,

Man kann nicht immer den Nagel auf den Kopf treffen. Dieser Text hat mMn noch viele Reserven.
Wenn der Text bereits in Dir schwingt, dann vergiss meinen Beitrag. Ich respektiere Dich.
Wenn du allerdings noch Bauchschmerzen hast, könnte dich der eine oder andere meiner Grummler vielleicht auf andere Gedanken bringen.

Und: auch wenn ich mich zwischendurch etwas hart anhöre, für mich fand die Begegnung mit deinem Text ein glückliches Ende.



Wie das geht

STROPHE
Leben scheint immer so einfach zu sein
erinnerst du dich noch an "in medias res"...
Die Füße DIESER Geschichte sind in Beton gegossen.
Ich möchte nicht weiterlesen - denn wenn eine Geschichte nicht laufen kann, dann ist sie auch keine Geschichte
Ok, aber in deinem Falle lese ich natürlich weiter
im Fernsehen und im Kino
Familie und Kinder haben
Jeden Sonntag ein Besuch im Zoo
Ein Job, den man mag
Und Freizeit für sich
Ein Hobbykeller
und, ach, was weiß ich

Hier sehe ich den Irrtum vieler Songschreiber: Monotonie muss monoton getextet werden. FALSCH!
Warum gelangweilt tote Begriffe wie TV, Kino, Zoo oder Hobbykeller benutzen?
DAS stellt Monotonie nicht dar...das liest! sich leider nur so:cool:
Gib deinem LI ruhig eine Geliebte und seinen (geliebten?) Kindern ein gute Nacht Küsschen. Das ist ja auch noch nicht unbedingt das GROSSE Glück!
Oder die Kinder im Zoo erfreuen sich an den Tieren, währen auf ... starrst (immer noch besser als zu Hause bei Muttern)
Wo sind die kleinen perversen Freuden des Jobs?
Auch Monotonie kann man sehen, hören, schmecken riechen, anfassen....

REFRAIN
Aber wenn ich das so vor mir sehe
dann wird es schon ziemlich spät (und so)
oft ich darüber nachdenke
weiß ich noch immer nicht, wie das geht

Pure Ratlosigkeit wirkt auf mich wie pures Gift: Es stimmt mich ratlos, macht mich passiv!
Alles eine Frage der zu starken Dosierung, der zu geringen Abwechslung
Ich würde die intellektuelle Aussage mit den Gefühlen MISCHEN? DIE sind nie ratlos. Die sind eher drängend.
Allerdings hast du mit "Leben" einen verdammt großen Bild-Ausschnitt gewählt: So viele Stunden... Tage ...Jahre....Orte, die da gemeint sein könnten...

STROPHE
Ich habe gute Freunde gefragt
verheiratet mit Kind
Entschuldige lieber Mondluchs, nun wird die Ratlosigkeit allegmein...ich kann mein Gähnen nicht mehr verstecken
wie sie das, was sie werden wollten
auch wirklich geworden sind
Manche sagten, sie hatten einfach Glück
andere haben auch was getan
Doch die meisten lächelten traurig
und sahen mich kopfschüttelnd an

Hier fiele mir eine ironische Wendung ein, ändert nichts an der Ratlosigkeit, aber ironisiert zur Abwechslung
wie sie das, was sie werden wollten
NICHT geworden sind
Manche hatten einfach kein Glück
Andere sind nur so routiert
Und wieder andere haben
Die Frage gar nicht kapiert


DAS mag für Dich nicht der Brüller sein,
aber mit solchen Mitteln versuche ich aus der Sackgasse zu kommen, in der DU scheinbar hier steckst

Und wenn ich das so vor mir sehe
dann wird es schon ziemlich spät
doch nach einem betrunkenen Abend
weiß ich noch immer nicht wie das geht

Das Alk dem Denker seine Sinne benebelt, ist hinlänglich bekannt
Dann doch lieber ein heiter-melancholisches Bild vom besoffenen Denker...

REFRAIN INSTRUMENTAL

zur Bridge:
Wenn die Geschichte vorher eine spannende Story gewesen wäre
,
würden mich vielleicht große Teile der Bridge berühren....
deshalb nur ein Hinweis auf einzelne Worte
BRIDGE
Vielleicht gibt es kein Geheimnis,
wie manche immer sagen,
vielleicht reicht atmen, essen, trinken
und sich mit Behörden rumschlagen
"Behörden" mag richtig sein - sich mit den Leuten rumschlagen sagt nicht weniger, höchstens mehr
manchmal ein bisschen Liebe
und manchmal vielleicht sogar Sex
"Sogar" macht die Geschichte vermiefter und prüder
Manchmal vielleicht (sogar) guten Sex
kleine Feiern mit guten Freunden
"klein" und "gut" wäre mir zu piefig,
Ich würde mich hinter leiser Ironie verschanzen
Kleine Feiern mit den üblichen Freunden
und ein starker Schnaps auf Ex
"stark" würde ich weglassen, Schnaps steht bereits für stark
oder halt ein anschaulicher begriff wie "Primasprit" oder "ein Glas Absinth" oder "Strohrum"

STROPHE
Vielleicht hat nie jemand leben gelernt,
auch die nicht, die es behaupten
vielleicht malen wir unsere Kokoons an
und sagen "Wir sind Schmetterline, nicht Raupen!"
Es kann mir auch egal sein,
was bei den anderen geschieht
ich bin eigentlich schon glücklich, wenn ich singe
zum Beispiel dieses Lied

Komplizierte und kurzatmige Satz- und Gedankenkonstruktion. Wie wäre es mit folgendem Ansatz
Vielleicht hat keiner leben gelernt
auch die nicht die es behaupten
Vielleicht aber träumt in ihrem Kokon
Vom Schmetterlingsflug jede Raupe...

Und trauert ihren Träumen nach
Dann wenn sie endlich fliegt
Und im Schatten liegt ein Trost (Auf engstem Raum liegt plötzlich Trost)
Zum Beispiel dieses Lied


Und wenn ich so vor mich singe,
dann wird es schon ziemlich spät,
und nach einem tiefruhigen Schlaf
weiß ich vielleicht auch mal, warum es nicht geht
So lieber Mondluchs. Zwei spannende Stunden sind bei Nachdenken über deinen Texten vergangen. - Ein Zeichen, dass im Text ne Menge liegt, was aber erst aufblüht, wenn ich es für mich VISUALISIERE. - Vielleicht erfüllt der Text damit bereits seinen Zweck - ich bin da aber eher skeptisch...

Lg
 
Zuletzt bearbeitet:
So, jetzt kann ich mal die Hintergründe zum Text sagen.

Fertig gestellt habe ich diesen Text im Februar diesen Jahres, nach Textverhältnissen vor langer Zeit. Ich habe auch eine relativ einfache Begleitung auf der Gitarre dazu und das Lied sogar schon ein-zweimal präsentiert. Die Resonanz war weder überwältigend positiv, noch negativ. Aber natürlich: man sollte nicht auf das Mittelmaß hinarbeiten, sondern schauen, dass jeder Text sehr positiv aufgenommen wird. Beziehungsweise muss man das, wenn man davon leben will.

Der Text schwingt nicht in mir, um Jongleurs indirekte Frage zu beantworten. Das ist auch der Grund, warum ich ihn online gestellt habe: ich weiß, dass die Idee nicht schlecht ist, dass da Potenzial, doch gleichzeitig habe ich keinen Weg gesehen, wo das Problem liegt. Natürlich habe ich versuch, etwas zu ändern, aber ich fühlte auf der einen Seite, dass ich ganz massiv alles umschreiben müsste, um aus der Sackgasse zu kommen - andererseits will ich den trockenen Erzählstil des lyrischen Ich beibehalten, weswegen es mir nicht nahe lag, tabula rasa durchzuführen und alles auf Anfang zu setzen (ohne über Start zu gehen und 200 Euro zu kassieren).


Eure Antworten haben mir die verschiedenen Probleme der Umsetzung der Idee sehr, sehr gut aufgezeigt, und dafür bin ich euch wirklich dankbar. Ihr wisst natürlich nicht, WAS ich eigentlich sagen wollte, deswegen will ich euch meine Erkenntnisse nicht vorenthalten:

- Das LI kommt vollkommen falsch rüber. Das Bild, das ich von ihm habe, ist ein vollkommen anderes, als in den Erzählungen vermittelt wird. Dies liegt wohl daran, dass ich stark an die Künstlerfigur Funny van Dannen denke, der beispielsweise nicht verheiratet ist. Tatsächlich ist die erste Strophe eine Beobachtung der ANDEREN, nicht des Selbst.

- Damit ist auch der Konflikt, der eigentlich Anstoß für das Lied war, nicht vorhanden. Das LI lebt sein Singleleben dahin, versucht sich sein Leben interessant zu gestalten, doch fehlen ihm gewisse Eckpfeiler, versucht daher zu verstehen, wo Andere ihren "Halt" im Leben finden. Natürlich bietet das sehr viel Potential für verschiedene Auflösungen: braucht man so einen "Halt"? Ist der nicht sowieso automatisch da? Wenn nicht, kann man ihn sich von Anderen abschauen?

- Diese Behandlung des Konflikts ist sogar in meiner Leseart (bei der ich weiß, um was es eigentlich geht) kaum vorhanden, weswegen der Text auch per se kaum eine Kraft hat. Ich habe, nachdem ich ihn kürzlich wiederentdeckt habe, erst einige Zeit vergehen lassen müssen, bevor ich wusste, um was es geht und mich irgendwie reinzufühlen. Das jedoch sollte aus den Zeilen selbst passieren.


Dass sich dann meine Wörter im Nichts verlaufen, der Text komplett statisch ist und auch die Monotonie anders erzählt werden kann, sind dann Folgefehler. Denn eigentlich sollte er nicht statisch, und eigentlich müsste da auch keine Monotonie stehen.

Das heißt jetzt für mich, dass ich meine Idee zwar doch umwerfe, mir aber jetzt der Kern der Sache viel klarer ist, weswegen ein neuerliches Angehen der Thematik nun hoffentlich befriedigendere Ergebnisse liefern wird. ;)

Freue mich aber natürlich auch über jedes Lob, das mir ausgesprochen wurde - heißt, dass es nicht so falsch ist, was ich tue. :D
 
So, jetzt kann ich mal die Hintergründe zum Text sagen.

- Das LI kommt vollkommen falsch rüber. Das Bild, das ich von ihm habe, ist ein vollkommen anderes, als in den Erzählungen vermittelt wird. Dies liegt wohl daran, dass ich stark an die Künstlerfigur Funny van Dannen denke, der beispielsweise nicht verheiratet ist. Tatsächlich ist die erste Strophe eine Beobachtung der ANDEREN, nicht des Selbst.


Nee, nee, das hab ich schon in deinem Sinne gesehen. Aber es ist doch egal, wessen Leben klischiert beschrieben (und eben nicht dargestellt) wird: Klischee bleibt Klischee.

Und wenn du schon Funny van Dannen ansprichst: Der setzt doch total auf Ironie! - Ironisch fand ich deinen Text aber nicht...:gruebel: War der ironisch gemeint:eek:

Lg
 
Zumindest die erste Strophe hat etwas Ironie - natürlich weiß das LI, dass die aufgezählten Dinge nicht das sind, was das Leben ausmacht. Die Ironie wird dann nicht durchgehalten, aber ja, das war es wohl, was ich mir vom van Dannen unbewusst abgeschaut habe... lauter Erkenntnisse bei dem Text. :-D
 
Zumindest die erste Strophe hat etwas Ironie
:gruebel:... was ist denn in der ersten Strophe ironisch gemeint?

-----------------------------------------------------------


Meine Meinung zur Ironie:

Ironie meint bekanntlich immer etwas Anderes, als das vordergründig Gesagte. Oft das Gegenteil.

Aber der Autor darf den Hintersinn im Text nicht auflösen, muss Ironie gnadenlos bis zum bitteren Ende durchhalten können. Jede Peinlichkeit ist geradezu Gold wert:D.

Erst wenn er an die eigenen moralischen Grenzen stößt, das Bedürfnis hat, die ironische Aussage zu mildern, die Dinge hin und her wendet, um der drohenden Empörung seiner Zuhörer oder Leser vorzubeugen...

erst dann hat er die Situation seines Publikums begriffen und ernst genommen und es entsteht eine "verschworene" Gemeinschaft: der Künstler riskiert seinen Ruf und das Publikum dankt artig mit Respekt;)

Der ironische Künstler weiß auch nicht mehr als sein Publikum, er macht sich nur häufiger zum Clown:D

warum auch immer...:gruebel:
 
Zuletzt bearbeitet:
Diese extreme Simplifizierung, diese extremen Klischess entstanden schon mit einem LI im Hinterkopf der durchaus weiß, dass das Leben einfach NICHT so einfach ist. Allein die Tatsache, dass gleich zu Beginn anzuführen, es damit so zu gewichten, passiert mit einem Augenzwinkern, und gleichzeitig wohl auch, weil man nicht direkt auf den Punkt kommen will (damit sind wir wieder bei in medias res).

Es ist einfach so, dass ich - obwohl ich den Text gesamt sehr, sher verbesserungswürdig finde - die erste Strophe zumindest ein gewisses Gefühl hat. Nicht wirklich stark beschrieben, da geht noch viel mehr, aber zumindest irgendwas habe ich mir damals schon dabei gedacht.
Wie würdest du denn die ersten paar Zeilen deuten? Ein LI, welches vorm Fernseher sitzt und sehnsüchtig sagt "Da scheint es immer so einfach zu sein, hach..."?
 
Lieber Mondluchs,

ich deute gar nicht, weil die Strophe mich nicht einfängt...!

Ironisch wäre die erste Strophe, wenn sie ein angenehmes Lebensgefühl zwischen Kino, Theater, Zoo und Hobbykeller DARSTELLEN würde. Dazu brauchst du zum Beispiel die Erwähnung angesagter Blockbuster, witzige Serien, Attraktionen aus dem Zoo und geile Abenteuer im Hobbykeller - so dass ich pendeln kann...naja... obwohl ....nee nee...

Wenn Du DAS nicht hinkriegst, isses nur eine Meinung unter milliarden...Sorry.

Ich liebe Randy Newman. Für viele ein Meister der leisen Ironie.

Der Mann beschreibt den amerikanischen Alltag zum Anfassen. Dass er dabei über Serienkiller, Vergewaltiger, Dealer oder so schreibt, erfahre ich manchmal erst aus seinen Interviews. Allerdings verwundert es mich dann wiederum nicht, denn irgendeine vergilbte Stimmung liegt sowieso über allen seinen Szenen.

Auch die folgende Textsequenz empfinde ich ironisch, wenn auch als bittere. Auch hier spielen Menschen vor Fernsehern eine Rolle:

This is my country
Those were my people
Theirs was a world I understand

Picture a room, no window
A door that leads outside
A man lying on a carpet on the floor
Picture his three grown boys behind him
Bouncing words off a screen
Of a television big as all outdoors
Now your children are your children
Even when they're grown
When they speak to you
You got to listen to what they have to say
But they all live alone now
They have TVs of their own
But they keep on coming over anyway
And much as I love them
I'm always kind of glad when they go away

This is my country....
Alles sehr wahr, unaufgeregt, erträglich...

... und dennoch unerträglich.

DEM kann ich mich nicht entziehen.

Ist natürlich unfair, Dir jetzt mit diesem Meister zu kommen, aber dieses Beispiel zeigt, was ich meine, wenn ich DARSTELLEN immer so groß schreibe ;)

Ein einziger winziger Ausschnitt....wird zum monströsen Monument: DAS IST MEIN LAND!

Liebe Grüße

Edit: Wenn ich die Refrainmusik höre....dann stehe ich auf dem Siegertreppchen, stares and strips klettern den Fahnenmast hoch, tausend Kameras klicken und mit Tränen in den Augen lege ich die rechte Hand aufs Herz...

...und zwar gern:D

DAS nenne ich Ironie
 
Zuletzt bearbeitet:
Ist natürlich unfair, Dir jetzt mit diesem Meister zu kommen, aber dieses Beispiel zeigt, was ich meine, wenn ich DARSTELLEN immer so groß schreibe ;)

Das du die Kurve immer kriegst- nicht zu fassen.

Spätestens seit 23 Jahren erfahre ich jeden Tag aufs Neue, wie unterschiedllich das Ironieverständnis sein kann, obwohl man sich in- und auswändig kennt.

Ironie in der Kunst ist etwas anderes als diese Mainstream- Ironie, die peinlicher Platzhalter für Betroffenheit ist. Siehe bzw. höre "Schöne neue Welt"

Und dieses lässige Drüberstehen, dieses vermeintlich verächtliche "Augenzwinkern" bei der Betrachtung von sich quälenden Artgenossen, ist Volkssport in übler Tradition.

Die Wilden Kerle und andere Kindheitsverhinderer machen Mitgefühl so klebrig und Toleranz zum Fahnenmast der Flagge Gleichgültigkeit.

Lieber Mondluchs, du musst nicht Randy sein um groß zu texten, zumal deine Heimat ganz andere "Liebenswürdigkeiten" bietet, die man besingen könnte.

Dein "Augenzwinkern" liest sich nun mal nicht wissend und wohlwollendm, sondern überheblich und noch feucht hinter den Lidern.
Es klappert unsicher, wie ein geborgtes Gefühl, eine flüchtige Beobachtung durchs Opernglas- zuviel Distanz.
Du (dein LI, hoppla, nicht zu nahetreten wollte ich... ) bist nur dabei und nicht mittendrin.

Dein LI hat nie selbst auf die Fresse gekriegt oder die vielen kleinen Niederlagen erlebt, die ein angepasster Normalo erstmal kleinkanalisieren muss.
Dass Ross ist irgendwie zu hoch.
Da hört der Spaß dann auf.
Da kann man sich nur noch samt Pferd in die Pfanne hauen.
Mahlzeit.

Grüße
willy
 
willypanic schrieb:
Dein "Augenzwinkern" liest sich nun mal nicht wissend und wohlwollendm, sondern überheblich und noch feucht hinter den Lidern.
Es klappert unsicher, wie ein geborgtes Gefühl, eine flüchtige Beobachtung durchs Opernglas- zuviel Distanz.
Du (dein LI, hoppla, nicht zu nahetreten wollte ich... ) bist nur dabei und nicht mittendrin.

wow!... wie schön ein Gedanke wirkt , wenn die Vergleiche stimmig klingen:great: Schwupps - schon ist er am Verstand vorbei direkt auf der Nervenbahn und verschiebt die Mundwinkel nach oben:)

willypanic schrieb:
Ironie in der Kunst ist etwas anderes als diese Mainstream- Ironie, die peinlicher Platzhalter für Betroffenheit ist. Siehe bzw. höre "Schöne neue Welt"

Stilistisch gesehen eigentlich nicht: Es geht immer darum, ungefähr das Gegenteil vom Gesagten zu meinen... Also zum Meinungsstreit zwischen Sender und Empfänger kommt quasi als zusätzliche Giftattacke die Arroganz des Senders, durch die scheinbare Zustimmung den Empfänger zu verhöhnen oder wenigsten zu verunsichern...
 
Zuletzt bearbeitet:
Lieber Jongleur,

ich glaube, genug ist jetzt mal gesagt zu diesem Text. Ich habe bereits eine Idee für den Nachfolger, den ich wohl präsentieren werde, sobald ich zufrieden damit bin.

Doch zu deinem Beispiel muss ich etwas sagen:

Als ich das Zitat ohne Vorstellung davon, wer Randy Newman ist, gelesen habe (ohne Gelegenheit, mir irgendetwas von dem Herren zu Gemüte zu führen), hat es mich nicht umgehaut. Nein, im Gegenteil: kein besonderer Fluss erkennbar, die Aussage wirkt trivial; obwohl ich es mehrmals aufmerksam gelesen habe, sehe ich nichts, was es "unerträglich" für mich machen würde. Ziemlich langweilig also.

Jetzt habe ich mir die Zeit genommen und einen Song vom Randy angehört ("A few words in defence of our country"), hab seine charakteristische Stimme im Ohr, kann mir vorstellen, wie er den Textauszug von "My Country" präsentiert, und auf einmal wirkt es ganz stimmig in sich und ich verstehe genau, warum du ihn hier anführst.

Wenn jemand durch seine Art und Weise, etwas zu aufzuführen, einen vollkommen anderen Charakter verleihen kann, dann ist das für mich ein Zeichen eines genialen Songwritings, weil man tatsächlich authentisch ist. Wie im anderen von mir eröffnetem Thema bemerkt ist das auch die Richtung, die ich anstrebe.

Achja, apropos Beispiel: das Projekt "Blackfield" kann ich dir wirklich empfehlen, wenn du schon die Texte magst. Ich finde, bei dieser Gruppe ist Text und Musik sehr stimmig, sehr angenehm, weswegen es auch recht oft bei mir läuft.


@willy
Die Liebenswürdigkeiten meiner Heimat... welche würden dir da einfallen? Würde mich interessieren, was es da für Eindrücke von außen gibt. :)

*schmunzel* Nie selbst auf die Fresse gekriegt... ich muss die Position meiner Figur noch mehr ausarbeiten, damit es noch genug auf die Fresse kriegt. ;)
 

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