Wie bekommt man extreme Dynamik eines Mixes in den Griff?

Reflex
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Hallo,

ich bin gerade dabei, mein erstes größeres Projekt mit vielen Spuren abzuschließen.

Meine bisherigen Projekte hatten vergleichsweise wenig Spuren, und bis jetzt war es so, dass ich am Ende einen Limiter auf den Master-Bus gegeben habe, der den Pegel erhöht hat und dabei Übersteuerungen vermieden hat.
Bei diesem Projekt habe ich aber schon so viel Pegel, dass der Limiter mir die Summe leiser statt lauter macht, und das Ganze auch schlechter klingt.

Wie muss ich nun also mixen?
Damit ich ohne Limiter kein Clipping habe, muss ich den Master-Fader etwa 8db runterziehen.
Muss man den Pegel aller Spuren so einstellen, dass wenn der Master auf 0 db eingestellt ist, es zu keinem Clipping kommt? In dem Fall müsste ich wohl alle Fader auf Null stellen und neu anfangen.
Oder ist es üblich, den Master herunterzuziehen?

Besondere Probleme bereitet interessanterweise eine Stelle in den Gesangsspuren, die mit Kopfstimme gesungen sind.
Es hört sich nicht sehr laut an, und trotzdem scheint es viel Pegel zu haben, da es die Summe leicht zum Clippen bringt.
Kann so etwas sein, dass es sich nicht laut anhört, aber viel Pegel hat? Und dabei aber kein Bass ist?

Bitte um etwas Hilfe, bin grad etwas ratlos :redface:
 
Eigenschaft
 
Es gibt, wie so häufig, verschiedene Wege nach Rom...
Ich lasse den Masterfader eigentlich prinzipiell auf 0 stehen, damit ich mit den Üblichen Einstellungen meiner Monitore auch eine Art Referenzlautstärke habe.
Ja, wenn deine Signale in der Summierung zu fett werden, dann überprüfe erst mal, ob du nicht mit gezielt eingesetztem EQ schon etwas Luft schaffen kannst. Low- und Highcuts, wo sie angebracht sind, nehmen schon mal gewaltig Energie raus. Auch die Verteilung im Panorama(es muß nicht alles in der Mitte sein :D )kann schon den roten Balken beim Master verschwinden lassen.
Ja, es kann durchaus sein, daß Audiosignale mehr Pegel haben, als einem die relativ trägen Anzeigen von Cubase weis machen wollen. Vor allem, wenn es sich um ganz schmale Frequenzbänder handelt, z.B. eine Sängering trifft bei einer relativ hohen Passage eine Raummode, regt die im Bereich einer Obertonvielfachen an, und eine viel tiefere Resonanz bringt den kompletten Aufnahmeraum in Wallung.(was natürlich bei uns allen, die wir perfekte, akustisch optimierte Aufnahme- und Regieräume haben, gar nicht sein kann.:rofl: )
Da verrät z.B. Voxengo Span schon mehr. Auch hier hilft häufig ein gezielter Eingriff mit dem EQ.
 
Im allgemeinen sind die einzelnen Spurfader auch dafür da die Signale nach Bedarf einzubremsen. Je mehr Spuren, desto lauter wird es, und in einem entsprechend umfangreichen Mix wählt man dann eben besser -20 als Ausgangslautstärke damit es übersichtlich bleibt. Den Master lasse ich auch immer bei 0, wie Pfeife.
Was sich auch anbietet um den Mix mit wenigen Handgriffen wieder einzufangen ist die Arbeit über Subgruppen.
Kleiner Exkurs: überleg dir welche Signale eine sinnvolle Gruppe bilden;
am Beispiel einer umfangreichen Drum Mikrofonierung könnte das so aussehen: jeweils eine Gruppe für alles "Blech", alle Toms, SN, Kick. Wobei man letztere auch nochmal zusammenfassen könnte. So hat man aus sagen wir 12-15 Signalen 3-4 gemacht.
Anderes Beispiel: typisches Kammerorchester: Man fasse die Instrumentengruppen jeweils zusammen so wie sie auch beieinander sitzen. Und dann kann man sich das ganze nochmal in 3-5 Bereiche zusammenfassen, sagen wir links, mittig, rechts, links/rechts hinten und Pauken/Percussion. Wie sonst will man einen Mix schnell in seinen Einzelteilen bearbeiten oder analysieren können, wenn man bei sagen wir, 50-100 Spuren ist? Natürlich werden die Spuren alle einzeln bearbeitet, aber man braucht ja Kontrolle über die Wirkung nicht nur im ganzen, sondern auch im speziellen Kontext.
Das mag jetzt etwas "zu groß" anmuten, aber auch in einer typischen Pop Produktion kommt man ganz schnell mal auf 50, 60 Spuren für eine normale Bandbesetzung, auch wenn man das hinterher nicht raushört.
 
Hallo,

meinst du damit, dass du alle Spuren mal auf -20db einstellst, und davon ausgehst?

Subgruppen habe ich schon teilweise gemacht, aber es werden noch mehr werden.
Ich habe z.b. die Akustikgitarren und den Chor zusammengefasst.

Macht es eigentlich einen Unterschied, ob man Effekte auf der Subgruppe anwendet oder auf den einzelnen Spuren?
Kann ich z.B. Kompressor und EQ einfach auf die Subgruppe legen, um nicht auf jede einzelne Spur eine Instanz öffnen zu müssen?
Geht das auch, wenn ich Signale mit unterschiedlichem Pegel in der Subgruppe zusammengefasst habe?

Und wie es mit Hall und Delay, kann man die auch von der Gruppe aus ansprechen, statt jede einzelne Spur zum Hall zu schicken?

Ist es auch empfehlenswert, die Lead-Vocals + Dopplung zu einer Gruppe zusammenzufassen?
 
Pauschal lässt sich das kaum beantworten denke ich. Machen kann man das alles, obs sinnig ist und gut klingt ist eine andere Frage und deren Antwort hängt sicher auch immer am Material. Hall gehört allerdings nicht in den insert. Man nutzt einen Send Effekt dafür und da kann man natürlich wunderbar Sachen zusammenfassen. Ansonsten gilt: ausprobieren und wenns gut klingt so lassen ;)

Grüße
Nerezza
 
du könntest doch einfach alle Spuren markieren und die Fader in gleichem Anteil runterziehen?
 
Pauschal lässt sich das kaum beantworten denke ich. Machen kann man das alles, obs sinnig ist und gut klingt ist eine andere Frage und deren Antwort hängt sicher auch immer am Material. Hall gehört allerdings nicht in den insert. Man nutzt einen Send Effekt dafür und da kann man natürlich wunderbar Sachen zusammenfassen. Ansonsten gilt: ausprobieren und wenns gut klingt so lassen ;)

Grüße
Nerezza

Ja klar, ich meinte ja auch, ob es das gleiche klangliche Ergebnis bringt, wenn man die Gruppe zum Hall-Send schickt, statt jede Spur einzeln.

du könntest doch einfach alle Spuren markieren und die Fader in gleichem Anteil runterziehen?

Oh danke, ich wußte gar nicht, dass das geht, probier ich mal gleich aus.

Kann man eigentlich im Mixer (Cubase 5) die Spuren irgendwie ausblenden, die ich zu einer Gruppe zusammengefasst habe?
 
Links in der Mixeransicht gibt es die möglichkeit Spurentypen auszublenden. Da kann man sich gegen Ende in einem Mix die Audiospuren ausblenden, aber halt nur alle auf einmal:redface:

So Far...

Laguna
 
Hi Reflex,

ich muss gestehen das ich die andere Beiträge nicht alle sorgfältig gelesen habe, aber so wie mir scheint haben die sicherlich weiter geholfen...die Jungs haben eigentlich immer gute Antworten.


Liebe die Kompressoren auch Multiband und die dynamische EQ. Diese helfen ziemlich gut, wenn man nur bestimmte Ausbrecher in den Griff bekommen möchte ohne gleich alles kaputt zu komprimieren. Achte darauf, dass nur stellenweise komprimiert wird und nicht die komplette Spur. Meistens sind es diese Ausbrecher die den Limiter ins schwitzen kommen lassen.

Exportiere mal Dein Track ohne Limiter und Masterfader auf -10 damit nichts clippt. Dann schaue Dir mal die Wavedatei an. Sind die Spitzen der Bassdrum und Snaredrum mehr als 4 dB über der restlichen Wurst, dann hast Du diese zu laut gemischt.
 
Da legst du im Arranger eine Ordner-Spur an, schiebst dort sämtliche Einzelspuren und die Gruppenspur einer Gruppe hinein, da hast du schon mal etwas mehr Ordnung.
Für den Mixer hilft nur schmal oder breit, bzw. verschiedene Mixer-Ansichten.

Im Übrigen kann man natürlich ein Hall-plugin in den insert stopfen, dann muß man allerdings sehr gefühlvoll mit dem MIX-Regler umgehen.
 
Ja, das finde ich nicht ganz durchdacht.
Man kann zwar alle Gruppenkanäle im Mixer ausblenden, nicht aber die Spuren, die in der Gruppe zusammengefasst sind.
Für mich wäre es doch eher logisch, dass man dann mit den Gruppen mischt, und dazu die Einzelspuren nicht sehen muss.
Man kann zwar alle Audiospuren ausblenden, aber dann sind auch die weg, die nicht in einer Gruppe sind.

Ich habe grade eben bemerkt, dass man Instrumentenspuren anscheinend nicht an Gruppen routen kann.
Gibt es da eine andere Möglichkeit, außer alle als Audiospuren zu importieren?
 
Ja, das finde ich nicht ganz durchdacht.
Man kann zwar alle Gruppenkanäle im Mixer ausblenden, nicht aber die Spuren, die in der Gruppe zusammengefasst sind.
Für mich wäre es doch eher logisch, dass man dann mit den Gruppen mischt, und dazu die Einzelspuren nicht sehen muss.
Man kann zwar alle Audiospuren ausblenden, aber dann sind auch die weg, die nicht in einer Gruppe sind.

Also wenn Du Cubase 5 nutzt, lassen sich selektiv einzelne Spuren/Kanäle ausblenden. Dafür gibt es ein Zeichen im Kanalzug, um die Spur als ausblendbar zu makieren und ganz links auch eins, um diese Spuren ein-/auszublenden. Ist aber etwas Handarbeit, weil Du die Spuren eben manuell markieren musst. Steht auch im Handbuch ;)
 
Also wenn Du Cubase 5 nutzt, lassen sich selektiv einzelne Spuren/Kanäle ausblenden. Dafür gibt es ein Zeichen im Kanalzug, um die Spur als ausblendbar zu makieren und ganz links auch eins, um diese Spuren ein-/auszublenden. Ist aber etwas Handarbeit, weil Du die Spuren eben manuell markieren musst. Steht auch im Handbuch ;)

Danke für den Tipp!

Ich zitiere mich mal ausnahmsweise selbst:

Ich habe grade eben bemerkt, dass man Instrumentenspuren anscheinend nicht an Gruppen routen kann.
Gibt es da eine andere Möglichkeit, außer alle als Audiospuren zu importieren?

Das geht doch, man kann es nur nicht im Inspektor machen, sondern muss es im Mixer tun.
 
...genau, und damit du die Fummelei nicht ständig machen mußt, speichwerst du dir die unterschiedlichen Mixer-Ansichten ab.
 
So ich hab das Problem jetzt schon weitgehend in den Griff bekommen.

Schuld an den großen Ausreißern war v.a. der Gesang, der einfach viel zu laut war. Wenn man lange mixt kann man die Lautstärkeverhältnisse mit der Zeit immer schwerer beurteilen. Außerdem habe ich auch insgesamt alle Spuren mehrere db nach unten gezogen, danke für den Tipp, dass man die Kanäle verbinden kann.

Ich habe zwar bedingt durch das Arrangement immer noch eine sehr große Dynamik zwischen Intro und Outro, aber jetzt kann der Limiter schon damit umgehen.
Ich werde den Song eh bald im Mixforum posten, falls es wen interessiert.
 
Wenn man lange mixt kann man die Lautstärkeverhältnisse mit der Zeit immer schwerer beurteilen.
Richtig, die Öhrchen werden müde, deshalb Pausen nicht vergessen. Einfach mal nix hören...:great:
 
Wenn der Song an sich eine große Dynamik zwischen den einzelnen Parts aufweist, bietet sich unter Umständen die Automation der Limiterparameter an.
Generell macht es in einem Arrangement ja auch Sinn, den Ref 1 oder 2 db lauter zu halten oder andere Attack-/Releaseeinstellungen im Summenkompressor/Limiter für verschiedene Parts zu verwenden.

Auf Hörproben freu ich mich schon!

Grüße,

Simon
 
Wenn der Song an sich eine große Dynamik zwischen den einzelnen Parts aufweist, bietet sich unter Umständen die Automation der Limiterparameter an.
Generell macht es in einem Arrangement ja auch Sinn, den Ref 1 oder 2 db lauter zu halten oder andere Attack-/Releaseeinstellungen im Summenkompressor/Limiter für verschiedene Parts zu verwenden.

Auf Hörproben freu ich mich schon!

Das bereitet mir ehrlich gesagt noch alles etwas Kopfzerbrechen, ich freue mich schon wenn ich mal die Basics lerne zu beherrschen.
Ich möchte morgen noch ein paar Kleinigkeiten optimieren, dann lade ich den Song hoch.
 

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