Hi Dieter,
mit dem "gleichen Hersteller" ist das natürlich so eine Sache in diesem Fall. Die Ähnlichkeiten liegen bei PRS eigentlich nur im Konzept, die Gitarren werden ja in Korea letztlich in Auftragsarbeit hergestellt. Halsmaße, Bundierung usw. werden natürlich vorgegeben, aber man bedient sich natürlich nicht aus den feinsten Hölzern wie in Maryland. Auch die Hardware ist von asiatischen Herstellern zugekauft und zwar äußerlich recht ähnlich, aber eben aus nicht so speziellen Materialien. Und das merkt man schon, finde ich. Zwar scheint mir die Qualitätskontrolle gut zu funktionieren, aber das (schwer zu beschreibende) Gefühl, wenn man eine US-PRS in die Hand nimmt, ist halt ein anderes. Neben der Perfektion der Verarbeitung hat alles vom Lack bis zu den Hölzern eben dieses "gewisse Etwas".
Trotzdem bin ich ein Fan gut gemachter Mittelklasse-Gitarren, zu denen ich die PRS SE allemal zählen würde. Das sind dann auch Gitarren, bei denen man sich noch traut, auf der Bühne ordentlich rumzutoben
.
Um zu den PUs zu kommen: das sind nun definitiv keine Lötbrenner für "Metal und sonst nix". Ich hab zwar noch nicht die SE Tremonti Custom ausprobiert, aber es sind die gleichen PUs wie in der SE 245, und die sind mMn ganz weit weg von den Original Tremonti-Signature-HB (
das sind Metal-HB, da gibts kein Vertun). Beim Anspielen haben sie mir gut gefallen, die würde ich jetzt auch nicht als sofortige Tausch-Kandidaten ansehen. Der HalsHB ist nach Sound und Output im PAF-Bereich anzusiedeln und der StegHb gerade mal etwas drüber. Für Classic Rock und dergleichen hätte ich da keine Bedenken, weder matscht der HalsHB zu sehr, noch hat der StegPU diesen engen, nöligen Sound, wie man ihn bei WerksPUs öfter mal findet. Die Widerstände sagen zwar nicht alles, aber mit ca. 8 KOhm am Hals und 10 KOhm am Steg liegt man jedenfalls nicht im Hi-Output-Bereich. Es sind auch keine Keramik-Magneten verbaut, sondern AlNiCos, das sagen zumindest die, die die HB mal auseinander genommen haben. Alles andere wäre bei diesen Wicklungswerten auch eher exotisch. Insgesamt gute Allrounder, die auch clean und crunchy gut funktionieren.
Trotzdem bieten Pickups nach meiner Überzeugung immer einen guten Ansatz, weil man da mit relativ wenig finanziellem Einsatz doch den Charakter recht stark beeinflussen und auf den eigenen Geschmack zurechtbiegen kann. Von daher würde ich einen solchen Tausch auch bei teuren Gitarren keineswegs ausschließen, aber eben erst dann in Erwägung ziehen, wenn ich die Gitarre eine Zeitlang gespielt habe. Erst dann kann man sich ein Bild davon machen, ob einem die Substanz so zusagt, dass man sie behalten will, und auch davon, was einem klanglich vielleicht noch fehlt.
Ich persönlich finde das Konzept der SE Tremonti Custom irgendwie stimmig, aber das ist natürlich Geschmackssache. Die auf Paulas eher anzutreffenden Bigsbys sind in Wirkung und Handhabung halt eine ganz andere Kiste, das ist wohl auch nicht das, was Du Dir vorstellst. Ein (inzwischen öfter mal zu findendes) Floyd Rose kommt mir auf einer Paula immer wie ein Fremdkörper vor, und die Sattelklemme sitzt da auch an einer etwas problematischen Stelle. Bei der PRS hat man die ja nicht (wobei dafür der Sattel wohl gerne mal etwas klemmt, aber da kann man ja für wenig Geld einen Tusq oder sonstigen Graph-Tech einsetzen), und durch den flacheren Halswinkel und die geringere Wölbung der Decke passt da für mich alles ein bisschen besser zusammen. Im Vergleich zur SE Singlecut Trem, die es ja schon länger gibt, ist der Korpus übrigens (glaube ich gelesen zu haben) etwas dicker, das kommt dem Les Paul Sound sicher noch ein bisschen entgegen.
Gruß, bagotrix