Wie arbeitet die Musikindustrie?

  • Ersteller PianoRob
  • Erstellt am
PianoRob
PianoRob
Registrierter Benutzer
Zuletzt hier
27.08.10
Registriert
19.12.09
Beiträge
14
Kekse
0
hi,

mir stellt sich die Frage wie die moderne Musikindustrie arbeitet.
Hauptsächlich nur noch mit Computer und VST Plugins/Instrumente oder viel
mit externen Geräten wie Synthesizer, Drumcomputer und andere Module. Oder spielt sich alles nur noch im Computer ab ?

Gruss
Robert
 
Eigenschaft
 
Mit reichlich Anwälten...
 
Grins* naja jut das hat ja nix mit Technik zu tun oder Pfeifen die Anwälte auf den Blättern Mundharmonika ? :great:
 
das vielliecht nicht - aber die Antwort war gut :D

Tjo, ich würd mal sagen :

extrem viel elektronisch / Computer / Effekte.
Natürlich auch bissel handgemacht, aber vergleiche doch einfach mal aufgezeichnete Songs von früher, zu heute.

und dann stell Dir mal die Frage :
Welcher Synthie / weldes LEad ist das, was da die Melodie vor sich hindudelt.
Wo findet man so was überhaupt ?
Welche Base Drum, würde überhaupt "so einen Bass" erzeugen ?

Selbst im Schlagerbereich, hast Du ungeheuer viel Technik drin.
tjo.

Chadedala.
 
Die Frage geht so nicht. Es gibt nicht "die Musikindustrie".

Es gibt genug Bands, die (auch heute) noch ihre Instrumente spielen und das aufzeichnen, was da rauskommt - dann wird's mehr oder weniger bearbeitet und gut is'. Gerade im Folkrock-Bereich oder dem, was man so "Americana" nennt, ist verdammt viel reines Handwerk im Spiel. Ohren aufsperren hilft! Nimm das letzte Bruce-Springsteen-Album und Du hörst (trotz viel "Produktion"), dass da viele echte Instrumente am Start sind.

Je poppiger bzw. mainstreamiger du wirst, umso mehr "Technik" kommt in der Regel zum Einsatz (obwohl... Milow's "Ayo Technology" hat wiederum verdammt wenig Technology, dafür Akustikgitarre und son Kram).

Also: die Frage "funktioniert" so nicht.
 
Außerdem ist das wieder so eine Frage, die darauf Hinweisen soll, dass Charts, Kommerz, Pop, oder wie man es auch nennen will schlechter ist (als was eigentlich?), weil "alles" nur ausm PC kommt und "niemand" mehr tolle, handgemachte Musik liefert. Ausgenommen natürlich "nicht-Mainstream-Musik" und was man als Künstler halt selbst gut findet ^^

Insgesamt geb ich DerZauberer recht, wobei ich noch darauf hinweise, dass man klären müsste um was für eine Musikform es sich handelt. Sry, für das blöde Wort, aber mir fiel grad kein besseres ein. Sagen will ich damit nur, dass es einen Unterschied macht, ob wir von einer Studioproduktion, einem kleinen Gig oder einem riesigen Konzert in nem Stadion reden. Die Wahl der Technik ist situationsabhängig. Und nur weil im Fernsehen viele Künstler Playback nutzen spreche ich ihnen ihr Können nicht ab.

Gruß,
Brückentroll
 
Also, ich glaube, daß komplett im Rechner fast nur Heimproduktionen ablaufen. Und so einige, die noch vor ein paar Jahren komplett auf den Rechner gewechselt sind oder das vorhatten, sind dann doch wieder zu externen Gerätschaften zurückgekehrt - trotz aller Anstrengungen der Softwareindustrie, jede Art von Musiker durch Software zu ersetzen.

Beispielsweise bombastisch-balladeske Pop- oder auch R&B-Produktionen mit dickem Orchester. Oder noch schlimmer, Filmmusik. Klar gibt's heute Sample-Libraries, die jeweils einige 100 GB schwer sind, einen eigenen Rechner brauchen und nicht mehr händisch spielbar sind. Entsprechend klingen die auch. Aber selbst die werden teilweise nur für Skizzen verwendet, und für die endgültige Produktion wird dann ein echtes, leibhaftiges Real-Life-Orchester eingespannt.

Auch bei Synthesizern kann einem das passieren. Dann geht eben nicht der Clone, dann muß wirklich ein leibhaftiger Minimoog, Odyssey, Prophet oder Jupiter ran. Oder DX7, weil NI FM8 die ganz und gar nicht perfekten Wandler des DX7 nicht mitemuliert. Ungeachtet der Tatsache, daß die Dinger fast durchweg kein MIDI und häufig nicht mal Speicherplätze haben und entweder nur mit einem Riesenaufwand oder gar nicht von einem Softsequencer ferngesteuert werden können. Von anderen Vintage-Keyboards ganz zu schweigen. Amtliche Hammond-Sounds werden oft genug heute noch am Leslie abmikrofoniert. Der Soft-Clone geht dann im Macbook mit auf Tournee, nicht nur, weil die Roadies keinen Bock haben, jedes Mal die tonnenschwere Hammond und das entsprechende Leslie auf- und abzubauen, sondern auch, weil, wenn mal was kaputtgeht oder verschleißt, Ersatz nicht immer zu beschaffen ist, schon gar nicht auf die Schnelle, na ja, und der Keyboarder ist blöderweise Yamaha-Endorser (von denen gibt's keine Hammond-Clones) und darf keine Fremdfabrikate wie Clavia oder Korg aufstellen.

Sogar Rompler findet man manchmal heute noch in Studios. Nicht nur die jeweils aktuellsten Top-Workstations. Nein, manchmal muß es eben ein bestimmter Sound aus dem Proteus oder dem einst praktisch omnipräsenten JV-2080 sein. Oder der gesunde Menschenverstand sagt Synthogy Ivory II, aber der Gesamtsound des Songs sagt Korg-M1-Piano.

Was auch auffällt, ist, daß Produktionen nicht mehr so übertechnisiert sind wie früher. In der Popmusik gibt's wieder viel mehr Songwriting als noch in den 90ern, wo alles von Eurodance und Technoderivaten beeinflußt war und unbedingt loopbasiert sein und aus dem Groove-Sequencer kommen mußte. Bei der Gelegenheit hat man den Gesang gleich mitgeloopt. Dasselbe wäre heute einfacher denn je, aber das macht keiner mehr (außer gelegentlichen House-Sachen, die sich in die Charts verirrt haben). Auch "Glattziehtools" wie Melodyne werden immer ausgefuchster, aber inzwischen nicht mehr so drastisch eingesetzt, weil man erkannt hat, daß es die Musik steril und uninteressant macht, wenn alles exakt in tune und in time ist. Das hat meines Erachtens aber herzlich wenig damit zu tun, daß Cher den Antares Autotune (und das war noch Hardware) in den späten 90ern mal gründlich (und nur zu offensichtlich) mißbraucht hat, wie wenn sie damit zeigen wollte, wozu die Musikindustrie damals schon imstande war.

Dazu kamen dann ganz neue Künstler, die in die durchtechnisierte Popwelt eindrangen mit unkonventionellen, fast indiemäßigen Konzepten. Alicia Keys zum Beispiel, die - oh Wunder - ihrem Namen alle Ehre machte und ohne Piano nicht sein konnte. Oder Katie Melua, die sich nur mit akustischen Instrumenten umgibt, und bei der rechnererzeugte Musik wie ein Fremdkörper wirken würde. Oder Roger Cicero, der mit einem handfesten Swingorchester aufwartete (das in den 80ern aus einem Oberheim oder Prophet und in den 90ern aus einem 2080 oder Akai gekommen wäre, mal davon abgesehen, daß man sich damals gar nicht getraut hätte, ganze Swingalben zu produzieren). Man könnte auch sagen, daß die traditionell weniger gut ausgestattete und sowohl idealistischere als auch puristischere Indie-Szene mit ihren Erfolgen die großen Majors selbst zu einem Umdenken veranlaßt hat.

Brückentroll;4475895 schrieb:
Und nur weil im Fernsehen viele Künstler Playback nutzen spreche ich ihnen ihr Können nicht ab.
Fernsehen ist ein Sonderfall, genau wie übrigens manche andere Großveranstaltung. Da muß alles so perfekt wie möglich sein, da darf nichts dem Zufall überlassen werden. Folglich dürfen Bands in den meisten Fernsehshows gar nicht mehr live spielen, sondern sind zum Vollplayback inklusive Gesang verpflichtet. Das hat außerdem den Vorteil, daß man praktisch auf ein Sample genau sagen kann, wie lang der Song wird, und nicht damit rechnen muß, daß die Band eine 2 Minuten längere Live-Version auspackt und das Publikum im Saal zum Mitsingen animiert oder so Scherze. Oder bei gleichem Arrangement mangels Click einen BPM schneller oder langsamer und somit minimal zu kurz oder zu lang spielt. Das heißt, im Grunde wird es schon nicht mehr toleriert, wenn es sich nicht ganz exakt wie von der CD oder aus dem Radio gewohnt anhört.

Ich weiß gar nicht, ob in der ZDF-(S)Hitparade noch zu Musik "vom Band" live gesungen wird. Ansonsten gibt's hier kaum mehr Ausnahmen als Helge Schneider, bei dem Improvisation und eine immer wieder andere Darbietung seiner Stücke ausdrücklich zum Charakter gehören. Helge funktioniert ganz einfach nicht als Vollplayback, unabhängig davon, ob er Comedy oder Jazz macht.


Martman
 

Ähnliche Themen


Unser weiteres Online-Angebot:
Bassic.de · Deejayforum.de · Sequencer.de · Clavio.de · Guitarworld.de · Recording.de

Musiker-Board Logo
Zurück
Oben