Wie am besten Stücke üben?

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Ich wollte einfach mal gerne hören wie ihr Stücke, in erster Linie Klassische, nach welchem Prinzip übt.
Ich mache es derzeit nach dem Stück für Stück Prinzip, aber habe manchmal das Gefühl das ich mich dadurch zu lange aufhalte...
Außerdem denke ich auch manchmal das ich vielleicht bei den ersten durchgängen ggf. nicht ganz so schnell Spielen sollte!
Meine Frage bezieht sich auch wirklich hauptsächlich auf Klassische Stücke, da man ja dort wirklich sehr genau nach den vorgegebenen Noten Spielen muss :)

Mit freundlichen Grüßen

Daniel
 
Eigenschaft
 
Die Finger machen, was der Kopf will, nicht umgekehrt.
Immer nur ein Stück des Titels, bis man es theoretisch im Kopf spielen kann.
Zum Schluß die Feinheiten üben.
 
Im Prinzip recht simpel aber doch treffend ausgedrückt denke ich :)
Vielleicht brauche ich einfach bessere Mentale Struktur um effektiver zu lernen denke ich dabei...
 
Ich würde mir da nicht allzu viele tiefgründige Gedanken machen. Klavierüben ist wie alles Lernen eigentlich immer mühevoll und manchmal scheitert man auch an einem Stück oder an einer Stelle. Das geht wohl jedem so. Das ist normal und deswegen gibt es über das Üben auch so viele Witze.

nach dem Stück für Stück Prinzip,
Völlig in Ordnung.

das ich mich dadurch zu lange aufhalte
Das hängt davon ab, wie schwierig das Stück ist.

das ich vielleicht bei den ersten durchgängen ggf. nicht ganz so schnell Spielen sollte
Das wäre in der Tat ein Fehler mit Folgen. Zu schnell spielen was man noch nicht richtig kann, vermurkst einem wirkungsvoll dauerhaft das Stück.

CW
 
Ja ich merke es gerade CW... ich übe seit 2 Tagen nun am ersten Satz von Mozarts KV 283 in G-Dur... alleine schon in der Zweiten Notenzeile merke ich an der Stelle wo von D bis D und dann runter auf C in 2 Arpeggios gespielt wird, das wenn ich es zu schnell mache ich einfach irgendwie rauskomme...
Ist es eigentlich generell ok, wenn man stücke auch etwas langsamer Spielt als im Original? Ich will dieses Stück nämlich im Januar bei meiner Eignungsprüfung vortragen und Mozart war ja schon von der Lebhafteren Sorte :D
 
Ist es eigentlich generell ok, wenn man stücke auch etwas langsamer Spielt als im Original?
Das hängt davon ab, was die hören wollen. Ist es Hauptfach Klavier, sind die Ansprüche höher als im Nebenfach. Wenn man ein Stück sicher und vor allem ausdrucksvoll in einem etwas langsameren Tempo spielt, ist das besser, als ein Stück schnell durchzuknallen, so dass jeder, und auch die Prüfungskommission, den Stress sofort hört. Bei Mozart gibt es keine Tempoangaben in bpm, sondern es sind die klassischen Begriffe, allegro, andante etc. Da gibt es immer eine kleine Bandbreite der Auslegung.

Viel Erfolg.

CW
 
Ah das klingt motivierend :)
Es ist schwer zusagen, weil der Studiengang den ich möchte Pop/Weltmusik mit Klassik ist... ich kann also nicht 100% sagen ob Klassik hier genauso Stark gewichtet wird in der Bewertung, als wenn ich nur ein Studium am Klavier (Welches ja dann in der Regel auf Klassik bezogen wäre) machen würde. Naja ich denke ich sollte meinen Anspruch dabei hochhalten!
Aber mit Mozarts Tempo komplett mitzuhalten an den schwierigeren Passagen finde ich schon knifflig... oder ich bin einfach zu schlecht dafür :ugly:
 
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Franz Liszt konnte angeblich jedes Stück nach dem 3. Mal perfekt spielen. Beim ersten Mal hat er nur die richtigen Töne gespielt, beim zweiten Mal hat er den Rhythmus dazu genommen und beim dritten mal den Ausdruck.

Ich empfehle, jedes Stück am Anfang zuerst mal komplett vom Blatt zu spielen und darauf zu achten, daß alle Töne richtig sind. Es gibt für jedes beliebig schwere Stück ein Tempo, das langsam genug ist, daß man es beim ersten Mal schon ohne falsche Töne spielen kann. Wenn man sich angewöhnt, von Anfang an alle Töne immer richtig zu spielen, kann man eine Menge Zeit sparen. Ein falsch gespielter Ton ist immer auch ein falsch geübter Ton.

Grundlegend ist zunächst: Wer langsam übt, kommt schneller vorwärts.

Dann gibt es verschiedenste Methoden des Übens.

Eine Methode ist z.B. das rückwärts Üben. Man übt dabei den letzten Takt zuerst, dann den vorletzten, dann die beiden letzten zusammen, dann den drittletzten, dann die letzten drei im Zusammenhang etc. Das hat den Vorteil, daß die einzelnen Takte aus dem musikalischen Zusammenhang gerissen werden, der einen manchmal vom Wesentlichen einer Stelle ablenkt. Gut ist dabei auch, überlappend zu üben. Wenn ich also den vorletzten Takt übe, fange ich im drittletzten auf der 4 an und übe bis zur 1 des letzten Taktes etc.

Man kann aber auch dasselbe Spiel von vorne anfangen, oder von beiden Seiten und trifft sich irgendwann in der Mitte. Bei schweren Stellen mache ich das sogar manchmal Ton für Ton.

Gut ist auch, sich beim Üben die Strukturen klarzumachen. Wenn ich eine Sonate spiele: Wie ist die Sonate aufgebaut, wo ist der Hauptsatz, wo der Seitensatz, die Überleitung, die Schlussgruppe? Wie sind die Tonarten in der Exposition? Wie sind die Sätze aufgebaut hinsichtlich Harmonik, Vordersatz, Nachsatz etc.? Welche Motive hat die Durchführung? Wie unterscheidet sich die Reprise von der Exposition? Gibt es eine Coda?

Wenn man sich das Stück so strukturell klarmacht, kann man es sich viel besser merken, und man spielt es dann auch anders.

Es gäbe noch viel zu sagen ...

Viele Grüße,
McCoy
 
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Ein wichtiger Punkt wurde noch nicht erwähnt: der Fingersatz.
Ich habe mich in den letzten Jahren verstärkt mit diesem Thema auseinandergesetzt und dabei u.a. festgestellt, dass ich früher immer den bequemsten Fingersatz notiert habe, der aber häufig daran schuld ist, dass sich die berüchtigten Automatismen einstellen, wenn man zu früh zu schnell spielt. Das kann man damit umgehen, indem man Fingersätze benutzt, die die Finger aus der normalen 5-Tonraum-Position herausreißen. Das ist zwar nicht so bequem, aber dadurch muss man seine Finger deutlich gezielter einsetzen und diese quasi erzwungene, verstärkte Kontrolle verhindert, dass einem die Finger weglaufen.

Im übrigen noch zur Aufnahmeprüfung: Das wichtigste ist der Ausdruck. Wenn der stimmt, kann man sich auch ein paar Fehler erlauben (die einen natürlich nicht rausbringen dürfen). Lass Dich nicht von diesem "Goldenen Kalb" der Fehlerlosigkeit infizieren und nur darauf Dein Hauptaugenmerk richten.
 
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Eigentlich ist eh schon alles gesagt worden, aber hier eine Übersicht wie ich neue Stücke lerne:

- vom Blatt spielen (zur ersten Orientierung und zum trainieren des Blattspiels)
- in Abschnitte untergliedern
- diese Abschnitte Hand für Hand üben, also beide Hände mit richtigem Fingersatz und langsam natürlich bis sie einigermaßen sitzen, dann langsam zusammen
- dieses Vorgehen bei allen Abschnitten, schon mit Ausdruck! Ausdruck ist ja nicht vorgeschrieben, sondern sollte auch im langsamen Tempo schon von innen kommen, finde ich.
- Tempo Schritt für Schritt steigern. Ich weiß, dass das schwierig ist, da geht auch bei mir oft die Ungeduld auf das fertige Stück mir mir durch :D
- schwierige Stellen besonders Üben, jenachdem wo das Problem liegt


Ich wünsch dir viel Glück! :)
 
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Zum Fingersatz noch ein Wort: Der in der Literatur angegebene Fingersatz muss nicht unbedingt der perfekte Fingersatz für DICH persönlich sein. Gerade schnelle Läufe musst du auseinanderfieseln und Note für Note den Fingersatz notieren und einstudieren. Wenn der Fingersatz klar ist, gehts ganz langsam an Geschwindigkeitsaufbau und ganz schnell an die Ausdruckskraft.
Es hilft auch manchmal, eine längere Passage etwas zügiger zu spielen und darauf zu achten, an welchen Stellen man Probleme hat. Genau DA muss man nochmal genauestens einen logischen Fingersatz einstudieren und langsam üben.
 

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