Diese Rechnerei mit der Luft-Feuchte ist eigentlich unnötig. Um es aber trotzdem kurz zu erklären: Je wärmer die Luft ist, desto mehr Wasser muss in der Luft "gelöst" sein um eine bestimmte Luftfeuchte zu erzielen.
Mal eine praktische Anwendung: In deinem Zimmer sind es muckelige 25° und draußen sind es 5°. Luftfeuchte ist überall 50%. D.h. die Wassermenge (pro Kubikmeter) ist draußen wesentlich geringer als drinnen.
Jetzt reißt du das Fenster zum lüften auf. Kalte Luft rein, warme Luft raus. D.h. es geht prinzipiell Wasser aus deinem Zimmer raus.
Nach ner halben Stunde hat sich die ehemals kalte Luft in deinem Zimmer durch die Heizung wieder auf 25° aufgeheizt. Die Luftfeuchtigkeit kann aber (durch das entwichene Wasser) extrem gesunken sein. Ich hab so im Winter schonmal Schwankungen von 15-20% erzielt.
Jetzt betrachten wir mal alles was in deinem Zimmer drin ist: Teppich, Tapete, Möbel, Papier und Gitarren ;-)
Jeder Gegenstand kann eine gewisse Menge Wasser aufnehmen, je nach Material. Ein Glastisch so gut wie gar nicht, ein Holztisch deutlich mehr.
Hier ist es jetzt genauso wie mit der Luft (im Normalfall): je wärmer es ist, desto mehr Wasser nimmt der Gegenstand auf. (es ist ja auch mehr Wasser in der Luft, wenn wir gleiche Luftfeuchtigkeit voraussetzen)
Es schwankt jetzt aber sowohl Temperatur des Raumes (und der Luft darin), durch Sonneneinstrahlung und Heizung etc, als auf die Luftfeuchtigkeit, eben durch so Sachen wie Fenster zum Lüften aufmachen, atmende Menschen, Pflanzen etc.
D.h. alle Gegenstände nehmen permanent Wasser (wir reden natürlich die ganze Zeit über kleine Mengen) auf, oder geben es an die Umgebung ab.
Warum? Weil die Natur einen Ausgleich schaffen möchte. Hier greift das sogenannte Diffusionsgesetz. D.h.wenn irgendwo viele Teilchen eines Typs sind und direkt nebendran sind wenige davon, dann wird sich alleine durch die Teilchenbewegung das Ganze mit der Zeit ausgleichen.
Es sind also eine ganze Menge Effekte verantwortlich: Temperatur, Wassermenge im Raum, Grenzflächen an den Objekten (wichtig für die Frage "WIE SCHNELL" kann denn das Wasser überhaupt diffundieren?) und der Vergleich "wie viel Wasser ist den prozentual in meinen Gegenständen im Vergleich zur Luft?", sowie überhaupt das Aufnahmevermögen der Gegenstände selbst.
Klingt jetzt alles sehr kompliziert. Was es aber einfacher macht: den Großteil davon können wir sowieso nicht beeinflussen oder gescheit messen. Zudem verändert sich ja im Normalfall die Temperatur einen Raumes auch nicht extrem schnell, sondern eher schleichend, so dass meist ein Gleichgewicht gewahrt bleibt.
Daher die einfache Methode die Luftfeuchtigkeit zu messen (über einen längeren Zeitraum), weil es einfach ein guter Indikator dafür ist, wie es grade ist im Vergleich zu wie es z.B. gestern war.
Denn es ist gar nicht der exakte Wert ausschlaggebend, sondern nur die Veränderung.
Wenn du seit 5 Jahren 60% Luftfeuchtigkeit und 20° in deinem Zimmer hast, hat sich deine Gitarre darauf eingepegelt. Sie wird sich dann nicht groß verändern.
Wenn du jetzt aber die Umgebung veränderst und deine Gitarre bei 10% Luftfeuchtigkeit und 20° beim Kumpel spielst, dann hat deine Gitarre zuviel Wasser in sich, weil sie ja 60% gewohnt war, und wird es dann an die Umgebungsluft abgeben. Langsam, aber sie wird.
So kommen wir zur konkreten Frage: "Was bewirkt das Wasser im Holz?"
Ganz einfach: Holz mit mehr "eingelagertem" Wasser beansprucht mehr Platz. Es dehnt sich aus. Das Problem dabei ist, dass bei einer Gitarre nicht in alle Richtungen gleichermaßen Platz ist.
Nehmen wir z.B. eine Decke (da ist es einfacher zu erklären): Die Decke ist ja am Korpus fixiert. Da kann sich sich also nicht hin ausdehnen. Es bleibt also nur die Richtung nach oben oder unten. Weil oben meist schon die Saiten dran ziehen, geht es da noch ein bisschen einfacher. D.h. bei hoher Luftfeuchtigkeit kann es passieren, dass sich die Decke nach oben wölbt.
Beim Hals ist es ähnlich. Irgendwohin muss er sich ausdehnen und er tut das in die Richtung die am einfachsten ist, was meist Richtung Saiten ist. Dadurch ändert sich ein wenig die Saitenlage.
Zur Vollständigkeit halber noch der (deutlich gefährlichere) Fall, von zuwenig Feuchtigkeit in der Gitarre: Die Decke zieht sich zusammen, ist aber immer noch am Korpus fixiert. Im schlimmsten Fall bildet sich hier ein sogenannter Trockenriss.
Beim Hals kommt es oft dazu, dass sich das Holz vom Griffbrett merklich zusammenzieht. Das merkt man dann dadurch, dass die Bundstäbchen plötzlich minimal überstehen.
Edit: Warum kann Richelle dasselbe mit viel weniger Worten sagen.. grummel.. Und warum kocht sie sich keinen Tee zwischendurch.. jetzt steh ich hier als der lahme Depp ;-)