Um ehrlich zu sein möchte ich das Klavier nicht verkaufen, weil es in meinen (nicht fachkundigen) Ohren sehr sehr gut klingt.
Das ist das Entscheidende!
Das Klavier wurde lange Zeit nicht gestimmt. Der Klavierstimmer hat es jetzt auf 440 Hz gestimmt, was ohne Probleme möglich war. Er sagte halt, dass es sich in nächster Zeit noch einmal verstimmen kann, da es durch die lange Zeit auf sage und schreibe 434 Hz abgesackt ist.
Das hört sich schon mal gut an. Es ist auch normal, dass ein Instrument, wenn es längere Zeit nicht gestimmt wurde, von der Tonhöhe her absackt, und es gegebenenfalls mehrmals gestimmt werden muss, um es wieder auf 440Hz zu bekommen.
Den Zustand kann ich wie gesagt nicht beurteilen. Der Klavierstimmer hat halt gemeint, dass es sich im "Inneren" in einem sehr guten Zustand befindet und dass dort quasi alles gut überarbeitet wurde.
"alles gut überarbeitet" ist was anderes als komplett restauriert. Ist letzendlich auch egal, wenn es Deinen Ansprüchen genügt und es so in Ordnung ist.
Die Tasten sind noch aus Elfenbein.
Das ist auch prima, und ich hatte es ja auch vermutet, da Klaviaturen der Steingräbers aus dieser Zeit noch alle mit Elfenbein belegt wurden. Kleiner Tipp: Klappendeckel immer schön auf lassen
Folgendes: er hat das Klavier angespielt und meinte, dass man für ein solches Klavier heutzutage 20.000 auf den Tisch legen müsste. Und dass er so ein Klavier in seinen 30 Jahren Berufstätigkeit sehr selten, höchstens 3 Mal, gesehen hätte.
Ich lasse seine Aussage mal so stehen, und setze eine andere dagegen. Ein komplett restauriertes Bechstein 8 Konzertklavier kostet beim Händler heute +/- 16.000,-Euro. Das ist einer der besten Modellreihen, die je von einem Hersteller gebaut wurden. Heute kostet ein neues Bechstein 8 Konzertklavier +/-28.000,- Euro. Das ist in jeglicher Hinsicht ein wirklich tolles Instrument. Steingräber, die auch gute Instrumente gebaut haben, kann man trotzdem nicht mit Bechstein auf eine Stufe stellen. Komplett restauriert würde ein Steingräber beim Händler vielleicht 9.000,- Euro kosten. Käme aber auch auf das Modell an, und natürlich die Restaurationskosten.
Ich kenne sehr viele von diesen Instrumenten. Ob es die Steinway K, die von Bösendorfer, die wirklich guten von Blüthner, oder von wem auch immer sind. Mitunter kann man sie auch nicht richtig vergleichen. Jedes Instrument und jede Modellreihe hat ihre eigenen Stärken und Schwächen. Das war früher genauso wie heute.
Wenn ihr mich desillusioniert, macht mir das nichts, denn, wie gesagt, das Klavier klingt in meinen Ohren gut. Und der Klavierstimmer (relativ renommiert in unserer Gegend) hat das ja auch bestätigt.
Ich wollte Dich absolut nicht desillusionieren. Wenn das der Fall sein sollte, dann tut mir das echt leid. Aber auf der anderen Seite gibt es Fakten, die nun mal - was den Wert des Steingräbers angeht - gegen die 20.000.-Euro sprechen. Aber wie gesagt, ist es wurscht. Wichtig ist, dass es Dir gefällt, und in Deinen Ohren gut klingt. Was ich mir sehr gut vorstellen kann bei der Höhe dieses Instrumnetes. Selbst wenn der Klavierstimmer nicht der Ansicht wäre, würde das an Deiner Wahrnehmung nichts ändern. Du bist derjenige der auf dem Piano spielt. Und das ist ausschlaggebend.
Kaufen und Verkaufen sind ja bekanntlich zwei paar Schuhe.
Völlig richtig! Und privat und Händler sind noch mal zwei andere Schuhe.
Mir hat mal ein Klavierbauer gesagt, als er meinen C.Bechstein begutachtete, um mir ein Angebot für eine Restaurierung zu unterbreiten, daß er, so wie das Instrument da stehe, 1000 dafür bezahlen würde. Die Restaurierung (Lackierung, Filze, Resonanzboden, Stimmnägel, Stimmstock, Hämmer, einfach alles,) würde 9800 kosten. Dann könne ich das Instrument aber für ca. 16000 verkaufen.
Im Groben und Ganzen stimmt das. Bis auf die Tatsache, dass Du es nicht für 16.000Euro loswerden würdest. Das ist das Problem mit den restaurierten Instrumenten. Man hat mehr oder minder einen doppelten Wertverlust. Und der ist ziemlich rapide. Selbst wenn man sich ein neues Klavier oder Flügel kauft, ist der Wertverlust - je nach Modell - nach ein paar Jahren schon immens.
Dazu kommt die Spanne, die dem jeweiligen Händler sowohl bei den gebrauchten als auch bei den neuen Instrumenten zu Verfügung steht. Handelt es sich um einen Händler, der sich auf Restaurationen spezialisiert hat, so kann der andere Preise abieten, als der Händler, der mal ein oder zwei Instrumente im Jahr restauriert. Das wiederum hängt davon ab, welche Klavierbauer für ihn arbeiten, und was diese für Erfahrungen haben.
Gruß,
Paul