Ja aber manche schreiben ja auch vom DEHNEN der Saiten beim Stimmen, dhenen heisst doch dass was länger wird.
Oje, Wortgeklaube führt nicht unbedingt zu kausal richtigen Schlüssen.
Mal ein technischer Einwurf: Jedes Metall hat eine sog. Streckgrenze, das ist der Bereich, wo das Material unter den entstehenden Spannungen durch Verformung (wozu eben Dehnung gehört, genauso wie Stauchung, Biegung, Verdrehung, Abscherung,....) zu fließen beginnt, also im Sinne von dauerhafter Veränderung. Alles davor verhält es sich so, wie man es sich von einer Spiralfeder vorstellt.
Der Umstand, dass Dehnung stattfindet ist für sich genommen mal egal (das passiert z.B. auch, wenns wärmer wird), das Maßgebliche ist die daraus resultierende Spannung im Material.
(Quelle: Wikipedia
https://de.wikipedia.org/wiki/Streckgrenze )
Die gezackte Linie ist diese Streckgrenze, Y-Achse ist eben die Spannung und x-Achse die Formänderung. Vor der Streckgrenze ist der Verlauf linear, keine Materialveränderung, alles an Spannung wird 1:1 in Formänderung übersetzt und das ist reversibel. Ab dem Moment, wo das Material zu fließen beginnt braucht man immer weniger Spannung für immer mehr Änderung (wer schon mal einen etwas dickeren Draht händisch umgebogen hat kennt das - immer mehr und mehr Kraft, Spannung im Material steigt, steigt, steigt, Formänderung passiert aber fast keine und sobald es gefühlt "mal angefangen hat sich zu biegen" gehts plötzlich immer schneller und immer leichter).
Es gibt auch Metalle, die ohne Streckgrenze direkt in diesen nicht mehr linearen Einschnürungsverlauf kommen, aber auch da ist's dasselbe: Bis Material fließt läuft man die (reversible) Federkonstante hinauf.
Ist man aber mal bis an diese Streckgrenze gekommen hat das Material Strukturschäden - dass man damit eine Saite im Laufe der Zeit immer ein wenig mehr bleibend verformt halte ich für ausgeschlossen, sobald man soweit ist wird die Saite sehr bald reißen (schon alleine wegen der dynamischen Belastung durch das Bespielt werden).
Was die Saiten dünner macht sind eher folgende Faktoren: Einerseits die Reibung und andererseits Oxidation. Allerdings sind wir hier in einem sehr kleinen Bereich. Vermutlich eher in der Größenordnung, in der die Saite durch Temperaturschwankungen ihre Dicke ändert (Metall dehnt sich so wie jeder andere Stoff aus wenn es wärmer ist) Dass solche "Verdünnungseffekte" auf jeden Fall vernachlässigbar minimal sind kann man aber recht sicher sagen - wären sie stärker sinkt an der Stelle die Querschnittsfläche, damit steigt die Spannung, damit reißt die Saite sehr schnell an der Stelle, wo das am stärksten auftritt aus vorher ausgeführten Gründen - was aber meist gar nicht der Fall ist, da die "metallurgisch-mechanische" Achillesferse einer perfekt aufgezogenen Saite mit perfekt gefeiltem Sattel usw. idR. die Brücke ist. Da ist ein Punkt, wo die Saite noch still steht (und in die eine Richtung dann um 90° Richtung Saitenring abbiegt und in die andere Richtung eben über Abnehmer und Griffbrett gespannt wird) und von diesem Punkt aus wackelt die Saite immer hin und her, bzw. biegt sich eben andauernd minimal hin und her wenn sie schwingt.
Macht das mal mit einem Büroklammerdraht, man kann ihn zwar einmal um 180° umbiegen, aber 20x ein wenig hin und her bricht ihn garantiert. Und da wir wesentlich näher an der Brücke anschlagen als am Steg kommen die Schwingungen beim Steg schon gedämpfter an und beim Stimmen verschiebt sich der diesbezügliche "Hauptbelastungspunkt" am Steg ja auch immer etwas, womit die Belastung eben doch ein wenig verteilt wird - der "Abnutzungsspot" auf der Brücke ist ziemlich statisch.
Der langen Rede kurzer Sinn:
Nein, die Spannung an sich tut den Saiten nix, sie "zerfließen" auf gar keinen Fall unter der Spannung - wenn sie das täten spielst du keine 5 Minuten auf frisch aufgezogenen Saiten bevor sie reißen.
LG