Wera Hex-Plus Schlüssel als Retter in der (Trussrod-)Not - Kaufpflicht für jeden Tech?

Etna
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Moin!

Zu Beginn möchte ich erst einmal klar und deutlich feststellen, dass ich mit der Firma Wera weder verwandt, noch verschwägert bin. Ich erhalte auch in keiner Form eine Bezahlung. Die von mir reviewten Produkte habe ich ehrlich erworben und auch bezahlt, sodass trotz meines Lobes am Ende des Reviews dieses ehrlich ist. Ich habe auch beschlossen dieses Review geziehlt extra zu posten, da es sich fernab der Werkzeug-Jünger dieses Forums auch andere Interessenten an dem Produkt finden könnten. Natürlich wird das Review auch im Eingangspost des Werkzeug Sammelthreads verlinkt, damit man den auch später noch finden kann.

Beginnen wir nun mit dem eigentlichen Thema. Passend dazu habe ich ein wenig Historie ausgegraben:

Der Innensechskant wurde zu Beginn des letzten Jahrhunderts von verschiedenen Firmen und Leuten unabhängig und aus unterschiedlichen Gründen entwickelt. Allen voran machte sich ein Herr Allen im Jahre 1910 ein Patent in den USA anmelden, in dem er ein Herstellungsverfahren zur Herstellung eines solchen Schlüssels und den passenden Schraubköpfen hierzu vorstellte. Daher wird im amerikanischen Sprachraum diese Gattung Schrauben und Schlüssel oft nach ihm benannt. So wird dann aus einem Hex Key der Allen Key. Ähnlich ist es bei uns. Wir nennen diese Schraubverbindung nicht Innen-Sechskant - wie der offizielle Name eigentlich lautet -, sondern lieber Inbus. Inbus steht für Innensechskantschraube Bauer und Schaurte, die im Jahre 1936 in Deutschland patentiert wurde. Dieses Patent war geziehlt ausschließlich für Zylinderkopfschrauben ausgelegt, die den Innensechskant beheimatet haben. Den Markennamen Inbus gibt es bis heute und die Schrauben werden in Lizenz ausschließlich von der Firma Nedschroef hergestellt. Inbus Werkzeuge fertigt die HaFu Werkzeugfabrik H. J. Fuhrmann GmbH. Dies ebenfalls in Lizenz.
Spannend ist auch ein Patent der Firma SPS, die sich 1911 aufgrund einer Steigerung der Maschinensicherheit dazu entschlossen haben ausschließlich Madenschrauben zu verwenden. Dort haben sie sich von dem Innen-Vierkant von Robertson inspirieren lassen und um zwei Ecken erweitert. Da ein anderes Herstellungsverfahren als das von Allen verwendet wurde, waren auch keine Lizenzgebühren hierzu nötig. Der Grundgedanke lag darin, dass sich die Werksmitarbeiter oft an Schraubenköpfen mit der Kleidung verfingen und man diese Gefahr mit Madenschrauben bannen wollte.

Leider wird noch heute neben der von mir Unbeliebten Philipsköpfe auch noch Inbusschrauben verwendet. Dabei gibt es diverse Schraubenköpfe, die deutlich besser sind. Das bereits ältere Robertson Patent mit dem Innen-Vierkant als Beispiel weist eine deutlich bessere Standzeit auf. Die Schrauben halten deutlich länger. Diese haben allerdings ein Ähnliches Problem wie die der Philips Köpfe. Die Werkzeuge können leicht aus der Schraube rutschen und so zur versehentlichen Zerstörung der Schraube führen. Zudem finden Robertson Schrauben nur in Canada eine weite Verbreitung. Der deutliche Vorteil des Innen-Sechskants liegt in der hohen Aufnahme eines Drehmoments. Leider übertreiben es dennoch die Leute oft und vergniedeln sich ihre Schrauben. Da halte ich für Torx als eines der vielen Beispiele als eine deutlich bessere Lösung, da aufgrund der Geometrie deutlich mehr Haft zwischen Werkzeug und Schraube vorherscht. Wenn man es hierbei übertreibt, ist es wahrscheinlicher, dass das Werkzeug ausschert oder bricht. Das haben mir viele in der Mitte gebrochene Bits gelehrt, als ich meine Terasse baute. Lieber geht das Werkzeug kaputt, als das Werkstück wegen einer defekten Schraube verhunzt. Aber das ist ein anderes Thema...

Ich wäre also deutlich dafür, dass man endlich Philips- und Inbus-Schrauben von den Gitarren und Geräten verbannen sollte, da sie viele Probleme bereiten. Aber das ist nicht das Thema. Das heutige Theme beschäftigt sich mit den Hex Plus Schlüsseln der Fa Wera (und wie sie sich im Gitarrenalltag schlagen):

hex1.JPG


Natürlich ist die Verpackung geradezu apple-esque. Immerhin geht es hier nur um Werkzeug. Da muss es nicht aussehen wie ein Turnschuh und eine Verpackung einer Rolex haben. Aber das ist nur eine Geschmacksfrage. Schließlich zahlt man ja dafür. Der Ersteindruck ist sehr gut. Die Schlüssel wirken sehr stabil und die Kunststoffummantelung ist seh bequem in der Hand. Leider hemmt genau diese Ummantelung auch die Entnahme aus der Halterung. Die Halterung ist nichts für mich. Wackelig, nett mit dem Schloss, aber dennoch eher ein Gimmick. Da die Schlüssel sowieso eine Wandhalterung bekommen, ist es mir egal. Das scheint zudem ein generelles Problem mit solchen Schlüsseln zu sein. Mein Torx-Set von Wiha hat einen Schiebeschlitten und der begeistert auch nicht. Die farbige Codierung verhindert eine Verwechslung und die Beschriftung ist sehr scharf und deutlich lesbar. Ein Langzeittest wird erst zeigen, wie gut der Aufdruck halten wird. Ich bin da eher ein Freund von eingelaserter, gefräster oder gestanzter Schrift.

Das sind die wesentlichen Features laut Verpackung:

hex2.JPG


Man vergniedelt keine Schrauben mehr, hat ein rundes Werkzeugende, eine Hülle und eine Kunststoffummantelun.

Hier der Packungsinhalt:

hex3.JPG


Eigentlich dachte ich, dass ich mir nie ein Schlüssel Set kaufen werde. Schließlich ist in meiner Wühlkiste alles drin was man braucht:

hex4.JPG


Neben den ganzen verrosteten Schlüsseln und denen von Ikea, sind auch wenige etwas bessere Schlüssel dabei:

hex5.JPG


Daher war die Hemmschwelle vor dem Kauf sehr groß. Gekauft habe ich dieses Set dann schließlich aus zweierlei Gründen. Zum Einen habe ich dieses erschreckende Video gesehen. Zum Anderen kommen doch öfter ausgegniedelte Trussrodschrauben und Muttern hier im Forum vor. Oft ist da guter Rat teuer, wenn es um die Rettung des eigenen Instruments geht. Da ein guter Eindruck des Werkzeugs hilft, aber nicht zählt, musste ich mich nun selbst ran machen und mir ausdenken wie ich die ganzen Behauptungen testen kann.

Zuerst habe ich mir mal einen Hazet 5mm Schlüssel genommen und ihn gegen den Wera Schlüssel antreten lassen. Als Ausgangsbasis diente folgende Vorrichtung:

hex6.JPG


Ich gebe es zu. Vorrichtung ist ein zu großes Wort. Ich habe eine Schraube mit 5mm Innen-Sechskant genommen, zwei Mutter locker aufgeschraubt und in einen Schraubstock eingespannt. Dann habe ich so lange gedreht bis die Schraube abgerissen ist. So konnte man die Köpfe vergleichen:

hex7.JPG


hex8.JPG


Auf der linken Seite sieht man den Kopf, der mit einem Hazet Schlüssel maltretiert wurde. Rechts sind die Kampfspuren des Wera Schlüssels zu sehen. Beide Schrauben sahen vor dem Test mit bloßem Auge betrachtet identisch aus. Nach dem Abriss sieht man links deutlichere Gebrauchsspuren des Werkzeugs am Schraubenkopf. Das ging mir aber nicht weit genug. Daher habe ich als zweiten Test eine M10 Madenschraube genommen und eingespannt:

hex9.JPG


Hier habe ich es endlich geschafft den Innen-Sechskant der Schraube rund zu kriegen. Das war aber so viel Arbeit, dass ich mich frage aus welchem billigen und weichen Material Trussrodschrauben sein müssen oder wie viele Schmiede daran herumzerren, dass man so oft vergniedelte Schrauben hier im Forum findet. Irgendwie abartig. Dabei habe ich schon meine China-Schrauben genommen, um es leichter für den Test zu haben.

Bei einer Zwischenmessung fiel mir auf, dass der Hazet-Schlüssel zwischendurch bereits ein Spiel von 28° Drehbewegung ohne Krafteinfluss auf die Schraube hatte. Die Wera Schlüssel verhielten sich mit 12° Drehbewegung deutlich besser. Als der Hazet Schlüssel auch anfing gänzlich durchzurutschen, war es mit dem Wera Schlüssel immer noch möglich die Schraube fester anzuziehen und auch wieder zu lösen. Das ging mit dem Hazet Schlüssel nun gar nicht mehr. So kann man sagen, dass in diesem Falle das Hex-Plus System gold wert ist. Irgendwann habe ich es natürlich auch geschafft die Schraube mit dem Wera Schlüssel rund zu kriegen. Das dauerte aber erheblich länger. Gegen rohe Gewalt hilft da nicht viel. Beide Schlüssel sehen übrigens noch aus wie neu. Ich konnte keine Abnutzung nach dem Test erkennen.

Übrigens hatte die Messung mit einem Messschieber ergeben, dass beide Schlüssel identisch dick sind. Es liegt also wirklich ein Vorteil in der Geometrie der Hex Plus Schlüssel und nicht darin, dass die Schlüssel einfach um ein Zehntel stärker ausgeführt sind.

Fazit: :great::great::great:

Was bei mir mit einem erschreckenden Video und einem Voelkner Angebots-Spontankauf begonnen hat, endet mit der Bestellung des Wera Sets in zöllischer (Imperial-) Ausführung. Man möchte ja für jede Gitarre gewappnet sein.

Ich hoffe euch hat dieses Review gefallen und ihr konntet etwas dabei mitnehmen!

Schicken Gruß,
Etna
 
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Danke, super Darstellung, wieder was gelernt, ich fürchte, ich muss mir neues Werkzeug zulegen - haben will......so eine Ikea Sammelkiste habe ich natürlich auch!
 
Danke ... interessant!
Ich hab hier auch paar Kandidaten, die ich auch mit gutem normalem Werkzeug nur sehr ungern nachstelle, weil die Innensechskante wohl schon einiges mitgemacht haben ... diese spezielle Form der Sechskante könnte eine Lösung sein.
Aber schweineteuer die Inch-Ausführung ...
 
Genau... sehr interessant... Danke für die ausführlichen Infos....
 
Das hört sich schon besser an ... danke!
Ich hatte auch schon herumgesucht, aber immer nur die "Luxusausführung" gefunden, irgendwas mit 44 Euro ...
 
Moin!

Irgendwie ist das komisch, da die metrische Ausführungen so bei 15 Euro in der Richtung anfangen. Das Voelkner Angebot habe ich auch gesehen. Ich denke mal das ist eine Frage der Bestellmenge. Kaum einer braucht hierzulande zöllisches Werkzeug. Daher sind die teurer.

Ich hoffe nur keinen Wera Hype damit auszulösen. Schließlich habe ich nicht alle Arten und Marken von Schlüsseln und nur das wenige was ich habe vergleichen können. Es kann daher auch gut sein, dass die Wera Schlüssel sich im Vergleich nicht so gut schlagen wie das Werkzeug das ihr schon habt. Bei meinen Altertümern kann es gut sein, dass Hazet, Gedore und Co auch andere Geometrien herstellt, als es damals war. Nur so als kleiner Disclaimer.

Was mich generell bei Wera fasziniert ist die Auswahl. Die begnügen sich nicht damit einfach jede Gattung Werkzeug ein mal anzubieten. Nein, es gibt das in 10 verschiedenen Ausführungen, sodass für jeden Geschmack etwas dabei ist. Bits in Hex-Plus zum Beispiel gibt es in kurz, 5cm lang, 9cm lang und auch 15cm lang. Und auch fast alle der inzwischen 125 verschiedenen Köpfe werden unterstützt. Das sieht man nicht wirklich häufig. Und es gibt es auch als T-Schlüssel, Fänchenschlüssel oder normalen Schraubendreher. Da haben die auch verschiedene Griffformen. Leider mag ich deren Griffdesign so gar nicht. Aber das ist halt so mit der Geschmackssache. Zumindest kann dann jeder das kaufen was ihm am meisten zusagt.

Schicken Gruß,
Etna
 
Hallo,

muss auch mal ein paar Worte dazu verlieren. Eigentlich geht man ja davon aus, dass Inbus- oder Torxschlüssel nicht so schnell ausleiern. Pustekuchen. Ich bin Hobbyschrauber an Autos. Hatte mir von Proxxon entsprechend mittelpreisige Ratschenkästen zugelegt – gesamt ca. 150 Euro. Bestimmte Inbus und Torxaufsätze, die häufig zum Einsatz kamen, musste ich nach ca. 20 Einsätzen austauschen.

Mittlerweile kaufe ich nur noch hochwertiges Werkzeug. Kostet zwar, hält dann aber auch. Ein paar Sachen von Wera habe ich auch schon und die halten bisher.

Es gibt für mich nichts schlimmeres als Schrauben, die von einem vermurksten Werkzeug vermurkst wurden. Das kann man sich echt sparen.

Ich bin mittlerweile übrigens ein Freund davon nur das Werkzeug zu kaufen, das ich wirklich benötige. Eventuell macht es Sinn sich darüber ein paar Gedanken zu machen. Zugegeben, meist sind Sets preiswerter als Einzelwerkzeuge, aber andererseits steht / liegt ungenutztes Werkzeug auch nur rum.

Grüße
 
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Eigentlich geht man ja davon aus, dass Inbus- oder Torxschlüssel nicht so schnell ausleiern. Pustekuchen. Ich bin Hobbyschrauber an Autos. Hatte mir von Proxxon entsprechend mittelpreisige Ratschenkästen zugelegt – gesamt ca. 150 Euro. Bestimmte Inbus und Torxaufsätze, die häufig zum Einsatz kamen, musste ich nach ca. 20 Einsätzen austauschen.

Ich weiß nicht, wer "man" ist, aber in meinem Bekanntenkreis hat sich die Erkenntnis bei jeder Floyd Rose Gitarre recht schnell durchgesetzt, dass ordentliche Inbusschlüssel das A und O sind.
Und im Schrauberbereich: Ja, Wera und Stahlwille (usw) kosten Geld, aber die kauft man in der Regel einmal...

Zum Thema:
Die Inbusnorm ist für ein bestimmtes zu übertragendes Drehmoment ausgelegt. Wenn die Schrauben mit ordentlichen normalen Inbusschlüsseln ausnudeln, dann sind die Schraubenköpfe zu weich, das Werkzeug zu schrottig oder der Schraubende unfähig. Oder alles zusammen. Auf jeden Fall habe ich bisher auch bei festgebackenen Schrauben an 30 Jahre alten Motorrädern keinen Fall erlebt, wo beim Arbeiten MIT HIRN solche Schlüssel/Nüsse nötig gewesen wären. Wenn das bei Halsstäben auf einmal nötig ist, dann liegt das Problem wohl eher bei den Herstellern der dort verwendeten Schrauben, zudem die dort auftretenden Drehmomente eher ein Witz sind.

Die Schlüssel können zwar helfen, natürlich (das bestreite ich nicht), aber man sollte sie nicht brauchen müssen. :D
 
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Die Schlüssel können zwar helfen, natürlich (das bestreite ich nicht), aber man sollte sie nicht brauchen müssen. :D

Da allerdings das Objekt des Schraubens selbst unser allerliebstes Musik-Werkzeug ist, bei dem die permanente Optimierung ganze Forenbereiche füllt (so wie diesen hier), sollte das an diesem Werkzeug benutzte Werkzeug nicht völlig anderes Niveau haben… :D

Im Ernst: meine Gitarren haben sehr, sehr viele M3-Madenschrauben mit 1,5 mm Innensechskant. Und diese Schlüssel sterben hier wie die Fliegen, obwohl ich durchaus erfahrener Schrauber bin. Ich habe jetzt - motiviert durch genau diesen Thread hier - auch mal Wera-Schlüssel bestellt und bin gespannt.

Grüße,
Bernd
 
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Ich habe im Handwerk die erwähnten Wera-Schlüssel seit Jahren im Gebrauch und kann sie durchaus empfehlen.

Jedoch sind sie gerade bei trussrods keinesfalls "Problemlöser". Wie OneStone richtig bemerkte sind hier die erforderlichen Drehmomente so gering, dass auch mit dem schlechtesten Inbus-Schlüssel keine Beschädigung hevorgerufen werden kann, wenn er denn passt. Es ist also nie der Schlüssel Ursache für die Beschädigung, sondern ausschließlich der Anwender.

Wenn eine Beschädigung erst vorliegt, ist ein HEX-PLUS auch keine Lösung.
 
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Einen Riesendank an Etna. Super und anschaulich erklärt. Habe mir soeben beide Sätze (metrisch und zöllig) bei amazon bestellt. Und einen 4,5er werde ich ebenfalls holen. Habe momentan das Problem mit der Trussrodmutter (Thread in dieser Rubrik). Hoffenlich wird es einer der Schlüssel bringen.
 
Moin!

Hatte mir von Proxxon entsprechend mittelpreisige Ratschenkästen zugelegt – gesamt ca. 150 Euro. Bestimmte Inbus und Torxaufsätze, die häufig zum Einsatz kamen, musste ich nach ca. 20 Einsätzen austauschen.

Das wäre dir mit einem 10 Jahre alten Kasten sicherlich nicht so schnell passiert. Leider baut Proxxon in vielen Bereichen im Moment unheimlich ab. Die Fräser haben ein wesentlich geringeres Drehmoment, die Schraubendreher sind aus Kunststoffgriffen die dich verletzten, usw... Aber das bleibt leider auch nicht die Ausnahme. Wenn ich hier im Werkzeugthread zum Teil schon lese, dass Facom mitten im Griff mit dem Eisen der Knarre aufhört, wird mir schon bisschen komisch. 30er Nüsse von Gedore habe ich trotz Nutzung eines Drehmomentschlüssels auch schon geknackt. Ich habe zumindest das Gefühl, dass es immer schwieriger wird gutes Zeug zu kaufen. Daher kaufe ich mir erst einen Knarrenkasten, wenn ich etwas altes deutsches auf einem Flohmarkt finden sollte.

Ich bin mittlerweile übrigens ein Freund davon nur das Werkzeug zu kaufen, das ich wirklich benötige. Eventuell macht es Sinn sich darüber ein paar Gedanken zu machen.

Ich mag diesen Ansatz. Wenn man absehen kann, dass man nur 13er Schlüssel braucht, warum ein Set kaufen? Streng genommen kann man bei Gitarren bleibend auch gut so vorgehen. Aber wer schon an seinen Gitarren bastelt, der wird wohl nicht auch vor andere Sachen zurück schrecken. So ein Set hat dann einfach den Vorteil bereit zu sein, wenn die Bastelwut einem überkommt.

Wenn die Schrauben mit ordentlichen normalen Inbusschlüsseln ausnudeln, dann sind die Schraubenköpfe zu weich, das Werkzeug zu schrottig oder der Schraubende unfähig. Oder alles zusammen. Auf jeden Fall habe ich bisher auch bei festgebackenen Schrauben an 30 Jahre alten Motorrädern keinen Fall erlebt, wo beim Arbeiten MIT HIRN solche Schlüssel/Nüsse nötig gewesen wären. Wenn das bei Halsstäben auf einmal nötig ist, dann liegt das Problem wohl eher bei den Herstellern der dort verwendeten Schrauben, zudem die dort auftretenden Drehmomente eher ein Witz sind.

Ich musste mich richtig quälen, um die Schrauben derart zu zerstören. Ich kann mir nicht vorstellen, wie etwas in der Art aus Versehen geschehen kann. Also kann ich das nur unterschreiben!

Da allerdings das Objekt des Schraubens selbst unser allerliebstes Musik-Werkzeug ist, bei dem die permanente Optimierung ganze Forenbereiche füllt (so wie diesen hier), sollte das an diesem Werkzeug benutzte Werkzeug nicht völlig anderes Niveau haben… :D

Wow! Ich applaudiere! Leider denken die meisten anders. Ich habe Musiker irgendwie viel zu oft als Geizhälse in Erinnerung. Natürlich gibt es Ausnahmen. Viele Probleme hier im Forum werden von ungeeignetem Werkzeug, billigen Kabeln, defekten Kabeln und der Geiz neue Saiten aufzuziehen verursacht. Daher bin ich äußerst froh, wenn ich jemanden finde, der so tickt wie du.

Jedoch sind sie gerade bei trussrods keinesfalls "Problemlöser". [...] Wenn eine Beschädigung erst vorliegt, ist ein HEX-PLUS auch keine Lösung.

Nunja, wenn mein Hazet Schlüssel durchdreht und der von Wera noch greift, ist das durchaus eine Lösung. Zumindest kann ich die beschädigte Schraube so noch ausdrehen und austauschen. Sofern dies natürlich möglich ist.
Heute habe ich bemerkt, dass die Hex Plus Geschichte am Rande wesentlich schärfer ist. Meine ganzen anderen Schlüssel sind viel stärker abgerundet. Ich denke darin liegt das eigentliche "Geheimnis" der Schlüssel. Damit diese Kante bei Gebrauch nicht viel zu früh abbricht und hält muss halt ein bisschen mehr in die Metallurgie investiert werden. Aber wie ich oben schon schrieb: Es kann sein, dass heute generell die guten Schlüssen anders aussehen. Da habe ich nur den Vergleich mit dem was ich halt von Gedore und Hazet älteren Datums hier habe.

Allerdings gebe ich euch allen Recht: Ausgenudelte Trussrod Schrauben dürfte es nicht geben. Wenn ich bedenke, dass sich mit meiner M10 Madenschraube fast das 2mm starke Blech darunter durchgestanzt hat... Leider habe ich kein Foto davon und habe die Schrauben vom Test bereits entsorgt. Ich musste dabei auch mit einer Wasserpumpenzange den Hebelarm vergrößern, damit sich im Kopf etwas rund drehen kann.

Wie das hier die Musiker mit deren Trussrods schaffen?:nix:

Einen Riesendank an Etna. [...] Hoffenlich wird es einer der Schlüssel bringen.

Joa... der Thread war auch ein Anlass das mal zu testen und zu berichten. Aber mach dir da bitte nicht zu viele Hoffnungen auf Dauer. Diese Mutter gehört einfach getauscht und wenn es ein Dual Action Trussrod ist, muss man halt damit zu einem Gitarrenbauer gehen. Manchmal hat man Glück und die lassen sich über den Zugang der Schraube komplett raus ziehen ohne das Griffbrett zu entfernen.

Schicken Gruß,
Etna
 
Hoffnung habe ich, auch wenn nur im gesunden Maße. Selbst wenn eine der Schrauben es schaffen sollte und es ein Dual-Action Trussrod ist, stelle ich mir die Frage was dann? Ich kann mir vorstellen, dass wenn die Mutter ausgenudelt ist, aber der Wera Schlüssel greift, dass er die Mutter trotzdem nach und nach zerstört. Nun geht man auch nicht täglich an den Trussrod ran, somit wäre es nicht so dramatisch. Aber ich denke sehr viele von uns, wenn sie sich eine Gitarre ins Haus holen, versuchen durch eine Hals-/Saitenlageneinstellung etwas passenderes für sich herauszuholen, vielleicht gibt es ja das Instrument noch her. So sind jetzt bei meiner Patientin 10er Saiten vom Verkäufer draufgezogen worden. Soweit ist die Saitenlage ok. Aber demnächst kommt neues FR-Tremolo rein, neuer Sattel und 9er Saiten. Da werde ich ja bestimmt noch an den Trussrod ran müssen. Somit denke ich dass selbst die Hex-Lösung die Detonation dieser Zeitbombe nur hinauszögert. Ich werde euch auf dem laufenden halten (in meinem Thread versteht sich), wie die Sache sich entwickelt.
 
Moin!

Da bin ich schon wieder mit einem kurzen Nachtrag. Heute ist nämlich mein Schlüsselsatz in Zoll angekommen:

hex10.JPG


Was ich eingangs vergessen habe zu erwähnen, dass Wera zwar eine deutsche Marke ist, aber diese Schlüssel alle ausschließlich aus Tschechien stammen. Was nichts schlechtes ist. Lego produziert dort inzwischen auch viele seiner Steine und nicht mehr ausschließlich in Dänemark... Nur so am Rande.

Ich bemerkte sofort, dass sich diese Schlüssel wundervoll in einem Vergleich ablichten lassen:

hex11.JPG


Links ist der Wera Schlüssel und rechts einer von Gedore. Man erkennt, dass die Form aus der Werbung wird tatsächlich eingehalten. Das Gefühl, dass die Wera Schlüssel spitzer sind, wird hier auf dem Foto ebenso bestätigt. Auffällig ist zudem die leicht konkave Form der Seitenwände des Schlüssels. Echt abgefahren. Ich habe zwar dem Werbe-Bla-Bla ein wenig Glauben geschenkt, aber dachte nicht, dass die Unterschiede derart gravierend sind.

Ich habe auch vergessen die Beschriftung zu zeigen:

hex12.JPG


Der obere Schlüssel ist lasergraviert und der Untere ist bedruckt. Bei beiden Beschriftungsarten merkt man eine leichte Indentation. Ich denke aber, dass sich zumindest der Druck bald abreiben wird. Vorallem, da der mitgelieferte Halter recht stramm sitzt und bei jeder Entnahme an der Schrift reibt. Ich habe zwar nur Lob für diese Schlüssel gehabt, aber hier finde ich die gestanzte Beschriftung meiner Gedore und Hazet Schlüssel wesentlich besser. Das ist etwas, dass auch nach Jahren halten wird und man lesen können kann. Bei den metrischen Schlüsseln wäre das nicht soooo schlimm. Da kann man gegebenenfalls mit einem Messschieber helfen. Aber auf dem ersten Blick sein Werkzeug zu erkennen hilft meist ungemein, auch wenn man mit der Zeit sowieso ein Gefühl dafür entwickelt und man automatisch zum passenden Schlüssel greift. Es ist immerhin besser als die Beschriftung bei Wiha. Da habe ich zumindest noch keinen beschrifteten Schlüssel gesehen.

Was bei Wiha aber besser gelöst ist, ist die Halterung:

hex13.JPG


Hier zeige ich exemplarisch mein Torx Set. Da kann man die Halterung ohne albernes Schloss einfach aufschieben und die Schlüssel durch Hochklappen befreien. Kleine Nippel halten den Schlüssel in Position und durch das Hochklappen befreit man den Schlüssel und er kann beinahme reibungsfrei entnommen werden. Ich bin jetzt schon genervt darüber, dass die Schlüsselentnahme bei den beiden Wera Sets derart schwergängig ist. Bei den zöllischen Schlüsseln hält es sich noch in Grenzen. Aber beim anderen Set reibt ja Gummi auf Gummi, sodass sowohl die Entnahme ätzend ist, als auch das zur Seite Drehen, um Platz dafür zu machen. Das man überhaupt Platz machen muss, um den bentigten Schlüssel zu entnehmen ist in meinen Augen bereits ein Konstruktionsfehler, den Wera vielerorts wesentlich besser gelöst hat.

Und wenn man schonmal beim Meckern ist, kann ich noch weitere Nachteile des Wera Sets aufzählen. Ich habe heute festgestellt, dass nicht alle Schlüssel rechtwinklig sind. Einige haben da eine Abweichung von 1...3°. Stört das einen bei der Arbeit? Nein. Stört mich das in meinem Hinterkopf, da ich es nun bemerkte? Irgendwie schon... Aber ich bin da manchmal auch kleinkariert. @Harvester Of Sorrow hat auch schon angemerkt, dass die bunten Schlüssel aufgrund der Bauweise nicht in jeden Trussrod mangels passender Tiefe komplett eintauchen wollen. So schraubt man dann mit weniger Schlüssel in der Schraube, was auch nicht optimal ist. Beim Kugelkopf stört das nicht wirklich Allerdings hätte am kürzeren Ende die hexagonale Form tiefer ausgearbeitet werden können. Zudem wirkt es ein wenig fischig, dass die Herkunft nur klein auf dem Barcodeaufkleber der Verpackung vermerkt ist. Andere Hersteller vermerken es auf dem Werkzeug, auch wenn es aus China stammt. Da ist wohl der Stolz der Firma ein bisschen im Weg, sodass man es wirklich nur bei Made in Germany direkt aufdruckt. Naja... Geschmackssache.

Dennoch bleibe ich bei meiner Empfehlung. Ich habe bisher keine besseren Schlüssel gesehen und habe sehr viel Spaß mit denen bei der Arbeit. Also weiterhin: :great::great::great:
Zudem darf man den Preis nicht vergessen. Für 15...16 Euro für das metrische Set kann man nicht wirklich meckern. Andere Schlüssel sind teurer und/oder schlechter. Zudem reizt diese Geometrie der Hex-Plus Geschichte sehr. Den Test dazu habe ich ja im Eingangspost bebildert.

Tja und nun quillt auch schon meine Schublade mit den drei gezeigten Schlüsselsets über. Zudem ist der Halter von Wiha über die letzten Jahre ausgeleiert und der von Wera nervt mich. Also werde ich nun wohl eine Wandhalterung bauen müssen. Hachjaaa... diese Lusxusprobleme!

Schicken Gruß,
Etna
 
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Der obere Schlüssel ist lasergraviert und der Untere ist bedruckt. Bei beiden Beschriftungsarten merkt man eine leichte Indentation. Ich denke aber, dass sich zumindest der Druck bald abreiben wird. Vorallem, da der mitgelieferte Halter recht stramm sitzt und bei jeder Entnahme an der Schrift reibt. Ich habe zwar nur Lob für diese Schlüssel gehabt, aber hier finde ich die gestanzte Beschriftung meiner Gedore und Hazet Schlüssel wesentlich besser. Das ist etwas, dass auch nach Jahren halten wird und man lesen können kann.

Da machst Du Dir aber ganz unnötig Sorgen lieber Etna. Wenn der Hersteller seine Beschriftungmethode nicht geändert hat wirst Du den noch eine Million mal aus Deinem Plastikhalter nehmen können ohne die Schrift zu gefährden.

Der unten abgebildete Schlüssel hat locker ein Dutzend Jahre harten Werkstattbetrieb hinter sich und zwar im gewerblichen Einsatz und nicht im Heimwerker- oder Werkzeugsammler-Bereich.

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Moin!

Na dann kann diese Sorge ad acta gelegt werden. Das freut mich zu sehen! Danke für den Hinweis!

Schicken Gruß,
Etna
 
Wie das hier die Musiker mit deren Trussrods schaffen?:nix:

Das schlimmste was man einem Innensechskant antun kann ist entweder die falsche Größe zu benutzen (vor allem bei Zöllig/Metrischmix) oder Schlüssel mit Ballends.
Letztere schaffen es relativ leicht einen Innensechskant innen auszuhöhlen und den Schraubenkopf damit zu zerstören. Ich hab meinen Leuten bei der Werkzeugkofferbestückung neben den von der 4ma vorgeschriebenen Jensen und Bondhus/Gorilla Allen Kits auch die Wera Hex Plus in zöllig/metrisch auf die Liste gesetzt weil das für etwas problematische Schrauben echt die beste Lösung ist. Damit lassen sich auch Alu- und Kupferschrauben gut und sicher und auch mehrfach verwenden (wenn die Drehmomente beachtet werden). Leider gibts von den Weras keine T-Bones und Langversionen...
 
Moin!

Danke für deine Ergänzung, @bluesfreak! Na gut, gegen die Dummheit der Nutzer ist letztlich kaum ein Produkt gewappnet. Die DAU-Kompatibilität fordert einen bei der Erstellung jeglicher Systeme.

Mich wundert, dass du keine Dreher mit T-Griff gefunden hast. Oder sind dir diese hier zu doof bei der Nutzung? Es gibt die Schlüssel auch zöllig. Könnte ich verstehen, dass du die nicht wegen der Ergonomie anschaffen wolltest. Ich finde die Wera Griffe nicht wirklich komfortabel. Das Argument mit der Knete, die du formst in deiner Faust zieht bei mir nicht. So hält ja niemand einen Schraubendreher. Da bin ich Holex und Wiha Mensch. Aber ich kaufe dennoch oft Wera, weil der Preis stimmt und bestimmte Produkte nicht von der Konkurenz gefertigt werden. Da hatte ich mal eine USV vor mir liegen und brauchte dafür sehr lange Schraubendreher, weil der Hersteller meinte mit kurzen Schrauben die Frontplatte von der Rückseite aus durch das ganze Gehäuse hindurch verschrauben zu müssen. Die gab es dann von Wera für 7 Euro oder von Hazet für 22 Euro. Da habe ich natürlich zu Wera gegriffen. Alles andere war zu kurz oder zu dick.

Wobei meine liebsten Dreher von Belzer und Dowidat sind. Aber das sind ja mitlerweile Altertümer. Auf Flohmärkten nehme ich mir dann immer mit, was ich finde.

Schicken Gruß,
Etna
 
Moin!

Hier noch ein kurzer Nachtrag von mir. Ich nutze bereits seit geraumer Zeit vermehrt Holzschrauben mit Innenvierkant (Robertson). Da habe ich mir nun einen Schraubendreher dafür gegönnt und ein paar Bits, da das Bit das ich hatte langsam gen Exitus geht. Da habe ich mir natürlich das Günstigste der üblichen Markenhersteller gekauft und siehe da: Wera macht auch hier ein Plus in die Geschichte:

hex14.JPG


Leider bewirbt Wera das bei Robertson nicht, sonst hätte ich gleich ausschließlich Wera gekauft. Das linke Bit stammt von Wiha. So langsam werde ich noch ein Wera-Fanboy, wenn das so weiter geht. Da kann ich mich dann sicherlich auch in Zukunft mit den Griffen arangieren. Die von Gedore, Wiha, Wisent, Hazet, Felo und Holex finde ich immer noch wesentlich besser. Wobei mein Lieblingsgriff immer noch der von Belzer und Dowidat bleibt. Dieses durchsichtige harte Plastik... Hachjaaa...

Ich wollte das nur kurz einschieben, da sicherlich kaum jemand Robertson verwenden wird. Ich hoffe das war euch nicht zu viel OT.

Schicken Gruß,
Etna
 

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