Wer kann Noten vom Blatt singen?

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Chorman
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Hallo,
sollte ein guter Sänger ein neues Stück vom Blatt singen können? Wie kann man das trainieren, unbekannte Stücke nur durch Lesen der Noten singen zu können?
Gruß
Gerd
 
Eigenschaft
 
Hallo Chormann!

Was meinst du denn mit "guter Sänger"? Also ein guter Sänger nach meiner Definition muss nicht vom Blatt singen können. Einige Sänger aus dem Contempory, die ich als gut erachte, können wahrscheinlich noch nicht mal Noten lesen.
Strebt man eine Klassikkarriere an, wird das unbekannte Lieder vom Blatt singen gerne gesehen. Das meint meine Mutter, die während ihres Studiums an der Musikhochschule auch mehrere Gesangsstudenten kannte. Vom Blatt singen können wenige perfekt. Auf jeden Fall sollte man natürlich Noten lesen können und zumindest ein gut trainiertes relatives Gehör haben. Gehör kann man trainieren. Wenn du dann in den Noten liest, dass der nächste Ton eine Quarte höher liegt und du weißt wie eine Quarte klingt, dann kannst du den nächsten Ton richtig singen.
Also ich kann einigermaßen vom Blatt singen, wenn die Noten nicht so schwer sind. Weil ich seit Jahren Geige spiele, habe ich g, d', a' und e'' als Referenztöne im Kopf. Davon leite ich mir den Anfangston her (was oft nicht klappt ;) ) und dann hangel ich mich von Ton zu Ton. Ah, Intervall Terz, sing Terz, Intervall Quinte, sing Quinte, usw. Weil mein Gehör noch nicht so trainiert ist, kann ich nach einigen Takten um ein oder zwei Halbtöne in der Melodie verrutschen. Aber wenn man will, kann man das üben und irgendwann fehlerfrei vom Blatt singen. Ich brauchs nicht und tu's deswegen nicht. :D Werd ich jetzt eine schlechte Sängerin? ;)
 
Hallo, Chormann,

ich habe seit x Jahren Chorerfahrung und bin auch nicht in der Lage, ohne weiteres vom Blatt zu singen, da stufe ich mich als "schlecht" ein. Wie Vali schon schreibt, sind Notenkenntnisse und Intervallübungen ganz hilfreich. Wenn Du Dich viel mit einer Stilistik beschäftigt hast, wird es ebenfalls einfacher - in der Klassik kursiert der Spruch "Kennst Du einen Bach, dann kennst Du alle!". Stimmt in dieser Form natürlich nicht, aber ein Körnchen Wahrheit liegt drin, insofern, als daß Du die Tonsprache, die Du gut verinnerlicht hast, auch eher wirst reproduzieren können. Rheinberger oder Palestrina bekomme ich schneller hin als einen McMillan ;)
Wer Blattsingen beherrscht, muß deswegen noch lange kein guter Sänger sein - ich habe da in diversen Chören schon entsetzliche Beispiele erlebt bzw. erleben müssen... umgekehrt auch schon in Chören fantastische Sänger erlebt, die nicht mal Noten lesen konnten.

Viele Grüße
Klaus
 
ist wie immer die Frage, wo will/muß man das einsetzen.

Wer im klassischen Gesang in einem Ensenble sein Geld verdienen muß, der MUSS halt vorher auch die Zeit in die Übung investieren, damit er vom Blatt singen kann.

Ebenso trifft das für Studio-Vocals aller Stilarten zu, wers vom Blatt singen kann, ist klar im Vorteil, da man damit Zeit spart und Studiozeit ist kostbar - heißt aber hier nicht, daß es nicht anders ginge, aber die Profis habens halt drauf.

Ich bin kein Sänger, aber Schlagwerker, da gibts in etwa Parallelen: man entwickelt durch viel Übung einen oder mehrere "körpereigene Referenztöne", auf denen man in der Regel (Ausnahme ist z.B. schon eine simple Erkältung) Intervalle aufbaut, je mehr man das übt, desto besser funktioniert das, wenn man dann flüssig Noten liest und beides kombinieren kann, dann hat man beste Grundlagen.
Bei uns Schlagwerkern wird das zum fortlaufenden Stimmen/Umstimmen der Pauken beim Spielen gebraucht, die werden immer in Intervallen zum Referenzton um/weitergestimmt.
 
sollte ein guter Sänger ein neues Stück vom Blatt singen können?

Nein ... nicht zwingend. Ausnahmen sind - na klar und auch schoin erwähnt - Theater, Musical- oder Opernproduktionen, wo das aus Zeitgründen erwartet wird.

Wie kann man das trainieren, unbekannte Stücke nur durch Lesen der Noten singen zu können?

Ähnlch wie das Lesen einer fremden Sprachen mit fremden Schriftzeichen lernen. Oder auch ganz früher der eigenen Sprache.

Wir erinnern uns vielleicht an die Zeit als wir lesen lernten:

Eeeeeeeeeeee sss-s-s---sssss-ee-iii-ooo-aa-aa-eee-llll ... es konnte bei einigen duchaus 3 Minuten dauern, bis man ein einfaches Wort zu ende gelesen hatte.

Später braucht man im Prinzip nur ein Wort zu anzusehen - es muss nicht mal vollständig sein - um es direkt und flüssig vorzulesen. Das Hirn vergleicht die gesehenen Buchstabenkombinationen wie ein Bild direkt mit einem bereits bekannten Wert (bzw Wort), ohne dass es erst jeden Buchstaben einzeln erfassen und analaysieren muss. Fehlerchen passieren nur noch bei neuen Worten, für die es noch kein vergleichbares Bild findet.

Bei den Noten nicht anders: Am Anfang muss noch jede Linie abgezählt werden, noch darüber nachgedacht werden, was denn noch mal das Ding mit dem zwei Fähnchen ist usw... Später kann das Hirn viele Noten und Zeichen einfach direkt kombinieren, weil: alles schon mal gesehen.

Also wie immer eine Sache des Trainings. Je vertrauter einem die vielen möglichen Kombinationen werden, umso eher kann sie das Hirn schnell als eine Einheit erfassen.

Wie gut und schnell man auch neue Dinge dazulernt, hängt häufig davan ab wie geistig rege man ist. Also, ob das Hirn noch updates macht. Ein Beispiel: ein Freuind von mir ärgert sich, dass seine alte Oma zeitlebens "Auschtralien" statt "Austtralien" sagt. Obwohl sie doch im Fernsehen und in Büchern immer wieder hört und sieht, wie es richtig heisst, sagt sie immer noch: "Gestern hab ich eine Dokumentation über Auschtralien geguckt". Ich habe versucht, ihm das zu so erklären, dass das Hirn nicht automatsich "zuhört" und lernt, sondern lediglich nach einem vergleichbaren Bild, einer passenden, bereits vorhandenen Schablone sucht. Und da ihr Hirn die Kapazitäten nicht mehr überanspruchen kann oder will, greift es lediglich auf das bereits bekannte Bild zurück, statt es zu erneuern.
 
Zuletzt bearbeitet:
... dass seine alte Oma zeitlebens "Auschtralien" statt "Australien" sagt ...
...vielleicht kommt sie aus dem Schwäbischen...? Do ghört des so! :D:D


außerdem weiß ich von meiner Frau (Lehrerin an einer Sprachheilschule), daß es auch einen Sprachfehler gibt (dessen Namen ich momentan nicht kenne), der zu diesem Ergebnis führt: Haschelnuscheisch ist da z.B. so ein beschissenes Wort wenn man beim Eisdealer steht.
 
Ich habe schon einige Studiojobs gehabt, aber Noten vom Blatt zu lesen wurde nirgends verlangt.
Allerdings lerne ich Melodien sehr schnell auswendig.
Ich kann zwar Noten lesen, aber praktisch kann ich es dann doch nicht: ich habe leider ein angeborenes Handicap, nämlich extrem schlechte Augen, und kann ein Notenblatt, das vor mir auf dem Pult steht, überhaupt nicht entziffern. Ich müsste mir das Ding schon direkt vor die Nase halten, aber wie sieht das aus. Also habe ich von Anfang an Melodien auswendig gesungen, mit der Gitarre habe ich es genauso gemacht, ich spiele fast nur nach Gehör.
Basselch hat recht, über die Qualität eines Sängers sagt das Notenlesen überhaupt nichts aus. Ich habe da auch schon alle möglichen Beispiele erlebt. Im klassischen Fach wird es verlangt, das stimmt schon, aber oft auch nur auf dem Papier. Können muss man es aber auf jeden Fall.
 
Ich kenne auch niemanden, der das aktiv beherrscht, auch von den Profis nicht. Ich kann nur nachvollziehen, was meine Lehrerin meinte: Während des Studiums konnte sie das, aber man verlernt es sehr schnell. Genau so ging es mir während meines Chorleiterkurses - wenn Du eine sieben Tage lang 12 oder14 Stunden am Tag mit Musik beschäftigt bist und mindestens die halbe Zeit davon singst (unbekannte Sachen) dann stellt sich das Blattsingen allmählich ein, es geht aber eben wenn diese ständige Anforderung nicht mehr gegeben ist auch schnell wieder weg.
Ich bin auch eher ein "Zuhör-Typ", spiel mir die Melodie zwei, drei Mal vor und ich habe sie erfasst.
 
Danke für die vielen Beiträge. Ich singe im Chor u. meine einige von uns könnten vom Blatt singen. Zumindest sieht es so aus.
Ich spiele zu Hause nun zum Üben die Noten mit einem Midi-player ab.
Wie macht ihr das bei neuen Stücken im Chor? Also wenn man bei einigen Stellen unsicher ist u. die Töne noch nicht richtig trifft. Singt ihr dann leiser oder etwas hinterher?
Gruß
Chorman
 
Hallo, Chormann,

da ich kein großer Tastateur bin, benutze ich den kleinen Sequencer aus Encore 4.5, um mit midi-files zu üben. Bei völlig unbekanntem Material mute ich zunächst alle anderen Spuren, um "meine" ins Ohr zu kriegen, später wird dann die eigene Spur stummgeschaltet und ich höre dann nur noch die anderen Stimmen.
Bei der Chorprobe selbst: Mut zum Risiko - wenn der Ton falsch ist, ist er halt verkehrt. Gerade in "meinem" Kammerchor werden wir häufig mit unbekanntem Notenmaterial konfrontiert, beim ersten Durchsingen stützt der Chorleiter etwas mit dem Flügel, und dann muß das aber eigentlich schon fast funktionieren. Ausgesprochenes Töne-Proben findet nicht statt, das darf jeder zuhause vorbereiten ;)

Viele Grüße
Klaus
 
Hallo Klaus,
reicht für Encore 4.5 die freeware? Oder brauche ich für meinen Zweck die Vollversion. Bei meinem Programm kann ich nämlich keine Spuren ausschalten oder gar muten. Perfekt scheint die Software von capella zu sein. Aber für unsere Zwecke sicher viel zu überladen.
Gruß
Gerd
 
Hallo, Gerd,

vom Encore gibt es, soweit ich weiß, keine free-Version, nur Demos. Freeware wäre z. B. Anvil Studio oder Quartz Audiomaster. Die kenne ich allerdings nur vom Ansehen im Bekanntenkreis, selbst gearbeitet habe ich damit noch nicht.
Vielleicht wäre Finale Songwriter 2007 auch etwas für Dich, keine freeware zwar, aber unter 50 €. Es geht auch noch billiger: Finale Notepad 2009.

Viele Grüße
Klaus
 
Hallo,
besten Dank für die große Auswahl. Ich lade mir gerade Finale Notepad herunter. Hoffentlich geht hier das Muten u. einzelne Spur Auswählen. Ansonsten macht die Software einen guten 1. Eindruck.
Grüße
Gerd
 

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