Wellness-Tipps für Musiker/Sänger

blockarina
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Vorraussetzung für gutes Musizieren (zu Hause oder bei Konzerten) sind nichtnur hochwertige Musikinstrumente oder eine gute Stimme, eine gute Ausbildung und Praxiserfahrung, aber auch, dass der Musiker/Sänger sich beim Vortrag/Musizieren sich dabei wohlfühlt.
Wenn man sich beim Musizieren verkrampft, wenn man zu großes Lampenfieber hat, ungünstige Kleidung an hat, schlechte Sitzgelegenheiten benutzt, die falsche Brille benutzt, die Situation des Musizierens ungünstig ist (Leute, die sich hinter den Musikern während des Musizierens unterhalten o.ä.), ist es vorprogrammiert, dass man nicht gut spielt.

WENN SICH MUSIKER UND INSTRUMENT WOHL FÜHLEN, SPÜREN DAS AUCH DIE ZUHÖREN UND FÜHLEN SICH DANN AUCH WOHL!

Da jeder seine ganz persönlichen Wege und Methoden hat, dem entgegen zu wirken, möchte ich hier die Möglichkeit zum Austausch darüber geben (gerne sind auch Tipps von professionellen Personal Trainer, Coaches, Physiotherapeuten, Psychologen usw. gesehen).
Die Frage stellt sich auch, ob man z.B. ein Konzert absagt, wenn man sich körperlich oder psychisch nicht wohlfühlt (Erkältung, Heiserkeit, private Probleme, usw.), oder trotzdem durchführt, bzw. was man tun kann, um die Ursachen zu beseitigen/mildern (z.B. Sängeröl für heisere Sänger).

Was macht ihr persönlich, damit ihr euch beim Musizieren oder bei Konzerten wohlfühlt (bitte nur "legale" Wege und Mittel - wir wollen ja niemanden zu etwas verführen, was in Deutschland nicht erlaubt ist ;-) ). Hat z.B. jemand Tipps für Yoga- oder Meditiationsübungen, setzt jemand auf Beruhigungsmittel (Hopfen-, Baldrian- oder Kava-Kava-Tee), Steh- und Balanceübungen, Tipps für gute Organisation eines Konzerts (ist auch wichtig - Chaos beim Ablauf hat schon so manchen dureinander gebracht).

Es dürfen auch gerne Buchtipps oder Video-Tipps sein.

Ich beginne mal als Anregung, sich mit der Alexander-Technik auseinanderzusetzen. Hier gibt es weitere Informationen und Buchtipps.

Die hier geposteten Erfahrungen aus der Praxis könnten auch sehr hilfreich für andere Musiker sein.

Blockarina
 
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Oh, warum steht denn der Wellness-Thread für Flöten im Blockflötenbereich und der Wellness-Thread für Flöter/innen in der Plauderecke? Weil andere Flöten anders gepflegt werden wollen, während Flöter/innen meist entweder Quer- oder Längstflöten haben? (Wobei eine Querflöte in der Regel ja auch lang ist. Also eher Grade-aus-Flöte? Egal).

Ich finde jedenfalls gut, dass Du den psychischen Aspekt auch mit in den Thread nimmst, also z.B. beim Thema Auftritt (gilt sicher auch für Unterricht und Freizeit, nur mit anderer Deutlichkeit).


Nachtrag: So ganz stimmt der erste Teil nicht. Ich habe grade mal nachgesehen: In diesem Forenbereich sind auch Blechblasinstrumente, Dudelsäcke, etc. drin...und die sind nicht eindeutig quer bzw. längst).
 
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Oh, warum steht denn der Wellness-Thread für Flöten im Blockflötenbereich und der Wellness-Thread für Flöter/innen in der Plauderecke? ...
@Dora
Da die Wellness-Tipps für Musiker nicht nur für Blockflötenspieler zutreffen, sondern auch allgemein für alle Musiker/innen und Sänger/innen.

Blockarina
 
Alles klar.
 
Hier noch einige Videos zur Demonstration der Alexander-Technik (besonders in den Videos mit Musikern hört man deutliche Unterschiede in der Qualität des Spiels der Musiker beim Vergleich vorher - nachher):

Was ist Alexander-Technik

Quintessenz -- Alexander Technik in Deutschland

The Alexander Technique:Musician's Method for Improvement 2014


Alexander Technique in Performance 1


Alexander Technique in Performance 3




Besonders wer professionell musizieren möchte, sollte sich mal mit der Alexander-Technik auseinandersetzen oder/und entsprechende Workshops besuchen.
Man kann sich auch ein gutes Buch mit Anleitungen darüber kaufen und durcharbeiten (das ist nicht ganz so einfach).
Ich habe heute mein Buch "KörperDynamik" meiner Cranio-Sacral-Therapeutin zum Lesen ausgeliehen. Ich bin darauf gespannt, was sie dazu sagt.

Blockarina

P.S. Will hier keiner seine eigenen "geheimen" Tricks verraten, was er/sie tut für ein gutes, entspanntes Musizieren?
 
Zuletzt bearbeitet:
..., was er/sie tut für ein gutes, entspanntes Musizieren?
Zu entspanntem Musizieren kann ich leider nichts besteuern, denn ich stehe beim (öffentlichen) Musizieren doch ziemlich "unter Strom". :D
Wenn es gut läuft sorgt das Erlebnis, Teil eines eines Klangkörpers zu sein für ein Wohlgefühl, Sicherheit bei Spielen und Lust.
Entspannung beschreibt an mir aber eher das mit Erschöpfung gemischte Gefühl nach der Performance. Wenn ich es soch aufschreiben, kommt es mir eigentlich recht ähnlcih vor wie bei einem Workout.

Gruß Claus
 
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@zonquer

Da hast du Recht, Claus! Diese Art von Anspannung ("unter Strom stehen") bei einem Auftritt ist wichtig und richtig und führt dann auch zu guten Ergebnissen. Wenn man sich allerdings durch die Anwesenheit des Publikums so nervös machen lässt, dass es einen lähmt und man nicht mehr gut oder richtig spielen kann, dann ist es an der Zeit, die Ursachen dafür zu aufzuspüren und zu beseitigen.

So hilft es z.B., wenn man sich im Publikum ein oder zwei Leute heraussucht, die man kennt oder die einem sympathisch sind und zu denen Blickkontakt hält (das war ein Tipp, den ich als Jugendlicher im Schauspielunterricht bei Werner Müller und später auch vom Musikpädagogen und Schauspieler Ulrich Herrmann erhielt).

Klappt beim Auftritt doch mal etwas nicht ganz optimal (falscher Ton, Akkord, Text), sollte man es sich nicht anmerken lassen (Mine verziehen oder gar sagen "Mist, ich habe mich verspielt!" o.ä.), sondern entsprechend "improvisieren". Die wenigsten im Publikum werden den Fehler dann bemerken.

Ulrich Herrmann hat mit uns z.B. auch diese Übung in einem Seminar gemacht:
Alle Teilnehmer sitzen als "Publikum" auf einer Seite des Raums, einer steht auf, geht langsam nach vorne auf die imaginäre Bühne (andere Seite des Raums), bleibt ca. 30 Sekunden (oder auch länger) mit dem Rücken zum Publikum stehen (und "spürt" ihre Blicke), dann dreht er sich langsam um und schaut jeden im Publikum an, sucht sich einen aus, zu dem er den Blickkontakt hält und spielt praktisch für diese Person sein Stück (Musik, Gedicht, o.ä). Die Anspannung ist am größten, solange man mit dem Rücken zum Publikum steht. In dieser Zeit gehen einem natürlich viele Gedanken durch den Kopf. Diese Zeit kann man für "Autosuggestion" nutzen, z.B. "ich schaffe das! Ich fühle mich gut! Ich freue mich darauf, vorzuspielen" usw.

Ich schreibe später noch einige weitere Übungen, die Ulrich Herrmann mit uns gemacht hat - vielleicht sind die für den einen oder anderen auch interessant (jetzt muss ich mich aber erst weiter um meine Buchführung kümmern :-( ).

Blockarina
 
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Wenn man sich allerdings durch die Anwesenheit des Publikums so nervös machen lässt, dass es einen lähmt und man nicht mehr gut oder richtig spielen kann...
Es gibt zum Stichwort Lampenfieber schon einige Threads im Board.
Bei so stark ausgeprägtem Lampenfieber wie im Zitat beschrieben würde ich Eigentherapie als eher ungewissen und langen Weg einschätzen. Als ehemaliger klinischer Psychologe halte ich externe Hilfe für erfolgversprechender.

Auch wenn das in Diskussionen unter Laien gerne verteufelt wird, die Symptomatik ist medikamentös beherrschbar, Stichwort Betablocker. Daran sollte man vor allem dann denken, wenn die Auswirkungen existenzbedrohend sind, wie bei Berufsmusikern.

Strategisch hilft für eine Bewältigung meist eine Kurzzeit-Psychotherapie. Meines Erachtens kommt es für die Erfolgsaussichten nicht auf die Methode an. Meine eigener Werkzeugkasten beruhte hauptsächlich auf Hypnotherapie nach Milton Erickson, NLP sowie kognitiver Verhaltenstherapie und ich würde mir bei eigenen Problemen auch am ehesten jemand mit diesem Hintergrund suchen.

Die Rolle kompetenter Hilfe sehe ich so ähnlich wie guten Musikunterricht, sie sorgt idealerweise für ein besseres Ergebnis in kürzerer Zeit.

Gruß Claus
 
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@zonquer
Das stimmt natürlich Claus: Wenn das bei einem Berufsmusiker so schlimm ist, sollte er auf jeden Fall sich professionell helfen lassen.
Für diejenigen, die mit NLP nichts anfangen können, hier eine kurze Erklärung (Ich habe öfters Kontakt zu Rupprecht Weerth - vielleicht ergibt sich die Gelegenheit, ihn Anfang Juli in Münster persönlich zu treffen).

Blockarina
 
Lampenfieber habe ich eigentlich nie. Es gibt Ausnahmefälle. Aber oft kann ich mich nicht so recht emotional auf die Musik einlassen und das stört mich. Warum das so ist, ist eine lange und persönliche Geschichte, die hier nichts zu suchen hat.

Was aber generell förderlich ist, vielleicht nicht nur für mich:
  • Ein Ritual mit der Band etablieren. Bei einer meiner Bands ist das der lange gemeinsame Bühnenaufbau, bei dem wir uns auch austauschen, wie es uns geht, was uns tagesaktuell drückt im Leben, und generell uns viel Zeit lassen. Das ist ein langsames gemeinsames Ankommen. Wenn wir das nicht haben, dann fällt uns der Auftritt schwerer. Bei einer anderen Band gibt's für jeden ein Glas Weißweinschorle vor Beginn. (Zu viel Alkohol hingegen: Keine gute Idee.)
  • Entspannungsübungen nach Methode Body Scan (gehört für viele auch zur Meditation dazu), braucht aber auch entsprechende Ruhe und Zeit.
  • Körperliche Übungen aus dem Bereich Yoga: Alle Körperteile bewusst spüren, sich "erden", indem man die Zehenspitzen anhebt und damit automatisch mit den Fersen fest auf dem Boden steht – über die Körperwahrnehmung "zu sich kommen"
  • Ruhe und Zeit: Wenn man ein Backstage hat, sich zurückziehen.
  • Stressvermeidung: Keine Gigs ausmachen, wo man direkt von anderen Jobs hindüsen und schnell startklar sein muss. Puffer lassen, damit etwas schiefgehen darf, ohne dass die Veranstaltung wackelt.
Was leider nicht so einfach ist, sind Tontechniker. Ich bin selbst auch Tontechniker und versuche immer, Ruhe reinzubringen. Das tut den Künstlern sehr gut, wenn der Techniker Ruhe und Sicherheit ausstrahlt, denn für viele Musiker ist Tontechnik ein Mysterium und es macht sie nervös, sich dabei auf eine fremde Person verlassen zu müssen. Leider gibt es auch Tontechniker, die alles andere als das machen und zu Aufgedrehtheit und Nervosität noch mehr beitragen. Wenn man kann, sollte man diese vermeiden.
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Ein Nachtrag: Leider kommt es schon oft vor, dass Veranstalter und Artverwandte einem keinen Raum lassen für derlei "Selbstbehandlung". Im Kulturbereich eigentlich eher selbstverständlich, ist es in der Ecke "Dienstleistung" z.B. bei Covermuckern oder Geburtstagen, Hochzeiten etc. echt schwierig. Da fehlt mir noch irgendwie eine Lösung.
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Und noch ein Nachtrag. Insbesondere für die Leute, die in der Klassik groß geworden sind: Das Verständnis von "richtigen" und "falschen" Tönen lockern. Gegenposition: "Es gibt keine falschen Töne, manche passen halt weniger gut rein." Jeder verspielt sich mal. Auch die Vollprofis. Das ist doof, schon klar. Aber wenn dann sofort der große innere Zeigefinger zur "Selbstbestrafung" ausklappt, dann wird's live nicht besser. Der Moment ist vorbei, es geht weiter. Man kann die Stelle immer noch hinterher mal üben, wenn es zu arg gezwickt hat.
 
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Ich würde vor Gigs oder auch wenn man gestresst ist diese Übung machen:

 
Also ich fange jedes Üben mit ner Art Ritual an: Ausschütteln, alle Muskeln lockern (wegen Querflöte vor allem Schultern und Hals, dafür habe ich gewisse Bewegungsübungen), Atemübungen für langen Atem (das ist ein bisschen meditativ), fürs Zwerchfell und für die Entspannung der (gedachten) Lufträume im unteren Rücken. Das ist in gewisser Weise schon ein bisschen Sport und macht einfach meinen Kopf frei vom Alltag und bereitet ihn aufs Üben vor.

Was ich auch immer mache, ist die Stimmbänder ein wenig anzuwärmen (also quasi ganz leichtes, kurzes einsingen in angenehmer Mittellage). Irgendwie finde ich, dass dann der Klang bei den ersten Flötentönen schöner ist, als ohne die Stimme aufgewärmt zu haben.

Dadurch, dass der Körper dieses Ritual schon kennt, hilft es dann auch vor Auftritten. Auf Meditation und co würde sich mein Kopf niemals einlassen, wenn er so aufgeregt ist. Da kann ich gar nicht still sitzen, deshalb brauche ich Bewegung, um die Überflüssige Energie rauszulassen.

Das ist halt mein persönlicher Weg. Dadurch, dass ich gerade am Anfang des Studiums stehe, verändert sich dieses Ritual aber auch ein wenig, weil ich ganz neue Bewegungs- und Flötenübungen kennen lerne im Moment.
 

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