Welches Spezial-Capo für alternative Tunings?

  • Ersteller backonstage
  • Erstellt am
B
backonstage
Registrierter Benutzer
Zuletzt hier
18.12.22
Registriert
22.02.07
Beiträge
96
Kekse
321
Hallo,

ich möchte für das Songwriting auf meiner Westerngitarre demnächst mit (möglichst vielen) alternativen Tunings experimentieren, d.h. bei mir: Neue Stimmung und dann erst mal wahllos/experimentell drauf losklimpern, mal bewusst unverkopft, um welche Akkorde es sich handelt (das hole ich dann später nach), sondern, was spontan gut zusammenpasst. Mit Standard-Stimmung hab ich da in verschiedenen Lagen schon einiges auf diese Weise durch, was Laune gemacht hat, ein paar neue Songs sind genau so entstanden, aber irgendwann sind die Inspirationen da ausgeschöpft.

Zum Thema Spezialcapos gibt es ja schon eine Threads (und ich werde im nächsten Absatz zusammenfassen, was ich bisher weiß), aber ich suche v.a. eine Kaufentscheidungshilfe zwischen Capos des "gleichen Typs", aber verschiedenen Marken.

Im Wesentlichen sind mir geläufig:
  • Partial-Capos, die 3 innere Saiten abdecken (meist für DADGAD bzw. EHEAHE, andersherum angebracht offenes A-Dur, aber auch in höheren als dem 2. Bund interessant). Das habe ich provisorisch mal mit meinem normalen Kyser Quick Change gemacht, indem ich es einfach verkehrtherum befestigt habe, aber gaaanz so sauber hat es dann nicht wirklich gesessen (Griffbrettkrümmung passte nicht). Die Möglichkeiten, die sich ergaben, fand ich aber genial :) Von dieser Sorte möchte ich mir auf jeden Fall eins zulegen, schwanke aber noch zwischen dem Shubb C7b Partial Capo und dem Kyser Quick Change Short Cut 3. Obwohl ich Live mit dem Standard-Kyser auf meiner Western sehr glücklich bin (sowohl auf der 6-Saiter als auch auf der 12-Saiter in allen Lagen), geht meine Tendenz hier zum Shubb, weil es minimalistisch ist und da vielleicht nicht so viel "im Weg" ist, wenn man mal dahinter spielen oder gar Saite im selben Bund greifen möchte. Meinungen/Erfahrungswerte hierzu?

  • 5-Saiten-Capos, i.d.R. für Drop-D-artige Stimmungen (aber auch hier wieder andere Positionen denkbar). Kann man auch mit etwas geschick mit einem Kyser erreichen, hält aber nicht sooo sicher. Da ist die Frage, ob sich die Extra-Anschaffung lohnt. Hier gibt es ebenfalls wieder die Frage Kyser, Shubb oder eine ganz andere Marke.

  • Spyder-Capo bzw. Third-Hand: Capos, bei denen jede Saite individuell gedrückt werden kann. Das Spyder sieht mir in Videos ziemlich fummelig/instabil aus, bis wirklich mal alle Saiten sauber gegriffen sind. Daher hatte ich zunächst davon Abstand genommen. Über das Third-Hand hab ich bisher weniger Negativberichte gehört. Es sieht für mich optisch so aus, als könne da "weniger schiefgehen". Muss natürlich schon zur Griffbrettbreite passen. Auch hier würde mich freuen, wenn jemand die beiden im direkten Vergleich kennt.

  • DIY-Modifikation eines Standard-Capos: Ich hab so die Idee, weil es da draußen ja doch eine Menge interessanter Tunings gibt, ob man vielleicht in einen ganzen Haufen von Billig-Capos investiert - welche wären für so ne Modifikation zu empfehlen? - und sich an den entsprechenden Stellen Aussparungen aus dem Gummi rausschneiden, sodass man fixe Spezial-Capos hat (die auf die Halsbreite der eigenen Gitarre maßgeschneidert sind), jedes für ein bestimmtes Tuning. Ich frage mich aber, ob ein Wegschneiden des Gummis allein in der Höhe genug Platz liefern würde, dass nichts schnarrt.
Zu allen Fällen überlege ich, die Gitarre dann generell erst mal einen Ganzton runterzustimmen von Standard-E auf Standard-D, damit man mehr Raum nach oben hat und auch "echtes" Drop-D, Open-G usw. spielen kann.

Hab ich noch irgendwas vergessen? Welche Modelle könnt ihr im direkten Vergleich empfehlen?
 
Eigenschaft
 
Ich hatte eine Zeit, wo ich viel mit alternativen Tunings und Partial-Capos experimentiert hab.
Die Grenzen an die ich gestoßen bin sind folgende:

1) Alle Partial-Capos sind relativ limitiert, weil sie eben keine offene Stimmung erzeugen, wie man das durch Umstimmen der Saiten bekommt. Bei einem Partial-Capo sind dann eben drei (oder vier) Saiten "verschoben", die anderen aber nicht. Das führt zu einer Misch-Stimmung, die in den meisten Fällen nicht so sinnig ist, wie wirklich die Gitarre umzustimmen.

2) Die meisten Partial-Capos "verdecken" die Saiten, die sie offen lassen. Also etwa die Basssaiten. Diese können dann nur umständlich gegriffen werden, wenn überhaupt. Und man braucht die meiner Meinung nach öfter als man denkt. Meine Lösung war damals der K-Lever von Kyser. Bekommt man heutzutage wohl nur noch im Ausland, musst du mal gucken. Ich hatte hier ein Mini-Review geschrieben, das ist recht informativ, auch was die Probleme angeht: https://www.musiker-board.de/threads/kleines-review-kyser-k-lever.458263/

3) Partial-Capos mit vorgegebenen Abteilungen sind super unflexibel. Wenn es wirklich nur um das experimentieren geht und nicht um auftrittsreife Dinge, wo man schnell Capos wechseln muss, würde ich immer zum Spyder greifen. Den Third-Hand kenne ich nicht, aber ich hab eine ziemliche Abneigung gegen diese Bänder, die man ziehen muss. Ist aber vllt eher ein persönliches Ding und einen Versuch wert. Der Spyder hat andere Nachteile.


Zu den Dingen, die du noch aufgezählt hast:
- Eigene Modifikation: Lohnt sich vmtl eher, wenn man genau weiß was man will und das nicht kaufen kann. Da seh ich den Spyder etc als deutlich flexibler.
- Ganzton runterstimmen: ändert im Grunde nix, aber kann man ruhig machen. Ich mag auch den etwas tieferen Sound. Noch besser hier: Bariton-Gitarre

Ansonsten: Wenn es wirklich primär um alternative/offene Stimmungen geht, würde ich tatsächlich eher über eine Zweitgitarre nachdenken.
Der Hauptgrund wieso es schwierig ist mit anderen Stimmungen zu experimentieren, ist, dass man oft zu faul ist die Gitarre hin- und herzustimmen. Das geht auch irgendwann ziemlich auf die Saiten, wenn man das mehrmals am Tag macht. Mehrere Gitarren mit unterschiedlichen Stimmungen sind da von großem Vorteil.

Generell kommt es aber auf dein Ziel an. Es gibt viel Literatur für Open-G, Dropped-D, DADGAD etc, hier lohnt sich Umstimmen viel mehr.
Für Partial-Capos gibt es kaum verfügbare Literatur. Hier geht es mehr um das Experimentieren und selbst herausfinden. Kann total spannend sein, bei mir war es aber eher eine Phase, wo man ein paar andere Denkweisen lernt und neue Griffe, aber mir wurde das schnell zu komplex.

Es gibt aber Leute, die sich da unglaublich reingedacht haben und extrem viel mit multiplen Tuning im Stück und Möglichkeiten einzelne Saiten während des Spielens umzustimmen beschäftigt haben.
Paradebeispiel: Alexandr Misko:


Da muss man einfach gucken, wieviel Zeit und Talent man hat um durch solche Dinge durchzusteigen. Das erfordert auf jeden Fall eine Menge Denksport, wenn man das wirklich verstehen will.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer
Hi Discgracer,

vielen Dank für deine ausführliche Antwort, vor allem auch für deine Erklärung zu (1) und (2). Da ich bisher sowieso keine Erfahrungen habe mit Songs in alternativen Tunings habe (also z.B. auch keine Covers nachspiele, deren Original in einem Open oder Dropped Tuning ist), ist mir erst jetzt richtig bewusst geworden, warum man mittels eines Partial Capos kein echtes Open Tuning erreichen kann: Einfach weil man eben in den ersten Bünden z.B. nicht an die Bass-Töne kommt, die da eigentlich lägen, wie du schon schreibst.

Das ist in meinem Falle aber auch gar nicht schlimm, weil ich ja keine Vorlage 1:1 nachspielen möchte oder musiktheoretisch genau einen bestimmten Akkord des Drop-Tunings erreichen möchte, sondern mich von einer umgestimmten Gitarre eben ein bisschen "überraschen" lassen möchte, wenn ich random ein paar Finger irgendwie auf die Saiten setze und es fließen lasse. Interessanterweise kam da zuletzt (sogar in Standard-Stimmung) häufiger mal etwas Schönes bei raus, was sicher nicht jeder Wald-und-Wiesen-Gitarrist am Lagerfeuer greift, wodurch ein neuer Song gewissermaßen hier schon eine "individuelle Note" bekommt. Es geht mir also tatsächlich nur ums Experimentieren für zu Hause. Ich möchte daraus keine Wissenschaft machen...

...sondern bin bzw. war auf der Suche nach Capos die mich da technisch einermaßen sauber und zuverlässig unterstützen. So habe ich mir gestern spontan in 15 Minuten und mit < 0,50€ Materialkosten etwas Ähnliches gebaut wie in diesem DIY-Video. Ging einfacher als ich dachte, und funktioniert sogar besser als ich dachte. Einen voll funktionsfähigen Spider-Nachbau aus Haushaltsmitteln: Bei mir astreines "Greifen" der gewünschten Töne und Freilassen der anderen Saiten, keine Nebengeräusche, kein Verstimmen: Bin sehr positiv überrascht, wie einfach es manchmal sein kann :) Davon kann ich mir ruckzuck sogar noch ein paar mehr greifen und also z.B. mit 2-3 Spider-Capo an verschiedenen Bünden schier unendliche Möglichkeiten haben...

PS: Das Video ist ja mal abgefahren :)
 

Ähnliche Themen


Unser weiteres Online-Angebot:
Bassic.de · Deejayforum.de · Sequencer.de · Clavio.de · Guitarworld.de · Recording.de

Musiker-Board Logo
Zurück
Oben