Die Entscheidung "Studio<->Bühne " ist sowieos nicht eindeutig zu treffen, wenn man mal davon absieht, daß gewisse empfindsame Mebranen es kaum mögen werden, wenn sie umhergeschleudert werden. Daher sind derartige Einstufungen nicht unbedingt aussagefähig.
Man könnte lediglich einige grundlegende Dinge diesbezüglich sagen: Für Bühne sollte es bei Gesang ein Nieren- oder Hypernierenmikro sein. Qualitätsmerkmael sind hierbei eine intelligente Lagerung der Kapsel, Griffgeräusch- und Poppunterdrückung. Da es dafür aber kein Gescheites Mass gibt, hilft nur Ausprobieren.
Was den Klang der Stimme angeht, so muss dieser für Livebeschallung anders aufgearbeitet werden, als z.B. für CDs. Auch ist es wichtig zu verstehen, daß "live" gesungene Mikros sehr nah besungen werden. Damit wirkt technisch ein Nahbesprechungseffekt (je nach Auslegung positiv oder negativ) der je nach Wunsch kompensiert- oder genutzt werden kann/muss. Um einen Näheeindruck zu erhöhen, verfügen viele Gesangsmikros über eine Höhenanhebung, bzw. anders herum über eine Bassabsenkung, um die sich einstellende Bassüberhöhung aufgrund des obigen nahen Einsprechens zu reduzieren. Rapper stopfen sich demgegenüber das Mikro dann absichlich tief in den Mund, um trotz der "bass roll off" doch wieder tief zu klingen. Der Mischpultmann erkennt diese Absicht, und schaltet einen zusätzlichen EQ ein, um dem Rapper jeglichen Bass zu nehmen und die Anlage, sowie die Ohren der Zuschauer vor allzuviel Gerumpel zu schützen. Ganz generell wird der Klang eines jeden Mikros am Pult per EQ zurechtgebogen, weshalb die Grundkennlinien zunächst nicht so entscheidend sind.
Wichtiger ist da schon die Präzision der Oberwellenabbildung, die sich besonders beim "s" bemerkbar macht. Mit den Explosivlauten B,P,T und den Zischlauten "s" und "sch" kann man ein Mikro recht gut auf Klang testen. Da gibt es fatale Abweichungen! Es gibt aber noch mehr zu bedenken:
Musiker halten oft unbeabsichtigt die bei Nieren sehr wichtigen seitlichen Öffnungen zu, was einmal den Klang versaut (aus Sicht der Rapper allerdings "verbessert") und weiter auch die Rückkopplungsneigung erhöht. Auch in dieser Eigenschaft, die u.a. mit der Rückwärtsdämpfung, also der Unempfindlichkeit gegen Schall von hinten zusammenhängt- unterscheiden sich die einzelnen Mikros stark.
Zudem wird bei Bühnengesang primär die Mundstimme erfasst. Direkte Kopf und Bauchanteile fehlen oder klingen verfremdet, da sie von der Seite ins Mikro gelangen und dieses dafür unempfindicher ist und anders klingt. Damit klingt die Stimme mitunter im Mikro komplett anders, als dann, wenn die Sängerin vor einem stünde. Diese "innere Klangkonstellation" des Mikros ist NICHT durch Equalizer zu ändern!
Wie man sieht, gibt es viel zu probieren. Unter anderem muss man beim Gesang lernen, das Mikro dynamisch einzusetzen, was heute kaum einer mehr kann. An verschiedenen Stellen des Mundes tritt der Schall verschieden aus- hohe Frequenzen z.B. direkter nach vorne und Hartgaumenreflexionen leicht nach unten. Es hängt auch ein wenig von der Halsstellung und sogar den Zähnen ab, was wo genau rauskommt. Daher ist es oft von Vorteil das Mikro leicht von der Seite einzusingen, von oben oder von unten. Dies kann man auch je nach Passage ändern. Auch der Abstand zum Mund ändert den Klang- besonders, wenn ein Kompressor die Lautstärke nachregelt.
Im Gesangsforum wurde dazu kürzlich ein Seminar angeboten.