Und alle Male besser als "alles so neutral wie mögich einstellen". Bei der Vorstellung einer neutral eingestellen Bassdrum schüttelts mich nur so.
Das kommt ganz drauf an, was man will. Gut, wir sind jetzt hier sicherlich nicht im Jazz - dennoch hat Jens schon durchaus Recht, wenn er sagt, dass das passende Mikro schon die halbe Miete sein kann (sofern Instrumente, PA und das sonstige Drumherum taugen).
Das Lustige (eigentlich eher Traurige) an der ganzen Sache ist ja:
Je größer und teurer die Produktionen werden, desto besser ausgestattete Pulte und Outboard hat man da meist stehen. Ein vollparametrischer EQ pro Kanal ist dann sicherlich nett, würde aber bei einer Budget-PA im kleinen Club viel dringender gebraucht als beim 20.000er Open Air, wo man
a) davon ausgehen kann dass die Band nebst Instrumenten halbwegs taugt
b) nicht mehr so viel Störschall von der Bühne beim Publikum ankommt und
c) die PA zumindest so brauchbar sein sollte, dass Gesang mit dem passenden Mikrofon und Low-Cut bereits gut klingt.
Weiterhin ist es für mein Empfinden so, dass ein von sich aus gut klingendes Instrument mit dem passenden Mikrofon an der passenden Stelle so viel EQ dann garnicht mehr braucht. Das hat insbesondere in kleineren Clubs den großen Vorteil, dass die Band an sich bereits aus der Backline so gut klingt, dass man eigentlich nur noch stützen muß.
Das wiederum führt dazu, dass man deutlich kleinere Gesamtpegel fahren kann und so den Mix an sich schon transparenter bekommt.
Eine ab Amp bereits massiv bei 5kHz schneidende und laute Gitarre bekomme ich in einer 200 PAX Clubsituation mit keinem EQ der Welt so hingebogen, dass sie nicht mehr schneidet.
Die einzige Möglichkeit in dem Fall wäre, alles andere deutlich lauter über die PA zu fahren, den Gitarrenkanal bei 5kHz massiv zu beschneiden und das was fehlt (z.B. tiefe Mitten) ebenso massiv auf die PA zu schieben. Resultat: "Everything louder than everything else", massiver Gesamtpegel und viel mehr Arbeit am Pult.
Gleiches gilt für heftig scheppernde Becken, Snares, Gebläse...
Was EQing generell angeht, denke ich, dass es da nur einen Tipp geben kann: Ohren benutzen.
Es ist schön und gut irgendwelche Tabellen vorliegen zu haben - einen großen praktischen Nutzwert haben die (live) nicht.
Ja, man kann präventiv 250Hz in der Kick ziehen - muß man aber nicht, wenn man auf pappig-bauchige Kick Drums steht.
Die eine Schiebt bei 50Hz, die nächste bei 63, wieder eine andere erst bei 90Hz. Das gilt so mehr oder weniger für alle Instrumente. Schiebe ich den Bass ganz unten bei 35Hz an (weils die PA kann), dünne die Kick dafür unten aus und gebe ihr mehr 80Hz? Oder mache ich das genau andersrum, beschneide den Bass unterhalb 80Hz und pushe die Kick bei 60? Das kann Dir niemand pauschal beantworten und kommt ganz auf Deine persönlichen Vorlieben, Instrumente, PA und Musikrichtung an.
Es kommt vor, dass ich ein und dieselbe Gitarre beim ersten Song bei 3kHz pushe weil mir Biss fehlt. Im nächsten gebe ich ihr 1kHz weil das ein funky beat werden soll. Das dritte Ding ist eine blusige Nummer die nach dicken tiefen Mitten verlangt. Oder ich muß bei 4kHz was rausnehmen um Platz für Tasten und Gesang zu machen.
Jos Ansatz mit dem Grundtonbereich kann funktionieren - muß aber nicht. Nach meinem persönlichen Geschmack ziehe ich zum Beispiel im Bereich um 250Hz in fast allen Gesangsstimmen etwas raus, weil dieser Bereich oft für schlechte Sprachverständlichkeit und Mulm sorgt. Bei Gitarren und Drums (speziell Snare und Toms, Kick eher nicht) schiebe ich den Bereich u.U. an, um da mehr "Masse" zu generieren.
Es kann aber auch genau andersrum sein, so dass ich die Drums da beschneide und z.B. dem Bass oder Tasten diesen Bereich gebe.
Der Weg ist also: Aufbauen, anspielen, Backline hören und optimieren, passend mikrofonieren und dann durch einfaches Ausprobieren herausfinden welches EQing im Bandkontext am besten klingt und funktioniert.