nun, dann versuche ich mal von einer etwas anderen Seite anzuleuchten:
du fragst wie jemand, der sich entschlossen hat Gesangsaufnahmen zu machen und bei null startet
(sonst wär's nett gewesen dein voriges Equipment oder Erfahrungen zu erwähnen)
offenbar hast du dich aber schon über Mikrofone informiert, die deutlich über der typischen Einsteigerklasse liegen
(auf ein 4060 muss man erstmal kommen...)
du fragst auch sofort ob das Interface qualitativ adaequat ist und scheinst auch zu wissen dass ein Vorverstärker eine nicht unerhebliche Rolle spielen kann. Insofern liegt der Schluss nah, dass du von deiner Stimme auch überzeugt bist.
Beides finde ich ausgesprochen lobenswert - die meisten Anfängerfragen gehen da von ganz anderen Prämissen aus.
Meist wird Einfluss des Aufnahme-Equipments nahezu vollständig ignoriert, bzw es heisst: genügt mir aber... ich hab 300 Euro und die müssen für alles reichen.
Ich weiss nicht, ob du weisst wie du dich 'aufgenommen' anhörst... da du keine Erfahrung nennst, gehe ich halt von 'keiner' aus
Ein aufgenommenes Signal ist
immer eine starke Verfälschung der Realität, das liegt in derPhysik der Sache begründet.
Mit den Fähigkeiten des Gehörs hat es prinzipiell erst mal nichts zu tun.
Egal wie begabt man ist, 'einhören' muss man sich in diese neue akustische Welt immer - um so mehr, als nur die allerwenigsten das Privileg haben, in akustisch perfekter Umgebung zu arbeiten. Insofern trainiert man sich üblicherweise (ob bewusst oder unbewusst) die Fähigkeit an, das gehörte gedanklich in eine 'ideale' Umgebung zu projizieren. Geht bei einem schneller, beim anderen dauert es etwas... individuell.
Eine gute Gesangsstimme hat eine enorme Dynamik, die mit einer schlichten Aufnahme nicht zu bewältigen ist.
Die Wirkung der Werkzeuge hat nicht unbedingt Parallelen in Alltags-Hören, deswegen auch hier die Annahme von Übung.
Mikrofone sind nicht nur in hohem Mass richtungsempfindlich, sondern ihre Ansprache selbst sollte vom Sänger berücksichtigt werden.
Ein
Beispiel dazu, wie dem Mikro Saures gegeben wird
(die Stimme ist grandios, die Aufnahme für den Mülleimer, wobei das eine relativ gute Cam ist - kann man auch nicht wirklich mit einer Studio-Situation vergleichen, aber das Prinzip wird sehr deutlich)
...dazu kommt bei Aufnahmen die Playbacksituation über geschlossene Kopfhörer.
Wenn du jetzt eine Vorstellung A deiner Stimme hast, kaufst dir das gewünschte Mikro und nimmst fleissig auf.
Die Aufnahmen spiegeln dann aber nicht deine Vorstellung wieder...
vermutlich wirst du dann mal zu einem anderen Mikro greifen und möglicherweise feststellen... oh, Version B finde ich aber extrem geil.
Letztlich sind die Dinger Versuch und Irrtum - sie haben bestimmte Grundtendenzen, aber was (optimal) passt kann man daraus nicht ableiten.
Das ist immer individuell und situationsabhängig.
Wenn es deine finanziellen Resourcen hergeben - ok, aber normalerweise wechselt man 1,5k + Mikros nicht wie T-Shirts...
Ich wäre der letzte, der dir ein gutes Mikro oder einen Preamp ausreden würde - aber man sollte das Gesamt-System im Auge behalten.
Und da gehört eben auch die Arbeitsumgebung mit dazu und etwas Erfahrung kann auch nicht schaden.
Wenn du die schon hast und genau weisst, was du willst (weil du irgendwo testen konntest) um so besser.
Da es das 4060 wohl nicht mehr gibt, würde ich ein Neumann TLM193 als Alternative vorschlagen - das müsste in die gleiche Richtung zielen.
cheers, Tom