Hi Rosenfrfeund,
ich will mich überhaupt nicht in die USA vs. heimischer Markt-Diskussion einmischen, daher halte ich mich an meine Erfahrungen.
Ich hatte/habe bisher einiges an Amps daheim: einige Mesa Boogies, Fender HotRod Deluxe, Dean Markley CD60, Hiwatt DR-103 Custom 100, Fender Champ 12, Marshall JCM800 und sicher noch ein paar, die ich vergessen habe.
Ganz wichtig ist mir aber seit einigen Jahren nun schon mein liebgewonnener Engl Straight.
Nun zu deiner Frage: Im Vergleich all dieser Amps klingt natürlich kein Mesa wie ein Hiwatt und kein Engl wie ein Fender. Das ist so auch nicht gewollt.
Es ist manchmal eher die Frage wichtiger, was man damit anfangen will.
Mein Engl Straight kann Dank getrennter Klangereglung für Clean und Lead-Kanal tatsächlich einen wunderschönen Cleansound und eine saftige Marshall-artige Zerre erzeugen. Oft wird von (aus hochrangigen) Amherstellern damit geworben, dass sie im Cleankanal wie ein Fender und im Leadkanal wie ein Marshall klingen wollen. Bestes Beispiel dafür ist der Rivera R55, den ich auch mal daheim hatte.
Das ist totaler Quatsch, denn das ist einfach nicht möglich. Ich denke, das liegt einfach auch an den verwendeten Endstufenröhren. Genug gefachsimpelt.
Wenn du nach einem guten, tragenden Cleansound suchst, dann bist du bei Engl schon richtig. Den Straight kann ich dir aus eigener Erfahrung besonders ans Herz legen, aber den gibt's halt nur noch gebraucht. Die modernen Engls kenne ich leider nicht, habe aber schon oft gelesen, dass sie etwas zu steril klingen sollen. Bei meinem Engl E850 rackhead war's jedenfalls so. Da war zwar viel Power drin, aber wenig Charakter. Eben was für die harte Fraktion.
Btw: ich find's ok, wenn man sich erstmal auf eine Marke (ganz egal welche) spezialisiert, denn der Markt ist einfach zu groß, um immer alles in die Waagschale werfen zu können. Da dreht man irgendwann wirklich durch. Es kommt ja auch nicht von ungefähr, dass man bei britischem Hardrock gleich automatisch an Marshall denkt und bei Texas Vibe an Fender. Es hat auf diesem Planeten alles seine Beerechtigung und auch die Palette von Engl ist groß genug, um das passende für jedermann zu finden. Oft fehlt nur der Mut, sich mal aus den Fender/Marshall/Mesa-stereotypen zu befreien!
Viel Erfolg bei deiner Suche!
Sollte es dich mal in die Hauptstadt verschlagen, dann kannst du dir den Straight gern mal bei mir anhören. Bei youtube gibt's Alex Cronex-Videos. Der hat anfangs noch einen Straight gespielt und dabei ganz hervorragende Petrucci-Covers eingespielt. Später hat er dann einen Mesa DC-5 gespielt. Den Unterschied kann ich beim besten Willen nicht auf wesentliche Eckpunkte ausmachen. Nuancen vielleicht, aber mehr auch nicht. Den DC-5 hatte ich auch mal und der hat gegen den Straight ganz schön alt ausgesehen
Edit: der Straight ist dafür bekannt, im Crunch-Bereich nicht so stark zu sein. Das stimmt tatsächlich. Von Hause aus gibt's da also keine schmatzenden Overdrives. Aber ich helfe mir da seit geraumer Zeit mit diversen Overdrive/Boost-Pedalen aus. Es gibt da schon manigfaltige Möglichkeiten einen sahnigen Blues-Sound zu zaubern.
Wo ein Wille ist, da ist auch ein Weg!