Hallo Nini,
so, ich bin seit gestern stolze Besitzerin einer Buffet Crampon 4057-2 Vollautomatik. Ein wirklich schönes Instrument, das mich beim Ausprobieren direkt überzeugt hat und mich hoffentlich über viele Jahre begleiten wird ... auch wenn "günstig" leider was anderes ist. Aber nachdem ich mich mit meiner alten Oboe so lange gequält habe, wollte ich jetzt auch keine Kompromisse mehr eingehen.
Da sich der Verkäufer sehr viel Zeit genommen hat und alles ganz toll und kompetent erklären konnte, kann ich dir vielleicht wenigstens einen Teil deiner oben gestellten Fragen beantworten.
Und das man diese Klappe bei der halbautomatischen immer drücken muss schränkt arg ein?! Bei der Querflöte ist auch eine Klappe, die man mit dem kleinen Finger der rechten Hand fast immer drücken muss und das hat mich noch nie gestört. Für mich hat das einfach immer dazugehört... Ist sogar komisch, wenn ich eine Flöte spiele, bei der das nicht der Fall ist
Hat die halbautomatische ansonsten noch Nachteile gegenüber der Vollautomatischen?
Die Klappe muss man nur beim Überblasen bei Tönen ab a2 aufwärts zusätzlich drücken. Ein wirklich großer Nachteil ist die Halbautomatik nicht. Es wird sogar oft gesagt, dass das die Mechanik weniger fehleranfällig macht. Von der Grifftechnik her ist die Vollautomatik natürlich komfortabler, aber das ist reine Gewöhnung. Hier lässt sich also sicherlich der ein oder andere Euro einsparen, wenn man ein halbautomatisches Modell nimmt.
Was bedeutet denn Konservatoriumsmodell?
Das besagt, dass es sich im Gegensatz zum "vereinfachten Konservatoriumsmodell", von dem man auch oft liest, um ein Instrument mit der kompletten üblichen Klappenausstattung handelt. Dadurch stehen z.B. teilweise mehr alternative Griffmöglichkeiten für den gleichen Ton zur Verfügung, was bei einigen Tonverbindungen Vorteile hat.
Wenn von Tief Bb nicht die reden ist. Es also weder dran steht, dass es enthalten ist, noch, dass es nicht enthalten ist, gehe ich dann davon aus, das die Oboe nur bis zum H kommt?!
Das kann man so pauschal glaube ich nicht sagen. Die meisten modernen Oboen werden heute bis zum Bb gebaut, mit Ausnahme wieder einiger "vereinfachter" Schülermodelle, da ein Anfänger den Ton eher noch nicht braucht. Man kann es aber auch sehen: Oboen bis tief Bb haben unten am Becher eine Klappe, die bei Instrumenten, die nur bis zum tiefen H gehen, fehlt.
Dann habe ich noch öfters etwas von "linker F-Hebel" gelesen. Was ist das und ist das wirklich nötig? Oder sind die Stücke auch ohne spielbar, wenn auch evtl. etwas komplizierter?
Nomalerweise drückt man bei der Oboe für das f einen Hebel mit dem rechten Ringfinger, der zwischen den Klappen für e und d liegt. Bei bestimmten Griffkombinationen ist das sehr schwer bis unmöglich sauber zu realisieren. Darum gibt es bei vielen Oboen einen Hebel für den linken kleinen Finger, der die gleiche Funktion erfüllt. Es ist also ein Alternativgriff.
Theoretisch sind die Stücke auch ohne spielbar, z.B. durch Verwendung des Gabel-F (eine weitere Griffalternative). Das musste ich bisher auch machen und ja, im Notfall geht es. Allerdings war das Fehlen dieser Mechanik mit einer der Hauptgründe für die Entscheidung zu einer neuen Oboe. Denn je nach Tempo und Tonart (besonders im Blasorchesterbereich mit auch gerne mal 4 und mehr b) wird das schon arg unangenehm.
Ist die 3. Oktavklappe notwendig, oder kann man auch ohne diese in die 3. Oktave kommen? Also durch die Blastechnik oder so? Auf der Querflöte habe ich ja auch keine Oktavklappen und kann über mehrere Oktaven spielen...
Man kommt auch ohne 3. Oktavklappe ein Stück weit in die 3. Oktave ... meine alte Oboe hat glaube ich so bis zum d3 oder mit etwas Glück auch mal es3 mitgehalten. Allerdings ist das nicht einfach und besonders ist es schwierig, die hohen Töne dann noch von der Intonation her halbwegs sauber zu treffen. Da man als Oboe im Blasorchester aber eher selten mal so hoch spielt, habe ich das nie als besonders große Einschränkung empfunden. Im Unterricht haben wir entsprechende Stellen dann eher oktaviert, als dass ich mich quälen musste.
Was ist die Doppelklappe gis?
Was ist die "Gabel-F-Resonanzklappe"?
Was ist die "Tief-B-Resonanzklappe?"
Bei gis und f handelt es sich wieder um Alternativgriffe, wie oben schon beschrieben. Beim B bin ich nicht ganz sicher, vermute aber, dass es sich um die schon erwähnte Klappe am Becher handelt, durch die es eben möglich ist, bis zum tiefen Bb zu spielen.
Die Trillerklappen braucht es doch eigneltich nicht wirklich?! Also auf der Querflöte spiele ich eigentlich extrem selten Triller...
Also, ich spiele sowohl mit Flöte als auch mit Oboe relativ viele Triller. Allerdings liebe ich auch "klassische" Stücke im weitesten Sinne und z.B. Barockmusik ohne entsprechende Verzierungen ... da fehlt einfach was. Bei der Oboe gibt es durch die teilweise schon etwas komplizierten Hauptgriffe deutlich weniger Triller, die sicher mit den "normalen" Griffen ausführbar sind als bei der Flöte. Insofern ist man über Grifferleichterungen durch zusätzliche Trillerklappen schon froh.
So, ich hoffe, das hilft dir erstmal ein Stück weiter und drücke die Daumen, dass es auch bei dir bald mit einer eigenen Oboe klappt!