Welche Jazzskala zu dieser Progression?

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Mastemah
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Hi Leute!

Mit schrecklicher Brutalität merke ich immer öfter, wie ich doch nicht unwesentliche Lücken in meinem musiktheoretischen Wissen habe. Ich spiele in einer Rockband und würde sehr gerne über eines unserer Riffs ein cooles Beboplick spielen, es fällt mir aber sehr schwer, die richtige Skala dafür zu finden... Vielleicht kann mir ja jemand von Euch helfen.

Die Nummer ist eigentlich eine relativ harte Rocknummer, mir folgender Progression, da wir nur Powerchords spielen, kann ich nicht einmal mit Sicherheit das Chordgeschlecht bestimmen:

E5 G5 A#5

Durch E und G ergibt sich ja eigentlich eine Mollkadenz, nur das A# ist ja tonartfremd.

Welche Skalen kann man den sinnvollerweise hiefür einsetzen?

Ich hoffe, meine Frage ist nicht allzu naiv, vielleicht kann mir ja jemand einen Hinweis geben.

Vielen Dank im Vorhinein und viele Grüße aus Wien

M.
 
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Hi Mastemah,

Ah, jetzt schnalle ich es! Mit A#5 meinst Du natürlich A# 5, besser gesagt Bb 5 und nicht, wie ich zuerst dachte, A #5. ;)

OK, da die 3 Powerchords im Kleinterzabstand angeordnet sind, drücken sie für sich genommen keine typische Kadenz aus. Für eine Kadenz braucht es immer ein Quart/Quint oder Sekund/Sept Grundtonfortschreitung.

Da Du die Akkorde auf Powerchordqualität reduziert hast, sprich: sie bestehen nur aus Grundton und Quint, ergibt die Menge aller 6 Töne dieser 3 Akkorde folgende Tonreihe:

e g bb b d und f. (achtung! bb = b und b = h)

Es gibt nur eine mir bekannte Skala in der alle 6 Töne enthalten sind. Es ist die HT-GT Skala (Halbton - Ganzton).

Hier die vollständige Tonreihe dieser Skala:
e f g ab bb b c# d e und f.
Es ist eine Oktantonik (Achtton-Leiter). Sie ist symmetrischer Natur. Das bedeutet, egal ob man sie beim e, g, bb oder c# anfängt, sie weist immer die gleiche Reihenfolgen von Halb- und Ganztonschritten auf - deshalb heißt sie eben auch Halbton-Ganzton-Leiter.


Da ich Deine Komposition nicht weiter kenne - Gesangsmelodie und Basslinie sind mir unbekannt - kann ich nicht garantieren ob das hin haut.
 
Hi Cudo II!

Danke für die flotte Antwort... konkret geht es um eine Nummer, die einmal hier zum Probehören hochgeladen habe:

http://www.mediafire.com/?oq8koi32o3c27a5

Wir arbeiten gerade an der Strophe, wir haben dahinter ein Schlagzeug mit einer Swingfigur auf der Ride (Refrain und zweiter Teil ist dann natürlich härter... da braucht's dann die Jazzlicks nicht mehr).

Ich würde gerne ein paar Licks a la Mike Stern reinspielen... mir fällt es aber sehr schwer, die richtige Skala dafür zu finden. Ich habs mit der von Dir genannten versucht, aber irgendwie klingt es nicht sehr jazzy... vielleicht liegt es daran, dass ich über e und g was anderes spielen muss als über das Bb.

Für jeden Tipp/Input wäre ich super dankbar.

LG

Mastemah
 
Hi,

nach Jazz hört es sich an, wenn Jazz gespielt wird. Dazu braucht es geeignete harmonische plus rhythmische Voraussetzungen. D.h. irgendeine Tonleiter herzaubern, damit es klingt wie ... funktioniert halt nicht so einfach,

Cudo hat im Grunde ja schon alles gesagt, was man zu disem Zeitpunkt sagen konnte.

Allerdings kam Dein Hörbeispiel erst später. Hieraus ergibt sich Neues:

1. Die taktlich Abfolge ist E / E / E / G Bb. Hieraus ergibt sich eindeutig ein Schwerpunkt auf E. G und Bb erfolgen dann zu schnell, um sie als eine eigenständige tragfähige Akkordverbindung aufzufassen. Sie sind eher "Riffing". Von einer Progression kann hier also keine Rede sein. Eine "fortschreitende" Entwicklung ist nicht hör- und erkannbar.
Das heißt für Dich schon mal: Die Suche nach der "besten" Skala kannst Du auf irgendwas E-mäßiges eindampfen.

2. Der Gesang steht in E-moll, wobei die verbreitete pentatonische Auswahl 1, b3, 4, 5, 7 zum Zuge kommt. Heißt für Dich: E-Moll dorisch passt schon mal.

3. Über E spielt der Bass einen charakteristischen Ton, der aus E-Moll abweicht: B5 = Bb. Heißt für Dich: Mach ihn Dir zunutze, und nimm diese b5 zusätzlich in die dorische Skala mit hinein. Ergebnis: Harmonisch Moll IV oder dorisch b5 (wobei die eigentliche 5 = H dabeibleibt.

4. In Takt 4 lässt Du erstmal einen Ton stehen, z.B. das G. Das bringt zusätzlich Ruhe rein, die hier auch nötig wird, um das Stück nicht thematisch zu überfachten und das Ohr auf den nächsten (SOlo)Durchgang vorzubereiten.

5. Damit Dein Solo jetzt eher jazzig als rockig ausfällt: Rythmisch gern geshuffelt. Und einige typische Spielarten aus Jazz versuchen, z.B. Arpeggien und Intervalldesign mischen (festen Intervallen nacheinander, z.B. Quarten). Also z.B. grobe Richtung sowas:


e-----------------------14-------------12-----------------
h-------------12--15-------14---12------------------------12-----
g--------12----------------------------------14--12--15-----------------
d---14-------------------------------------------------------------14--12----------


Du kannt natürlich probeweise auch mal E melodisch-moll nehmen oder E phrygisch, wirst aber schnell hören, dass das zu weit aus dem Stück heraussperrt, dessen Melodik vom Gesang im Ohr festgelegt wird.
 
Zuletzt bearbeitet:
Hi Hans!

Danke für Deinen Input, der mir wirklich geholfen hat. Ich bin dabei, ein wenig auszuprobieren, ich denke, dass ich mit der Skala eigentlich weiterkommen müsste.

Also.. ich bin dann später so frei, das Ergebnis hier zu posten, sobald unsere Aufnahmen fertig sind.

Viele Grüße aus Wien

Mastemah
 
Viel Erfolg!
 

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