Hie ist oft die rede das nich nur der Lautsprechertyp Einfluss auf den Boxensound hat, soweit so gut, aber wie wirkt sich was bei einer box aus? Großen Gehäuse, kleines Gehäuse kann ich mir ja noch erklären, aber wie sieht es mit Dämmung, Frontbespannung, Holz Art und Dicke etc. aus??
Und wenn wir schon gerade dabei sind, wie würdet ihr die grundsätzlichen Charaktere der verschiedenen gängigen Speaker beschreiben?
Puh, wo fangen wir an.
Ich nenne erstmal das Beispiel Fender vs Marshall
Das sind sehr unterschiedliche Konstruktionen:
Gehäusekonstruktion:
Fender-style Boxen:
Fender baute seine frühen Gehäuse aus
solid pine, also massiver Kiefer, hinten halboffen.
Nimmt man nun ein Leergehäuse in die Hand, merkt man sehr schnell: die Dinger sind superleicht. So leicht, daß man ein 2x12er Combogehäuse leer mit ein paar Finger hochheben kann.
Diese Gehäuse kamen für Amps zum Einsatz, die hauptsächlich im cleanen Bereich gespielt wurden, maximal angezerrt.
Massive Gehäuse neigen nämlich dazu, ordentlich mitzuschwingen und zu resonieren. Das mag bei cleanen Sound zuträglich sein, weil es Ton volumiöser macht und, je nach Lautsprecher, wunderbar mit diesem interagiert. Auch angezerrte Klänge erhalten dadurch einen leicht näselnden, aber holzigen Charakter. Für Highgain-Sounds aber, sind diese Konstruktionen weniger geeignet, da bei einem so stark überlagerten Signal die zusätzlichen Resonanzen des Gehäuses das ganze undefiniert werden lassen.
Marshall-style Gehäuse:
die klassischen 4x12er Boxen von Marshall bestehen aus 13-lagiger Baltischer Birke und haben für gewöhnlich eine Wanddicke um die 15 mm. Diese Konstruktion könnte man als halbresonant oder halbaktiv bezeichnen. Die Box schwingt mit, dennoch "überschwingt" sie nicht. Somit ermöglicht sie eine höhere Gainfestigkeit ( mit entsprechendem Speaker ) und Wucht, klingt aber im Cleanbereich nicht so perlend-prickelnd wie eine gute vollmassive.
Bei wirklich modernen bassigen High-Gain-Sounds zeigen sie aber wieder ihre Grenzen, weil sie im Vergleich zu den schweren, fetten Vertretern eben noch diese stark semi-resonante Ader haben. Sie grollen also nicht ganz so satt, sondern zeigen einen eher abgespeckten, nöligen-rotzigen Charakter.
Sie werden also meistens zu Unrecht schlecht geredet. Eben, weil viele Leute sie einfach für die falschen Musikrichtungen einsetzen.
Moderne Boxen-Gehäuse:
Engl und Orange z.B. haben noch wuchtigere Boxen im Programm, die Wanddicken von 18-20 mm aus Schichtholz aufweisen. Da schwingt dann das Gehäuse nahezu gar nicht mehr mit und bietet eine hohe Resonanz-Standfestigkeit. Diese Boxen sind ideal, wenn es wuchtig drücken soll und tiefe und fette Riffs gefragt sind. Diesen Boxen mangelt es jedoch meiner Meinung nach etwas an Auflösung, da diese massive Konstruktion den Tribut einfordert, was Agilität und Feinzeichnung angeht. Die Boxen wirken gegenüber dünnwandigeren, guten Boxen träge.
Schichtholz wird hierbei hauptsächlich bei höherpreisigen Boxen eingesetzt, weil es in der Beschaffung und Verarbeitung teurer kommt als Spanplatten.
Die Spanplatten erzeugen des Weiteren einen zusätzlichen Dämpfgrad durch den Leim, der zum Zusammenhalt der Späne dient. Es werden also die Schwingungen der Speaker weniger aufgenommen. Spanplatten findet man in den niedrigeren Preisklassen.
Frontbespannung
Die Frontbespannung kann, je nach Material, gehörig an Höhen klauen. Manche Hersteller setzen das konstruktiv ein, um etwas scharfe Speaker damit etwas zahmer zu machen, da mit verschiedener Schaumstoffdichte bzw. Gewebedichte unterschiedlich die Höhen herausgefiltert werden. Bei manchen ist der Effekt nicht vorhanden unddie Speaker kommen voll durch. Dies konkret auf bestimmte Boxen von bestimmten Herstellern festzumachen, wär ein Feldversuch für sich. Als grobe Faustregel kann man schon ansetzen: je dicker und dichter der Frontbespannstoff, desto mehr Höhen werden geschluckt.
Frontloaded vs Rearloaded
Auch die Art und Weise, wie die Speaker angebracht werden, spielt eine Rolle, wie sie später reagieren.
Frontloaded bedeutet: von vorne eingehängt und verschraubt. Sorgt für einen strafferen, tighteren Ton und eine direktere Ansprache
Rearloaded bedeutet: von hinten eingehängt und verschraubt. Der Speaker reagiert minimal träger, dafür aber mit mehr Bass und Wucht.
Da ist vieles Geschmackssache und interagiert mit vielen anderen Konstruktionsmerkmalen der Box und ist auch speakerabhängig.
Auf Rollen, Leisten oder direkt am Boden stehend
Spielt eine erhebliche Rolle, wie sich die Box verhält. Stichwort: akustische Kopplung. Je nach Raumbeschaffenheit kann man dabei Vorteile oder Nachteile erzielen. Ein guter Parkett-Boden kann dem Klang das Sahnehäubchen aufsetzen, ein Bretterboden kann die Katastrophe perfekt machen.
Eine Box auf Rollen ist relativ gut entkoppelt, sorgt also dafür, daß die schwingende Box den Boden nicht mitschwingen läßt, was das Ganze in den tiefen Frequenzen überbetont und wummerig machen könnte.
Manche Hersteller, z.B Orange verfolgen aber genau den Weg, die Box mit dem Boden zu koppeln. Orange setzt die Box nicht auf Rollen, sondern sie steht auf zwei Leisten.
Kenne auch Leute, die schrauben die Rollen ab, wenn sie die Box nach dem Transportieren spielbereit machen wollen, weil sie diese Kopplung wollen. Das ist sehr abstimmungs-, stil- und raumabhängig und erfordert ausprobieren.
Eine ungewollte Kopplung kann man für gewöhnlich mit einem dickeren Teppich unter der Box unterbinden.
Geschlossene Box vs offene Box
Hab ich erst vor Kurzem was dazu geschrieben. Das kopier ich jetzt einfach mal hier herein.
Der Unterschied ist gehörig. Kann das sehr gut unter gleichen Bedingungen testen, da meine 2x12er eine dreiteilige Rückwand hat, das Mittelteil ist schnell zu entfernen.
[qimg]http://img235.imageshack.us/img235/6959/larryboxhintenhg0.jpg[/qimg]
[qimg]http://img250.imageshack.us/img250/7083/larrygolddk5.jpg[/qimg]
Geschlossen klingt die Box bassiger, druckvoller, die Hochmitten singen mehr, die Höhen haben weniger dieses perlig-prickelnde. Insgesamt klingt das Ganze etwas enger und kanalisierter nach vorne.
Offen ( in dem Fall halboffen ) treten die Bässe etwas in den Hintergrund. Sind zwar ausreichend druckvoll, aber nicht mehr überbetont. Der Mittenbereich ist offener und holziger, die Höhen fein-perlend.
Wenn man sich zur Rückseite der Box hinstellt, merkt man, daß die Box hinten fast genauso laut hinaustönt wie vorne. Das Frequenzbild ist logischerweise hinten ein anderes ( dunkler, mittiger ), da ja die direkte Membranabstrahlung fehlt.
Dieses Frequenzbild sorgt fast schon für einen Pseudo-Surroundklang des Ganzen, da der hinten austretende Schall von der hinteren Wand des Raums reflektiert wird.
Betreibe die Box eigentlich nur noch mit offener Rückwand und würde mir nur noch solche variablen Boxen kaufen. Die Flexibilität ist einfach genial!
Der Nachteil einer halboffenen Box ist der, daß man u.U. sehr abhängig von der Raumakustik ist bzw. man mit dem Amp ein bißchen von der Wand weggehen sollte, während eine geschlossene Box hierbei wesentlich unproblematischer agiert. Die Abstimmung ist also etwas zeitaufwendiger ( vor allem in fremden Räumlichkeiten,z.B. bei Auftritten ), dafür überzeugt IMHO das Endergebnis mehr.
Weiterführende Unterschiede
*Material und Dicke das Baffle Boards ( Brett, auf dem die Speaker montiert sind )
* Material und Dicke der Boxenrückwand
* Verstrebungen in der Box
* getrennte Kammern für oben/unten bzw. links/rechts
* zentraler klotz zur Vibrationsdämmung der Rückwand
Diese Liste könnte man noch weiterführen. Jetzt ist's aber schon spät.
Wenn mir niemand zuvor kommt, mach ich morgen hier weiter und schreib noch mal was zu den gängigen Speakern.