Wechsel von Round- zu Flatwound: Saitenspannung und Höhenverhalten

carangg
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Ich spiele seit über 30 Jahren Gitarre aber erst seit einem Jahr (aber schon sehr gerne) Bass. Mir ist vieles neu, was bass-spezifisch ist. Zum Bespiel Saiten.

Ich spiele einen alten JB und einen neuen PB und möchte gerne Flatwounds ausprobieren.

1. Bisher hatte ich - wegen meiner zarten Gitarristenfingerchen - eher so 45-100 Saiten Roundwounds. Aber Flatwounds sind ja ein ganz anderes Biest. Wie komme ich da auf ein ähnliches Spannungs-Spiel-Gefühl? Ist das vergleichbar wenn ich da auch 45-100 nehme oder sollte ich beim Wechsel etwas rauf oder runter in der Stärke?

2. Wenn man hört, eine bestimmte Marke und Variante von Flatwounds sei etwas deutlicher in den Höhen, geht das dann nach einiger Zeit verloren so wie bei Roundwounds? Bei denen spacken ja die Rillen dicht. Das kann man ja nachvollziehen. Aber Flatwounds haben ja kaum Rillen. Bleiben Unterschiede in den Marken/Varianten und deren Höhen-Klangcharakter (nach der obligatorischen Einspielphase) nennenswert stabil?

3. Flatwounds gelten allgemein als etwas sustain-ärmer. Gibt es dort aber zwischen Marken/Materialen (z.B. Stahl vs. Chrome) noch Sustainunterschiede?

Vielen Dank erstmal und mit Gruß.
 
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Vorweg eins: zu Flatwounds würde ich wirklich nur wechseln, wenn ich auch einen anderen Sound wollte, also den (etwas) sustainärmeren, weniger brillanten Ton. Ist es nur wegen der Bespielbarkeit, aber eigentlich hättest Du gerne den Pianosaiten-Klang, wirst Du vermutlich nicht glücklich mit den Dingern.

Es ist schon eine Weile her, dass ich Flatwounds gespielt habe (ich bin umgekehrt vom Bass gekommen und weitgehend auf Gitarre umgestiegen), aber ich würde sagen, den Ton, den sie haben, halten sie bei etwas Pflege, sprich nach dem Spielen abwischen, deutlich länger.

Zu den höhenreichsten Flatwounds zählen wohl die Ernie Ball Cobalt Flats. Die gibts allerdings nicht gerade an jeder Straßenecke. Die Cobalt-Legierung ist magnetisch stärker, sprich produziert mehr Output und auch etwas aggressivere Höhen. Bei Flatwounds ist das ja nicht unbedingt ein Fehler.

In Sachen Sustain wird mMn viel übertrieben. Mal abgesehen davon, dass man auf dem Bass doch eher selten einen Ton sekundenlang stehen lässt, ist der Unterschied nach meiner Erfahrung nicht so groß, dass man sich da ganz umstellen müsste. Für den kurzen, trockenen gezupften Kontrabass-Ton sind andere Faktoren deutlich mehr verantwortlich als die Saiten. Wenn Dein Bass ein gutes Sustain hat, wird er auch mit ordentlichen Flatwounds nicht nur ein "Plöpp" von sich geben.

Ich würde bei Flatwounds tendenziell eher eine etwas geringere Saitenstärke wählen, weil sie eh schon etwas steifer sind. Rein von der Masse her ist bei gleicher Dicke mit Flachdraht logischerweise mehr Mass vorhanden, weil die Zwischenräume wegfallen. Dickere würde ich jedenfalls eher meiden. Ich habe übrigens auch als hauptamtlicher Bassist mit dicker Hornhaut lieber etwas dünnere Saiten gespielt und nichts vermisst. Sogar 105er hatte ich meistens nur auf einem Shortscale, sonst auch öfter 100er. Wenn Du in E-Standard oder vielleicht auch Eb stimmst, kannst Du mMn ohne weiteres auch auf 040-95 gehen.

Wenn Du eigentlich gerne den Roundwound-Sound möchtest, es Deinen Fingern ein bisschen angenehmer machen willst, gibt es übrigens noch eine Lösung: GHS Pressurewound. Hier werden die Saiten weder abgeschliffen noch mit Flachdraht umwickelt, sondern der Außendraht wird direkt vor dem Aufwickeln durch eine Rollenpresse geführt, sodass er oben und unten etwas "geplättet" wird. Die habe ich sehr gerne gespielt, zumindest damals haben sie auch lange ihren (wenn auch etwas milderen) Anfangston gehalten. Das mag an der Wickeltechnik liegen, aber auch an der Metalllegierung (Alloy 52), die wohl recht korrosionsfest ist. Aus demZeug werden auch meine Lieblingsgitarrensaiten gemacht, die B-52s von Everly, und die halten auch sehr lange für unbeschichtete Saiten.

Alles in allem sind die Pressurewound für mich immer ein sehr guter Kompromiss zwischen Brillanz und bequemer Spielbarkeit gewesen, wobei ich beim Bass auch schon immer eher einen etwas seidigen Ton in den Höhen gesucht hab als den ganz strahlenden Funk-Ton. Hier sind die Saitenstärken, bedingt durch das Verfahren, übrigens etwas exotisch - aus den 045-105ern werden durchs Pressen 044-102, das war meine Standardstäcke auf dem Preci. Oder wenn Du mal was dünneres probieren willst, gibts auch 040-096.

Gruß, bagotrix
 
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So in etwa sehe ich es auch. Ich spiele ausschließlich Flatwounds; die JF344 von Thomastik Infeld 43/100.
Der "metallische" Anteil verschwindet relativ schnell und das was dann übrig bleibt, ist der Ton der mir gefällt. Ich würde ihn so beschreiben:

Schön pappig, ohne zu ausgeprägte Höhen und zu ausgeprägte Tiefen aber durchsetzungsstark und mit ausreichend Sustain. Vielleicht doch so ein wenig "kontrabassig", wie ja oft gesagt wird. Sehr gut zu orten beim Aufnehmen, sehr angenehm zu spielen und wenn man mal doch nicht sauber genug spielt - ohne Nebengeräusche, selbst auf Edelstahlbünden, auch 4 Halbtöne tiefer.

Ich habe meine vor ca. 12 Jahren das letzte Mal gewechselt:ROFLMAO:.
Wenn du Sounds wünscht, anbei ein paar Beispiele:

Hier die ersten beiden Soundbsp.

Hier mal was aktuelles mit Gitarre und "Gesang"

Aber wie gesagt: Der Sound ist etwas "speziell" und nicht jedermanns Sache.
 
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Randbemerkung: Eine interessante Entdeckung: Steve Harris von Iron Maiden spielt ausschließlich Flatwoods.
 
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Randbemerkung: Eine interessante Entdeckung: Steve Harris von Iron Maiden spielt ausschließlich Flatwoods.
Ja, stimmt.
Pino Palladino spielt auch nur Flats und hat damit sogar bei Nine Inch Nails gespielt. Hä?

Aber diese beiden sind ja auch deswegen bekannt, weil es halt die Ausnahmen sind.

Ich bin halt gerade in der "Was ist MEIN Bass-Sound?"-Findungsphase.
An Flatwounds höre ich immer etwas sehr Charaktervolles, Schnurrendes was mir sehr gefällt.
Und ich mag Sounds voller Höhen-Geklacker am Bass nicht so.
Daher mein Gedanke, zu wechseln.
 
Ich habe vor einigen Jahren mal verschieden Saiten bei mir ausprobiert. Vorher immer Rounds, dann aber doch mal Flats ausprobiert, u.a. wegen Steve Harris (und anderen ...).

Bin relativ schnell bei den Ernie Ball Cobalt Flats hängengeblieben. Die klingen am Anfang recht "metallisch", der dafür verantwortliche Höhen-Anteil verfliegt nach einiger Zeit. Übrig bleibt ein Sound, der untypisch für Flats ist: mittenbetont mit "Knurr", für vieles im Pop- und Rock-Bereich sehr gut geeignet. Ich habe die Cobalt Flats auf meinem Hauptbass, einem Human Base BaseX.oc4 mit Hipshot Xtender und nutze den 105er-Satz, u.a. wegen des Drop D-Tunings. Ich spiele ihn in einer Queen Tribute-Band, und da passen die Saiten ganz vorzüglich rein. Das Einzige, was ich mit denen NICHT machen würde, sind wilde Slap-Einlage, dafür sind die Höhen dann doch zu wenig vorhanden. Brauch' ich im derzeitigen Setup aber auch nicht ...

Zur Saitenspannung kann ich relativ wenig sagen. Auf der D'Addario-Homepage gibt's einen Saitenzug-Rechner, da kann man das mal für verschiedene Saiten (-Sätze) von denen durchrechnen. Ach ja: die D'Addario Flats und Halfrounds hatte ich auch ausprobiert, die haben mich allerdings gar nicht überzeugen können.

Und natürlich kommt's auch auf die Kombination Bass + Saite (ach, eigentlich die ganze Signalkette ...) an. Ich hatte auf meinen beiden 4ern (Human Base, Ibanez BTB700DX) sowohl Elixirs als auch die Cobalt Flats ausprobiert. Beim HB wurden es die Cobalt Flats, beim BTB passten die Elixirs besser.

Also: um das Ausprobieren, ob die Kombi "Dein Bass + entsprechende Saite" zu Dir passt, wirst Du wahrscheinlich nicht herumkommen. Die Cobalt Flats sind auf jeden Fall einen Versuch wert, wenn's um ein "Flat-Feeling" mit einem "round-ähnlichen" Sound gehen soll - unter der genannten Einschränkung: "Knurr" können sie, "Slap" eher nicht. "Oldschool-Flats" sind sie jedenfalls nicht, dafür würde ich andere Flats ausprobieren wollen (Thomastik, LaBella ...). Ist aber auch nicht meine Baustelle ...

Bässte Grüße

MrC

Edit: zur Saitenspannung allgemein: da gibt es derart viele Unterschiede zwischen den Sätzen (Hersteller, Material, Stärke, Serie, ...), dass ich da auf keine spezifischen Unterschiede zwischen Rounds und Flats Rücksicht nehmen würde. Evtl. hat Flat-Satz X von Hersteller A mehr Zug als der Rounds-Satz Y von Hersteller B, aber weniger als der Rounds-Satz Z von Hersteller C, usw. usf. ...
 
Grund: Ergänzung
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Der wesentliche Unterschied zwischen Gitarre und Bass ist mMn, dass man beim Bass in erster Linie damit beschäftigt ist, dass man alles daran setzt, die Saiten / den Ton eben nur so lange klingen zu lassen, wie es eben nötig ist.
Ich habe manchmal das Gefühl, dass ich mit dem Abdämpfen mehr beschäftigt bin als mit dem Spielen der eigentlichen Töne. Und das ist dann letztlich auch das, was ein "gutes" Bassspiel ausmacht.

Roundwounds klingen anders als Flatwounds, man kann Roundwounds aber mit geschicktem Dämpfen fast so klingen lassen, als wären es Flatwounds - mit den Fingern, dem Handballen oder einem Stück Schaumstoff...
 
Vielleicht sind für deine
zarten Gitarristenfingerchen
auch Roto Sound Tru Bass noch eine Alternative: Sie sind mit flachem Nylon umwickelt. 65-115 klingt wüst - aber sie sind sehr geschmeidig und fühlen sich weicher an als z.B. 45-105er Stahl-Flats.
Meine habe ich im Beifang mit einem 1993er Vigier Argège III Fretless bekommen. Normalerweise finde ich Flats auf einem Fretless nicht so erquicklich, weil klanglich zuwenig variabel und singend - aber die Tru Bass habe ich draufgelassen und sogar einen Reservesatz besorgt.

Ich spiele einen alten JB und einen neuen PB
Auf einem neueren (na ja, auch schon über 40 Jahre alten) Squier P habe ich 45-105er Flats, die ich vor vielen Jahren von meinem Vorbesitzer übernommen habe - sie scheinen mir klanglich und in der Reaktion auf Anschlagsnuancen nicht so universell zu sein wie "ungeschliffene" (wie man das in den 80ern nannte ;) ) Saiten. Sie haben (scheint mir) ein anderes Ausschwingverhalten.
Beim Spiel in einem souligen Gospel-Chor ist mir aber ein Stück begegnet, für das sie sich damit perfekt eigneten (das in dem Video sind "wir" nicht :spicy:, aber wir hatten dasselbe Arrangement, und ich mußte mich ganz schön langmachen neben einem exquisiten Pianisten und einem ebensolchen Schlagzeuger :great: ) :


View: https://www.youtube.com/watch?v=708opj5poOc

Ein Flatwound-Spieler par Excellence auf dem P-Bass scheint mir James Jamerson gewesen zu sein (ab ca. 1'20" sieht man ihn sogar) :


View: https://www.youtube.com/watch?v=fPkM8F0sjSw

... und nach meiner Erinnerung auch Donald "Duck" Dunn:


View: https://www.youtube.com/watch?v=nbBcXvKvB08

Und ich mag Sounds voller Höhen-Geklacker am Bass nicht so.

Beim P- und J-Bass könnte man natürlich die passive Höhenblende einsetzen - falls sie dir im Charakter nicht zusagt, könnte es einen Versuch wert sein, dort einen Kondensator anderer Kapazität einzulöten :gruebel:.
 
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Vielen Dank erstmal an den Input von allem.

Ich liebe jedenfalls Bass-Spielen und liebe meine beiden Bässe aber bei den Saiten vermisse ich noch was. Das ist noch nicht so "meins". Ich werde jetzt näher einkreisen, was mir da so noch an Optionen offen steht.

Zur Zeit wird es wohl darauf hinauslaufen, dass ich einen Satz Fender Flatwounds kaufe (ist ja nicht so schlimm teuer) und dazu einen Satz GHS Pressurewounds, die natürlich keine Flats sind aber so ein bisschen deren Feeling und das sonore Schnurren auch teilweise zu transportieren scheinen. Zumindest was man so hört in Videos.

Ich möchte einen Bass-Sound, der zwar definiert und ortbar ist, aber das Gegenteil von z.B einem Marcus Millers Bass-Sound darstellt. Klar kann man an der Höhenblende drehen und so aber das ist irgendwie nicht dasselbe.
Was ich so von Flatwounds höre, da mache ich mir zwar etwas Sorgen über Definition aber ich finde das so intuitiv charmant und ansprechend, dem muss ich einfach mal nachgehen.
Vielleicht ist das ja mein fehlendes Puzzle-Stück zum Glück.
 
Seitdem ich einmal Galli Strings JF-45105 ausprobiert habe, mag ich keine anderen mehr nehmen und habe alle meine Bässe damit ausgestattet. Roundwounds mag ich seitdem erst recht so überhaupt nicht mehr (vornehmlich die Haptik).
So muss man vermutlich etwas Herumprobieren, bevor man "seine" Saiten findet.
 
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So muss man vermutlich etwas Herumprobieren, bevor man "seine" Saiten findet.
So ging es mir, nach einigem Probieren diverser Flats von Fender, Thomastik und Daddario bin ich dann final bei LaBella Flats gelandet, sowohl für Fender Preci und JB.
 
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Meine Erfahrung:
Flats sind in ihrem Charakter unterschiedlicher untereinander als Rounds.😳
Das braucht wirklich Geduld, vor allem, weil Flats lange eingespielt werden müssen, dann aber ewig halten. Flats - wenn sie dann passen - tauscht man nicht, bevor sie kaputt sind. Zitat von o.g. James Jamerson: "The dirt keeps the funk." 😜
Ich selbst spiele auf dem einen P-Bass die Fender Chromes und auf dem anderen gerne Thomastik Jazz Flats.
Tatsächlich ist das sehr vom Instrument abhängig.

Gute Nachricht: Auf bassic.de gibt es einen Flatwound-Tauschring. Das spart enorm Geld.👍🏾
 
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