Der Sound von Brian May ist, weil in gewisser Weise einmalig, mit Sicherheit ein sehr interessantes "Forschungsgebiet". Nach meinem bisherigen Kenntnisstand stellt sich die Sache wie folgt dar:
1. Das Instrument (Die Red Special)
Diese von Brian May selbst gebaute Gitarre liefert mit ihrer ungewöhnlichen Schaltung und den anderen relativen Tonabnehmerpositionen die Grundlage, die mit keiner anderen Gitarre zu erreichen ist. Den wenigsten ist sogar bekannt, daß die RS eine Hollowbody ist. Brian May hat im Korpus Resonanzkammern mit genau definierter Größe geschaffen, die kontrollierte Feedbacks erleichtern sollen.
Eine besondere Spezialität dieser Gitarre sind die Out-of-Phase-Sound, die Brian sehr häufig in Solos verwendet (siehe "Bohemian Rhapsody", "Somebody to Love" oder "Killer Queen"
Hier habe ich ein paar weitere Infos über die RS zusammengestellt.
2. Der Verstärker (Vox AC-30)
Brian verwendet auf der Bühne ein Set von 9 AC-30 von denen mindestens drei aktiv sind und über ein Delay (rechts, mitte und links) angesteuert werden.
Die Verstärker stehen in der Regel auf 100% und Brian stellt die Lautstärke an der Gitarre ein. Damit fährt der Meister natürlich ein sehr lautes Setup, aber nur so kommt die Endstufenverzerrung der Class-A-Amps richtig zum Tragen.
Auf diese Weise kann man natürlich alleine mit der Lautstärke der Gitarre Klänge von Clean über Crunch bis zu totaler Verzerrung erreichen, was Brian May auch meisterlich beherrscht.
3. Der Trebelbooster
Da die AC-30 eigentlich ein wenig muffig klangen (bei den Top-Boost war das dann besser), verwendet Brian May, wie viele andere Gitarristen, einen sogenannten Trebelbooster, der auf dem Dallas Rangemaster basierte. Er hebt die hohen Frequenzen ab 2kHz um fast 30dB an und sorgt so für Klarheit im Sound.
4. Das Plektrum
Wie bekannt spielt der Meister mit einem Sixpence-Stück. Auch das liefert einen ganz eigentümlich klingenden Anschlag, den man mit einem normalen Plektrum nicht erreichen kann. Mittlerweile läßt sich Mr. May diese Münzen extra anfertigen, da sie nicht mehr im britischen Geldumlauf sind.
5. Die Finger
Häufig hört man, daß die Finger den Sound machen. Im Fall von Brian May gilt das unbedingt! Wenn man ihm einmal auf die Finger schaut, stellt man fest, daß er mit verschiedenen Techniken arbeitet und auch die Anschlagsposition wechselt. Man höre sich einmal das Solo in "Play the Game" an. Ohne seine spezielle Tappingtechnik (und die Gitarre) ist das nicht zu erreichen.
Sein Techniker hat unlängst behauptet, daß Brian auch auf irgendeiner billigen Kaufhausklampfe nach Brian May klingt, wohingegen er es noch nie geschaft hätte, mit Brians Equipment auch nur annähern so zu klingen, wie sein Boss!
Zusätzliches Gewürz
Das neben den Delays auch noch ein Flanger in vielen Sounds eine Rolle spielen, ist nicht wirklich bemerkenswert, gehört dieser Effekt doch bei vielen Gitarristen zum Standard.
Im Studio hat der schon erwähnte "Deacy-Amp", den Bassist John-Deacon aus Teilen eines alten Radios gebaut hat, häufig eine wichtige Rolle gespielt. Er liefert mit seinen Germaniumtransitoren eine ganz eigentümliche Verzerrung. Der Queen-Sound ist also nicht immer Röhre pur!
Schlußfolgerung
Wer diese 5 Dinge hat, der hat gute Chancen als zweiter Brian May durchzugehen. Alle anderen sind schnell als Nachmacher entlarvt!
Ulf