Da ich auch zu einem
anderen thread gefragt wurde, weshalb ich trotz des aufgrund komplizierter Montage hohen Arbeitsaufwandes alte Potis immer tausche und gar nichts von irgendwelchen Sprays halte, hier mein statement dazu:
Potentiometer sind Regelwiderstände, bei denen verschiedene Herstellungsarten zum Tragen kommen. In der (Musik)-Elektronik sprechen wir meistens von Schichtpotentiometern und auch hier gibt es mehrere verbreitete Verfahren, die auch unterschiedlich teuer sind.
Während für Präzisionsanwendungen in der Mess-, Regel-, und Medizintechnik fast immer Cermet-Potis (Schicht besteht aus einer Keramik-Metall Verbindung) verwendet werden, besteht die Widerstandsbahn moderner Einfach-Potis oft aus einem durch entsprechende Beimischungen leitend gemachten Kunststoff.
Mit am weitesten verbreitet sind aber auch heute noch Kohleschicht-Potis, bei älteren Geräten waren sie praktisch Standard. Für Hochlast-Regler war die Kohleschicht nicht geeignet, da wurden Draht-Potis genommen, aber alles, was in alten Gitarren und Verstärkern auftaucht, beherbergt Kohleschicht-Potentiometer.
Fett gibt es in Potis grundsätzlich nur im mechanischen Teil, also dort, wo die (Metall)achse in der Büchse läuft (Pfeil). Später wurden solche Potis auch mit Kunststoffachsen hergestellt, wo entweder ganz auf Schmierung verzichtet wurde, oder etwas Vaseline verwendet wurde.
Im Inneren des Potis betätigt die Drehachse einen Schleifer, der in (späteren) edleren Fällen auch einen kleinen Kohleauflieger hatte, in den allermeisten Fällen aber nur mit ein- oder mehreren Metallnasen auf der Kohlebahn schliff.
Jeder Laie kann sich vorstellen, was mit einer aufgedampften Schicht aus Kohlenstaub passiert, wenn man jahrelang mit einem Metallteil über die gleiche Stelle fährt: der Metallschleifer gräbt sich auf die Dauer in die Kohlebahn, bis er auf dem Trägermaterial (früher Pertinax=Hartpapier) angekommen ist. Anfangs sind davon nur harmlos scheinende Spuren zu sehen:
nach Jahren ist die Bahn aber durch und der Schleifer hat im Grunde nur noch mit den seitlichen Rändern Kontakt zur Kohleschicht...mal mehr, mal weniger - das nehmen wir als Kratzen oder später als Aussetzer wahr.
Begünstigt wird diese Erosion noch durch die Aufnahme winziger Partikel (zB Staub), die der Schleifer vor sich herschiebt und die die Bahn noch zusätzlich verkratzen.
Wird auf diese Fläche jetzt ein Kontaktspray aufgebracht, so entsteht rund um den Schleifer eine Pampe aus Kohlenstaub, Staub und Schmierstoffen, die (zumindest vorübergehend) den Kontakt in der (eigentlich verbrauchten) Kohlebahn wieder herstellen, insofern auf den ersten Blick Abhilfe schaffen.
Von einer professionellen Lösung ist das allerdings weit entfernt, egal welches Spray auch immer verwendet wird: die Furche in der Kohlebahn wird dadurch nicht adäquat und dauerhaft repariert. Mich erinnert das immer etwas an die Tricks der Kfz-Schlosser, die bei lauten (weil ausgeschlagenen) Getrieben gerne mal Anteile von Sägemehl in das Getriebeöl gegeben haben. Hinterher war es dann auch deutlich leiser, zumindest anfangs...
Aus der Tatsache, daß man durch irgendwelche Schmierstoffe ein kratzendes Potentiometer wieder vorübergehend zum Arbeiten bringt, würde ich daher nicht zwangsläufig ableiten, daß das die angemessene Reparaturmethode ist, zumal es auch relativ unerheblich ist, welches in weitestem Sinne als Kontaktspray zu bezeichnendes Zeug man da nimmt, mit Aral Starthilfespray wird es genauso funktionieren.
€: da ist mir doch der Sticks wieder mal zuvorgekommen...