Was macht Vincent Peirani bei seiner Improvisation?

Bernnt
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Seit einiger Zeit fasziniert mich diese Improvisation von Peirani:


View: https://www.youtube.com/watch?v=bOMuXOC1SHw

Typisch Peirani, denke ich, diese schnelle Abfolge gleicher Töne mit leichter Variation ihrer Betonung und Länge. Das macht der häufiger so. Bei mir im Kopf dreht sich aber alles. Ich würde gerne wissen, wie man die ersten sagen wir 10 Sekunden spielt. Was tut sich links im Melodiebass? Was rechts? Könnte mir jemand drei oder vier Takte aufschreiben, dessen Hirn nicht genauso durcheinander ist wie meins? Vielleicht krieg ich den Dreh raus und meine Finger kommen dazu, sich im Peirani-Stil zu bewegen. Ich komm einfach nicht auf den Punkt. Die YT-Langsamabspielerei erzeugt bei mir nur Hirnmatsch und Notenquark. Kann mir jemand helfen?
 
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Hallo @Bernnt ,

Für mich ähnelt es Musik, die vom weißrussischen Komponisten Roman Zabelov inspiriert wurde. Eine Klangprobe, bitte schön hier:


View: https://soundcloud.com/aneta-v-tov-1/sykorka

Die Noten habe ich leider nicht, die musst Du dich selbst besorgen. Vielleicht sind sie der Schlüssel zu Deinen Wünschen und Improvisation Träumen ...

VG, Vladimir
 
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Was tut sich links im Melodiebass?

Nichts! :D
Das ist kein Melodiebass - das ist Stradella (in einer hohen Registrierung) :)

Das Schwierige ist quasi die Polyrhythmik zwischen rechter und linker Hand - die "Basstupfer" links verschieben sich ständig relativ zum gleichmäßigen Muster in der rechten Hand.

Kurz skizziert und für links nur die Töne angegeben (die exakte Notation müsste ich mir noch sehr genau überlegen)

1695322323097.png


Für mich ähnelt es Musik, die vom weißrussischen Komponisten Roman Zabelov inspiriert wurde.
Ja, es gibt verblüffende Ähnlichkeiten.
Aber Dein Zabelov-Beispiel ist rhythmisch deutlich einfacher, weil es nicht diese unterschiedlichen Rhythmen in den Stimmen gibt.

Viele Grüße
Torsten
 
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Vielleicht krieg ich den Dreh raus und meine Finger kommen dazu, sich im Peirani-Stil zu bewegen.

Ich würde erst einmal nur konzentriert zuhören:
  • Sich nur auf die rechte Hand konzentrieren
  • Sich nur auf die linke Hand konzentrieren und dann den regelmäßigen "Wechselbass" und seinen Rhythmus bzw. seine Betonungen wahrnehmen.
    Dann verschwimmt die rechte Hand in der Wahrnehmung und die "zweite Seite der Medaille" tritt klar hervor

Ich würde gerne wissen, wie man die ersten sagen wir 10 Sekunden spielt.

Ich habe mal die ersten 10 Sek. aufgeschrieben.
Bewusst unterschiedliche Taktarten in der rechten und linken Hand gewählt: rechts einen 4/8 und links einen 6/8. Das hat den Vorteil, dass nach einem "Betonungsverschiebungsdurchlauf" es wieder einen gemeinsamen Taktstrich gibt und beide Stimmen wieder "synchron" sind.

Da die rechte Hand nur gebrochene Akkorde spielt und Akkorde nicht urheberrechtlich geschützt sind und weil es sich außerdem nur um einen kleinen Ausschnitt handelt, drucke ich das hier ab.
Durch die extreme Repetitivität werden es halt ein paar mehr Takte.
Der Anfang ist ausgeschrieben, damit man gut sehen kann, welcher Basston mit welchem Melodieton zusammenfällt - danach meist nur "Faulenzer", damit werden die Noten halbwegs unbrauchbar (Urheberrecht), aber das Prinzip ist klar.

1695328064765.png


Die linke Hand ist (wie gespielt) als Stradella-Bass notiert. Man muss eben ein sehr hohes Register wählen und bei Peirani war da C der tiefste Ton, deshalb ist es auch so notiert.

Vielleicht hilft das ja schon...

Viele Grüße
Torsten

Edit:
Wenn man beide Hände im 6/8-Takt notiert, ist es vielleicht leichter zu erkennen - dann ändert sich allerdings die Gruppierung der rechten Hand.
Ich habe zusätzlich rechts Akzente gesetzt: an diesen Stellen kommt der Bass hinzu.

Diese Stelle könnte man zum Einstieg in Endlosschleife üben:

1695328588610.png
 
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Das Schwierige ist quasi die Polyrhythmik zwischen rechter und linker Hand
So hab ich das gar nicht gesehen. Das erklärt manches. Ich habe die Töne rechts auch so in etwa gehört. Wenn ich jetzt aber die linke Hand dazu nehme, komme ich in eher bei @Akkordeonengel s Beispiel raus: Die Sache wird rhythmisch gleichmäßig und damit löst sich der ganze Charme in Luft auf. Bei mir blieb Unverständnis zurück.

Ich habe mal die ersten 10 Sek. aufgeschrieben.
Wow. Vielen vielen Dank. :great: :) 4/8 gegen 6/8. Mann, ist das cool. Ich bin weniger cool, hab das Ding jetzt mal auf Musescore in einen 12/16-Takt gesetzt und auf die ersten Schläge des 4/8 und des 6/8 einen Akzent gesetzt. Wenn man sich das in Musescore anhört, kommt man schon ziemlich an das Original ran. Dafür gibt's virtuelle Kekse. Ich bin begeistert, @Be-3

Das ist kein Melodiebass - das ist Stradella (in einer hohen Registrierung)
Yupp. Das geht auf meinem Konverter nicht. Da er nur Grundtöne und keine Akkorde spielt, ist das wahrscheinlich egal. Ich nehme Melodiebass. So einen hohen Stradella-Bass habe ich nämlich nicht - im Gegensatz zu Peirani. Der spielt ja Quintkonverter. Vielleicht hat er den ja auch angeworfen.

Diese Stelle könnte man zum Einstieg in Endlosschleife üben
Üben - das ist noch mal eine andere Baustelle. Ich hab die Polyrhythmik nicht raus gehört. Ob es dann besser ist, wenn man das von Noten aufnimmt, weiß ich nicht. Ich möchte ja das Feeling von Peirani haben. Mir geht es nicht darum, das Ding original nachzuspielen, sondern diesen Improvisations-Stil zu kopieren.
 
Wow. Vielen vielen Dank. :great: :) 4/8 gegen 6/8.
Ob das der Weisheit letzter Schluss ist, weiß ich allerdings nicht. Es gibt sicherlich auch andere Lösungen.
Bei mir stand der Versuch im Vordergrund, möglichst für beide Stimmen separat die unterschiedliche Periodizität hervorzuheben und sehen zu können, wann das Spiel wieder am Ausgangspunkt ankommt und sich wiederholt.


So einen hohen Stradella-Bass habe ich nämlich nicht - im Gegensatz zu Peirani. Der spielt ja Quintkonverter. Vielleicht hat er den ja auch angeworfen.
Ich auch nicht. Und mir ist im Nachhinein auch aufgegangen, dass Peirani vielleicht einen Quintkonverter spielen könnte.
Andererseits habe ich hier mal irgenwo gelesen, er hätte das gleiche Victoria-Modell wie Galliano, nur eben ohne Quintkonverter. Kann sich auch geändert haben. Bei Victoria findet man ja seitenlange Abhandlungen über Tonholz, aber keine Details über den genauen Aufbau und die Bedienung des Quintkonverters...

Mir war nur aufgefallen, dass die Bewegungen der linken Hand zu "Stradella" passen und er beschränkt sich ja auch auf die inneren beiden Reihen.
Beim Quintkonverter wäre ich überrascht, dort so hohe Töne zu finden, denn die höheren Oktaven kommen ja in Reihen 3/4 und 5/6. Der Oktavknick beim C hat mich auch gewundert.

Fazit: lässt sich natürlich auch problemlos mit MIII spielen - das ist von den Tönen her ja nicht anspruchsvoll und so passt die Oktavlage auch garantiert.


Ob es dann besser ist, wenn man das von Noten aufnimmt, weiß ich nicht. Ich möchte ja das Feeling von Peirani haben. Mir geht es nicht darum, das Ding original nachzuspielen, sondern diesen Improvisations-Stil zu kopieren.
Ich halte das schon für sinnvoll, denn:
Um sozusagen frei in Peiranis "Sichtweise" eintauchen zu können, müssen die Bewegungsabläufe links und rechts automatisiert werden, so dass sie locker und natürlich von der Hand gehen. Sonst ist man nicht frei zum Improvisieren.

Die Noten und das Wiederholungsbeispiel sollen also in erster Linie dazu dienen, klar das Zusammenspiel von links und rechts herauszustellen und bis zur Geläufigkeit zu üben. Denn nur, wenn man nicht mehr verkrampft und sich nicht mehr das Hirn verknotet, ist man frei für die Improvisiation.

Das lässt sich dann beliebig variieren und einsetzen, genau, wie ein Humtata-Walzer mit Wechselbass in Fleisch und Blut übergegangen ist und sich dieses Pattern überall einsetzen lässt, ohne Gehirnkapazitäten zu binden. Um nichts anderes geht es - denn erst dann hat man überhaupt die Freiheit, auf die Gefühlsebene zu gelangen.

Viele Grüße
Torsten
 
Bei mir stand der Versuch im Vordergrund, möglichst für beide Stimmen separat die unterschiedliche Periodizität hervorzuheben und sehen zu können, wann das Spiel wieder am Ausgangspunkt ankommt und sich wiederholt.
Daher ist dein Notenbild ja so gut. Ich glaube gehört zu haben, dass Peirani auch Schlagzeug gespielt hat. Den Jazz-Schlagzeugern liegen solche Späße ja im Blut. Seine Art zu improvisieren ist definitiv stark rhythmisch geprägt.

Mein bescheidenerer Versuch anbei.
 

Anhänge

  • Vincent Peirani - Improvisation.pdf
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Ich glaube gehört zu haben, dass Peirani auch Schlagzeug gespielt hat. Den Jazz-Schlagzeugern liegen solche Späße ja im Blut.

Aber Du kannst versichert sein, dass das den Schlagzeugern nicht von Natur aus im Blut liegt.
Dafür gibt es gezielte Übungen, die auch regelmäßig praktiziert werden. Dazu reicht ein Übungspad, denn es komm ja nur auf die Koordination von linker und rechter Hand an.

Genau vor diesem Hintergrund sehe ich meine "Endlosschleifen-Übung": bis diese Unabhängigkeit bzw. die 3-gegen-4-Muster "im Blut" liegen. :)

Viele Grüße
Torsten
 
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Aber Du kannst versichert sein, dass das den Schlagzeugern nicht von Natur aus im Blut liegt.
Ja klar, das wollte ich ja nicht sagen. Ich weiß, dass man da einiges tun muss, bis das Blut die richtige Konsistenz für den Spaß hat.

Genau vor diesem Hintergrund sehe ich meine "Endlosschleifen-Übung": bis diese Unabhängigkeit bzw. die 3-gegen-4-Muster "im Blut" liegen. :)
Ich drücke mich da ein bisschen, weil ich es nicht anders kann. Bin halt ein Rhythmik-Noob. Ich hab in meinen Noten oben immer Betonungszeichen geschrieben. Für mich heißt das: Konzentriere Dich auf diese Note in dem Notensalat und spiel sie ein bisschen länger. Damit entstehen zwar richtige Betonungen, aber man wird leider nicht so ballaballa, dass man beide Rhythmen gleichzeitig übereinander spürt. Das würde ich anstreben, aber es geht irgendwie (noch?) nicht. Klatsch-, Sprech- und Rhythmusklopfübungen, die das forcieren, sind willkommen:


View: https://www.youtube.com/watch?v=Oeaq8FA4rCk
 
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Genau vor diesem Hintergrund sehe ich meine "Endlosschleifen-Übung": bis diese Unabhängigkeit bzw. die 3-gegen-4-Muster "im Blut" iegen
... der effektivste Weg, den kaum einer einsieht und stattdessen lieber Technikbücher kauft.
 
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der effektivste Weg
Ok, Meister, dann machen wir das so. Ich hab rausgefunden, dass der Fingersatz überhaupt nicht zu vernachlässigen ist. Aber das hast Du ja schon öfters geschrieben. 1-2-3-3 hab ich anfangs probiert, das hörte sich anders an. Besser ist 1-2-4-3 und wir kommen der Sache etwas näher:

Vincent Peirani - Improvisation - Vorübung - Fingersatz.png
Kleinvieh macht auch Mist. Hier scheint das entscheidend zu sein.
 

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