Was liegt an der Flötistin, was an der Flöte?

Shana
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Hallo


ich hatte gerade die neue Flöte das erste Mal mit in meiner Band.
Und ich bin ganz enttäuscht, denn ich bekam gleich gesagt, man würde ja keinen Unterschied zur alten Flöte hören :-(
Naja, die "Jungs" sind halt auch manchmal etwas unsensibel.

Ich meine, es muss doch eigentlich einen Klangunterschied zwischen der Vollsilber-Pearl und der Yamaha 211 geben, oder? Ich bilde mir ja ein, daß es da schon einen Unterschied gibt.

Wie groß ist bei der Querflöte der Einfluss der Spielerin auf den Klang?

Die Vollsilber Flöte hat doch erstens ein viel besseres Material, die Verarbeitung sollte besser sein und außerdem ist die alte Flöte auch noch ziemlich runtergespielt, hat alte Klappenbezüge usw.

Trotzdem fiel der Unterschied der sich ergab, als die alte Flöte eine neue Klappe bekam und der Anblaskorken gerichtet worden war meiner Band viel stärker auf als jetzt der Unterschied zu der neuen Flöte.

Wenn die neue Flöte einen potentiell besseren Klang hat heisst das dann vielleicht, daß ich in dieses Potential als Spielerin quasi hineinwachsen kann? Oder hineinwachsen MUSS?

Wie sind denn eure Erfahrungen mit euch selber oder mit Schülerinnen, wenn die sich eine bessere Flöte gekauft haben? Muss der Klang sich dann sofort spürbar verbessern ein fach durch die bessere Flöte oder kommt die Verbesserung erst nach und nach zum tragen mit größerem Können?

Wenn's da keine Unterschiede gäbe, wozu unterscheiden sich dann Anfängerflöten von Semiprofi-Flöten wie der Pearl 765 E?


Lieben Gruß,
Shana
 
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Hall Shana,

erstmal Gückwunsch zum Kauf der neuen Flöte!

Du sprichst da eine der ewigen Streitfragen unter Flötisten an. Es gibt viele die behaupten, dass der Klang nur am Instrument und am Material liegt und das auch durch entsprechende Studien belegen. Und es gibt genau so viele, die sagen, es liegt fast nur am Spieler und ein guter Flötist kann seinen Klang auf jedem Instrument entwickeln - und das ebenso durch Studien beweisen. Was jetzt stimmt ... keine Ahnung, ich denke mal, die Wahrheit liegt irgendwo dazwischen.

Ich denke, das Material der Flöte spielt eine eher untergeordnete Rolle. Am ehesten kommt es vielleicht noch beim Kopfstück zum Tragen, darum würde ich ab einem gewissen Leistungsstand auch immer zum Vollsilberkopf raten. Zwischen ansonsten baugleichen Modellen mit "nur" Silberrohr und aus komplett Vollsilber merkt man dann wie ich finde keinen hörbaren Unterschied mehr.

Eine bedeutend größere Rolle spielen Faktoren wie Form und Schnitt der Mundlochs, allgemeine Verarbeitung der Flöte und - vielleicht am Wichtigsten - wie gut Instrument und Flötist zueinander passen. Und da gibt es schon deutliche Unterschiede zwischen den Marken und den einzelnen Modellreihen. Ich habe schon öfters die Erfahrung gemacht, dass die Silberkopfflöte einer Profimarke einen besseren Klang und bessere Spieleigenschaften hat, als das Vollsilbermodell einer Billigmarke. Andersherum wird ein wirklich guter Flötist auch noch auf einer einfachen Schülerflöte gut klingen, einem Anfänger kannst du das teuerste Spitzeninstrument in die Hand drücken und er klingt dadurch trotzdem nicht besser.

Dass deine Bandkollegen nicht sofort einen hörbaren Unterschied bemerken, kann ich mir sogar vorstellen. Eine Flöte - sofern sie technisch okay ist - sollte ja zuerst einmal nach Flöte klingen und ein halbwegs erfahrener Flötist wird auch auf unterschiedlichen Instrumenten immer "seinen" Klang haben. Die Feinheiten erkennt man dann eher im direkten Vergleich. Ich habe auch die Erfahrung gemacht, dass beim Spielen unterschiedlicher Flöten eher das Spielgefühl beurteilt wird, als nur der reine Klang. Ich habe schon alle möglichen Instrumente in der Hand gehabt, von ganz billig, über die normalen Schülerflöten bis zu teuren Profiinstrumenten. Und ich schaffe es auch auf allen mehr oder weniger, meine Tonvorstellungen umzusetzen. Die Frage ist, wie leicht mir das gelingt. Bei einigen geht es fast wie von selber und bei anderen ist es mit einem echten Kraftakt verbunden und macht nicht mehr wirklich Spaß.

Dass du dich erst an die neue Flöte gewöhnen musst, in das Potential hineinwachsen musst, wie du schreibst, ist ganz normal. Eine Schülerflöte wie deine Yamaha 211 ist ja in erster Linie dafür ausgelegt, es dem Anfänger so leicht wie möglich zu machen. Die verzeiht auch mal kleinere Ansatzfehler oder ein unsauberes Anblasen und klingt trotzdem noch einigermaßen. Eine Profiflöte ist da um einiges anspruchsvoller. Meine Altus zum Beispiel kann ganz schön zickig sein und wenn meine Schüler die mal in der Hand haben, kommt auch nicht immer auf Anhieb ein sauberer Ton raus, weil man die schon sehr präziese anblasen und ganz anders für die Töne arbeiten muss. Dafür ist der Klang aber viel flexibler und formbarer als bei einer Schülerflöte, ich habe eine saubere Intonation ohne viel zu korrigieren, eine größere dynamische Spanne und der Ton ist deutlich tragfähiger. Und das sind letztlich Faktoren, auf die es dem fortgeschrittenen Flötisten ankommt, mit denen ein Anfänger aber oft noch überfordert ist. Darum sind diese Flöten dann auf ganz andere Bedürfnisse ausgelegt. Je länger du dich an die neue Flöte gewöhnst, umso bessere Ergebnisse wirst du auch damit erzielen, da bin ich mir ganz sicher.

Liebe Grüße
Fluty
 
Hallo Fluty

Danke für deine Antwort :)

Also, ich habe bei dem Händler neben der Pearl auch Yamaha, Altus/Azumi und Sankyo angespielt. Daher kann ich mir vorstellen, was du meinst. Altus fand ich schwer zu spielen. Ich hatte aus dem Harry Potter-Soundtrack ein paar schwere Stellen zum Probespielen. Das hab ich auf der Altus kaum hingekriegt.

Die Pearl ist diejenige, die am Leichtesten und Schönsten bei mir anspricht, auch im Vergleich mit der Yamaha, die ich dann ja ebenfalls für eine Woche mit nach Hause genommen habe. Mit der Pearl fallen mir die hohen Stellen und Sprünge deutlich leichter. Und ich finde auch, daß sie brillianter klingt als die alte Yamaha 211.

Interessant. Der Flötenbauer sagte: "Tja, dann haben Sie wohl einen Pearl -Mund" ;-))
Damit bin ich zufrieden, da die Yamaha noch um ein paar Hunderter teurer ist als die Pearl. Was ja wohl nicht heissen muss, daß sie besser ist, soweit ich das nun verstanden habe.

Noch habe ich sie nicht gekauft. Die Entscheidung fällt heute Nachmittag :)
Ich will mal schauen, ob ich meine Flötenlehrerin vorher noch ereeiche. Vielleicht hat sie ja Lust, mir mal was vorzuspielen auf der neuen Flöte, so daß ich ihr ganzes Potential mal hören kann.

Ich selber spiele ja schon seit 20 Jahren, das aber mehr oder weniger unregelmäßig. Ich hatte zunächst 3 Jahre professionellen Unterricht, wobei ich auch schon recht weit gekommen war, den alten Notenheften nach zu urteilen. Dann nach einem Umzug geriet ich an eine überperfektionistische Lehrerin, die mir in kürzester Zeit den ganzen Spaß an der Sache austrieb. Habe danach jahrelang die Flöte nicht mehr angerührt, bis wir 2000 meine jetzige Band gründeten. Da wurde ich dann ermutigt, die Flöte auch einzubringen. Seitdem habe ich für unsere Songs kleine "Solos" auf der Flöte gespielt, sonst aber kaum was anderes geübt. Jetzt aber hat mich die Begeisterung für die Flöte neu erfasst und da ich jetzt wieder Unterricht habe und viel übe - und zufällig auch gerade genug Geld habe - dachte ich, eine neue und bessere Flöte wäre schön :)

Hinzu kommt, daß ich inzwischen professionelle Sängerin geworden bin. Der Flötenbauer meinte, als Sängerin wäre es sinnvoll eine bessere Flöte zu spielen wegen der besseren Stütze. Ist da nach deiner Erfahrung etwas dran??


Lieben Gruß
und danke für dein Interesse an meinen Fragen,

Shana
 
Es schadet sicher nicht, deiner Lehrerin die Flöte vor der endgültigen Entscheidung mal zu zeigen. Allerdings ist es meiner Ansicht nach nicht besonders aussagekräftig, wenn sie dir darauf vorspielt. Genau so, wie du festgestellt hast, dass du mit einigen Instrumenten besser und leichter klarkommst, ist das bei ihr und jedem anderen auch. Nur weil sie auf der Flöte gut oder schlecht klingt, muss das für dich nicht zwangsläufig auch so sein. Entscheidend ist, dass du mit dem Instrument zurechtkommst und dich damit wohl fühlst.

Meine Altus finde ich übrigens gar nicht schwer zu spielen. Ich habe mich schon beim ersten Antesten in das Instrument verliebt und bei keiner anderen Marke (in der entsprechenden Preislage) ein vergleichbares Spielgefühl gefunden. Klar, sie ist schon anspruchsvoll und lässt mir kein unsauberes Anblasen durchgehen. Aber sobald man sie einmal im Griff hat, steckt auch unheimlich viel Potential drin und sie spielt sich wirklich angenehm. Aber da ist einfach jeder unterschiedlich. Irgendwo habe ich mal den Vergleich gelesen, dass das so ähnlich ist, wie mit den Zauberstäben bei Harry Potter, wo sich auch der Zauberstab den Zauberer aussucht. Das fand ich sehr passend und ich bin unheimlich froh, meinen "Zauberstab" gefunden zu haben. Drücke dir ganz fest die Daumen, dass das bei dir auch klappt!

Was die bessere Flöte mit der besseren Stütze zu tun hat, kann ich nicht ganz nachvollziehen. Ob ich mit viel oder wenig Stütze spiele, merke ich bei jedem Instrument und gerade bei einer einfachen Schülerflöte stütze ich normalerweise sehr stark, um sie überhaupt zum Klingen zu bringen.
 

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