Zum Thema Tastaturen und Kraftverteilung:
Ich hab schon auf viele verschiedene Flügel gegriffen, und sogar Flügeltastaturen fühlen sich sehr unterschiedlich an, so dass man das kaum verallgemeinern kann. Was ich jetzt wiedergebe ist das für meine Finger angenehmste Setup (wobei ich von einem schwergängigen Kawai "vorgeprägt" bin, auf dem ich übe).
Für Grand-Piano-Sounds:
* Tastenhub: Sollte nicht zu hoch sein, ansonsten sind die schwarzen Tasten im weg (man kann schlechter dazwischen greifen, ohne hängen zu bleiben), und man muss den Ringfinger nochmal eine Portion zusätzlich trainieren, um anspruchsvolle Passagen gleichmäßig hinzubekommen. Daher bevorzuge ich eher straffere Tastaturen, deren Hub nicht zu hoch ist. Für mich gut gelöst bei der Yamaha GH.
* Kraftverteilung: Der Kraftaufwand sollte "oben" größer sein als am Tastenboden, damit die Finger nicht ermüden (im Gegensatz zu dem, was du geschildert hast, wirken auf mich die Roland-Tastaturen aus diesem Grund ermüdend, wobei die neueren Tastaturen wohl besser sind. Ich bezieh mich auf die erste Version des RD700, die ich einige Zeit gespielt hab). Allerdings sollte die Taste nach dem Druckpunkt auch nicht "durchfallen". Dennoch sollte klar sein, wo der Druckpunkt ist, er muss präzise sein, und die Finger müssen auf den Tasten im Ruhezustand "ausruhen" können. Dazu müssen die Tasten einen stabilen Widerstand geben. Wenn sie dann angeschlagen werden, müssen sie eben so gefällig unter der Kraft der Finger nach unten fallen, d.h. die Finger begleiten, und nicht "bis zum letzten Moment Widerstand leisten". Im Zweifelsfall sind mir aus diesem Grund für Piano-Klänge straffere Tastaturen lieber als zu weiche. Da geben sich Yamaha GH, Kawai AWA und die neuen Döpfer wohl nicht arg viel.
* Tastenboden: Der Tastenboden sollte möglichst hart und präzise sein. Der Klick am Tastenboden ist nicht unwesentlich für das Timing-Gefühl und gleichmäßiges Spiel. Außerdem: Wenn man am Tastenboden das Gefühl hat, nicht "sauber" aufzuschlagen, neigt man dazu, zu stark in die Tasten zu greifen, versemmelt sich Anschlag und überstrapaziert die Muskulatur. Bei manchen kann man das durch ein "auf dem E-Piano hacken" hören. Einige Tastaturen regen dazu an, vergleiche die alten Rolands bzw. das zitierte Gummi-Gefühl. Für mich gut gelöst bei den alten SL880 von Studiologic. 0% Gummi. Für mich eins der größten Probleme bei E-Piano-Tastaturen querbet, hier sind alle nur Kompromisse. Was das verursacht, weiß ich nicht genau. Aftertouch-Sensorik? Wenn das so ist, dann ist Aftertouch bei guten Piano-Tastaturen nicht nur völlig überflüssig, sondern auch hinderlich
* Gewichtung: Die Gewichtung sollte ausreichend schwer sein, und mit dem Druckpunkt zusammen dafür sorgen, dass Tasten nicht "zufällig" fallen. Auf einem Flügel muss eine Taste auch ordentlich gedrückt werden, bevor ein Ton erklingt, ansonsten lassen sich technisch schwierige Passagen nicht ohne ungewollte Töne realisieren.
* Kraftaufwand: Die Taste sollte auch bei langsamem/leichtem Drücken sauber durchfallen, und ihren Druckpunkt preisgeben. Es muss auch möglich sein, die Taste langam zu drücken, ohne einen Ton zu erzeugen (das ist eher ein Abstimmungs-Problem).
Für Rhodes-Sounds:
Hier sind Tastaturen am geeignetsten, die etwas leichtgängiger sind (z.B. ähnlich der alten Döpfer LMK4 oder auch Fatar Studiologic), hart am Tastenboden und einen hohen, aber definierten Druckpunkt haben. Die Taste darf hier etwas leichter ansprechen als bei einem Flügel-Sound, da die Spielweise im Allgemeinen vom Flügel doch abweicht und mehr Akkorde gegriffen werden, bzw. repetiert werden. Dazu ist es von Vorteil, wenn die Taste nicht zu schwergängig ist, um nicht zu schnell zu ermüden. Außerdem unterstützt es den glockigen Klang, wenn die Tasten leichter fallen und präzise am Tastenboden aufschlagen. Dafür darf der Tastenhub etwas höher sein, um trotz der oben genannten Effekte ein angenehmes Spielgefühl zu ermöglichen.
Für Wurly-Sounds:
Am ehesten eine Tastatur, wie man sie von einem leichtgängigen Kastenklavier her kennt: Mittlerer Hub, etwas weicherer Druckpunkt, die Gewichtung nicht ganz so stark, und in der Grundlautstärke ein wenig höher, damit der Lautstärkeverlauf nicht zu stark dynamisch ist (wahlweise das Wurly durch nen Kompressor jagen).
Für Synthesizer-Spiel:
Die für mich genialste Tastatur: Virus kc. Oberfläche nicht zu glatt, um das Plastik-Gefühl zu vermeiden. Die Tasten etwas abgerundet, um auch bei den leicht ansprechenden Tasten zu vermeiden, zu viele "falsche" Tasten zu treffen, wenn's live mal heiß hergeht. Präzise montierte Mechanik, damit nix wabbelt, obwohl die Tastatur leichtgängig ist. Mittlerer Tastenhub. Auch beim Drücken von After-Touch soll die Taste stabil bleiben, und nicht hin und her wackeln. Die Taste sollte dem Ansprechen nach einen Mittelweg zwischen gewichteter Tastatur und Waterfall-Tastatur darstellen, damit man sowohl arpeggio-artige, schnelle Figuren darauf sauber und ohne Ermüdung spielen kann, aber auch mal einen perkussiveren Lead-Sound (des einfacheren Timings wegen) weiter am Tastenboden spielen kann.
Für Orgel-Spiel:
Waterfall-Tastatur. Tastatur sollte vorne keinen überstehenden Rand haben, damit Handballen-Glissandi möglich sind, von denen aus Akkorde "gefangen" werden können. Die Tastatur muss sofort ansprechen, wenn die Taste auch nur ein Bisschen gedrückt wird, ansonsten sind keine realistischen Glissandi und Slides möglich, und das ist, was das Orgel-Spiel ausmacht. Dabei sollten die Tasten sich aber dennoch stabil anfühlen. Die Taste sollte dann gleichmäßig leichtgängig zum Tastenboden fallen und schnell aber leicht gedämpft zurückfedern. Für mich gut gelöst bei der Hammond-Suzuki Xk3.
Jetzt kannst dir überlegen, welches Instrument du am meisten spielst, oder wie viele Tastaturen du auf der Bühne haben willst. Ich würde die beiden Tastaturen wählen, die du am meisten spielst, bzw. an die du den größten Anspruch stellst.
Eine "Eierlegende Woll-Milch-Sau" bei Tastaturen gibt es nicht. Es kommt immer auf den Einsatzzweck an. Wenn das Haupt-Instrument ein E-Piano ist, dann würde ich nicht mit einer zu schwergängigen Tastatur aufwarten wollen, und wenn das Hauptinstrument eine Orgel ist, dann ist eine Synthi-Tastatur fehl am Platz.
Liebe Grüße
Dana