Was hab ich für ein Klavier?

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Hi,
Ich spiel jetzt seit nem dutzend Jahren Klavier, und hab mich immer wieder gefragt, was für eins das eigentlich ist... Es ist auf jeden Fall ziemlich alt, sieht man schon am äußeren Zustand (Lack ab, wackelige Teile,...) und vorne ist so ne Plakette drauf. In der Mitte steht groß

C. (oder G?) L. Nagel
HEILBRONN


Links davon ist das Profil von irgendwem, außen rum steht:

FRANZ JOSEPH I, KAISER VON OESTERREICH KOENIG VON BOEHMEN ETC.APOST KOENIG VON UNGARN

Das dürfte dann der Typ sein
Und rechts ist ein kleines Bild mit drei (webenden?) Frauen, über dem steht

Weltausstellung 1873 Wien // dem Verdienste

Was mich immer wieder zum Rätseln bringt...
Das Profil und das Bild sind kreisförmig und gold hinterlegt, und die gesamte Plakette schwarz mit goldenem Rand.
Das Klavier hat unten zwei Pedale und umspannt 7 Oktaven (irgend ein tiefes a bis a''''), und (glaub ich zumindest) Elfenbeintasten. Die Oberfläche sieht zumindest so aus^^

Kann mir hier vielleicht irgend jemand genauer sagen, worauf ich da eigentlich immer spiele?^^
 
Eigenschaft
 
Du spielst auf einem Klavier der von G. L. Nagel, Kaiserliche Hof-Pianofortefabrik, Heilbronn (steht doch drauf! ;).

Ich nehme an, Dein mutmaßlicher Franz Joseph I sieht so aus:

140px-Pietzner%2C_Carl_%281853-1927%29_-_Emperor_Franz_Josef_I_-_ca_1885.jpg


Links und rechts scheinen die beiden Seiten der Verdienst-Medaille zu sein, die damals zur erwähnten Weltausstellung verliehen wurde. Das die Beschriftung deckt sich exakt (incl. Abkürzungen und orthographischen Besonderheiten) mit Deiner Beschreibung und über die "drei webenden Frauen" kann man diskutieren:

Medaille_Ruckseite.jpg
Medaille_vorne_1.jpg


Stimmt das mit Deinem Klavier überein? Ich würde fast darauf wetten...

Im Vergleich mit dem Foto oben ist der Kaiser samt Loorbeerkranz deutlich zu erkennen.
Bei der anderen Seite muß ich halb raten, Austria (? sitzend) übergibt dem personifizierten Handwerk (? mit Amboß und Hammer) und der personifizierten Kunst (? Füllhorn) einen Lorbeerkranz.

Solche Auszeichnungen sowie der Titel "Hoflieferant" waren damals natürlich hoch begehrt und wurden deshalb auch überall draufgeschrieben ;)
"G. L. Nagel" wäre also in einem Atemzug mit Feurich, Grotrian, Rönisch und Schiedmayer zu nennen.

Im Buch "Pianos and Their Makers" von Alfred Dolge wird die Marke G. L. Nagel im Kapitel Men Who Made Piano History kurz erwähnt, und zwar, daß sie 1829 die Produktion begonnen haben.

Viele Grüße
Torsten
 
Schick, danke
Ja, die beiden Seiten von der Medallie sind auch auf dem Klavier drauf^^
Letztens war auch der Klavierstimmer bei uns, jetzt ist es endlich mal gestimmt, wenn auch "nur" auf 430 Hertz XD Und er hat auch gemeint das wär irgendwie ein Gradesaiter oder so, der aufjedn schon seit 100 Jahren nicht mehr hergestellt wird...
 
Wenn's dann noch gut spielbar ist und gut klingt, kannst Du ja zufrieden sein ;)

Geradsaiter sind tatsächlich seit ca. 120 Jahren aus der Mode gekommen. Durch die nicht über Kreuz gezogenen Saiten hat man einfach Länge "verschenkt", was sich durch weniger Obertonreichtum im Baßbereich bemerkbar macht.

Das mit den 430 Hertz finde ich überhaupt nicht tragisch (wenn es dadurch keine Probleme beim Zusammenspiel mit anderen Instrumenten gibt). Verdi wollte 432 Hz durchsetzen. Mozarts und Händels Stimmgabeln lagen sogar nur bei 422 Hz.

Viele Grüße
Torsten
 

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