Was braucht es für einen guten Text?

A
ApeX
Registrierter Benutzer
Zuletzt hier
28.10.24
Registriert
02.04.06
Beiträge
1.548
Kekse
970
Ort
Nordrhein-Westfalen
Hallo werte Community,

da ich hier ja schon eine Menge Feedback zu meinen Texten bekommen hab, wo ich sehr froh drum bin, stelle ich hier einfach mal die Frage:

Was braucht es für einen guten Text? bzw. wie schreibt man wirklich gute Texte?

Ich hab oft das Problem, das mir quasi "on the fly" ne ganze Menge Themen einfallen, aber wenn ich dann vorm Rechner sitze und, so wie gerade, einen Text weiter schreiben will, dann sitz ich meist ahnungslos da und es kommt mir einfach keine Idee, wie ich irgendwas besser schreiben kann, ohne, dass es sich übelst nach Schulenglisch anhört.

Dabei will ich über gesellschaftliche Themen schreiben und mich gerne auch einer sehr derben Sprache bedienen, aber so wird das nix. Den Lyrics Workshop hab ich mal angefangen, aber der hat mir bis jetzt auch noch nicht so ganz bei meinem Problem geholfen.


Habt ihr da vllt. noch Tipps?

Vielen Dank schon mal im Voraus und einen schönen Restsamstag wünscht

Chris
 
Eigenschaft
 
Wenn du den WS schon gelesen hast, wüsste ich auch nicht, was du machen kannst.

Denn ein fertiges "Rezept" für einen guten Text gibt es nicht. Der eine Text besticht durch Minimalismus und kommt mit drei Lauten aus (zB DA DA DA von Trio), der andere hat jede Menge Symbolkraft und gefällt deswegen.

Vielleicht ein Tipp: Es hat keinen Sinn, sich vorzunehmen "Ich will Texte über X schreiben mich dieser oder jener Sprache bedienen". Man sollte sich "seiner" Sprache bedienen, einer Sprache, die man gut sprechen kann und Themen behandeln, mit denen man sich auskennt. Wenn man sich nicht auskennt, kann man sich behelfen, indem man Fragen stellt. Aber das wäre keine Dauerlösung, sondern nur etwas für den Einzelfall.

Ansonsten eben die Handwerkszeuge, wie sie im WS stehen: Metaphern, Assoziationen, Symbole, Erzählfaden, Perspektive, Wortwitz, Analogien - mal mehr, mal weniger. Je nachdem.

Aber das sind eben nur Handwerkszeuge. Wie man damit umgeht, muss der Texter selbst lernen.

...
 
Ja,oft fehlt es mir einfach an der Möglichkeit, was auszudrücken. Englisch spreche ich sonst fließend, aber die ganzen Metaphern oder Assoziationen wollen mir beim Texten partout nicht einfallen.

Vllt. geh ich hier auch wieder viel zu verkopft an die Sache ran, wie auch das restliche Musik machen bei mir quasi nur reine Kopfsache ist... :(
 
Es gibt eben nicht DIE Metaphern.

Ich sag es mal so: entweder man schreibt texte, nur um den Songs und der Melodie phonetisch gut klingende Worte zu geben, die im Prinzip nur Platzhalter sind und oft nur Genre-Klischees erfüllen. Oder man schreibt eben wirklich texte. Bei letzterem muss man oft Kompromisse eingehen, weil man feststellt, dass das, was einem liegt, nicht unbedingt das ist, was man sich vorgestellt hat. So ist der eine oder andere, der gern ein zynischer Sozialkritiker wäre, halt in Wirklichkeit eher ein sensibler Poet für lovesongs. Und dafür fliegen ihm die Metaphern und Assoziationen eben nur so zu.
 
Zuletzt bearbeitet:
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer
Und wie findet man am besten Raus, was man für ein Typ ist? Momentan hab ich halt den Anspruch, mal ein oder 2 Texte komplett selber zu schreiben, ohne mir da groß von meiner Band Hilfe zu holen....Obwohl ich befürchte, dass das jetzt noch nicht klappen wird... Durch die Rückmeldung, die ich vor einigen Wochen zu meinen hier geposteten Texten bekommen habe, hab ich erst gemerkt, wie scheiße die sind, obwohl ich anfangs echt zufrieden damit war...
 
Hm. Hast du schon mal versucht in Deutsch zu texten? Wenn ich mit meinem Schulenglisch texte, kommt meistens auch nur belangloses dabei heraus.
Ansonsten gilt sicher: Es gibt nichts gutes, außer man tut es. ( Erich Kästner) Schreiben, schreiben, schreiben.Feedbacken lassen. Nicht unbedingt gerade am Anfang öffentlich, das kann auch schnell demotivieren. Vielleicht erst mal im kleinen Kreis,Familie, Freunde. Gute Songtexter um ein Feedback bitten. Sich Literatur zum Thema Songtexten beschaffen. Die deutschen " Ratgeber" zum Thema sind nicht vorbehaltslos zu empfehlen, trotzdem aber auch nützlich.

http://www.amazon.de/Handbuch-für-Songtexter-professionelles-Vermarkten/dp/3866710968

http://www.amazon.de/Songtexte-schr...d_sim_b_3?ie=UTF8&refRID=0RJPQ98YD06GBGWQBZPG

Nimm Dir mal einen Songtext, den Du sehr magst. Schreibe einen Text genau auf das Reimschema und auf die Betonung dieses Textes. Achtung,das dauert! Aber es trainiert sehr.

Was aber vielleicht am wichtigsten ist: Es ist wie ein Instrument lernen. Es dauert .Sei geduldig.
Es ist eben auch gelerntes Handwerk. Betroffenheit und Authentizität wird meiner Meinung nach überschätzt. Natürlich ist das förderlich aber hier möchte ich Eugen Roth zitieren:


Ein Mensch von innerlichster Richtung
Schreibt unentwegt an einer Dichtung.
Doch was mit Herzblut er geschrieben,
Kann niemand loben oder lieben.
Ein andrer Mensch, der nicht so blutet,
Dass es die Dichtung überflutet,
Benutzt - welch widerwärtige Flinte -
Zu dem Behufe einfach Tinte.
Und doch wird dem, was er gedichtet,
Von allen Seiten beigepflichtet.
Blut ist zwar ein besondrer Saft,
Doch hat auch Tinte ihre Kraft.


 
Naja, stimmt schon.

Vllt. sollte ich mir wirklich mehr Zeit geben mit der ganzen Sache.
 
Nicht unbedingt gerade am Anfang öffentlich, das kann auch schnell demotivieren.

Damit sagt MamaFettig was Wichtiges. Ich bin heilfroh, dass es in den Zeiten meiner Anfänge noch kein Internet gab. Aber ehrlich gesagt, war es mir damals auch egal. Mir gefielen meine Texte, als ich 15 war. Aber es waren eben die Texte eines 15jährigen mit relativ wenig Erfahrung und Tiefgang und aus Schule und anderen Texten zusammengestokeltem Englisch. Mir gefielen auch meine Texte, als ich 25 war. Aber heute würde ich sowas einfach nicht mehr schreiben.

Betroffenheit und Authentizität wird meiner Meinung nach überschätzt.

Das finde ich auch. Aber wenn jemand am Anfang steht und nachfragt, würde ich dennoch raten, sich weniger vorzunehmen und es lieber einfach fießen zu lassen.

ApeX schrieb:
Und wie findet man am besten Raus, was man für ein Typ ist?

Mit der Zeit. Wenn du heute gesellschaftskritische Texte in einer derben Sprachen verfassen willst, willst du das übermorgen vielleicht schon nicht mehr. Man wird ja nicht als fertiger Mensch geboren. Weder als fertiger Gitarrist noch als fertiger Texter. Mit den Jahren kommen neue Worte und Themen hinzu.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 2 Benutzer
Ich gebe zu, Englisch ist auch meine bevorzugte Textsprache, auch wenn ich Deutsch natuerlich viel besser kann.

In Englisch sind die Worte haeufig kuerzer, dies macht den Satzbau einfacher. Auch reimt Englisch sich gefuehlt besser und ist weniger hart.

Natuerlich hat die deutsche Sprache auch ihren Reiz, Rammstein setzt die Sprache sogar bewusst hart ein, Koelsch ist dagegen weicher (TPHBD, BAP), was ich sehr mag.

Und mit guten deutschen Texten wirst Du regional immer mehr Beachtung finden als mit englischen Lyrics ...
... einfach weil man dich besser versteht.

Englisch hat zudem den grossen Nachteil, dass Du auf Woerterbuecher angewiesen bist. Da gibt es einige wie z.B. LEO oder Dict.cc, allerdings bieten sie dir oft zuviele Alternativen an. Ich hatte mal fractious (aufsaessig) verwendet, da es vom Rhythmus gut passte. Eine englischsprachige Kollegin, die Korrektur las, nannte das Wort "old fashioned" und hat mir unruly stattdessen vorgeschlagen (welches LEO nicht gelistet hatte).

Muss jeder fuer sich entscheiden welche Sprache er waehlt. Interessant in diesem Zusammenhang ist auch der Ansatz von Peter Gabriel, der zwei Alben in Deutsch herausbrachte. Und es zeigt wie sehr die Sprache einen Song formt.

Wiki schrieb:
Für sein drittes Album bot Gabriel verschiedenen nationalen Töchtern seiner Plattenfirma an, das Album komplett auch in der jeweiligen Landessprache auf den Markt zu bringen. Doch nur die deutsche zeigte sich interessiert. Wegen des unterschiedlichen Sprachrhythmus wurde das Album für die deutsche Version komplett neu aufgenommen (Text und Musik) und abgemischt, es kam unter Ein deutsches Album heraus. Die deutschen Texte steuerte Horst Königstein bei, der u.a. auch Liedtexte für Udo Lindenberg schrieb

Noch zwei Links fuer englische Reime:
www.rhymezone.com/

http://www.amazon.de/Rhymefinder-Reimlexikon-Reimlexikon-Nachschlagen-Übersetzung/dp/3933136504

Der Vorteil des Buches ist, dass es die passenden Woerter inkl. Uebersetzung anzeigt. ;)
 
Zuletzt bearbeitet:
ch hab oft das Problem, das mir quasi "on the fly" ne ganze Menge Themen einfallen, aber wenn ich dann vorm Rechner sitze und, so wie gerade, einen Text weiter schreiben will, dann sitz ich meist ahnungslos da und es kommt mir einfach keine Idee, wie ich irgendwas besser schreiben kann, ohne, dass es sich übelst nach Schulenglisch anhört.
Deswegen schreibe ich meine Texte einfach in der Sprache, die ich am besten beherrsche. In einer Fremdsprache zu schreiben wäre für mich nur ein unnötiger Klotz, den ich mir nicht ans Bein binden will.

Dann muss einem nur noch was einfallen. es kommt vor, dass ich stundenlang was zu einem Thema schreiben will und nur wenige Zeilen Mist da stehen. Dann versuche ich es mit was Anderen umd es steht wieder nur Mist da. Irgendwann kommt mir ein Thema ins Hirn, das ich so gar nicht auf dem Plan hatte und es schreibt sich wie von selbst.
Ich brauche dazu Ruhe und Zeit. Keine Ablenkung wie Fernseher oder sowas.
 
@.hs

Da ich gerade über einem englischem Poptext sitze, zu dem ich einen deutschen Text schreiben soll, kann ich dir was Die Weichheit der englischen Sprache angeht nur Recht geben. Da uut und oot es das es einem schwindlig wird. Und jede Menge ultrakurze Zeilen mit drei oder vier Zeilen.
Inhaltlich ist der Text allerdings auch etwas weichgespült.
Und da kommt dann die Frage von antipasti ins Spiel. Was will man?
Da die Quadratur des Kreises bekanntlich schwierig ist, muss ich mich entscheiden:
Will ich vor allem Inhalte transportieren oder geht es mir um phonetisch wohlklingendes, gefälliges?
Mein Problem gerade ist, das ich beides gleichzeitig will.Und das macht die Sache extrem schwer. Und wenn dich das dann beim Texten dein Weg in eine metrische oder reimtechnische Sackgasse führt, möchte man am liebsten in den Teppich beißen.
Ich würde dem TE erstmal raten, nicht zu ehrgeizig zu sein.
Da es ihm ja um Inhalte geht und er auch gerne etwas derbe sein will, würde ich ihm tatsächlich raten erstmal auf Deutsch zu texten. Wahrscheinlich flucht er ja auch auf Deutsch...
Was ich zum Beispiel neulich zur Entspannung gemacht habe: Ich habe mir bewußt das böse icken Wort vorgenommen und dadrüber einen derben Songtext geschrieben.
Das macht Spaß, macht locker und trainiert.

@ Ape X: Was ist dein Lieblingsschimpfwort? Bau da mal einen Refrain drumherum. Wenn das keinen Spaß macht: Hör auf! Wenn ja, kommst du vielleicht in diesen Flow, ohne den das Texten ja etwas öde wäre...
 
Wenn das keinen Spaß macht: Hör auf! Wenn ja, kommst du vielleicht in diesen Flow, ohne den das Texten ja etwas öde wäre...
Man kann sowas eben nicht erzwingen. Wenn es passt und Spaß macht, schreibt es sich wie von selbst.
 
Da ich gerade über einem englischem Poptext sitze, ...
... Inhaltlich ist der Text allerdings auch etwas weichgespült. ...
... Will ich vor allem Inhalte transportieren oder geht es mir um phonetisch wohlklingendes, gefälliges?

Inhalt und weichgespült, geht sowas? :gruebel:

scnr
 
Mh...ich überlege gerade auch, ob es sinnvoll war, den Text hier rein zu stellen. Ich hab gemerkt, dass ich, sobald ich mir ein paar Reime zusammengesucht hatte, viel besser schreiben konnte und das ganze dann auch irgendwie nen besseren Flow hatte als es jetzt hat. Denn, jetzt steht der Text nur als "Konstrukt". Ob er so singbar ist, weiß ich noch nicht.

Hier ist mal die "Entstehungsgeschichte" meines ersten eigenen Textes. Vom ersten Entwurf, den hwrath dann bewertet und verbessert hat, bis zu dem, was er nun jetzt ist:

https://www.musiker-board.de/thread...sion-kritik-anregungen-verbesserungen.587090/

Im UFO "Eigene Texte,Lyrics" gibt es auch noch einen zweiten Text von mir.


Zur Zeit bin ich an meinem dritten Text "Five Minute Society" dran, aber ob der das wird, was ich gern draus machen würde...? Warten wir es ab.


Aber schon mal vielen Dank bis hier hin für die Hilfe.
 
Hallo ApeX,


du brauchst eine gute, interessante Geschichte, die in zwei bis drei Strophen erzählt wird
und du brauchst einen knaller Slogan = Refrain, wobei der Refrain etwas mehr Mühe verdient.
Also einfach mal anfangen und aufschrieben, was du dem geneigten Höhrer denn so mitteilen willst.
Um in den Textflow reinzukommen, versuch einfach mal den Text zu singen, geht natürlich nicht überall.
Wenn du also den Flow hast, wird dir das Texten leichter fallen, weil du dann eher merkst was dir gefällt
und was passt. Durch die postive Bestärkung daraus, wirst du auch eher dranbleiben.

Grüße Armin
 
Texten hat auch mit der eigenen Befindlichkeit zu tun. Neben den ganzen Tips und Hinweisen auf Technik, Ausdrucksvermögen in der Sprache, etc. gibt es auch den Aspekt, ob man innerlich "bereit" ist, einen Text zu schreiben.

Sprache hat die beängstigende Fähigkeit, Dinge auf den Punkt zu bringen. Das ist zumindest für mich teilweise eine ziemliche Herausforderung, mir gegenüber einen Text auf den Punkt zu bringen: "Warum ist das ein Thema für mich? Was stört mich daran, wenn jemand anderer unter dem Schleier der Illusion lebt? Oder geht es da eigentlich um mich - wieso erzähl ich das dann anderen Leuten? Wieso befrei ich mich nicht einfach?"

Ich hab über die Jahre festgestellt, dass man nicht nur von den technischen Fähigkeiten her Zeit braucht. Sondern auch innerlich reifen kann, um über Dinge zu schreiben, die einen beschäftigen.

Du sagst, du willst "gesellschaftskritisch" schreiben. Was genau meinst du?
 
Nun, wie bereits in meinem Text "Veil of Illusion" angedeutet, eben über Dinge, die mich persönlich ankotzen, aber scheinbar in dieser Gesellschaft von essentieller Bedeutung sind, um "es zu was zu bringen", sei es beruflich oder privat.
 
Kann man denn sagen, dass es ein Fehler war, dass ich schon so früh mit den Texten an die Öffentlichkeit gegangen bin? Hab ich mir vllt dadurch selbst meine "Unbefangenheit" und auch einen gewissen Stolz, dass ich mal nen Texte geschrieben habe, quasi genommen?

Irgendwie denke ich nämlich jetzt beim Schreiben jeder Zeile, dass es ohnehin nicht gut genug ist.
 
Tja - das Internet hat so seine Tücken.

Ich weiß es nicht. Aber ich bin sicher, die Zweifel verfliegen wieder. Man sollte Feedbacks in öffentlichen Foren niemals als Dogma sehen. Es sind überwiegend subjektive Aussagen. gerade, was Texte angeht. Natürlich gibt es fachliche Aspekte wie Stilsicherheit, Sprachgewandheit, Witz, Bildhaftigkeit. Aber wie ich schon sagte: Auch DADADA gilt heute als Kunstwerk. Und ein Text wie "we shall overcome" würde vielleicht heute in diesem Forum eher Kritik als Lob einfahren. Zu seiner Zeit war es eine Hymne.

Daher: einfach weitermachen.

EDIT: Bei einem Songtext würde ich zudem grundsätzlich behaupten, dass seine Wirkung aus dem musikalschen Kontext herausgerissen ohnenin nicht final beurteilt werden kann. Ich finde, viele Songtexte "lesen sich doof". Sogar einiige von Bob Dylan, der ja als Meister bezeichnet wird.

...
 
Gut, schon möglich. Ich verbring halt den Großteil meiner Freizeit nur im Internet, demnach nehm ich mir gewisse Sachen schon zu Herzen, zumal mir ja auch ein Feedback wichtig war.
 

Ähnliche Themen


Unser weiteres Online-Angebot:
Bassic.de · Deejayforum.de · Sequencer.de · Clavio.de · Guitarworld.de · Recording.de

Musiker-Board Logo
Zurück
Oben