Okay, wer sich nun über schlechte Löhne und Arbeitsbedingungen bei Warwick aufregt und deswegen einen Boykott anzettelt, dem möchte ich mal seinen Schuhschrank sehen. Vielleicht ein bischen Adididas, Puma und Co?
Also bitte, Jungs!
In diesem Sinne fällt mir noch ein anderer Aspekt ein, der nicht unter den Tisch fallen sollte: Es ist immer noch der Einzelne, der für sich entscheidet, zu diesen Bedingungen zu arbeiten
oder eben nicht. Ich glaube nicht, dass Warwick die Leute zwangsrekrutiert.
Warum also entscheidet der Einzelne, zu diesen Bedingungen zu arbeiten?
Tja, eigene Nase anpacken: Oftmals weil es als
cool empfunden wird, in der "Branche" zu arbeiten. Ich habe das alles durch: Als Student für 700 Mark (!) 60-Stunden-Wochen Vollzeit gearbeitet, weil es damals mein Einstieg in die Tonstudio-Branche war (technisch, nicht musikalisch). War ich bescheuert? Unter "normalen" Bedingungen: Ja. Aus individueller Sicht: Nein. Ich habe gelernt wie nie zuvor, ich habe mir einen Namen gemacht. Was dann später auch zu ordentlich bezahlten Jobs (bei anderen Arbeitgebern) geführt hat.
Heute bin ich aus dieser Branche beruflich raus, dafür in einer anderen (seit 16 Jahren selbständig), wo mir ähnliche Dinge begegnen. Ich habe in meiner eigenen Firma Mediengestalter ausgebildet, und ich unterrichte nebenher an der Uni Design-Studenten. Und was kennzeichnet Branchen, die üblicherweise Mediengestalter und Kommunikationsdesigner brauchen? Ha... der Cool-Faktor. "Ich bin in der Werbung", man "pitcht" sich von Auftrag zu Auftrag, ist natürlich "Art Director" usw. blabla. Und was wird in genau dieser Branche angekreidet? Genau: Unbezahlte Jahrespraktika etc.p.p.
Also sollte mal jeder erst seine Motivation hinterfragen, warum er wo hin will, und warum er welche Einschränkungen in Kauf nimmt. Es wollen nämlich, wegen Cool-Faktor, einfach verdammt viele dahin, und das - Marktwirtschaft - senkt die Preise.
Würde Warwick keine hübschen Instrumente herstellen, sondern irgendwelches langweiliges Sanitär-Installations-Zeugs, wäre die Situation möglicherweise anders.
Grüße,
Bernd