Warum so geringe Polyphonie?

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Hallo Tastenkollegen!

Habt ihr das Problem auch manchmal? Ihr layert ein paar Sounds, spielt damit und ständig werden einige Töne abgeschnitten, da durch die hinzukommenden Töne die bspw. 128 Stimmen vollgepackt werden und die zuletzt gespielten einfach "rausgeschmissen" werden?

Ich frage mich manchmal, ob in der heutigen Zeit nicht schon mehr bei den Flagschiffen der Digipiano-Hersteller drin wäre... Ich erinnere mich noch an das GEM Promega 3, das 320 Stimmig war. Warum nicht bei den heutigen Pianos?

Es stört mich manchmal sehr, wenn mir das bei meinem RD700GX passiert.
Was habt ihr für Erfahrungen damit? Könnt ihr Tips geben, wie man den Effekt vielleicht durch geschickte Einstellungen verhindern, oder zumindest reduzieren kann?!

Merci!
Manu:confused:
 
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Also mir ist bisher noch kein echter (lies: nicht künstlich hervorgerufener, aber deshalb musikalisch irrelevanter) Fall untergekommen, bei dem man mit 64er oder 128er Polyphonie nicht auskommen würde. Viele Leute bauen damit ganze Arrangements! Hinzu kommt noch, dass ja bei allen halbwegs vernünftigen Boards nicht etwa einfach die "ältesten" Noten abgeschnitten werden, sondern diejenigen, die man am wenigsten hört. Teilweise kommt dann noch Umschaltung auf Mono-Samples hinzu usw. Diese Note-Stealing-Algorithmen sind mittlerweile auch sehr ausgefeilt und machen in meinen Augen einen echt guten Job. Dadurch wird es also noch schwieriger, hörbare Dropouts zu "erreichen".
Wenn du wirklich so viele Stimmen verbrätst ist wohl eher die Frage, ob du die wirklich alle brauchst? Im Live-Kontext doch wohl kaum, denn bei so vielen Layers kommt doch eh nur noch Soundbrei raus... Weniger ist da meist mehr.
Mich würde insofern mal interessieren, was das für Soundkombis sind, mit denen du solche Probleme hast, was du damit spielst und natürlich, in welchem Kontext du das einsetzt.
 
Hi Distance,

in der Tat ist dieser Effekt im Bandkontext nicht vorhanden, da man sich da mit übermäßiger Soundgewalt doch eher zurückhält.
Eher schon, wenn ich alleine nen Sphärischen Soundteppich lege. Z.b. zwei verschiedene Pads, damits fetter klingt und vielleicht dazu noch ein Epiano und Piano mit Delay o. Ä. Ich gebe zu, dass ich es dabei schon drauf ankommen lasse, dass die Polyphonie ausgereizt wird. Auf der anderen Seite denke ich, dass ein Instrument, dass (in meinem Fall) vier Sounds layern kann und 2000€ gekostet hat, dies auch ohne große Probleme verkraften sollte, oder eben eine höhere "Hemmschwelle" hat. Dem ist leider nicht so.

Letztens einen Fall gehabt (mit oben beschriebener Soundcombo): Bass gelegt und mit Sustain gehalten, oben Akkord gelegt und darüber hier und da ein paar Töne arpeggiert (schreibt man das so?). Und Zack: die Bassnote war auf einmal weg und schon hört sich das ganze wie gewollt und nicht gekonnt an...

lg
manu
 
Ich würde Distance beipflichten und hinterfragen, ob man wirklich so viele Töne gleichzeitig abfeuern muß - und im musikalischen Sinne da nicht manchmal weniger mehr ist!


Nun kann man selbstverständlich den Standpunkt vertreten, daß mehr von allem nicht schaden kann. Mehr Polyphonie, mehr Sounds, mehr Speicherplatz, mehr Funktionen - wir alle kennen das. Schließlich hat man ja einen vierstelligen Betrag bezahlt, und dafür möchte man bitteschön auch das Gefühl haben, daß man nicht irgendwie um Rechenleistung beschissen wird. Sondern daß da das Nonplusultra des technisch machbaren drinsteckt.


Ein paar Gedanken und Anregungen (- ich jedenfalls komme mit den 40 Piano- und 20 Synth-Stimmen eines Stage 2 wunderbar klar):


- früher hat man ganze Arrangements (oder auch komplexe Soundschichtungen) mit 16 Stimmen oder weniger umgesetzt.

- ein Großteil der Musikgeschichte kommt mit deutlich weniger polyphonen Stimmen aus: eine klassische 4-5-Köpfige Rockband spielt selten mit mehr als 10 gleichzeitigen "Stimmen", ein Orchester hat zwar mächtig viele Musiker und Klangfarben, die aber in einer überschaubaren Anzahl von Gruppen sortiert sind.

- und überhaupt: gerade die Meisterwerke der polyphonen Musik kommen mit wenigen, dafür intelligent verwobenen Stimmführungen aus.

- Stichwort Akkorde: es ist mir schleierhaft, warum gerade bei vielen Tastendrückern auch der banalste C-Dur-Dreiklang mit allen 10-Fingern und Haltepedal gespielt werden muß ;). Wenige Töne in nicht ganz so enger Lage können viel spannungsreicher und "Ensemble-mäßiger" klingen (laut kann man ja trotzdem sein).
Ausnahmen sind natürlich Blockakkorde, Cluster o.ä., wo mit einer Vielzahl an Stimmen eine eigenständige Klangfärbung erzielt wird. Aber auch für die braucht man keine 64 Stimmen.

- die Irrglaube, daß es umso fetter (oder gar besser) klingt, je mehr man zusammen layert, ist nicht tot zu kriegen. Ein einzelner Klang kann bei richtiger Auswahl, Programmierung und EQing in Sachen Dichte vollkommen ausreichend sein - frag mal einen Jupiter 8, Prophet 5 oder Oberheim ;).

Klar gibt es jede Menge Situationen, wo das Zusammenrühren mehrerer Zutaten musikalisch Sinn macht (z.B. warmer Grundsound mit brilliantem Digitalanteil, Foster-Piano, ...), aber in der Regel kommt man da eben mit einigen wenigen Komponenten hin, die man schon mit einem 16- bis 32-Stimmigen Instrument problemlos umsetzen kann. Eine Armada von Digitalsynthesizern von D-50 über M1, Wavestation, SY99 bis hin zum Roland JD800 können ein beeindruckend fettes Lied davon "singen".
Gerade mit solchen Klängen spielt man tendenziell nicht unbedingt Rachmaninow...

Was ich meine ist: nichts klingt mehr "gewollt und nicht gekonnt", als vollgriffig (und mit Haltepedal) Klavier zu spielen und darüber dann mehrere Streicher- und Flächenklänge zu "schmieren".
Bei einer ruhigen Ballade kann ich mir das noch Vorstellen, aber genau da schlägt man selten mehr als 5 Töne gleichzeitig an - selbst mit Klangschichtung, Haltepedal und Überschneidungen sollte das mit aktuellen Klangerzeugern kein Problem sein :great:
 
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Letztens einen Fall gehabt (mit oben beschriebener Soundcombo): Bass gelegt und mit Sustain gehalten, oben Akkord gelegt und darüber hier und da ein paar Töne arpeggiert (schreibt man das so?). Und Zack: die Bassnote war auf einmal weg und schon hört sich das ganze wie gewollt und nicht gekonnt an...
Um sowas zu verhindern, gibt's bei Roland die "Voice Reserve"-Funktion. Damit kannst du für jeden Part eine bestimmte Anzahl Stimmen reservieren.

Grüsse,
synthos
 
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manu-faktur schrieb:
in der Tat ist dieser Effekt im Bandkontext nicht vorhanden, da man sich da mit übermäßiger Soundgewalt doch eher zurückhält.
Eher schon, wenn ich alleine nen Sphärischen Soundteppich lege. Z.b. zwei verschiedene Pads, damits fetter klingt und vielleicht dazu noch ein Epiano und Piano mit Delay o. Ä. Ich gebe zu, dass ich es dabei schon drauf ankommen lasse, dass die Polyphonie ausgereizt wird. Auf der anderen Seite denke ich, dass ein Instrument, dass (in meinem Fall) vier Sounds layern kann und 2000€ gekostet hat, dies auch ohne große Probleme verkraften sollte, oder eben eine höhere "Hemmschwelle" hat. Dem ist leider nicht so.

Letztens einen Fall gehabt (mit oben beschriebener Soundcombo): Bass gelegt und mit Sustain gehalten, oben Akkord gelegt und darüber hier und da ein paar Töne arpeggiert (schreibt man das so?). Und Zack: die Bassnote war auf einmal weg und schon hört sich das ganze wie gewollt und nicht gekonnt an...
Hmm also eigentlich kommt mir auch in dem Fall die Polyphonie ausreichend vor. Ich liste mal auf:
Vier Sounds - eigentlich sollten die Pads und das E-Piano mono sein - aber gehen wir mal davon aus dass die Pads aus irgendwelchen unerfindlichen Gründen bereits auf Klangerzeugungsebene stereo sind.
Das Delay auf dem Piano hat nichts mit der Polyphonie zu tun - die Delaytöne werden ja nicht von der Klangerzeugung ausgespuckt sondern vom Effektprozessor.
Also kommen wir pro gedrückter Taste auf 2+2+2+1=7 Stimmen. Bei 128 facher Polyphonie kommen wir auf 18 gleichzeitig spielbare Töne.
Bass gelegt und mit Sustain gehalten => 2 Töne wenn er oktaviert wird
oben Akkorde gelegt => gehen wir mal in die vollen... 3 Töne linke Hand, 4 Töne rechte Hand => 7 Töne
Also bleiben noch 11 Töne für Arpeggios übrig - da bist du an die Grenzen gekommen? Mal davon abgesehen dass zu dem Zeitpunkt (ich geh mal davon aus dass die ganze Zeit für alle Stimmen das Sustainpedal aktiviert is) bereits ein monströser Teppich von 2 Stereopads über 4 Oktaven dir entgegenschallt, der mit jedem gespielten Ton mehr wird.
 
Hallo, Kollegen,

ich merke schon, dass ihr damit keine Probleme habt. Find ich gut!
Wie schon oben angemerkt, ists im Bandkontext eh Latte, da man da (und auch ich) eher weniger spiele.
Der o. g. Effekt tritt auch meist dann nur ein, wenn ich zu Hause allein rumexperimentiere. Ob es jetzt ein Soundmatsch ist oder nicht, das ist erst mal unwichtig.

Dennoch finde ich es schade, dass die Hersteller bei ihren Flagschiffen nicht mehr anbieten.
Aber die Voice-Reserve-Funktion werde ich mir mal genauer ansehen. Danke für den Hinweis und eure Einschätzungen!

Grüße
Manu
 

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