OK das war sehr aufschlussreich, genau sowas wollte ich haben, danke sehr.
Hallo, Bolleraaa.
In deinem Profil steht, dass du Schüler bist, daraus schließ' ich mal, dass der Smiley ein Hinweis auf dezente Ironie darstellt? - Falls ich mich da täusche, entschuldige bitte, wenn ich dich jetzt hier mit Unterforderung zutexte...
(Hallo, Hans-Joachim.
Ich vermute ebenfalls, dass alles, was du geschrieben hast, richtig ist - das mit den Hexachorden wusste ich (hätte aber ehrlich gesagt verständnismäßige Schwierigkeiten damit gehabt, wenn ich's nicht gewusst hätte und aufgrund dieser Erklärung hätte verstehen müssen - vielleicht könnte man sowas auch ein bisschen weniger "dicht" umschreiben? - Nur'n Vorschlag, will hier ja nicht das Niveau verderben...), was die Orgeltabulatur angeht, muss ich allerdings zugeben, die Inhalte des entsprechenden Notationskundeseminars sofort wieder verdrängt zu haben (und mich immer noch hämisch zu freuen, das zugesagte Referat über den unglaublich bedeutenden blinden Organisten Konrad Paumann damals letztlich doch an einen Kommilitonen weitergeschoben (welcher sich mit der dazugehörigen Hausarbeit noch mehrere Semester rumgequält hat *g*) und statt dessen lieber die wesentlich weniger arbeitsintensive Klausur mitgeschrieben zu haben... *gg*) - aber bist du sicher, dass das MGG (egal ob 1 oder 2), leider ebenso wie der Riemann spontan die richtigen Tipps sind für jemanden, der so eine Frage stellt? Ok, das ist sicher Ansichtssache...)
Ich erklär das mit den Hexachorden nochmal:
Ein Hexachord ist sowas wie ein Ausschnitt aus einer Tonleiter, in dem Fall z. B. auf den weißen Tasten von "c" bis "a" ("Hexa" = griech. 6, weil: von "c" bis "a" = 6 Tonschritte).
Die mittelalterliche Musiktheorie (daher kommt unsere Benennung der Tonbuchstaben) baut auf drei solchen Hexachorden auf - es gibt also nicht C-Dur, Cis-Dur, D-Dur, die Moll-Tonarten usw., das kommt historisch erst viel später.
Die drei Hexachorde, die es gibt, sind alle gleich aufgebaut: zwei Ganztonschritte, ein Halbtonschritt, wieder zwei Ganztonschritte (eben wie bei c-d-e-f-g-a). Und zwar gibt es sie beginnend auf "c" (s. o., das heißt "Hexachordum naturale"), auf "g" (also "g"-"a"-"h"-"c"-"d"-"e", "Hexachordum durum") und auf "f" ("f"-"g"-"a"-"b"-"c"-"d", "Hexachordum molle").
(Anmerkung: Beim Singen - und meistens ist das ja gesungen worden, nämlich in Form von Chorälen in der Kirche, z. B. von Knaben - nimmt man aber nicht "c"-"d"-"e"-"f"-"g"-"a" usw., sondern nennt die Töne "ut" (bzw. später: "do")-"re"-"mi"-"fa"-"so"-"la" - das ist aber eigentlich für das System nicht wichtig: Das kommt nur daher, dass das ganze System wohl von Guido von Arezzo erfunden wurde, einem Mönch, der besagten Knaben das Singen der entsprechenden Choräle beibringen musste. Der hat die Tonsilben aus einem bestimmten Hymnus genommen, bei dem jede "Liedzeile" mit der entsprechenden Textsilbe ("ut", dann ""re" usw.) und immer eine Tonstufe höher anfängt. Zu G. v. Arezzo gibt's einen gut verständlichen Wikipedia-Artikel)
Die drei Hexachorde zusammen stellen praktisch das ganze Tonsystem dar, also den Tonvorrat, den es gibt (den Ton "dis" gibt es z. B. einfach nicht).
Da der Aufbau der Hexachorde wie gesagt immer gleich ist, brauchst du für den auf "g" den Ton "h" und für den auf "f" den Ton "b". (Du kannst das ausprobieren, wenn du dir eine Klaviertastatur aufmalst und die Ganztonschritte - immer 2 Tasten auf einmal - und den Halbtonschritt - nur eine Taste - entsprechend abzählst.)
Der Ton "h" heißt "b-quadratum", weil es eckig geschrieben wird, "b" heißt "b-rotundum", weil es rund geschrieben wird - man beachte noch heute die Ähnlichkeit der Buchstaben "b" und "h". (!)
(Ich denke, das wollte Hans-Joachim in dem ersten Abschnitt wohl sagen.)
Hm, hoffe, das ist jetzt klarer geworden, und wie gesagt, dass du dich jetzt nicht
unterfordert fühlst (aber die Orgeltabulatur ist glaub ich wirklich erst mal nicht so wichtig...). Gruß vom Raumschiff
(@kleinershredder: d-es-c-h bei Schostakovitsch ist auch nicht schlecht

)
(...Stunden später und nach dem Durchklicken etlicher Beiträge zum Thema "Gewinnspiel"...: )
Noch ein Nachtrag zu dem Vorschlag mit der aufgemalten Klaviertastatur: Du kannst dir natürlich auch ein richtiges Instrument zulegen, da kannst du die Hexachorde gleich hörend erfassen - einen sehr liebevollen Text zum Thema "Klavier" bzw. "Tasteninstrumente" findest du hier: "Das Klavier gilt bis heute...":
http://www.musik-service.de/keyboar...anos-masterkeyboards-workstations-cnt4de.aspx (*gg* - gilt das?, sorry, aber zum Thema mittelalterliche Musiktheorie habt ihr nichts, oder?)