Warum mag ich meine Stimme nicht?

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Potatohead
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Hallo allseits!

Ich bin neu hier und ganz gespannt auf Euch.

Seit mehr als 25 Jahren bin ich Gitarrist, Produzent, Soundschrauber....schlicht Musiker.
Mit 12 Jahren bekam ich meine erste Gitarre und spielte mit Freunden und meinem Bruder zusammen.
Oft habe ich gesungen und gespielt. Hätte dabei auch ein befreiendes Gefühl. Möchte nich het hören. Es machte einfach Spaß. Meistens bekam ich auch zu hören, dass ich eine schöne Stimme hätte.
Mit 15 Jahren hätte ich dann meine erste Band. Ich habe die Songs mit meinem Trümmer zusammen geschrieben, Gitarre gespielt, habe arrangiert, getextet und gesungen. Eigentlich habe ich alles gemacht, was in Net Band so anfällt. Das Singen hat mir riesen Spaß gemacht. Und habe gemerkt, wie ich immer besser wurde. Sicherer, selbstbewusster, einfach besser.
Als diese Band in die Brüche ging, dauerte es ca. 1 Jahr, bis ich wieder eine Band fand, bzw. Sie mich fand. Ich wollte unbedingt dort anknüpfen, wo ich bei meiner ersten Band aufgehört hatte. Ich wollte Singen, Songwriting....etc.
Dummerweise wollten alle anderen eine Sängerin und ich konzentrierte mich aufs Gitarrespielen.
Fehler?
Ich war fast immer unzufrieden mit allem in der Band und bin auch noch mit der Sängerin zusammen gewesen. Was mich meinem Ziel nicht näher brachte.
Ich war nicht mit den Songs zufrieden, nicht mit ihrem Gesang. Obwohl ich die meisten Songs mit ihr schrieb. Mir fehlte das Singen. Mich in den Gesang fallen zu lassen.
Danach habe ich in vielen Top40-, Rock-, und Coverbands gespielt und zum Teil auch gesungen. Aber nie wieder hatte ich dieses Gefühl, wie damals.
Ich habe in vielen Studios Vocals und Backings eingesungen. Ich habe also viel Erfahrung.
Trotz allem, habe ich nie wieder das gefunden, was ich damals hatte, in meiner 1. Band. :gruebel:

Nach mehr als 25 Jahren Musikerdasein stehe ich eigentlich immer noch an der gleichen Stelle.
Meine große Liebe zum Singen, Songschreiben, zum Musikleben habe ich nicht wieder gefunden.

Ich will genau das zurück. Habe aber schon fast den Glauben daran verloren. Ich will einfach wieder ichselbst sein in der Musik.
Wenn ich heute meine Klampfe in die Hand nehme und Singe, dann nur wenn ich allein bin.
Vor 2000 Leuten auf ner Bühne Coversongs zu singen....kein Ding. Mach ich.
Aber meine eigenen Ideen vor Freunden.....da scheiß ich mir ins Hemd.
"ist das gut genug?....deine Stimme is kacke.....ohne Seele....ne, lieber nicht" denke ich dann immer.
Ich schreib meine Songs nicht mal fertig, weil ich fast nicht mehr daran glaube. An mich!

Ich weiß nicht mehr weiter!
Wer kennt das von dich selbst? Wer kann mir helfen?
Habe ich evt. meine Seele verkauft?

Hilfe!

Ich freue mich auf Antworten... :confused:
 
Eigenschaft
 
Du bist wohl älter geworden. Damit meine ich, dass du mit 15 ungehemmter warst deine Sachen herzuzeigen als heute. Ich denke vielen geht es so wie dir. Viele Sänger sind sehr selbstkritisch, finden die Songs die sie schreiben nicht gut genug, die Umsetzung mit dem Gesang nicht gelungen und wenn es heißt "Spiel doch mal vor", dann zögert man, weil man möchte sich ja nicht blamieren und meistens sind eigene Songs in der Rohfassung oft viel zu persönlich. Kenn ich auch.
Gründe doch einfach wieder eine Band. Macht die Musikrichtung, die dir Spaß macht, sei der Songwriter. Der Gitarrist meiner Band hat sich über Jahre einen Fundus von hunderten eigenen Songs und Songschnipseln geschrieben. Um die auch mal zu spielen, hat er eine Band gegründet. Die Bandmitglieder die er gefunden hat, helfen ihm dabei die Lieder tatsächlich umzusetzen, weil er ehrliche Kritik bekommt und die anderen sich mit einbringen. So wird aus jedem unfertigen Songschnipsel, das er traut sich herzuzeigen, am Ende ein richtiger Song. Die Ergebnisse zu sehen und zu hören (Studioaufnahmen, Reaktion der Zuschauer) hat ihn als Songwriter viel glücklicher gemacht als zu der Zeit ohne Band.
Also gründe eine Band nach deinen Vorstellungen und dann begegnest du auch Leuten, die dich in deinem Songwriting unterstützen. Das macht mehr Spaß als alleine zu Hause vor ein paar Kumpels. Im Grunde dasselbe wie deine erste Band.
 
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Mit 15 Jahren hätte ich dann meine erste Band. Ich habe die Songs mit meinem Trümmer zusammen geschrieben, Gitarre gespielt, habe arrangiert, getextet und gesungen. Eigentlich habe ich alles gemacht, was in Net Band so anfällt. Das Singen hat mir riesen Spaß gemacht. Und habe gemerkt, wie ich immer besser wurde. Sicherer, selbstbewusster, einfach besser.
Als diese Band in die Brüche ging, dauerte es ca. 1 Jahr, bis ich wieder eine Band fand, bzw. Sie mich fand. Ich wollte unbedingt dort anknüpfen, wo ich bei meiner ersten Band aufgehört hatte. Ich wollte Singen, Songwriting....etc.
Dummerweise wollten alle anderen eine Sängerin und ich konzentrierte mich aufs Gitarrespielen.
Fehler?

Klingt fast so.

Du willst 'n Schubs? Bitteschön: <schubs>. Gründe eine Band, und wenn es "nur" eine Zweimann-Band ist. Nach Deinen Vorstellungen. Du wirst Deinen Interessenten Deine Songs vorspielen und - singen müssen, da führt kein Weg drum rum :) Aber wenn die ned wollen, bzw ihnen Deine Songs nicht gefallen, sind's die verkehrten Leut.

Ob Du Deine Seele verkauft hast? In gewisser Weise schon. Aber Du kannst sie Dir wieder holen. Mach Deine Musik. Vielleicht erstmal im kleinen Kreis, der zieht dann schon Wellen. ;)

Ein Passus ist mir grad noch aufgestoßen:

Ich war fast immer unzufrieden mit allem in der Band und bin auch noch mit der Sängerin zusammen gewesen. Was mich meinem Ziel nicht näher brachte.

Was war Dein Ziel? Ist es das immer noch?
 
Hallo Potatohead,
ich sehe es ähnlich wie Vali. Du bist älter geworden. Du hast Dich verändert, die Zeiten haben sich geändert. Du wirst das, was Du vor 25 Jahren warst, was Du damals hattest, nicht zurückholen können. Das solltest Du zunächst akzeptieren.
Was Du schilderst, kenne ich auch gut.
Ich habe früher in Bands gesungen, die eigene Songs gemacht haben. Ich war immer fürs Texten zuständig, hab aber auch mitkomponiert oder Gesangsmelodien entwickelt. Damals habe ich mir keine Gedanken gemacht, ob das, was wir machten, gut war (war es nicht) - wir haben es einfach durchgezogen, haben geprobt und gigs gespielt, irgendwann lösten sich die Bands auf und ich hörte auf zu texten, ging in gut bezahlte Coverbandjobs und später zum Jazz.
Irgendwann verliert man die Unbeschwertheit und wird selbstkritisch, aber das gehört zum Älterwerden dazu und schützt einen gewissermaßen auch vor Peinlichkeiten. Mit 15, 16 kann man sich kaum blamieren - aber wenn man mit 40 immer noch mit dem gleichen Drei-Akkorde-Schrammelzeugs auf der Bühne steht, das man mit 15 frisch und selbstbewußt produziert hat, dann schon ! (Das war jetzt nur ein Beispiel, ich meine nicht dich persönlich).
Und dann mußt Du noch bedenken: es gibt immer mehr Musik, immer mehr Produktionen, immer mehr Bands und Singer/Songwriter. Der Markt ist vollkommen übersättigt. Das macht einen Neuanfang nicht gerade leichter. Es gibt jede Menge begabten Nachwuchs, sprich gute Sänger und Songwriter (ich hab gerade wieder zwei Nachwuchssinger/songwriterinnen und ihre Debüt-Cds kennengelernt, von denen ich nur sagen kann: Respekt). Andererseits könnte es einfacher sein, wieder Mitstreiter zu finden, einfach weil das Angebot größer ist. Es machen viel mehr Leute Musik als früher.
Du magst Deine Stimme nicht ? Das kann ich Dir sehr gut nachfühlen. Ich mag meine im Moment auch absolut nicht. Solche Phasen gibt es bei vielen Musikern immer wieder - besonders dann, wenn man das Gefühl hat, musikalisch in einer Sackgasse gelandet zu sein. Die Stimme ist eng an die Psyche gekoppelt, von daher ist es klar, daß man sich in bestimmten Lebensphasen mit ihr nicht wohlfühlt.
Entweder Du ziehst jetzt einen Schlußstrich und hörst konsequent auf - oder Du gehst es noch einmal an und suchst dir neue Musiker und freundest Dich nach und nach wieder mit deiner Stimme an. Vielleicht ist sie dir durch die lange Cover-Phase abhanden gekommen und Du mußt erst wieder zu deinem eigenen Ausdruck finden.

Aber erwarte nicht, daß sich der alte Spirit wieder einstellt. Du bist mittlerweile ein anderer geworden und das wird in dein kreatives Schaffen einfließen, ob Du willst oder nicht. Allerdings werden dich neue Musiker unterstützen und inspirieren, wenn es zwischen euch paßt. Ich wünsch Dir Glück bei der Suche.
Ich würde Dir nämlich auch raten, dich nach neuen Leuten umzusehen . Und Finger weg von den Mädels. Da gibt es doch das alte Musikergesetz: never in the same band ;)
 
Zuletzt bearbeitet:
Also bei mir hat sich der alte Spirit wieder eingestellt. Zwar bin auch ich älter geworden und anspruchsvoller und weiser :)igitt:) und würde mich mit einer Menge Kram, die ich vor 20 Jahren gemacht hab', nie wieder raustrauen - aber trotzdem hab' ich nach einer langen Zeit wieder Blut geleckt und die Geilheit ist zurückgekehrt. Das gibt es also durchaus.
Los ging's als ich ein neues Instrument gelernt hab'. Ich hatte 3 Instrumente plus Gesang gelernt und alles wurde irgendwie langweilig. Dann hab' ich mit Schlagzeug angefangen und es hat mich erneut gepackt - das hält jetzt immerhin seit fast 10 Jahren an. Es haben sich neue Türen geöffnet und ich habe Dinge begriffen, die vorher mysteriös waren, weil das neue Instrument andere Aspekte beleuchtet hat.
Dann vor 4-5 Jahren habe ich angefangen, mich mit Recording zu beschäftigen - wieder ein Boost, der just in diesem Augenblick einen Boost im Boost erhält, da eine wichtige Aufnahme ansteht, die ich alleine orchestrieren muß :eek:

Aber richtig los ging's dann vor ca. 3 Jahren als ich angefangen hab', mein eigenes Zeugs zu kreieren. Ich hab' schon immer vor mich hinkomponiert und auch vor etlichen Jahren schon Songs geschrieben, Brocken aufgenommen, eigenes Zeug in meinen Bands gemacht, was halt jeder macht. Aber mittlerweile habe ich ein Ein-Mann-Projekt, bei dem mir niemand reinredet und welches in erster Linie auf Spontanität und Arsch hochkriegen basiert. Eine Ein-Mann-Jam-Band sozusagen. Ich drücke auf "Record" und mache das erstbeste was mir einfällt - und behalte es bei, was es auch sei (man beachte den Reim :D). Fehler bleiben drin, werden von anderen Instumenten aufgegriffen etc. - der Gesang besteht ausschließlich aus ersten Takes, es wird nix geschnippelt oder geübt - oft versing' ich mich, weil ich meinen eigenen Text nicht richtig kann. Alles in allem eine rohe, derbe, finstere, üble, schräge, disharmonische Sumpfplörre mit lauter Gesangsexperimenten - Dingen, die ich nie bei einer "normalen" Aufnahme oder in einer Band tun würde. Und es klingt zum Davonlaufen :p. Aber mittlerweile habe ich 3 Alben damit gefüllt, wahnwitzig viel dabei gelernt, einen unglaublichen Spaß dran gehabt und die Lust daran wächst und wächst.

Keine Ahnung, was das jemandem nützen soll :gruebel: - möglicherweise lautet mein Fazit: immer in Bewegung bleiben. Musiker sind wie Kröten: wenn wir stillsitzen, werden wir blind. Wir müssen ständig den Kopf bewegen, über den Zaun kucken uns rühren, damit wir sehen können. Wer nicht wächst, geht ein.



p.s. zum Thema mit anderen Bandmitgliedern anbandeln sag' ich mal nix :bang:

p.p.s. vielleicht poste ich mal den Link zu meinem Jazzlärm - schon alleine deshalb, damit alle anderen die Panik vor der Unvollkommenheit ihres Krams verlieren :rock:. Perfektion ist ein Phantom, in der Musik geht es um den Moment. Punkt.
 
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Sing-it, Du hast in vielem recht und ich sehe vieles auch ganz ähnlich wie Du. Nur.... was tut man, wenn man nicht aufs Recorden in den eigenen 4 Wänden steht, sondern auf die Bühne will ? Wer soll sich das ganze schräge Zeugs anhören ? Gibt´s ein (zahlendes) Publikum dafür ? Kannst Du deine Alben verkaufen, oder ist dir das komplett wurscht ?
Ich gebe ganz ehrlich zu, mir würde das einsame Aufnehmen wenig Spaß machen. Ich brauche die Bühne. Und ich liebe es, Teil einer Band zu sein. Um Perfektion geht es dabei gar nicht - gerade die Live-Situation garantiert jede Menge Pannen und Unvorhergesehenes.
 
Grundsätzlich glaube ich fest daran, daß es ein Publikum für alles gibt und gerade im Netz kann man sich jede Nische aussuchen - und sei sie noch so winzig. Ich würde mit diesem Kram evtl. auch auf die Bühne gehen.....so ich denn Leute fände, die das spielen können (weniger von den Fähigkeiten als von der Instrumentierung her...) und wir es schaffen täten, den Kram entsprechend umzusetzen. Aber das ist nicht Sinn der Übung. Wenn ich mich drum kümmern würde, gäbe es auch Verkäufe - aber auch das interessiert mich recht wenig, da ich die Zeit nicht habe und mich Vermarktungs- und Networkingkrempel unfaßbar anödet :weird:
Da ist eben jeder anders gelagert - ich hatte im Studio immer schon mindestens genauso viel Spaß wie auf der Bühne. Das war ja auch nicht als Patentrezept für alle gedacht, sondern lediglich eine Beschreibung, was bei mir zum Wiedererlangen des Spirit geführt hat. Meine eigentliche Botschaft war das mit der Bewegung und der Kröte. Und in welche Richtung man sich bewegt, das muß nun wirklich jeder selbst ausknobeln...
 

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