Allerdings gibt es so viele, phrygisch, mixolydisch, lydisch, äolisch usw... da blickt doch kein Mensch durch.
Diese Skalen sind Derivate der Durtonleiter. Das heißt, sie sind in der Intervallstruktur der Dur-Tonleiter sozusagen enthalten, mit integriert. Das heißt, dass zum Beispiel C-Dur, D-Dorisch und G-Mixolydisch alle den gleichen Vorrat an Tönen haben, der Grundton ist aber jeweils ein anderer. Damit wird man dem Umstand gerrecht, dass in einer Akkordfolge, die ja in einer Tonart steht, verschiedene Gruntöne temporär vorherrschen (eben der Grundton des jeweiligen Akkords der gerade klingt). Bezieht man das Tonmaterial der Tonart, in der die Akkordfolge steht, auf den jeweiligen "lokalen" Grundton, ergeben sich diese Skalen.
Wann nutze ich welche Scale? Also mir ist schon klar, dass sich das nach der Tonart richtet, aber man verschiebt die Scale ja dann nur.
Mit welcher Scale sollte ich anfangen? Gibt es nicht sowas wie die "Urscale" und wenn man bei dieser Töne dazuaddiert, entstehen quasi diese weiteren Formen, Mixolydisch etc.?
Dazu addieren musst du wie gesagt nichts. Du kannst erstmal mit der Dur-Tonleiter anfangen. Das Problem bei der Akkord-Skalen-Theorie, bei der jedem Akkord eine optimal passende Tonleiter zugeordnet wird, ist, dass sie für Anfänger sehr verwirrend ist. Historische betrachtet ist das Konzept verhältnismäßig jung und entsteht so ca Anfang der 50er im Jazzbereich. Seitdem ist es eine gängiges Konzept unter Jazzern an Musikhochschulen (Berklee macht das z.b. nahezu hauptsächlich...) etc. Die Sache ist die, dass man dieses Konzept , meiner Meinung nach, nur dann sinnvoll anwenden kann, wenn man etwas über Akkordaufbau und Stimmführung weiß.
Du hast dir ja bereits die Frage gestellt: Ja das ist doch irgendwie das gleiche aber nur verschoben? Diese Frage taucht hier sehr oft auf.
Wichtig wäre also zu Wissen: Welche Töne führen besonders gut auf den nächsten Akkord hin? Welche Töne klingen über welchen Akkord nicht gut und warum ist das so? In welchen Situationen muss ich also bestimmte Töne vermeiden und dafür andere besonders hervorheben, damit es gut klingt. Und darüber gibt dir die Skala keine Auskunft. Die Skala ist also nur eine Ansammlung von Tönen, die potenziell zu Akkord und Tonart passt. Es steht aber sozusagen "nicht dabei", das dennoch nicht alle Töne gleichgut funktionieren. Betrachte die Skala daher mehr als Materialsammlung. Diese Materialsammlung stellt eine Querverbindung her zwischen den Tönen im Akkord und den Tönen im tonalen Zusammenhang (Töne die im Akkord nicht vorkommen, aber in der Tonart, in der die Akkordverbindung steht)
Was auf jeden Fall nicht funktionieren wird: Eine oder zwei Skalen auswendig lernen und überall drüberspielen und damit immer gut klingen. Leider ist immer etwas anpassung an die Situation erforderlich.
Um selbst bestimmen zu können, welche Skala zu welchem Akkkord passt musst du den Kontext verstehen. Ich kann versuchen dir das zu erklären wenn du willst. Es ist nur die Frage ob das jetzt schon Sinn macht.
Voraussetzungen um mit der Akkord-Skalen-Theorie sicher umgehen zu können, und somit Stichwörter zum Weitersuchen, wären folgende:
-Intervalle bestimmen können und verstehen
-Akkordaufbau verstehen( Was ist ein Dreiklang, Unterschied zwischen Dur- und Moll, später Septakkorde (Vierklänge)
-Stufenakkorde: Den Quintenzirkel verstehen und verstehen welche Akkorde zu einer Tonart gehören und warum.
-Elementare Funktionen: Tonika, Subdominante, Dominante und deren Stellvertreter Akkorde kennen und anwenden können.
-Elementare Stimmführungsregeln kennen: kleine Wege gehen, Leittöne auflösen, gemeinsame Töne wenn möglich liegen lassen, etc.
Wenn das da ist, wäre die Akkord-Skalen-Theorie der nächste Schritt.
grüße B.B.