woran ich erkennen kann, ob das Wachs der Stimmplatten alt ist?
Hallo Yamahamay,
Wachs ist hier nicht gleich Wachs - viele Hersteller haben hier ihre eigenen Mischungen und entsprechend unterschiedlich sind die auch von Klebekraft, Haltbarkeit und Alterungserscheinungen . Genauso unterschiedlich kann die Farbe des Wachses sein. Die kann von blassgelb bis dunkelbraun variieren ohne dass die grundsätzlichen Eigenschaften deswegen andere sind.
Frisches (oder relativ frisches Wachs) ist ziemlich klebrig... Und wenn man da Wachs absticht, dann sticht man da einen ziemlichen klebrigen Span ab. Nach ein paar Jahren normalisiert sich das etwas und der Span ist nicht mehr so klebrig, aber immer noch in etwa in der Farbe des Wachses.
Wirds Wachs dann älter wird das abgestochene Wachs immer weißlicher . Das kommt daher dass es härter ist und beim Abschaben intern bereits Mikrorisse bildet, die dann die weißliche Farbe erzeugen. Ganz eindeutig ist der Fall wenn sich bereits Brösel bilden - dann ist der Fall klar und das Wachs ist über den Zenit und gehört getauscht.
Aber bis dahin kann das Wachs immer noch seine Funktion erfüllen! Besonders wenn die Stimmplatten noch zusätzlich mit Nägeln gesichert sind. Altes Wachs kann man aber bei genauem Blick an die Stimmstöcke auch so schon erkennen. Wenn sich das Wachs von der Stimmplatte schon leicht löst und Risse bilden, dann ist es an der Zeit neu zu wachsen.
Typische Effekte von altem Wachs sehen z.B. so aus:
Teilweise muss man genau hinschauen um den Riss zu erkennen - aber egal wie klein der Riss ist - wenn das Wachs reißt, oder nicht mehr sauber an der Stimmplatte klebt, ist es zu alt!
st es heute üblich, die Lederzungen gegen Plastikzungen auszutauschen?
Das ist jetzt mitunter eine Glaubensfrage: die einen schwören auf die guten Eigenschaften von Lederventilen und wollen um nichts auf der Welt gegen Kunststoffventile tauschen, die anderen wollen eher die Vorteile der Kunststoffventile nutzen und wechseln auf Kunststoff.
Beide Sorten haben ihre typischen Vor- und Nachteile!
- Lederventile sind die älteste Sorte an Ventilen an den Stimmplatten. Sind also schon ewig etabliert. Die Eigenschaften sind bekannt
- Leder kann sich aber auch verziehen oder verhärten und behält auch seine Form nicht ganz so zuverlässig wie Kunststoffventile
- Außerdem sind Lederventile schwerer als Kunststoffventile gleicher Größe und somit träger in der Funktion.
- Zudem ist die Dicke und Steifigkeit nicht so gut steuerbar wie bei Kunststoffventilen.
- Um die Lederventile in Form zu halten werden gerne Verstärkungsfedern aus dünnen Stahlstreifen auf den Rücken aufgespannt . Steifigkeitsänderungen sind hier dann aber schwerer zu realisieren als bei Kunststoffventilen.
- Kunsstoffventile sind leichter als Ledeventile und reagieren deshalb schneller
- Durch den leicht variierbaren Schichtaufbau kann man Kusntstoffventile gut in der Steifigkeit anpassen und damit auch optimal auf die Stimmplatte einstellen (wenn man will)
- heutige Kunststoffventile sind ziemlich unempfindlich gegen Feuchtigkeit und behalten ihre Funktion und Steifigkeit über sehr langen Zeitraum bei
- Allerdings machen große Kunststoffventile lautere Schließgeräusche als Lederventile, weshalb bei großen Stimmzungen gerne trotz allem Lederventile bevorzugt werden - die dann allerdings sehr häufig noch Kunststoffstreifen als Verstärkungsrücken haben.
...Soweit die Fakten...
Dazu kommen dann natürlich auch noch emotionale Faktoren.
: "Leder ist ein Naturprodukt - Kunststoff ist halt ein künstlicher Stoff"
...Allerdings hat Leder auch ein gewisses unerwünschtes "Eigenleben"
: "Stimmplatten mit Lederventilen bestückt klingen wärmer als welche mit Kunststoffventilen"
...Das hängt allerdings von der Machart ab, wie die aufgeklebt werden, wenn man Kunststoffventile mit den gleichen Rahmenbedinuggen aufklebt dann kann man die gleichen Klangeigenschaften erzielen
:
"Lederventile kann man wieder in Form bringen, wenn die mal abstehen, wenn Kunststoffventile abstehen geht nix mehr"
...Das ist richtig - hält aber nicht lange bevor die Lederventile wieder wegwandern .. und bei Kunststoffventilen brauchts in der Regel viel länger bis die überhaupt mal abstehen!
:
"alle hochwertige Akkordeons haben Lederventile"
...Früher gab s keine Kunststoffventile und es mussten daher zwangsläufig Lederventile verwendet werden - heute finden sich auch in den hochwertigsten Akkordeons beide Sorten - es gibt welche komplett mit Leder und welche mit Kunststoffventilen, wobei dann die großen Stimmplatten alle mit Lederventilen wahlweise mit Stahlfederrücken oder kunststoffverstärktem Rücken ausgestattet sind.
-> Von daher: es gibt keine eindeutige Aussage ob Kunststoffventile oder Lederventile besser sind. Man kann mit beiden Arten hervorragende Stimmstöcke aufbauen und auch mit beiden Arten lausige Kombinationen erzeugen!
Oftmals hängt es davon ab, was man geschickter beziehen kann oder was historisch etabliert ist, oder was der Fachmann besser gewohnt ist (und womit er dann auch besser umgehen kann). Ich bilde mir allerdings ein dass sich heutzutage eine leichte Tendenz zu Kunststoffventilen ergibt... aber das ist eine rein subjektive Beobachtung meinerseits.