Peegee
Mod Emeritus
Waltari:
Kärtsy Hatakka - der Bass und Voices in der Rolle von "John Doe"
Jariot Levtinnen - die eine Gitarre
Sami Yli-Sirniö - die andere Gitarre (wurde live bereits durch Roope Latvala ersetzt
Janne Parviaeinen - der Ultramegagodlythunderstorm (in anderen Bands wird so der Drummer genannt)
Gäste:
The Avanti Symphony Orchestra - das Orchester
Riku Niemi - der Dirigent und Arrangeur
Eeva Karina Vilke - Gesang in der Rolle von "The Angel"
Tomi Koivussari - Grunzshouter in der Rolle von "The Machine"
Tracklist:
Misty Dreariness
Sign
Deeper Into The Mud
The Struggle Of Life And Death Of Knowledge
Completly Alone
Move
Time Irrelevant
The Top + Bonus Track "How Long Can U Go?
Homepage:
http://www.waltari.de
http://www.waltari.de/yeahyeahdiedie/index.htm
Vorab:
Liebhaber der "Rock goes Classic Werke" oder "Metallica´s S&M" seien gewarnt. Die Death Metal Symphony ist kein weiterer Versuch, Rock-/Metalmusik durch Orchestereinsatz zu versüßen und dadurch noch massenkompatibler zu machen. Das genaue Gegenteil trifft eigentlich eher zu. Klassikliebhaber werden fluchtartig den Raum verlassen und truen Metalheads wird es spätestens bei der Altstimme von Eeva Karina Vilke die Zehennägel aufrollen. Auch sind dies keine alten Songs, die man nun mit Orchester neu aufgenommen hat.
Nein nein, wir haben es hier mit einer komplett durchdachten und nur für diesen Zweck komponierten Symphony zu tun. An dieser Stelle sei erwähnt, dass Kärtsy Hatakka das komplette Werk allein komponiert hat und damit wohl recht eindrucksvoll bewiesen hat, welch musikalisches Genie sich hinter dem pumuckel-look-alike Wuschelkopf verbirgt.
Für die einzelnen Instrumente, sowie für das gesamte Orchester wurden die Stücke dann von dem Dirigenten Riku Niemi arrangiert. Der hat übrigens rigoros abgelehnt, als ihm der Job zum ersten Mal angeboten wurde, da er dachte, es ginge um so eine leidige Rock goes Classic Geschichte. Als sich dann jedoch herausstellt, dass es "richtig schöner Krach" sein sollte, hat er eingewilligt und dann headbangenderweise bei der Liveaufführung das Orchester dirigiert.
Die Musik
Die ersten Minuten werden wir mit dem Orchester alleingelassen, dessen tiefe Streicher sehr getragen und düsterer als alle Doom - Metaller nach und nach eine immer gespanntere Atmosphäre aufbauen. Zum Ende des ersten Stücks wird nur noch ein durchgehender Ton gehalten, der alle paar Takte von einem heftigen Gitarrenakkord unterbrochen wird.
Dann...... Stille; in der man nur noch die aufgerissenen Gitarrenamps rauschen hört (Ja, auch so etwas kann man als sehr effektives Stilmittel einsetzen); vier kurze HiHat-Schläge und dann lässt uns die Band mit brachialem Sound wissen, warum es Death Metal Symhony heißt. Das Orchester setzt mal akzentuiert, mal mit Wucht dagegen, ohne jedoch dabei besänftigend zu klingen.
Tomi Koivussari eröffnet in tief grunzender Weise den Reigen der Sänger/innen. Wem dieser Name bekannt vorkommt, hier die Auflösung. Er ist der Rythmusgittarist von Amorphis und hat früher dort auch "gesungen". Seine tief-markante Stimme hat wohl nicht unerheblich zum Kultstatus des Klassikers "Tales from the thousand Lakes" beigetragen. Kärtsy Hatakka übernimmt den zweiten männlichen Gesangspart und die eigentliche Hauptrolle. Seine leicht quäkende Stimme bildet in unterschiedlichen Variationen einen prächtigen Kontrast zur tiefen Stimme Koivussaris. Der richtige Kontrapunkt kommt aber erst mit dem Einsatz von Eeva Karina Vilke. Diese Opernsängerin wirkt mit ihrer ausgebildeten Altstimme im ersten Moment völlig deplaziert zwischen den beiden "bösen Jungs". Doch dieser erste Eindruck täuscht gewaltig und das Ganze wird beim näheren und auch öfteren Hinhören immer homogener.
Die Musik bleibt auch im späteren Verlauf sehr facettenreich und reicht von "getragen" über "rockig" bis zu "an den Haaren ziehend". Mal spielen Band und Orchester zusammen; mal im schnellen Wechsel; oder auch mal über längere Passagen "allein". Großartige spieltechnische Einzelleistungen bekommt man nicht zu hören und wären wohl auch ziemlich fehl am Platz.
Die Voices wechseln auch ständig durch, so dass Eintönigkeit das genaue Gegenteil von dieser Symphony bildet.
Aber es gibt auch überraschende Momente. Denn Waltari wären nicht Waltari, wenn es nicht mindestens zwei Stücke auf der CD gäbe, bei denen man das breite Grinsen auf den Gesichtern aller Beteiligten regelrecht heraushören kann. Hat schon mal jemand eine (mehroderweniger) Metalband zusammen mit einem Orchester "Techno" spielen hören? So lange man "The Top" noch nicht kennt, wohl kaum. So etwas gibt es nur bei Waltari.
Der Sound
Auch wenn sich Kärtsy heutzutage über den Sound beschwert, finde ich ihn schlichtweg genial. Das Orchester drückt gewaltig, säuselt sanft, oder lässt mit doomigen Celli Gänsehaut entstehen, während die Band einen herrlich brachialen Sound fährt, der einfach echt und wie live klingt. Mit Grauen stelle ich mir vor, wie es klingen würde, wenn man noch 20- 30 weitere Gitarrenspuren; Synthies usw hinzufügt und dann auch noch Blind Guardianmäßig weichspült.
Nee Nee, das braatzt ordentlich und das ist auch gut so!
Spezial
Es gibt zumindest zwei unterschiedliche Versionen der CD. Ein Freund von mir besitzt eine CD, auf der es nur ein Stück gibt. Ich hingegen habe eine, bei der man acht verschiedene, anwählbare Tracks hat. Wohlgemerkt, es ist nicht mehr Musik darauf, sondern sie ist nur in einzelne Stücke unterteilt. Weiterhin gibt es auf meiner CD ein paar Computerschmankerl wie Pics; Bandvorstellung; Discographie usw. In einer Funktion kann man die unterschiedlichen Spuren (nur Ausschnitte) der Death Metal Symphony mal alleine anhören und zusammenmischen. Nette Idee.
Fazit
Ich muss eingestehen, dass es mir sehr schwergefallen ist, mich hinsichtlich dieser außerordentlichen CD entsprechend zu artikulieren. Normalerweise verwende ich lieber Vergleiche anstatt Schubladen, um anderen verständlich zu machen, was man sich unter der Musik vorstellen kann. Doch wie vergleicht man ein einmaliges Stück Musikgeschichte? Vielleicht fällt ja einem der Wortgewandten Kollegen dazu etwas Besseres ein.
Zugegeben: Die Death Metal Symphony ist keine leichte Kost und wird die meisten "Duchschnittshörer" schlichtweg überfordern. Aber wenn man offen für Neues ist und auch mal gerne über den Tellerand seiner normalen Hörgewohnheiten blickt, dann ist diese Scheibe meine Empfehlung Nummer Eins!
Auch wenn es keine Musik für "mal eben" ist und auch nicht zu jeder Gelegenheit passend ist, kann ich allein aufgrund der Genialität und der enormen Innovation nicht anders, als die Höchstwertung zu vergeben.
10/10 Punkten
- Eigenschaft