Decadox
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VOX ADXXX VT | Artikel Teil 1 (Geschichte)
In diesem Review möchte ich euch die derzeitige "VOX ADXXX VT"-Gitarrenverstärkerserie genauer vorstellen. Zunächst möchte ich ein wenig auf die Geschichte des Unternehmens eingehen (Teil 1) und dann ausführlich über die neueste Verstärkerserie aus dem Hause "VOX" berichten (Teil 2). Ich entschuldige mich schon im Voraus für eventuelle Fehler bei der Recherche. Ansonsten wünsche ich euch viel Spaß beim Lesen...
Die Geschichte des Unternehmens
Am 28.02.1917 wurde "Thomas Tom Jennings" in Hackney, London geboren. Zur Zeit des zweiten Weltkrieges leistete er seinen Militärdienst als Mitglied der Royal Engineers der britischen Royal Army. Aufgrund einer Verletzung trat er aus der Royal Army aus und nahm einen Job in einer Munitionsfabrik an. Hier lernte er Dick Denney kennen, einen jungen Amateurgitarristen, der sich, genauso wie Jennings selber, für Radiotechnologie und Elektronik interessierte.
1944 begann Jennings, aufgrund seiner leidenschaftlichen Liebe zum Akkordeonspielen, neben seiner Tätigkeit in der Munitionsfabrik, mit gebrauchten Akkordeons zu handeln. 1945 gingen Jennings und Denney jedoch ihre eigenen Wege und Jennings beschloss seine nebenberufliche Tätigkeit als Akkordeonhändler zum Hauptberuf zu machen. 1946 begann er den professionellen Handel mit Akkordeons in einem eigenen Geschäftsgebäude in Dartfort, Kent. Er importierte Akkordeons aus aller Welt und versuchte diese, neben anderen Musikinstrumenten, in England zu verkaufen. Jennings entwickelte die legendäre Univox-Elektro-Orgel und gründete daraufhin die Jennings Organ Company" im Jahre 1951. Unter diesem Namen produzierte Jennings von nun an die Univox. Sie gilt heutzutage als begehrtes Sammlerstück, wurde aber auch früher von einigen britischen Musikern, wie z.B den Tornadoes" (Single Telstar") verwendet. Zeitweilig versuchte Jennings die Verstärker für seine Orgeln so zu modifizieren, dass sie auch für E-Gitarren brauchbar wurden. Leider hatte er nur wenig Erfolg mit diesen Modifikationen und widmete sich wieder seinem Unternehmen.
"The Tornadoes" mit ihrem VOX-Equipment
Im Jahre 1956 kam dann Dick Denney, Jennings' ehemaliger Mitarbeiter aus der Munitionsfabrik in Jennings Firma und stellte ihm einen Prototyp eines Gitarrenverstärkers für elektrische Gitarren vor. Denneys Leidenschaft für Gitarren und Elektrotechnik brachten ihn dazu, nach einer ernsthaften Krankheitsphase, mit Gitarren und Gitarrenverstärkern zu experimentieren.
Jennings erkannte das Potenzial dieses Prototypes und begann ihn unter dem Namen VOX AC15" (AC"= Amplifier Combination - Verstärker Kombination) zu bauen. Denney arbeitete nun unter Jennings Namen. Die Firma änderte ihren Namen von Jennings Organ Company" in Jennings Musical Instruments" (JMI") um, als Denney zum Chefentwickler bei JMI wurde und Jennings Frau zur Vorstandsleiterin ernannt wurde.
Thomas Jennings, Dick Denney und Joe Feldman auf der Frakfurter Musikmesse 1967
Mit diesem Schritt wurde für das kleine Orgelunternehmen eine neue Entwicklungsphase im Gebiet der Gitarrenverstärker eingeleitet. Jennings eröffnete einen kleinen Musikstore in London, um dort neben einigen Fender Gitarren, vielleicht auch ein Paar VOX-Verstärker zu verkaufen. Jennings veröffentlichte 1958 den kleinen Röhrenverstärker mit 20 Watt und einem "12 Zoll Celestion Lautsprecher".
Cliff Richards Backgroundband The Shadows nutzten anfangs solch einen VOX AC15 und andere Musiker bemerkten den schönen Gitarrensound der Band. Mit dem Aufschwung des Rock and Roll nutzten auch andere Musiker wie Bert Weedon und The Midgel Five den kleinen Gitarrenverstärker von VOX. Jennings entwickelte in den späten 50er Jahren den VOX AC10 als kleinere Version des VOX AC15 und einen kleinen Übungsverstärker namens VOX AC4.
"The Shadows - The Final Concert" (Unten Links erkennt man einen VOX AC30)
Leo Fender's Amps waren zu dieser Zeit sehr beliebt und als Fender 1958 seinen Twinamp" auf 60 Watt verstärke, musste auch Jennings dem Trend zu größeren Gitarrenverstärkern folgen. Jennings und Denney begannen mit der Entwicklung des legendären VOX AC30" auf Grundlage des VOX AC15. Durch die neuen Celestion Blue Lautsprecher in Verbindung mit einem getwinnten VOX AC15 mit einigen Modifikationen, gelang es ihnen einen einzigartigen Sound zu kreieren: Den Sound des VOX AC30!
Der original VOX AC-30" und seine verschiedenen Variationen (z.B VOX AC-30 TB") sind heutzutage wahrscheinlich die begehrtesten Sammlerstücke der VOX-Fanatiker. Mit 36 Watt und seinem einzigartigen Sound, konnte dieser Amp die Gitarristen jener Zeit überzeugen.
VOX AC30
Jennings begann 1961 mit der Entwicklung einiger Gitarren. Sie wurden von einem Tischler hergestellt und waren optisch an die derzeitigen Trends angepasst. The Stroller und The Clubman liefen derzeit unter dem Namen VOX. Da diese Gitarren eher für das untere Preissegment gedacht waren, entschloss sich Jennings dazu eine eigene Gitarre mit individuellem Design und hoher Qualität zu entwickeln. Zusammen mit dem italienischen Gitarrenbauer EKO entwickelte Jennings die VOX Phantom die im Jahre 1962 veröffentlicht wurde. Der VOX AC30 versprach großen Erfolg und wurde von nun an auch mit schwarzem Vinyl bezogen. Zu dieser Zeit begann auch die Verbindung zwischen VOX und den Beatles zu entstehen, da die Beatles einige neue VOX AC30 orderten. 1963 wurde die VOX Phantom von The Dave Clark 5 und The Hollies benutzt und wurde ein sehr erfolgreiches Produkt von VOX.
Als die Beatles" durch ihren legendären Auftritt in der Ed Sullivan Show", die British Invasion" Anfang der 60er Jahre auslösten, wurde auch VOX immer bekannter, da auch die Beatles einen VOX AC-30" auf der Bühne nutzten. Jennings schloss mit den Beatles einen Vertrag, der sie dazu verpflichtete, ausschließlich VOX-Verstärker auf der Bühne zu benutzen. Im Vertrag wurde jedoch auch festgehalten, dass die Beatles im Studio auch andere Verstärkermarken benutzen dürfen. Dieses sollte ein entscheidender Marketingzug Jennings werden, da die Beatles immer populärer wurden.
"The Beatles" mit VOX-Verstärkern auf der Bühne
Neben den Beatles haben auch viele andere Gitarristen den Sound des VOX AC-30" liebengelernt: The Who" und The Yardbirds" haben in der Zeit der Britisch Invasion den Sound jener Zeit geprägt. Selbst einige Jahre später gilt der Sound des VOX AC-30" keinesfalls als alt und verbraucht, was die Rockgruppen "The Jam" und "Queen" in den 70er Jahren auch lautstark bewiesen. Selbst heutzutage nutzen noch viele bekannte Musiker wie "Lenny Kravitz" oder "David Howell Evans" von "U2" diese legendären Gitarrenamps.
"Edge" von "U2" mit seinem AC30
Ausschlaggebend für diese Entwicklung war unter anderem die Nummer 1 Single Apache von den Shadows (Die gleich drei VOX AC-30 orderten). VOX wurde die Gitarrenmarke in Groß-Britannien. Ein Problem gab jedoch:
Die Gitarristen dieser Zeit hatten mit den 36 Watt des VOX AC-30" nicht genug Leistung, um ein großes Publikum ausreichend zu beschallen. Da die PA-Anlagen dieser Zeit einen grottenschlechten Sound übertrugen, griffen viele Gitarristen auf eine ganze Wand aus Verstärkern zurück. Auf der Bühne von Queen" standen sogar 12 voll aufgedrehte VOX AC-30", die einen sagenhaften Sound lieferten. Die Gitarristen schrieen dennoch nach mehr Leistung und Jennings musste reagieren.
1963 wurde die VOX Phantom vollkommen neu entwickelt unter dem Namen VOX Phantom MK III. Sie wurde aufgrund ihrer Form auch als The Teardrop bezeichnet. Sie wurde von Brian Jones (The Rolling Stones) gespielt und verleitete Jennigns dazu weitere Gitarren zu entwickeln und zu produzieren. Gegen Ende des Jahres veröffentlichte Jennings einige neue Gitarren und stellte außerdem den neuen VOX AC50 vor. Der VOX AC50 sollte neben dem sehr erfolgreichen VOX AC-30 das neue Flaggschiff werden.
1964 wurden weitere Gitarren entwickelt und veröffentlicht. Neben Gitarren und Gitarrenverstärkern betrieb Jennings weiterhin den Orgelbau. Er stelle in diesem Jahr die VOX Continental I vor. Die Technologie dieser Orgel wurde in einer sehr interessanten Inovation Jennings verbaut. Diese Inovation war die VOX Guitar Organ. Eine elektrische Orgel, die basiernd auf der Technologie der VOX Continental I, mit einer E-Gitarre verbunden wurde. Beim herunterdrücken der Gitarrensaiten ertönte der Orgelton, der mit dem Klang der Gitarre kombiniert werden konnte.
Jennings entschied sich, nun auch Transistorenverstärker (Solid-State-Amps) zu bauen, da die Transistorentechnologie zu dieser Zeit als die Zukunft der Gitarrenverstärker galt. Jennings Ampsschmiede entwickelte verschiedene Verstärker, die alle unterschiedlich gut vom Markt angenommen wurden. Allgemein tat sich viel bei VOX. 1964 wurde der erste Solid-State-Bassamp namens T60 veröffentlicht. Weiterhin entwickelte Jennings Team das VOX Foundation Bass Cabinet und das neue VOX AC-100 Topteil, welches für das neue Beatles Cabinet gebaut wurde. Viele Musiker dieser Zeit waren sehr erfolgreich und setzten auf VOX-Verstärker. The Animals - The House of the Rising Sun Manfred Mann - Do Wah Diddy Diddy und The Zombies - Shes Not There waren einige Hits, die mit VOX Verstärken eingespielt wurden. Neben einigen anderen Entwicklungen wie dem VOX Radio Microphone befasste sich Jennings weiterhin mit der Entwicklung und Produktion von elektrischen Orgeln.
Ungefähr zu dieser Zeit begann jedoch Jimmy Marshall ("Marshall Amps"), im Auftrag von Peter Townshed ("The Who"), die Entwicklung eines 100 Watt Topteils und eines 8 x 12 Zoll Lautsprecherkabinets. Das "Marshall-Stack" war geboren! Dieser Amp lieferte ausreichend Leistung, um auch ein großes Publikum zu beschallen. Falls mehr Leistung beötigt wurde, wurden mehrere Stacks aufgestellt. "Jimi Hendrix" nutze eine auf der Bühne nicht selten eine Wand aus 18 zusammengeschlossenen Marshall-Stacks. Der britische Markt wurde nun immer mehr von den "Marshall Amps" dominiert und "Marshall Amps" sollte sich zu einem der größten Verstärkerproduzenten der Welt entwickeln.
"Jimi Hendrix vor seinen Marshall-Stacks"
Jennings bemerke diese Entwicklung früh und schaute sich nach interessierten Käufern für sein Unternehmen um, da er die Gefahr der Kurzlebigkeit der Popmusik nicht unterschätzen wollte. Die Royston Group erwarb 1964 eine Mehrheitsbeteiligung an Jennings Unternehmen. Durch den großen Erfolg der Beatles in den USA übernahm die Thomas Organ Company den Import von VOX Verstärkern in die USA. Der Deal reichte soweit, das die Thomas Organ Company begann die importierten U.K Verstärker durch eine eigenständig entwickelte US-Ampserie zu ergänzen. Einige Zeit später erwarb die Thomas Organ Company gegen eine hohe Lizenzgebühr die Marktrechte für die Vereinigten Staaten und begann mit der Hilfe von Denney eine eigene US Solid-State-Ampserie zu entwickeln. Diese Ampserie viel vor allem durch die einzigartigen Features (z.B Distortion) auf. Sie wurden nun auch neben den UK Amps in Groß-Britannien angeboten. Durch das Übertragen der Marktrechte verlor Jennings die Kontrolle über sein Unternehmen.
Aufgrund der hohen Kosten der Alinicomagneten haben die Amerikaner den teuren Celestion Blue Lautsprecher durch einen günstigeren Keramik-Magnet Lautsprecher ersetzt. Mit dieser Solid-State-Ampserie aus den Staaten begann auch der bis heute anhaltende allgemeine Streit zwischen Röhrenfanatikern (Wie den meisten Gitarristen dieser Zeit) und den Transitorenanhängern. VOX verlor an Ansehen, aufgrund der schlechteren Soundqualität der neuen Ampserie. Zwischenzeitlich konnte VOX jedoch mit dem Wah-Wah (Welches eigentlich den Klang einer gedämpften Trompete simulieren sollte) einen großen Erfolg verbuchen.
Das legendäre "VOX WAH WAH"
1967 übernahm die Royston Group die britische Ampschmiede vollkommen und die Thomas Organ Company übernahm die gesamte Kontrolle über den Handel und die Entwicklung von VOX US Amps. Diese Umstände bewirkten den Austritt Jennings im Jahre 1967.
1968 veröffentliche VOX unter der neuen Leitung den VOX Bill Wymann Bass und die Royston Group begann nun auch in andere Wirtschaftsbereiche zu investieren. Dies führte jedoch 1969 zum Bankrott der Royston Group und VOX verlor einige wichtige vertragliche Bindungen. Nach 9 Monaten Unklarheit wurde die Corinthian Bank neuer Besitzer des Unternehmens und benannte es in VOX SOUND LTD um.
1970 wurde VOX SOUND LTD an John Birch and George Stowe verkauft. Die Herstellung wurde nach Hastings verlagert, wo nun einige Orgeln und Verstärker weiterentwickelt und produziert wurden.
Erst 1972 kaufte CBS Arbiter, der britische Fenderimporteur, das Unternehmen auf und begann die gesamte Produktpalette zu überarbeiten. Unter Arbiter wurden viele Re-Issues vergangener Verstärkerserien und Orgeln veröffentlicht. Unter anderem wurde eine Transistorversion des legendären VOX AC30 unter dem Namen VOX AC30SS entwickelt und 1975 veröffentlicht. Durch den großen Erfolg von Brian May mit seiner Rockgruppe Queen, gelang es Arbiter, ohne viel Promotion, seine Amps zu verkaufen. Nach erfolgreicher Arbeit in Jennings ehemaligem Unternehmen, beschloss Arbiter VOX SOUND LTD zu verkaufen.
"Brian May" von "Queen"
Rose Morris, damaliger Mitarbeiter von Marshall Amps beschloss 1979 eine eigene Ampserie zu bauen. Er übernahm VOX SOUND LTD im Jahre 1979 und gab seinem neuen Unternehmen den Namen VOX LTD. Unter seiner Führung wurden die amerikanischen Marktrechte der Thomas Organ Company zurückgekauft. Da Morris keine eigenen Manufakturen zur Verfügen stehen hatte, nutzte er das Arbiterwerk und begann dort neue Verstärkerserien und Gitarren zu entwickeln. Über die Jahre wurden viele neue Verstärker auf den Markt gebracht. 1989 kaufte Morris einen großen Teil des Werkes von Precision Electronics auf und begann dort die Entwicklung eines besseren VOX AC30, da die Vorgänger durch die billigeren Materialen schon in Verruf gekommen waren. Der VOX AC30 Limited Edition wurde ein großer Erfolg, welcher auch gleich mit der VOX AC30 Vintage Ampserie fortgeführt wurde.
Als 1992 die Korg Inc VOX LTD übernahm, wurde mit der Unterstützung von Korg Japan und Korg USA, eine neue modernere Epoche des Unternehmens eingeleitet. Korg realisierte, dass die Gitarristen keinen abgespeckten VOX AC30SS mit schlechten Lautsprechern und Transistoren wollten, sondern ein puristisches Orginal aus den Sechzigern. Korg begann also das wieder das Orginal zu bauen. Celestion lieferte nun auch wieder die VOX Blue Alnico-Lautsprecher. Korg entwickelte ein erfolgreiches Re-Issue des legendären VOX AC30. Obwohl kleine Abweichungen vorhanden waren, bewiesen Jennings und Denney, dass sie mit ihren ersten Amps richtig lagen. Korg begann auch ein Re-Issue des bekannten Wah-Wah Pedals zu produzieren. Auch der VOX AC15 wurde wieder eingeführt, jedoch mit einigen benutzerfreundlichen Extras wie Master Volume und Reverb. Mit der Zeit produzierte Korg unter der starken Marke VOX einige andere Ampserien und Zubehör. Im Jahre 2001 war das Unternehmen in der Neuzeit der Gitarrenmusik angekommen. Zitat (www.musik-service.de):
VOX begann mit der Entwicklung einer neuen Ampserie unter dem Namen VOX AD. Hier beginnt auch Geschichte der derzeitigen VOX ADXXX VT Gitarrenverstärkerserie, um die es sich in diesem Review (Basierend auf einem "VOX AD30 VT") handeln wird. Weiter geht es in Teil 2 meines Artikels.Ein echter Coup gelang VOX im Jahr 2001: Steve Grindrod, langjähriger Chef-Entwickler bei Marshall und dort u.a. verantwortlich für die Entwicklung des legendären JCM-800, wechselte die Seiten und stellt sein umfangreiches Wissen und Können nun voll und ganz den VOX-Produkten zur Verfügung!.
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