Vorstellung Marzioli / Marinucci Modello super 37/96, 5/5

cantulia
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Liebe Forumsmitglieder,
wie schon in einem anderen Thread (https://www.musiker-board.de/thread...gegangene-akkordeonmarke.626160/#post-7703272) vor einiger Zeit angekündigt, möchte ich hier ein, m.E. interessantes, italienisches Akkordeon der kleinen Firma Antonio Marzioli vorstellen. Ich sehe das auch etwas als Vorstellungsthread meiner Person, da das Ganze nicht ganz zu trennen ist. Ich hole also etwas weiter aus, wen es langweilt kann ja drüber hinweglesen und nur die Photos schauen...
Vor erst gut 5 1/2 Jahren mit dem Akkordeonspiel angefangen (nach 40 Jahren klassisches Klavier), war mein erstes ernstzunehmendes (Akkordeon-) Instrument eine Cantulia, wie auch schon mein Pseudo vermuten lässt. Dieses Instrument, eine Cantulia Sonatina4, 4 chörig im Diskant als auch Bass, zeigte mir in welcher Art und Weise man bei einem Akkordeon den Klang durch Wahl der Register beeinflussen kann. Eine schon länger in meinem Besitz befindliche VerdiI von 1937 (natürlich ohne Register) hatte mich nicht dazu gebracht mich ernsthafter mit Akkordeons zu beschäftigen. Nun lernte ich die vielfältigen Möglichkeiten der Klangbeeinflussung aber auch andere musikalischer Möglichkeiten eines Akkordeons kennen, welche ein Piano nicht bieten kann und war davon fasziniert. Das Akkordeon wurde schnell zu meinem favorisierten Instrument, zumal, da viel unterwegs, es problemlos mitnehmbar ist. Da technisch und musikalisch recht vorbelastet, erkannte ich schnell diverse Mängel an der Sonatina obwohl sie andererseits auch nicht so schlecht im Zustand war, sprich sie war spielbar. Die Stimmung war halbwegs brauchbar, keine Schäden am Gehäuse, aber natürlich die bei Cantulia (und manchen Hohner) Instrumenten der 50iger üblichen Schaum Klappenbeläge waren fällig. Genauso sind die Bälge der Sonatinas in den Ecken mit PVC beschichtetem Gewebe statt Leder versehen, welches nach Jahrzehnten nur noch bröselt und undicht ist. So erarbeitete ich mir dann Schritt für Schritt die Akkordeontechnik. Das Musette war mir zu scharf, so daß ich mich letztendlich auch noch mit dem Stimmen beschäftigen mußte/durfte. Während die reine Mechanik im Innern als auch Gehäusereparaturen etc. durch Nachdenken und entsprechende Erfahrung in Metall und Holzbearbeitung keine Probleme darstellten war das mit dem Stimmen schon eine andere Kategorie. Zwar früher schon mein Cembalo selber stimmend, ist mein Gehör entsprechend sensibel. Doch bis ich die verschiedensten Einflussfaktoren auf die Stimmung eines Akkordeons realisierte gabs einige Fehlschläge...
Mittlerweile habe ich 4 Sonatinas komplett restauriert, sowohl in mechanischer, optischer, als auch klanglicher Hinsicht. Um das Maximum aus dem Klang herauszuholen lege ich nun sehr viel Wert auf das Legen und Ausrichten der Stimmzungen in der Stimmplatte. Ich versuche den besten Kompromiss zwischen Ansprache, Volumen und Frequenzstabilität zu finden. Das geht extrem in die Zeit. Auch in der Stimmung bin ich recht pedantisch, da leider mein Gehör "zu gut" ist. Auch bevorzuge ich oft die reinen Chöre die dann entsprechend sauber klingen sollen. Ich verlange also auch von dem betagten mittelmäßigen Cantulia einen tadellosen Klang und perfekte Stimmung. Es ist erstaunlich was man mit gutem Einstellen der Zungen aus wirklich nur mittelmäßigen Stimmzungen herausholen kann, sei es Ansprache oder Klang betreffend.
Parallel zu dieser recht extremen Annäherung an die technische Seite eines Akkordeons übe ich aber auch motiviert und strikt, so daß auch entsprechend meines musikalischen Fortschrittes meine Ansprüche an das Instrument immer höher wurden/werden. Auch wollte ich mal gerne ein Akkordeon mit 4" Register spielen um den Klang zu erfahren. Dazu diente eine LuciaIIIP welche natürlich erst mal komplett überholt werden mußte, samt Stimmung. Einmal von der Härte des Klangs mich nicht überzeugend, andererseits auch nicht bereit das Instrument laufend zu wechseln kam dann die Idee auf ein 5 Chöriges Instrument, also eine "Eierlegende Wollmilchsau", zu suchen. Größenmäßig wollte ich mich aber auf jeden Fall auf 96 Bässe beschränken, einmal von wegen des Gewichtes (max 10Kg) da ich auf Reisen auch öfters mal länger im Stehen spiele, aber auch um die Größe noch in Grenzen zu halten. Irgendwie auch weil ich mich mit meiner Cantulia Sonatina (96) und ihrer Größe so gut angefreundet hatte. Desweiteren wollte ich auf keinen Fall ein Cassotto Instrument. Einmal weil, selber am Akkordeon Arbeiten ausführend, ich mir nicht den Zugang zu den Stimmstöcken erschwehren und verkomplizieren wollte, andererseits weil mir der Klang der gestesteten Cassoto Instrumente nicht zusagt.
Also ich ging auf die Suche nach einem halbwegs hochwertigen 96 bässigen Akkordeon mit 5 Chören sowohl auf der Diskant- als auch Bassseite ohne Cassotto. Erste Erfahrung und Überraschung: da gibt es fast nichts. Das Einzige was ab- und an für viel Geld, aber trotzdem wie Sauer-Bier angeboten wird, ist die Scandalli Polifonico X. Ich bin recht weit gefahren um eine zu testen, doch sie sagte mir gar nicht zu. Weder vom Handling, der Balg ging irgendwie sehr schwer, noch vom Klang hatte mich das Gerät überzeugt. Zudem war das Instrument in meinen Ohren recht verstimmt. Der Verkäufer mit Akkordeonladen wollte das zwar nicht hören, doch ein mitgebrachtes Stimmgerät zeigte durchaus Abweichungen bis zu 3 ct vom Soll und dementsprechend waren in den Oktaven auch Schwebungen die da nicht hingehören. Und für ein schlecht gestimmtes Instrument, welches zudem irgendwie nicht zu meiner Anatomie passte als auch insgesamt empfindungsmäßig schwergängig als auch tatsächlich schwer ist so viel Geld auszugeben, nur weil es mein Lastenheft erfüllt, wollte ich nicht. Dann kamen die Sommerferien 2015 mit einer Reise nach Castelfidardo. Im Ort besuchte ich dann den Laden von Victoria und probierte mich durch die teuersten Instrumente - das war dann auch der Punkt wo ich feststellte, daß der Klang eines Cassotto Instrumentes mir nicht zusagt. Mein 5 chöriges Wunschinstrument bauen und auch mit meiner relativ flachen Stimmung der beiden Schwebetonreihen versehen zu lassen wäre zwar dort möglich, doch natürlich auch preislich ein ganz schöner Hammer. Also habe ich danach noch ein paar Gebraucht-Akkordeon-Läden aufgesucht, war jedoch vom Angebot enttäuscht.
Vor Ferienbeginn hatte ich noch ein interessantes 96 bässiges 5 chöriges Instrument im bekannten Verkaufsportal entdeckt, doch die Reise war fest geplant und nicht aufzuschieben. 4 Wochen später, nach meiner Rückkehr aus Italien, stellte ich fest, daß das Instrument noch nicht verkauft und wieder eingestellt war. Also wurde ein Besichtigungstermin vereinbart.

Dort angekommen stellte ich fest, daß das Instrument warscheinlich nahezu unbenutzt, und die Stimmung recht gut war. Auch das Handling gefiel mir. Wenig Balgarbeit, es saß nach Einstellen der Gurte wie angegossen. Das recht ausladende Bassteil (wegen der 5 Chöre) ist erst Mal gewöhnungsbedürftig. Ich durfte dem Instrument auch die Nadeln ziehen um ins Innere zu schauen. Auch dort wie neu und recht sauber verarbeitet, ein wirklich weltweiter Unterschied zum Inneren eines Cantulias. Gutes Holz, alles geschliffen, entgratet und klarlackiert. Die Ventile nahezu perfekt, im Bassteil Lederventile mit Metallfeder, im Diskantteil größtenteils Plast-Ventile.




Und der schön rote Balg:


Die Registerbetätigung wunderbar leichtgängig und mit 13 Drückern auch schon einigermaßen vielfältig, auch wenn natürlich bei 5 Chören mehr Variationen durchaus sinnvoll wären. Doch da bietet ein 37 tastiges Instrument vielleicht auch nicht die Breite um eine 15er Registerlade einzubauen. Ich schlug dem Verkäufer einen Preis welcher 1/4 unter Seinem lag vor und nach ein paar Tagen Bedenkzeit auf beiden Seiten war der Kauf perfekt.

Ein Rätsel geben die aufgebrachten Lettern "SOPRANI PAOLO" auf. Daß es sich um kein Paolo Soprani Akkordeon handelt war mir klar, doch was für ein Instrument, eindeutig italienischer Provinienz, ist das? Das Wappen auf dem Diskantverdeck ist dies des Ortes Recanati und prangt auf Marinucci Instrumenten. Das Alter des Instrumentes ist geschätzt ca. 10 Jahre, also die Fa. Marinucci gab es da nicht mehr. Durch Stöbern im WWW fand ich dann heraus, daß auch aktuell gewisse Akkordeons unter dem Namen "Marinucci" verkauft werden welche aber in Wirklichkeit von Antonio Marzioli hergestellt werden. Er hat zwei Produktlinien in seinem Programm, die Eine unter "Marzioli", die Andere unter "Marinucci". Auf letzteren Instrumenten prangt dann das oben erwähnte Stadtwappen und auch die Ornamente des Diskantverdecks entsprechen denen der "echten" älteren Marinucci Instrumente. Auf der Homepage ( http://www.marzioliantonio.it/CHI SIAMO.htm ) ist das 5-chörige 96 bässige Instrument zu entdecken. Da im selben Ort wie früher Erideo Marinucci beheimatet, ist es gut möglich daß Marzioli dessen Bestände übernommen hat.



Mittlerweile habe ich baugleiche Instrumente schon unter dem Namen "Conero", "Delicado", "Cantabile", aber auch noch Eines mit "Soprani" versehen, entdeckt. Die Homepage ist ab- und an nicht online, wird auch nicht gepflegt. Leider gibt es auch keine Antwort auf Mails. Ich würde schon gerne wissen warum auf meinem Instrument Soprani Paolo steht. Auf allen "echten" Paolo Soprani Instrumenten gibt es nur diese Reihenfolge, erst der Vorname, dann der Nachname. Die Seriennummer meines Instrumentes ist 17.
Mir war schon klar, daß ich mit den beiden Schwebetonreihen nicht klar kommen würde. Bei einer Ist-Erfassung der beiden Schwebetonreihen ergab sich als Extrema für f +- 24 Ct, für f''' +- 12Ct. Obwohl ich zwar schon mittlerweile zum guten Erfolg beim Stimmen meines 1. Cantulia Akkordeons gekommen war und dort auch eine relativ flache Kurve der Schwebetonreihen ausprobiert hatte welche mir klanglich sehr gut gefiel, entschloß ich mich das doch auch wertmäßig in einer gänzlich andereren Kategorie spielende italienische Instrument in den Schwebetonreihen umstimmen zu lassen. Doch entweder verstand der Akkordeonreparateur gar nicht wovon ich sprach als ich meinte daß ich gerne die Schwebetonreihen exact symetrisch zur Grundreihe gestimmt hätte (f +- 12Ct/1,18Hz; f''' +- 4 Ct/3,24Hz), oder man hatte keine Lust oder Zeit dies zu machen da berufsmäßige Akkordeonisten bevorzugt wurden.
Es vergingen Monate welche schwer zu ertragen waren, da das Tremolo so brutal in meinen Ohren klang so daß ich es letztlich nicht nutzte. Inzwischen hatte ich eine weitere Sonatina 4 von Grund auf restauriert, und komplett gestimmt. Das Ergebnis war so zufriedenstellend inlusive dem Stimmen daß ich mich entschloß nun doch auch die beiden Schwebetonreihen des Marinucci Instrumentes selbst anzugehen. Ich gab mir sehr viel Mühe so materialschonend wie möglich an den Stimmzungen zu arbeiten und ließ mir auch Zeit dabei. Immer mit großen Pausen zwischen den Stimmvorgängen zum Beruhigen der Zungen nach dem Herunterstimmen. Kleinere Korrekturen habe ich auch an den anderen Chören im Diskant vorgenommen. Zur Unterstützung meines Gehöres benutze ich ein Peterson Stroboskop Stimmgerät (Genauigkeit 0,1 Ct) als auch ein altes Korg WT10. Interessant ist daß jedes Gerät scheinbar die Obertöne ein wenig anders gewichtet in das Meßergebnis einfließen lassen. Letztlich entscheidet aber mein Gehör über die letzten Feinheiten.
Das Akkordeon ist auf 441 Hz gestimmt, was ich im Rahmen einer kompletten Neustimmung natürlich auf 440 hätte korrigieren können, doch dann wäre auch der Bassteil komplett neu zu stimmen gewesen. Da dieser noch recht stimmig klingt und 441 Hz nicht so weit von der Normstimmung entfernt ist, habe ich mich entschlossen dabei zu bleiben. Im Zusammenspiel mit Anderen hat sich gezeigt daß es nicht negativ auffällt.
Die verbauten Stimmen sind Maschinenstimmen, doch m.E. ziemlich Gute. Die Ansprache ist gut, starke Rahmenplatten und im Lichspalt erkennt man daß sie recht eng toleriert sind. Im Bassteil sind auch einige Tipo à mano verabeitet.
Bei dieser von mir getätigten Stimmung der Schwebetonreihen und Korrektur der anderen Chöre im Diskant habe ich lediglich gestimmt und habe nicht versucht die Zungen zu optimieren. Damals war ich noch nicht so weit. Dies hätte auch eine komplette Neustimmung zur Folge gehabt, da nach dem Legen der Zunge in die optimale Lage die vorherige Stimmung auch hinüber ist. Mittlerweile ein paar Komplettrestaurierungen und Optimierungen weiter habe ich zwei Cantulias, welche, trotz ihrer unteren Mittelklasse Stimmzungen, besser und gleichmäßiger ansprechen als die im Marinucci. Das Klangvolumen ist aber nicht vergleichbar, da die Stimmplatten im Marinucci sowohl dicker als auch die Stimmzungen größer dimensioniert sind. Doch mittlerweile denke ich darüber nach noch einen Satz anderer Stimmstöcke mit optimierten Tipo a Mano Stimmen auszustatten. Natürlich auch in der Basseite. Dann mit 440 Hz Stimmung. Ein Transivox mit neuwertigen Tipo a mano Stimmen habe ich schon geschlachtet.:) Für den Bass fehlt mir dann noch der kleinste Chor und für den Diskant der 4" und ein Schwebetonchor. Die Dimensionen der Stimmplatten des Transivox sind die gleichen wie im Marinucci.
Was mich widerum gewaltig nervte war die "falschen" Markierungen der Registerdrücker. So habe ich einge Drücker versichtig abgelöst und an der richtigen Stelle wieder aufgeklebt, andere Drücker habe ich als Rohlinge neu besorgt und selber graviert, genauso wie den mittleren Drücker. 13 Register sind schon ganz schön viele und von oben auf die Latte an Drückern schauend verliert man schnell den Überblick, so daß ich als Tutti-Drücker in der Mitte der Registerleiste einen schwarzen Drücker anbrachte.
originale "falsche" Kennzeichnung:

Neue korrekte Kennzeichnung:

Zusätzlich verfügt das Akkordeon über einen Masterdrücker an der Diskanttastaturleiste, also mit dem Arm während des Spiels zu betätigen. Diesen habe ich sehr zu schätzen gelernt. So ist im Spielfluß viel leichter die Klangfarbe zu ändern. In meinen Augen unsinnig und schlecht überlegt ist die Anordnung der Klangfarben im Register. Die oberen Registerdrücker sind nunmal viel leichter zu überschauen und zugänglich. Also hätte ich dort gerne auch die Grundregister 4"/8"/16" in aufsteigender Reihenfolge gefolgt dann von deren Kombinationen in einer auf Logik basierenden Anordnung, in der Mitte dann wie auch vorhanden "Tutti". Doch so habe ich für das häufig benutzte 8" Register den zweituntersten Drücker zu betätigen und für den 4" den untersten, im Spielfluß fast unmöglich. Wenn ich das dann doch praktiziere ist meist die Folge ein Spielfehler meinerseits, ärgerlich. Ich denke noch über Kinnregister nach, doch habe ich bislang noch nicht gesehen wie das technisch gelöst wird und ob ein einfacher Einbau möglich wäre. Eine andere Möglichkeit wären andere Registerkulissen, doch so einfach ist das auch nicht. Ein weiterer Punkt an der Registrierung welcher mir nicht zusagte, ist daß keine Möglichlkeit bestand die drei Schwebetonreihen nur in Kombination mit dem 16" anwählen zu können. Im Tutti ist mir die Klangfarbe meist zu "hart" durch den mitklingenden 4" Chor. Ich habe eine kleine Modifikation vorgenommen um nun den 4" Chor mittels eine Drückers beliebig an- und abschalten zu können. Wichtig war mir beim Umbau keinerlei irreversible Änderungen am Instrument vorzunehmen, also keine Löcher irgendwo reinbohren. Andererseits mußte irgendwo aus dem Dikantverdeck eine Betätigung herausgeführt werden. Als Lösung ergab sich die Diskantverdeckschraube hohl zu bohren und durch diese eine Schubstange hindurch zu führen.


Diese Schubstange ragt ein wenig aus der Schraube heraus. Auf dieses Ende wird ein gerändelter auch optisch passender Knopf aufgesteckt und mittels einer kleinen seitlichen Innensechskantmadenbschraube arretiert. Unter dem Diskantverdeck habe ich eine Schubstange am Registermechanismus angeschlossen.

Das Loch zur Befestigung am Hebel für das 4" Register war bereits vorhanden.

Doch zum Einen stimmte die Flucht der Stange nicht mit der Bohrung in der Diskantverdeckschraube überein, zum Anderen mußte auch die Richtung (Zug/Druck) noch umgekehrt werden. Ich fertigte einen kleinen Hebelmechanismus welcher mittels einer im Instrument bereits präsenten Schraube fixiert wurde.

Als Verbindungselement zwischen Schubstange und Hebel habe ich einen Gabelkopf aus dem Modellbau genommen. Wenn ich nun das Tutti-Register drücke, egal welches der Beiden vorhandenen, brauche ich im Sitzen lediglich ein wenig mit dem rechten Oberschenkel von unten gegen den dann heraustehenden Knopf drücken und der 4" Chor ist abgeschaltet. Auch mit der rechten Hand im Stehen ist das leicht praktizierbar.
Hier noch ein paar Photos der sauber gearbeiteten und recht leisen Bassmechanik, alle schön ausgetucht:


Im Gegensatz dazu hat die Cantulia eine eingearbeitete Perkussion.
Ach ja, und da ich gerade in den letzten Zügen der Restaurierung einer Cantulia Sonatina4 mit Sonderverdeck (mit Plexiglasklappen zur Klangbeeinflussung, siehe Avatar) bin und zwei der Klappen nachfertigen mußte, kam ich auf die Idee für die Marinucci noch ein neues Diskantverdeck mit Klappen zu bauen. Doch ich spiele zu gerne Akkordeon und auch das regelmäßige Üben ist nötig, so daß solch zeitfressende Projekte eigentlich zurückstehen sollten.
Und wenn das Cantulia mit Sonderverdeck in ein paar Wochen fertig ist, dann gibt es auch schon eine neue Herausforderung, ein italienisches Bertone-Locatelli von ca. 1947/48 42/120; 4/5 Chöre 9/2 Register, doch über dieses besondere im Art-Deko-Stil gehaltene Akkordeon wird es einen extra Thread geben, ich werde die gesamte Restaurierung dokumentieren und stückweise einstellen.

upps, vielleicht hätte ich heute doch besser Akkordeon spielen statt schreiben sollen, jetzt ist es zu spät zum üben :(

Grüße

Roland
 
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Hallo Roland,

Respekt. Tolle Beschreibung und sehr beeindruckend. :great:

Gruß Fredo
 
Tag Roland.
Schöne Beschreibung deiner Akkordeons. Mich interessiert auch immer bei einer Neubeschaffung schnell wie es innen aus sieht. Meine neue FISMEN musste auch bald nach dem Kauf "die Hosen runter lassen". Saubere Innereien, perfekt verarbeitet. Das spiegelt sich auch in der präzisen Mechanik wieder, da klappert beim Spiel absolut nichts, weder auf der Bass noch auf der Diskantseite. Da muss ich dem Roland V-Akkordeon wesentlich schlechtere Noten ausstellen, was die Mechanik anbelangt. Ich will aber hier nicht ins Detail gehen sondern nur sagen dass ich deine Beschreibung mit Interesse und Freude gelesen habe :claphands:.
 
Hallo Cantulia,

das ist ein fantastischer Bericht - vielen Dank dafür! Du hast wirklich viele kreative Lösungen gefunden. Speziell die Durchführung des Registerschiebers durch die hohlgebohrte Schraube - Spitzenklasse! :)

Da Du (wie auch ich) vom Cembalo kommst und Deine klanglichen Vorstellungen sehr den meinen entsprechen (z.B. kein Cassotto), könnte dieses Instrument auch für mich interessant sein. Vielleicht sollte ich mich langsam auch mal mit dem "Selbststimmen" beschäftigen, da es mir geht wie Dir: das Ergebnis ist für mich nie bei 100%, wenn ich ein Instrument zurück erhalte. Eher bei 75%. ;-)

Viele Grüße und nochmal danke für den tollen Beitrag!
Tobias
 
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das Ergebnis ist für mich nie bei 100%, wenn ich ein Instrument (vom Stimmen) zurück erhalte. Eher bei 75%.
Das ist aber a) eine Frage der Kommunikation zwischen Dir und dem Stimmer und b) eine Frage des Preises, den Du bereit bist zu zahlen! Standardmäßig wird ein Stimmer nie auf (annähernd) 100% stimmen, da vemutlich der größte Teil der Kund das eh nicht hören würde, aber beim dann verlangten Preis (damit der Stimmer auf einen einigermaßen arbeitsgerechten Stundenlohn kommt) in Ohnmacht fallen. Zum Stimmer meines Vertrauens fahre ich pro Richtung 100 Kilometer und 1,5 Stunden, obwohl in einem Viertel der Strecke auch welche sitzen, die nicht schlecht sind. Aber er ist (imo) besser. Und er redet mit jedem Kunden, "was willst du, was hörst du, welche Musik machst du" (sinngemäß). Ein Spieler, der fast ausschließlich im Tutti-Register Volle-Kanne-Stimmungsmusik macht, wird mit 75% mehr als zufrieden, während er beim Stimmen für einen Spieler, der einchörig Klassik spielt, die 100% anstrebt.
Wenn Du diesem Stimmer das Instrument hinstellst mit den Worten "mach mal", dann wird er sagen, "ne, mach ich nicht", solange er sich nicht mit dir über Deine Anforderungen unterhalten hat. Ein anderer Stimmer geht bei "mach mal" vielleicht auf seine Standard-80% ...
-> wenn Du mit dem Ergebnis des Stimmen lassens nicht zufrieden bist, hast Du entweder Deine Anforderungen nicht genau genug formuliert oder der Stimmer kann es nicht ...
 
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Vielen Dank für Eure Komplimente.

Leider wird es eine perfekte Stimmung nie geben. Dafür sind die Karakteristika einer Stimmzunge (die Tondrift ist je nach Oktavlage und Größe verschieden) und anderer die Tonhöhe beeinflussender Faktoren, seien es innere (Ventile, Verschleiß ) oder äußere z.T. auch nur temporäre (ungenügende Akklimatisation, Luftzug, Temperatur) zu unperfekt. Doch wenn man bei gut ausgerichteter Zunge (wenigstens) versucht eine 100% Stimmung zu erzielen ist es gut genug um im Spiel keine der noch vorhandenen geringen "Unzulänglichkeiten" zu bemerken.
Aber der Pferdefuß ist, je besser die Stimmung, umso eher
fallen einzelne Töne die etwas weiter vom Soll entfernt liegen auf.
Um eine sehr gute Stimmung zu erhalten muß man also damit rechnen ggfls. von Zeit zu Zeit einzelne Töne zu korrigieren.
Und noch Eines: Durch das Stimmen schult man ungemein das Gehör was dazu führt daß einem umso eher Mißstimmigkeiten auffallen, das ist irgendwie so wie eine Katze die sich in den Schwanz beißt.
Man kann wirklich verrückt darüber werden, man sollte einen Hang zum Pedantismus und viel, viel Ausdauer haben - und es wirklich erst an Bastelakkordeons probieren und erlernen und sich alles was es so an Literatur diesbetreffend gibt durcharbeiten.
Bei meinem ersten gestimmten Akkordeon hatte ich zwar die Stimmung nach unendlichem hin- und herstimmen endlich gut hinbekommen, doch die Stimmzungen waren absolut verdorben, der Klang nicht mehr gut und kraftlos. Operation gelungen Patient tot.
Mittlerweile habe ich aus einem baugleichen Schlachtakkordeon die Stimmstöcke (mit makellosen Stimmzungen) adaptiert, komplett überholt (Zungen legen/Ventile neu, gereinigt) und natürlich gestimmt, so daß dieses mein erstes "Bastelakkordeon" nun auch klanglich wieder auf der Höhe ist, die Sünde ist gebüßt.
Doch man kann eigentlich damit rechnen daß mindestens das erste Bastelobjekt verdorben wird. Das ist der Preis (Lehrgeld), der sich aber lohnt.

Liebe Grüße
Roland
 
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