Das ist mal ein interessanter Aspekt, um die Idole mal zu betrachten...
Und es gibt ja so viele! Und nein, ich hechel' nicht jedem hinterher, nur weil ich die Stimme toll finde. Nicht mehr zumindest. "Singen wie" und "klingen wie" - das hatten wir doch schon mal als Grundsatzdiskussion....? Hier ist das anders, es geht um die konkreten Einflüsse, das finde ich schon spannend.
Ich war mal totaler Bruce-Springsteen-Fan. Laaaaaaange her, bestimmt 25...30 Jahre. Da hab ich mir Cowboystiefel gekauft und geübt so zu stehen und zu gucken wie der Boss auf dem Born In The USA Cover. Mögen andere beurteilen, ob mir das gelungen ist. Gesanglich war an an so jemanden wie Bruce im Traum nicht zu denken. OK, vielleicht wie auf dem ersten Album.....
Ich finde The Police und Sting toll. Könnte inzwischen die meisten Sachen wohl auch in Originaltonlage singen, hab da aber selber gar keine Lust zu.
Nicht so bei Genesis/Gabriel (NICHT Collins!). Kenn ich, mag ich, hat großen Einfluss gehabt und hat es heute noch. Gerade die Entwicklung von PG von den ersten Genesis-Alben bis zu "So" finde ich hochspannend. Singe ich auch selber immer wieder gerne, ist aber schon manchmal grenzwertig. Denn der gute PG hat gerne experimentiert, das kann gut gehen, muss aber nicht. Und ich bin zu alt für letzteres....
Aus dem Prog-Bereich mag ich Steven Wilson / Porcupine Tree sehr. Aber auch Mariusz Duda von Riverside höre ich sehr gerne, oder Joff Winks von Sanguine Hum. Bringt mich immer wieder zurück auf eine Art zu singen, die einen nicht anbrüllt oder nur nervig hoch rumkräht, sondern schlicht und einfach gut gesungen ist. Viele andere Sänger aus dem (sanfteren) Prog-Bereich finde ich entweder viel zu überdreht oder stinklangweilig. Da ist nichts, wo ich für mich etwas herausziehen könnte. Außer: So will ich nicht klingen.
Im Prog-Metal war es immer schon die Stimme von Geoff Tate, die ich richtig toll fand. Viele Jahre hab' ich Queensrÿche-Zeugs gehört und wollte SO singen können. OK, Silent Lucidity ist schon mal paletti. Aber Suite Sister Mary? Uaaah, irre hohe Fake-Belts, Angst, das kann ich NIE. Doch, ging auch irgendwann. Und als das ging, staunte ich, wie dünnchen das Stimmchen von James LaBrie von Dream Theater ist..... Auf den Alben zumindest zeigt er nicht das ganze Potenzial, vermute ich. Fast schon Speech Level.... Wieder eher ein Anti-Held. Was Tates Nachfölger bei QR anbelangt: Ich bin mir noch nicht ganz sicher, ob Todd LaTorre besser ist als Tate. Einerseits kann er Dinge singen, die Tate nicht konnte. Andererseits hatte Tate einen echt mal geilen Schmelz in der Stimme, den ich bei LaTorre sehr vermisse. Schlimmer finde ich aber, dass nach dem Weggang von Chris DeGarmo das Songwriting arg gelitten hat. Merke: Ohne gute Songs ist alles doof. Das gilt insbesonders auch für Dream Theater, die mich von ihrem Können her faszinieren - aber komm' ich beim Nachzählen durch alle Alben auch nur auf fünf wirklich gute Songs...?
Diese Erkenntnis hat mich vermutlich mehr geprägt als alles Sänger-Anhimmeln. Und meine Herangehensweise ans Songwriting fundamental geändert. Ich schreibe inzwischen fast nichts mehr am Instrument.
Der Größte ist für mich Bruce Dickinson. Noch vor Ronnie James Dio. Letzterer singt durchweg rauher, aber gegen Bruces unfassbare Kraft und Range kommt (kam... schnüff....) er letztlich nicht an. Was mich bei Mr Dickinson aber noch mehr fasziniert, ist sein Lebenslauf. Da singt der Mensch in der großartigsten Metal-Band aller Zeiten und ist irgendwann total unzufrieden damit. Alle sehen in ihm "nur" die Stimme von Iron Maiden. Bruce will mehr, steigt aus, macht fantastische Soloalben und stellt die Musik aber immer mehr an zweite Stelle. Er durchläuft eine Ausbildung zum Piloten, fliegt inzwischen alles, was Boeing aktuell an Verkehrsmaschinen liefert (und zwar als Kapitän!), steigt auch in kleine, fiese Doppel- und Dreidecker und fliegt historische Luftschlachten. Seine Rückkehr zu Iron Maiden gerät zu einem seitdem ungebrochenen Triumphzug der Band. Dann erkrankt er an Zungenkrebs, übersteht die Therapie als vollständig geheilt und hält sich an den Reha-Plan mit Sprechpause und allem Scheiß, der dazugehört. Dann kehrt er auf die Bühnen zurück und feiert mit Iron Maiden eine fantastische Welttournee mit 72 Auftritten. Und klingt vielleicht ein bisschen rauher bei der letzten Show in Wacken.
Dass ich mich gerne an seine Sachen heranwage, dürfte nicht verwundern. Aber bei keinem anderen habe ich so einen Mordsrespekt. Bin ich wirklich würdig..?
FM, okay, ist halt einfach nicht meine Stimmlage. Transponieren und gut. Das versuch' mal mit Dickinsons Sachen. Die schiere Kraft lässt sich nicht transponieren.
Zuletzt kam in die Riege der einflussreichen Sänger noch Tomi Joutsen von Amorphis dazu. Auch einer mit richtig Power in der Stimme, aber viel dunkler und sonorer als die von Bruce. Und: Tomi ist ein echter Meister des Growls. Dass das tatsächlich ansatzweise melodiös und verständlich geht, hätte ich nicht gedacht, bis ich ihn gehört habe. Seitdem will ich das auch!
Herrje, sind das viele Baustellen......
Einen Traum hätte ich: Mit Bruce zusammen live "Blood Brothers" singen.
Träumen wird man ja noch dürfen. Für alles andere hilft nur üben, üben, üben.......