Von Kommunikation & Manipulation

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also hier ein neuer Text unsrer Band, den ich geschrieben habe.
Wir spielen deutschen Punkrock, oder soften Deutschpunk, wie mans sehen will ;-)

Mich würde jetzt besonders interessieren, was Leute von dem Text halten, die eigentlich nicht Punk hören.



Hast du dich schon gefragt
Wieso du sagst, was du sagst
Mit welchen Mitteln
Welches Ziel erreichen willst

Denn du weißt doch ganz genau
Wie man jemanden betört
Andere verletzt
Oder eben nicht

Mit jedem noch so kleinsten Flirt
Jedem Schleimen, jeder Lüge
Jedem Heucheln
Und jedem Kompliment

Wirst du bewusst oder unbewusst
Reaktionen hoch beschwören
Die es ohne dich
Vermutlich gar nicht gäb‘


Ref:

Kommunikation ist Manipulation
Denn Worte erfüllen mehr als einen Zweck
Manipulation ist dein täglich‘ Weggefährte
Der dich zwischen Opfer und Täter baumeln lässt


 
Str.2
Der freien Meinung grösster Feind
Sind nicht Medien mit Hassberichten
Nicht Bilder die schockieren
Von hungernden Kindern die krepieren

Viel subtiler soll es sein
muss den Mensch ganz fest berühren
Das Vertrauen passt gut auf
Wem wir welche Lügen glauben

Es sind wir uns unsre Worte
Unsre Tadel die verändern
Unsre Taten die verletzen
Auch wenn wir es nicht so wollen

Ja das Perfide ist daran
Man kann nicht – nicht manipulieren
Als gehöre es zum Menschen
Wie von Gott selbst auferlegt.


Str. 3
Ja was andere über dich denken
Das lässt dich doch völlig kalt
Eine Phrase die abhärtet
Zumindest nach Aussen, wie es scheint

So wägst du dich ganz fest gewappnet
Gegen Enttäuschung, Frustration
Doch vermisst dabei das Menschlichste
Gefühle und Geborgenheit

Der Trost der schliesslich bleibt
Keiner wird davor verschont
Und gäb‘s so was wie Liebe
Wenn jeder nur auf sich hört

Manipulation kann nur schlecht sein
Alles Gute ist Überzeugung
Von einem Denker definiert
Damit unsere Unfähigkeit nicht so schmerzhaft wirkt.
 
Eigenschaft
 
Hi grimmels,
das Thema ist sehr interessant.
Darüber nachzudenken, wo Manipulation (positiv, neutral oder negativ besetzt) beginnt und wie Kommunikation überhaupt funktioniert, kann Spaß machen.
Dein Text ist mMn jedoch sehr distanziert, zu sachlich, emotionslos, langweilig.
Dein Text manipuliert ja auch in gewisser Weise. Warum schreibst Du Texte?

Es tut mir leid, aber beim Lesen des sehr langen Textes verließ mich irgendwann die Konzentration und ich musste nochmal vorn vorne anfangen.
Das ist mir alles zu kompliziert und verkopft formuliert.

Außerdem holpert der Text so vor sich hin, ich weiß nicht wie ich das Singen könnte. Sehr kantig.

Ich würde versuchsweise den Text mal als Klageschrift verfassen und die Beziehung zwischen zwei Menschen (der eine manipuliert den anderen für einen bestimmten Zweck) in den Mittelpunkt stellen.
Aber so eine richtig gute Idee habe ich jetzt auch nicht.
Aber versuche daran weiterzumachen.
Grüße
willy
 
Hi grimmels,

komme zu einem ähnlichen Eindruck wie Willypanic - streckenweise klingt das wie eine in Reime gebrachte Abhandlung oder Erörterung - den Einstieg mit der ersten Strophe finde ich diesbezüglich auch eher "abtörnend".

Zwischendurch wieder finde ich die Zuspitzung auf Fragen, die man sich selbst stellt oder vor die man gestellt wird, nah und gelungen - zum Teil finde ich die Sprache oder Beispiele eher verwirrend.
Um mal zwei herauszunehmen:
Viel subtiler soll es sein
muss den Mensch ganz fest berühren

subtil einerseits - ganz fest andererseits: das paßt einfach sprachlich nicht zusammen ... eher sowas wie intensiv, tiefgehend oder so - das kann man noch eher mit subtil zusammen denken als ganz fest ...
Das Vertrauen passt gut auf
Wem wir welche Lügen glauben

Das finde ich klasse: das ist knapp, da hat man ein bißchen was zum nachdenken, etwas das hängenbleibt und einem nicht vorgekaut wird wie in der Schule ...

Ja das Perfide ist daran
Man kann nicht - nicht manipulieren

Doch klar kann man. Man kann nicht nicht kommunizieren - wenn man Körpersprache und Schweigen als Mittel der Kommunikation auffaßt. Aber am Ende kommst Du doch darauf, dass man eben bewußt auf Manipulation verzichten kann ...

Manipulation kann nur schlecht sein
Alles Gute ist Überzeugung

Na ja - so ein Satz wie: Manipulation kann nur schlecht sein ist schon rein von seiner Form her eine rhetorische Figur und selbst manipulativ ...
Und ich kenne Überzeugungen, die sind alles andere als gut. Was Du meinst ist natürlich statt zu manipulieren eben zu überzeugen, was ja soweit auch in Ordnung ist. Aber so verkürzt wie es hier steht, ist es schon knapp vor einem Eigentor, imho ...
Von einem Denker definiert
Damit unsere Unfähigkeit nicht so schmerzhaft wirkt.

Das ist einerseits schon ein klasse Fastparadoxon und da muss man erst mal zweimal drüber nachdenken, was ich gut finde.
Andererseits - das ist jetzt meine persönliche Meinung - wird bei der ganzen Kiste Manipulation vs. Überzeugung zu stark die Betonung auf den Kopf, auf Argumente etc. gelegt. Die eigentliche Manipulation liegt aber in einer Haltung selbst begründet: nämlich das Recht zu haben, andere Menschen für seine eigenen Zwecke gegen deren Willen zu mißbrauchen ...
Und das äußert sich nicht nur in Sprache, sondern auch in Gefühlen - eben in allen Formen und Beziehungen. Klar - das wäre jetzt noch mal ein Faß für sich - aber ich wollte es nicht unerwähnt lassen.

Was tun?
Also mir geht etwas der oberlehrerhafte Duktus auf den Keks, der sich an manchen Stellen des Textes zeigt oder ihm unterliegt. Insgesamt könnte ich mir auch eine Variante vorstellen, die sich eher an Texten von Spider Murphy Gang oder Deutsche Allgemeine Verunsicherung (oder wie die heißen) orientiert - das heißt, ein ernstes Thema auch von der ironischen Seite her anzupacken. Das wäre jetzt mal eine Idee, die aber vom vorliegenden Text nicht viel lassen würde. Zudem ist es Geschmacksache.

Ich würde auf jeden Fall mehr in Richtung Verknappung, konkret, Gefühl gehen und weniger in Richtung Erläuterung, Erklärung etc.
Auch das ist letztlich Geschmacksache - aber man soll sich ja selbst auch nicht ganz Außen vor lassen bei einem Feedback.

Habt Ihr den Text denn schon vor Publikum gesungen und wie kam er da an?

x-Riff
 
hiho,

also ich finde deinen sprachstil recht interessant - der ist irgendwie schon ganz eigen, irgendwie. also ich würde deine nüchterne, erklärende und verurteilende weise zu schreiben eher als positiv bewerten, einfach weils mal was anderes ist. oberlehrerhaft empfinde ich das ganze auch nicht.
trotzdem kann ich mich willy und riff anschließen: der text ist einfach zu lang. er ist recht kompliziert (weil es ja auch ein philosophisches thema ist) und schwierig gedanklich zu verdauen. manche zeilen könntest du mMn auch einfach streichen - mir würde es nicht weh tun. ich liste mal die auf, die ich nicht so für gelungen halte und die ich an deiner stelle verkürzen/streichen würde:

Es sind wir uns unsre Worte
Unsre Tadel die verändern
Unsre Taten die verletzen
Auch wenn wir es nicht so wollen

So wägst du dich ganz fest gewappnet
Gegen Enttäuschung, Frustration
Doch vermisst dabei das Menschlichste
Gefühle und Geborgenheit

Der Trost der schliesslich bleibt
Keiner wird davor verschont
Und gäb‘s so was wie Liebe
Wenn jeder nur auf sich hört.

die restlichen zeilen empfinde ich größtenteils als gelungen - da gibts von meiner seite aus nichts zu kritisieren :)

grüße,
 
erstmals danke euch drei für die ausführlichen Kritiken.

Der Text ist auch schon etwas "älter" (4-5 Monate ?) und wurde diesen Sommer im Studio aufgenommen, also geändert werden kann nicht mehr viel dran.

Habe ihn aber trotzdem hier reingestellt, damit ich sehe was ich zukünftig besser machen kann. Gutes Feedback ist nämlich Goldwert.

Das der TExt selber manipulativ ist, finde ich ja schön daran. Denn es gibt wohl nicht viele in unserem Publikum die sich schonmal ernsthaft darüber Gedanken gemacht haben, und wenn die jetzt durch meine Text anfangen ... :rolleyes:

Vor Publikum kam er jedenfalls sehr gut an. Haben ihn bislang erst einmal live gespielt, aber hatte danach noch recht interessante Diskussionen mit Zuschauern über den Text.

Bei mir sind die Texte irgendwie immer so lang. Ok Zumindest konnten wir die durchschnittliche Liederlänge von der ersten CD, etwa bei 4,5 Minuten auf 3.5-4 Minuten kürzen. Ok für viele immernoch zu lange, aber ich nehme das mal als Teil unseres Stiles her.

@ x-riff

Das mit dem man kann nicht - nicht manipulieren habe ich halt als Wortspiel eingebaut, weil es ja im original man kann nicht nicht kommunizieren heisst und unser Refrain besingt, Kommunikation ist Manipulation. Ist jetzt halt eine Hypothese von mir.

...dass man eben bewußt auf Manipulation verzichten kann ...

War eigentlich nicht so gemeint. Der Schlusssatz

Der Trost der schliesslich bleibt
Keiner wird davor verschont
Und gäb‘s so was wie Liebe
Wenn jeder nur auf sich hört

Soll eigentlich darauf hinweisen, dass das Zwischenmenschliche, die Kommunikation, die Gefühle eigenrlich den Menschen ausmachen. Aber das in meinen Augen eben diese Dinge schon Manipulation sind.

Wenn ich heute Abend in eine Bar gehe und mal übertrieben gesagt, einer Frau ein Liebesgeständnis mache, habe ich mich ja in ihr Leben eingemischt. denn wenn ich nicht mit ihr gesprochen hätte, wäre sie ja nie in die Situation gekommen sich darüber gedanken zu machen.


Manipulation kann nur schlecht sein
Alles Gute ist Überzeugung
Von einem Denker definiert
Damit unsere Unfähigkeit nicht so schmerzhaft wirkt.

Na ja - so ein Satz wie: Manipulation kann nur schlecht sein ist schon rein von seiner Form her eine rhetorische Figur und selbst manipulativ ...

Bei dem Satz ist es wirklich etwas unklar. Aber eigentlich ist damit gemeint, dass Manipulation per Definition nur schlechte Beeinflussung ist.
Wenn man jemand positiv beeinflusst (falls das überhaupt geht ?) spricht man offiziell von überzeugung.

Und meine Behauptung dazu ist eben, dass diese "Denker" die solche Definitionen aufstellen, einfach nicht wahrhaben wollen, dass Beeinflussung immer Beeinflussung bleibt, ob nun gut oder schlecht.


Aber ich werde mir eure Ratschläge zu Herzen nehmen und beim nächsten Text darauf achten, wenn es sich mit meinem Geschmack vereinbaren lässt.
Und dann wer ich definitiv den Text zuerst hier posten, bevor ich ihn vor Publikum vortrage.

Gruss & Dank
 
Nur mal so als Bemerkungen zum Inhalt - nicht direkt textbezogen:
Wenn ich heute Abend in eine Bar gehe und mal übertrieben gesagt, einer Frau ein Liebesgeständnis mache, habe ich mich ja in ihr Leben eingemischt. denn wenn ich nicht mit ihr gesprochen hätte, wäre sie ja nie in die Situation gekommen sich darüber gedanken zu machen.
Vollkommen klar. Aber genau daraus besteht das Leben.
Bei dem Satz ist es wirklich etwas unklar. Aber eigentlich ist damit gemeint, dass Manipulation per Definition nur schlechte Beeinflussung ist.
Wenn man jemand positiv beeinflusst (falls das überhaupt geht ?) spricht man offiziell von überzeugung.
Das ist meines Erachtens ein alter Ansatz, der am Wesentlichen vorbeigeht.
Denn für schlecht oder gut gibt es keine objektiven Kriterien - man kann nur sagen gut für xyz in Bezug auf abc - und nicht mal das mit Sicherheit.
Der alte Ansatz ist entstanden und weiterhin tauglich, wenn ich beispielsweise Sprache untersuche und dabei kann ich manipulierende Formulierungen objektiv feststellen.
Aber auf den Inhalt bezogen - also darauf, ob es für einen anderen nun gut oder schlecht ist - ist das untauglich.

Was bleibt, hat eher mit einer Haltung zu tun, bzw. dann einem kategorischen Imperativ in Bezug auf Beziehungen: aufrichtig, wahrhaftig, ehrlich sein.

In Deinem Beispiel: Wenn Du einer Frau ein Liebesgeständnis machst und das ist ehrlich gemeint, ist es völlig in Ordnung. Und Unterlassung bedeutet streng genommen auch Beeinflussung: Du nimmst ihr nämlich die Chance, das zu erfahren und darauf zu reagieren. Egal wie Du Dich verhälst - auch Unterlassung beeinflußt das Leben anderer Menschen.
Wenn Du der Frau allerdings eine Liebeserklärung machst, weil Du weißt, dass sie darauf abfährt, Du sie aber eigentlich nur für eine Nacht in Deinem Bett haben willst - wenn Du Ihr also nur was vorspielst - das ist Manipulation.


Wie auch immer: poste weitere Texte, die im Entstehungsstadium sind - darum geht´s ja hier.

x-Riff
 

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