Vom Lick zum Solo

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skappler
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Hallo Community

Ich spiele nun schon seit fast 4 Jahren E-Gitarre aber seit einem halben Jahr verlier ich immer mehr die Lust und die Motivation mir die Klampfe zu schnappen, weil ich einfach nicht weiter komme.
Ich spiele am liebsten Blues bzw Bluesrock und bin technisch auch recht fit.
Was mich ein wenig verzweifeln lässt ist, dass ich einfach kein schönes Solo zustande bringe. Kleinere Licks krieg ich immer wunderbar hin, aber wenn ich dann ein ganzes Solo spielen will endet das immer in zusammenhanglosem Gedudel.

Hat jemand Tipps wie ich das üben könnte bzw wie ich den Übergang schaffe?

Gruß,
skappler
 
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Es ist natürlich immer schwierig, Tipps zu geben, wenn man nicht genau weiss, wie Du denn so spielst.
Deshalb zunächst 'mal ein paar allgemeine Gedanken.

Du schreibst, dass Du kürzere Licks wunderbar hinkriegst. Warum bleibst Du dann nicht dabei? Man kann ein Solo (ein- bis zwei Bluesdurchgänge) sehr gut bewältigen, nur indem man ein paar Licks aneinanderreiht. Der größte Fehler, den "Blues - Solisten - Anfänger" machen, ist immer wieder, dass sie das Gefühl haben, unheimlich viele Töne spielen zu müssen. Und dann flitzen sie das Griffbrett 'rauf und 'runter und es wird "zusammenhangloses Gedudel" (glaube mir, ich kenne das genau!). Nun ist aber natürlich nicht jeder gleich ein Bonamassa oder ein Trout, die genug Potential haben, minutenlange Soli zu spielen. Und wenn man das eben -noch - nicht ist, muss man die Mittel, die man hat, vernünftig und überzeugend einsetzen! Kein Blueser wird für die Anzahl seiner gespielten Töne bezahlt!

Als praktische Übung habe ich schon öfter folgenden Vorschlag gemacht:
Blues in A.Mittelfinger G-Saite 14. Bund,Zeigefinger h-Saite 13. und Ringfinger h-Saite 15 (a,c und d). Mit dieser Handhaltung das gesamte Solo durchspielen, die Lage nicht verändern! Dabei so viel und weit wie möglich benden!
Nach und nach andere Töne hinzufügen. Dann das ganze 'mal eine Oktave nach oben oder unten verschieben. Das Wichtigste bei dieser Übung ist, dass man tasächlich erst einmal nicht anfängt auszubrechen und versucht, mit dieser begrenzten Anzahl von Tönen klar zu kommen!
Der Vorteil hierbei ist, dass man damit ein Gerüst hat, auf das man immer wieder zurückkommen kann, wenn man sich wieder 'mal "verliert". Ich mache das heute noch so, wenn ich Blues spiele und merke, dass " vom geraden Weg abkomme und anfange zu "dudeln".

Aber gut, andere haben vielleicht andere Tipps. Am besten probier einfach einiges aus und nehme das, was Dir am meisten zusagt. Aber einen Tipp werden Dir alle etwas erfahreneren Blueser geben: Nicht zuviel spielen und wollen!

Und mindestens genauso wichtig: hören,hören,hören! Und zwar am bestens erstmal nicht die heutigen Bluesrock-Virtuosen, sondern Leute wie Albert Collins, Muddy Waters, B.B.King oder auch T.Bone Walker, die wirklich meistens sehr wenige Töne spielen. Aber niemand wird wohl behaupten, dass das kein Blues ist!
 
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Danke erstmal für die schnelle Antwort!

Ich werd mir deinen Rat zu herzen nehmen, denn ich denke wirklich oft das ich mehr Noten nehmen muss.
Mit dem "Licks aneinanderreihen" hab ich so Probleme, da ich den Übergang nie so wirklich hinkriege. Dadurch geht dann so ein bisschen der "Flow" verloren und es klingt abgehackt und zusammenhangslos.

Die Übung klingt definitiv Sinnvoll! Werd ich auf jedenfall mal ausprobieren.

Und das mit dem Hören kann ich bestätigen. Ich wundere mich jedesmal mit wie wenig Noten B.B. King auskommt und frag mich dann warum ich das nicht schaffe.
 
Hör dir mal die Soli von Angus Young genau an und analysiere da mal 1-2. Der macht auch nix anderes als Blues Licks aneinander reihen. Die ganz, ganz große Kunst ist halt im richtigen Moment den richtigen Ton mit dem richtigen Ausdruck zu spielen. Das hat neben der richtigen Technik sehr, sehr viel mit Gefühl und Selbstbewusstsein und Sicherheit zu tun. Das kriegst du aber nur, wenn du viel spielst. Viel improvisieren, genau hören was andere machen und dann hinhören was du so machst. Spiel viel zu Backings und nimm den Kram auch auf. Wenn schon nicht für andere, dann zumindest für dich um dir auch mal selbst zuzuhören.

Edit: Und vor allem spiele und improvisiere in unterschiedlichen Tonarten. Also nicht immer nur in A-Moll oder E-Moll, sondern such dir mal gezielt Backings in G-Moll oder D-Moll, damit du Sicherheit in der Pentatonik bekommst, auch wenn du dich mal nicht in "gewohnten" Tonarten aufhälst. Und auch mal experimentieren. Also, statt in E-Moll nur E-Moll zu spielen, spiel halt mal A-Moll drüber. Die Skalen unterscheiden sich da eh nur in einem Ton, der kann aber eine Menge ausmachen.
 
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Das wichtigste und schwierigste beim Improvisieren, damit man nicht nur planlos rumdudelt, ist, sich jeden Ton den man spielt schon vorher im Kopf vorstellen zu können und so Läufe und Lick-aneinanderreihungen im Kopf vorher genau zu Planen.
Versuch also deine Licks nicht nur spielen zu können, sondern ihren Klang genaustens verinnerlicht zu haben.
Dann, wenn du über ein Backing spielst, spielst du ein Lick und versuchst dann im Kopf vorzustellen, wies danach weitergehen soll. Dann probierst du beim 2. Durchlauf diese gedachten Töne auch zu spielen. Das wird nicht auf Anhieb klappen, das kann sogar Jahre dauern, bis man wirklich gut darin wird.
Im Endeffekt aber, werden deine Solos dann nicht nur sinnlose Aneinanderreihungen von Licks sein, sondern musikalische Ideen, mit einem Aufbau und einer Melodie. Und das ists ja, was Musik ausmacht. Licks sind dabei die Bausteine, die das Konstrukt stützen.

Es hilft, wenn man das was man spielt, gleichzeitig mitsingt. So bekommt man ein besseres Gefühl für die Actio und Reactio beim Improvisieren.
 
Mit Backings hab ich leider so meine Probleme =(
Wenn ich improvisier dann konzentrier ich mich immer voll auf die Finger und hör dann nicht genau hin und dann passt das mit dem Timing nie.
Ich bin dann immer frustriert und dudel lieber ohne Begleitung vor mich hin.
Dass das vom lernen her wenig bringt ist mir natürlich auch bewusst, aber da siegt die Frustration leider über die Vernunft
 
Die Tips von Azriel, emptypockets und D?de sind alle klasse, würd' ich noch ergänzen durch Pausen.

Mach' einfach mal eine Pause von einem Takt, wenn Du ein Lick gespielt hast. Das Lick wirkt dann intensiver, und Du hast Zeit, ein neues Lick - kann auch aus der Lick Library sein - zu spielen. Wenn Du das mehrere Male durchziehst, kommen Dir beim dritten Mal schon Ideen, wie Du einen leeren Takt füllen kannst, indem Du zwei Licks miteinander verbindest.

Timingprobleme über Backingtracks löst Du, indem Du sparsam spielst. Halt' einfach mal eine Note, z.B. die Quinte der Tonika, also das e in A7, über einen Takt und teile es rhythmisch auf.
 
Danke für die Tipps! Werd ich auf jedenfall mal probieren und sehen ob das mein Timing verbessert
 
Mit Backings hab ich leider so meine Probleme =(
Wenn ich improvisier dann konzentrier ich mich immer voll auf die Finger und hör dann nicht genau hin und dann passt das mit dem Timing nie.
Ich bin dann immer frustriert und dudel lieber ohne Begleitung vor mich hin.
Dass das vom lernen her wenig bringt ist mir natürlich auch bewusst, aber da siegt die Frustration leider über die Vernunft

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Ich bin kein großer Blueser, aber immer, wenn ich sowas spielen will, fällt mir auf, wie wichtig das Backing ist. Die coolen Momente entstehen meistens dann, wenn man z.B. ein Lick wiederholt und sich die Begleitung ändert, oder man die Betonung genau aufs Ende der Begleitung oder eben nicht legt usw...
Wenn du technisch so fit bist, dass du nicht über deine Finger nachdenken musst, um "einfache" Pentatonik zu spielen, kannst du ja erstmal dabei bleiben und drauf achten, wie du die Sachen an welchen Stellen einsetzen kannst. Für ein richtiges Solo spielt man das dann oft viele Male, nimmt sich Sachen raus, die einem gut gefallen haben und bringt die zusammen..

Was für Backings nimmst du? Ich würde einfach 4 Akkorde übereinander spielen und nen Schlagzeug drauflegen, das die Betonungen klar macht und das Ende der Durchläufe ^^ kann man schon ne Menge mit machen
 
Du sollstest dich letztendlich fragen, ob du immer nur für dich allein zocken willst, oder auch mal mit anderen zusammen Musik machen willst.
Wie willst du in einer Band einen Song spielen, wenn du schon bei einem Backing unüberwindliche Probleme siehst?
Hier hilft echt nur die Backen zusammenkneifen und üben, üben, üben....
 
Ich würd gerne mit andern zusammenspielen, aber ich find einfach niemanden. In meinem Freundeskreis bin ich der einzige, der ein Instrument spielt und singen kann auch niemand.
 
Sehr interessanter thread und es trifft auch genau mein Problem. Ich neige auch dazu, Skalen sinnlos rauf und runter zu dudeln und irgendwie klingt das sehr bescheiden. Ich bemühe mich auch von einem bestimmten Lick bzw. einer kurzen Phrase aus zu gehen und mich auf wenige Noten zu beschränken - aber bis man das verinnerlicht hat, sodass es auch nach was klingt, dauert verdammt lang - da hilft nur viel üben, hören und sich aufnehmen und kritisch abhören. Mir hat übrigens auch ein Video geholfen, nämlich das hier:
http://www.youtube.com/watch?v=eu4etPLecrQ

Noch viel Spaß beim Solieren üben.....du bist nicht alleine mit dem Problem. ;)
 
Versuch mal dich nur auf eine Saite festzulegen. z.B. die höhe e Saite. Und dann spiel dein Solo zu nem Backingtrack nur auf dieser Saite. Such dir, falls du nicht weißt, welche Töne zur Pentatonik/Tonleiter gehören diese vorher raus (für die e Moll sind es: e (fis) g (a) h (c) d. In Klammern die Töne für die Tonleiter ) und dann improvisiere nur auf dieser Saite. Schon allein dadurch, dass du keine Läufe, die du sonst spielst auf einer Saite spielen kannst wirst du viel melodischer spielen. Man beginnt dann irgendwie auf das zu hören, was man spielt. Und ganz nebenbei lernt man auch die Positionen der einzelnen Töne auf dem Griffbrett.
Weiterhin gut sind die schon gemachten Vorschläge: die Tonanzahl zu limitieren (amptypockets) und sich vorzusingen und gleichzeitig mitzusingen (D?de), wobei die zweite Methode mmn eher etwas anspruchsvoller ist und du mit ihr wegen der Timingprobleme noch ein wenig warten solltest.
Ach ja: Timing ist absolut unerlässlich beim solieren, also ÜBEN!!!
 

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