haben uns heute an die vocal aufnahme gemacht, da vocals ja recht schwierig zu mixen sind, da sie ja doch das zentrum eines lieds bilden wollte ich fragen ob ich ein paar tips und tricks fürmich parat habt.
Vocals zu mixen ist nicht schwierig.
Schwierig ist es nur, den Mix _um_ die Vocals zu bauen
für das mischen von drums und gitarren gibt es eine tolle seite eines schweizer tonstudios das einem gewisse vorschläge bezüglich EQeinstellungen gibt (hab link gerade nicht parat)
gibt es sowas ähnliches auch für vocals?
Generell sollte man sich nicht all zu sehr an irgendwelchen Vorlagen festhalten. Allenfalls kann man generelle Anhaltspunkte geben, aber keine Patentrezepte im Sinne von "ziehe immer 250Hz". Das funktioniert nicht.
was mir am meisten sorgen bereitet...
wie bekomme ich die stimme in den vordergrund?(EQ), welche frequenzen bestimmen den klang und die definition der stimme? etc.
Die Stimmen in den Vordergrund zu bekommen, ist generell kein Problem: Hart komprimieren, 3kHz drastisch anheben und den restlichen Mix leiser machen
SCNR
Ok, vielleicht etwas praxistauglicher:
Ich versuche häufig, einen Mix mit Bassdrum und Bass anzufangen. Danach kommen mal kurz alle anderen Spuren dazu, um einen groben Überblick zu bekommen. Wenn Bassdrum, Snare und Bass stehen, kommt langsam das restliche Schlagzeug grob dazu, dann die Vocals. Alles andere baue ich um die Vocals herum, vor allem Gitarren sind da manchmal etwas tricky.
Ob sich Vocals gut durchsetzen, liegt erstmal am Arrangement - liegen da noch 5 Gitarrenspuren, ein Saxophon und eine Hammond nebst Akustikgitarre im Weg, wird es unnötig schwierig. Zu Nutze machen kann man sich den Umstand, dass Eingriffe bei Instrumentenspuren nicht so drastisch auffallen wie unnatürlich klingende Vocals.
Oft bekomme ich z.B. Mixes die an sich vollkommen ok sind, die Vocals aber irgendwie untergehen (obwohl sie gut klingen). Da reicht es oft schon, im restlichen Mix bei 1...4kHz ein wenig breitbandig abzusenken, um vor allem die Gitarren aus dem Weg zu stellen.
Ganz grob:
Low-Cut setzen (Rumpeln, Stativgeräusche etc. wegmachen).
Bei ~80Hz kann eine Männerstimme evtl. etwas Kraft vertragen.
~250Hz und halbwegs breitbandig drumherum mumpfelt gerne mal - hier ziehen, das gibt auch etwas Raum für die Low-Mids der Gitarren.
0,8-1,4kHz kann Präsenz bringen, aber auch "topfig" klingen (oder Raum für z.B. Hammond geben).
2-4kHz gibt Schärfe und einen guten Teil Sprachverständlichkeit. Hier liegt der "Sängerformant", bei vielen Frauenstimmen sollte man da vorsichtig sein. Auch kommt man sich da gerne mal mit E-Gitarren ins Gehege.
4-8kHz bringt Sprachverständlichkeit, u.U. aber auch überdeutliche Konsonanten und S-Laute
~10-12kHz bringt "Luft", "Mund" und Atemgeräusche. Das kann sehr edel klingen, aber auch S- und F-Laute überbetonen.
Zugegeben, es kann trickreich sein, die optimale Balance zu finden, also die Vocals weder im Mix zu versenken noch "einen halben Meter über dem Mix" stehen zu lassen - vor allem bei relativ vollen Mixes.
Beim Einsatz von Hall vorsichtig sein: Ich mag (auch hörbaren) Hall auf Vocals, allerdings schiebt man die Stimmen damit u.U. sehr weit in den Hintergrund.
Manchmal hilft es, dem Instrumentalmix einen leichten Hall (kurzes Room- oder Plate- Programm) mit wenig Pre-Delay zu geben und den Vocals gleichzeitig eine nicht zu aufdringliche Plate mit deutlich mehr Pre-Delay.
Das gib - wenn man es richtig macht - eine schöne Tiefenstaffelung, integriert die Vocals prima in den Mix und stellt sie (durch das Pre-Delay) näher an den Zuhörer, während der Backingtrack zwar nicht verschwindet, aber durch den kurzen Hall etwas in den Hintergrund tritt.
Anschaffungstip: "Mixing Engineer's Handbook" von Bobby Owsinski.