Viele sagen ja: Kein Amp Modeler, da tweakt man nur, anstatt zu spielen...

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Viele sagen ja: Kein Amp Modeler, da tweakt man nur, anstatt zu spielen...

Ich will mal diese Frage hier in die runde werfen, wie es euch da so geht. Ich selber nutze ein Axe-Fx und komme da mit default settings "preset from scratch" eigentlich genauso schnell zu einem spielbaren Sound, wie damals, als ich noch Röhrenamps gespielt habe.

Dazu mal drei kurze Beispiele, in denen ich aus dem nichts innerhalb von 50 Sekunden einen spielbaren sound habe, der gar nicht mal schlecht klingt, ohne auch nur EINEN Parameter in der Amp Simulation oder Cab-Simulation anzufassen. Allerdings muss die IR passen, klar...


#1: Axe-Fx Amp Sim: Plexi 50W HI2 & cabIR.eu MR-AX1960_FOCUS_CAB IR
Spielbereit ab Minute 0.49
Benutzte Gitarre: ES-335


#2: Axe-Fx Amp Sim: Deluxe Tweed & cabIR.eu FE-TWEED_FOCUS_CAB IR
Spielbereit ab Minute 0.43
Benutzte Gitarre: Stratocaster (SSS)


#3: Axe-Fx Am Sim: ODS-100 & cabIR.eu CU-THIELE_FOCUS_CAB IR
Spielbereit ab Minute 0.40
Benutzte Gitarre: ES-335



Welche Erfahrungen habt ihr da so? Wie macht ihr es? Ewig tweaken? Fertige Presets von anderen nehmen? Genervt den Modeler beiseite legen und wieder auf "analog" umsteigen? Oder klappt das bei euch auch so schnell und einfach, wie es mir eigentlich mittlerweile mit dem Axe-Fx geht, welches ich auch in der Band nutze und hier einige Zeit brauchte, bis ich den Bogen raus hatte, auch im Bandkontext mit dem Sound zu bestehen und mittlerweile nicht mehr zurückblicken mag ... Mittlerweile bin ich zu dem Schluss gekommen: "Keep it simple". Modeler verleiten zwar mit ihren unübersehbar vielen Parametern rumzuschrauben, bis alles kaputt geschraubt ist, aber wenn ich mich selber beschränke und mich auf das wesentliche konzentriere und nicht dem letzte halben Prozent "sound" hinterherrenne, wie ich mit meinem analogen besteck auch nie getan habe, dann finde ich, geht es mit (guten...) Modellern heutzutage genauso gut und schnell, wie mit einem echten Amp.

Ich finde, der Trick ist es, erst mal eine passende cab IR zu finden (wenn man nicht mit realer Gitarrenbox spielt) und DANN ERST eventuell Feineinstellungen am Amp vornimmt (EQ, etc...)
 
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Viele Modeller bieten Einstellmöglichkeiten, wo man sich schnell mal verrennen kann. Als erstes sollte man sich natürlich mal mit dem Gerät bzw. der Software auseinandersetzen, wie die funktioniert und was sie mir bietet. Bei einem analogen Amp ist es genauso. Der EQ eines Mesa reagiert anders, als der eines alten Marshalls.

Von fertigen Presets halte ich nichts. Die sind oft überladen und sollen zeigen, was möglich ist (X Effekte gleichzeitig usw.). Daher fange ich immer mit "leeren" Profilen an. In der DAW ist es so, dass ich mir in der Regel eine Tubescreamer-Sim in den ersten Slot lege, die ich bei Bedarf als "Aufräumer" nutze. Dann kommt eine Ampsim und danach der IR-Loader. Beim Amp lasse ich erst einmal die Standard-Settings drin und teste verschiedene IRs. Mit der Zeit weiß man schon, was da passen könnte und hat schon ein paar Presets abgespeichert. Danach drehe ich an den Reglern der Ampsim (Verzerrung, EQ) bis der Sound passt. Wenn Bedarf besteht, lege ich noch ein Reverb in einen weiteren Slot.

So viel anders, wie ein normales Setup ist das nicht. Die Regler sind halt digital, aber man muss auch nicht alles nutzen. Ich kann bei Bedarf noch mit graphischen EQs usw. hantieren, nötig ist es fürs Spielen aber nicht unbedingt, es sei denn, man möchte Sounds richtig verbiegen. Beim Mischen mag das wieder anders aussehen.

Anfangs braucht man etwas länger, besonders wenn man viele IRs hat :). In der Realität hat man doch nur eine Box und ein Mikro hängt auch nicht davor, wenn man nur spielt. Da ist diese Position der Soundkette also etwas einfacher und eingeschränkter. Die IR ist aber sehr wichtig. Selbst ältere Ampsims können mit guten IRs noch einigermaßen aktuell klingen.

Man muss nicht jeden Knopf drücken oder an jedem Regler drehen.
 
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@Stratz ... da haben wir ja die identische Vorgehensweise ... bis auf den Tubescreamer ... der hat einen low-cut, oder shelf ... jedenfalls eine Bassausdünnung, die sehr weit hoch geht. (Höhen werden auch beschnitten) Klar kann man damit "aufräumen", aber er fügt halt auch immer seinen sehr eigenen, mitten geprägten Ton hinzu. Muss man wollen! Die Dinger sind ja nicht umsonst in einer Ära auf den Markt gekommen, als die halbe Welt Plexis spielte, also NON Master Amps, die tierisch im Bassbereich anfangen zu "suppen", wenn der Power-Amp zwecks gewünschter Zerre "völlig überfahren" wird.... jedenfalls reime ich mir das so historisch betrachtet zusammen ... :D
 
Heute wird der Tubescreamer auch noch gerne vor "modernen" Amps eingesetzt. Der Sound ändert sich natürlich, das stimmt. Aber ein Mesa Rectifier kann so gut im Bassbereich "gezähmt" werden. Und eine JCM800-Sim mit TS davor liefert den altbekannten 80s-Metalsound. Eine Pflicht ist er aber nicht. Hängt halt immer davon ab, wohin man klanglich will.
 
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Also, bei mir ist es bei Röhren-Amp+Pedalborad & AX8-Modeller genau gleich. Wenn ich mal einen Sound gefunden habe, der halbwegs passt, verändere ich fast nichts mehr. Es hat nur länger gedauert, bis ich mich mal drangetraut habe, ein eigens Preset nach meinen Bedürftnissen zu erstellen. Wer natürlich an seinem analogen Setup ständig rumschraubt und Effekte tauscht, hat dafür bei einem Modeller noch viel mehr und einfachere Möglichkeiten, in denen er sich aber auch entsprechend verlieren kann...
 
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Ich kannte einige Gitarristen mit analogen Amps und analogen Effektgeräten die auch nicht gespielt sondern nur getweakt haben ;)
Vermutlich haben sich diese Typen schon lange Modeller gekauft :evil:
 
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Da Erfahrungsberichte gefragt sind:
Ich bin einer der typischen "Wiedereinsteiger". Am Ende meiner Studentenzeit (1995) spielte ich ein Stereo-Rack-System mit 3-4 19" Effekten angelangt. Ich war also auch schon immer eher technik-afin.
Dann Umzug, Job, Familie, keine Zeit mehr --> alles verkauft.
Gut 15 Jahren später habe ich mir ein Mac Book gekauft und Garage Band darauf entdeckt, was spontan den Wunsch ausgelöst hat, wieder Musik zu produzieren.
Der (Wieder-)Einstieg war dann extrem einfach und günstig. Nach kurzer Suche hatte ich das Vox Tonelab ST gefunden. Was für sehr kleines Geld sehr brauchbare Sounds liefert. Gleichzeitig eine Audio Interface zum aufnehmen. Super!

Dann jedoch das "Aber". Wenn ich mich in meinen Musikkeller zurückgezogen hatte, habe ich mindestens 75% der Zeit damit verbracht, die unterschiedlichen neuen Sounds auszuprobieren. Da habe ich noch gar nicht getwaekt, denn da kamen immer wieder neue coole Sounds raus.
Dann stellte ich jedoch auch fest, dass ich bei den Presets und Userlibrary keinen Sound gefunden habe, der mich für Bluessachen so richtig zufrieden stellt.
Da hatte ich dann schon den Ehrgeiz, aus den vielen Amp und Speaker Simulationen die "Richtige" auszuwählen, um einen dynamischen und authentischen Crunsh-Sound hinzubekommen. Das gefiel mir dann mal mehr, mal weniger....
Schlussendlich habe ich es dann aber doch aufgegeben und mir einen kleinen Röhrenverstärker gekauft, den ich für gut klingend befunden hatte.
Von da ab habe ich es als regelrecht "entlastend" empfunden, gar nicht mehr auf die Idee zu kommen, da könne man jetzt noch viel mehr rausholen. Das klingt wie es klingt und gut!
Ich habe zwar mittlerweile noch mal die Soundrichtung und damit den Verstärkertypus gewechselt, aber unterm Strich ist Soundshaping zeitmäßig kein anspruchsvolles Thema mehr und wenn ich die Gitarre in die Hand nehme, mache ich Musik.
 
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Ich denke das ist wirklich eher eine Frage des einzelnen Gitarristen. Ich kenn Leute die sich an nem Einkanaler zu Tode Tweaken können. Ich selber spiele meistens Modeller bzw Software notgedrungen weil ich in ner hellhörigen WG wohne und fast kein "echter" Amp über Kopfhörer richtig geil klingt. Ich denke nicht das ich länger einstelle als wenn ich den echten Amp vor mir hätte. Ich probiere schon rum aber als ich an etwa dem Rectifier im Bias FX meine Einstellung hatte war auch gut. Seitdem Tweake ich kaum noch.

Also ich denke es kommt auf den Typ an.
 
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Viele sagen ja: Kein Amp Modeler, da tweakt man nur, anstatt zu spielen...
Dann solltest du mal die Röhrenamp-Selberbauer fragen, wie deren Verhältnis tweaken vs. spielen ist ;-)
Und als zweite Frage, welche Sounds isoliert total geil klingen aber dann im Bandkontext völlig versagen....
 
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Ich finde, der Trick ist es, erst mal eine passende cab IR zu finden (wenn man nicht mit realer Gitarrenbox spielt) und DANN ERST eventuell Feineinstellungen am Amp vornimmt (EQ, etc...)

Unbedingt. In der Realität hat man ja am Amp auch erstmal eine Box hängen, bevor man schraubt. Abgesehen davon, dass bei den wenigsten von uns 300 Boxen als Alternative rumstehen dürften...

Daneben vertrete ich ganz persönlich eh die Philosophie, dass es einem eigenständigen, identifizierbaren Bandsound nicht gut tut, wenn sich die Gitarre bei jedem Song komplett anders anhört. Das mag anders sein, wenn ein anderes Instrument diesen Bandsound maßgeblich definiert und die Gitarre nur die Würze dazu gibt, oder wenn man ausschließlich Cover spielt und alles "wie auf CD" klingen soll. Für mich persönlich hat jedenfalls immer der Ansatz am Besten funktioniert, die Modelling-Sounds wie zusätzliche Kanäle meiner Röhren-Preamps einzusetzen.

Gruß, bagotrix
 
Ich benutze Modelling Software nicht anders als "echte" Verstärker.Erstmal einen schönen Cleansound einstellen,keine Stomps oder andere Spielereien.Darauf baue Ich dann weitere Sachen auf,bis hin zum Gezerre.
Da Ich kein Freund von HighGain bin,ist es auch nicht so kompliziert was amtliches zu finden.HighGain kann Ich irgentwie nicht.
Schön ist natürlich,das man sich jetzt keine Reglerstellung mehr merken muss,sondern einfach abspeichert.
Ich bin erst spät auf die Cab Ir´s aufmerksam geworden.Damit ist natürlich eine andere Klangdimension erreicht.Ich kann da alles von OwnHammer empfehlen.
Ich bin jetzt nicht so der Tweaker,aber bei Revalver 4 macht es schon Spaß,den einen oder anderen Wiederstand,Kondensator oder die Röhren zu wechseln.
Alles,wo Ich beim echten Amp die Finger von lassen würde.
:great:
 

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